Projekt 25771/01

Praxistest des DSS-WAMOS am Beispiel zweier Waldmoorgebiete in Nordwestdeutschland – Anwendung eines Entscheidungsunterstützungssystems zur Umsetzung und Erfolgskontrolle von Renaturierungsvorhaben in Waldmooren

Projektträger

Niedersächsische Landesforsten Forstamt Dassel Funktionsstelle für Waldökologie und Naturschutz
Wedekindstr. 29
37586 Dassel
Telefon: 05564-9722-23

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In Waldgebiete eingebettete Moore (Waldmoore) stellen auf großen Flächen Nordwestdeutschlands typische natürliche Landschaftselemente dar. Wie kaum ein anderes Ökosystem sind sie allerdings hochgradig gefährdet und in ihrer Funktionsfähigkeit stark beeinträchtigt.
Bei der Renaturierung von Waldmooren besteht aus verschiedenen Gründen (Arten- und Biotopschutz, Wasser- und Klimaschutz) akuter Handlungsbedarf. Daher haben sich die Niedersächsischen Landesforsten (NLF) das Ziel gesetzt, im Rahmen einer multifunktionalen nachhaltigen Waldbewirtschaftung (LÖWE-Programm) den natürlichen Wasserhaushalt in entwässerten Feuchtbereichen nach Möglichkeit wiederherzustellen, soweit die hierfür erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung stehen. Mehrere Renaturierungsvorhaben befinden sich in der Umsetzung oder Planung.
Für diese Vorhaben bedarf es einer zielgerichteten Gebietsauswahl und Maßnahmenplanung, um den Erfolg der Maßnahmen zu sichern und die begrenzten Mittel effizient einzusetzen. Mit dem von der DBU geförderten Vorhaben Decision Support System für den Waldmoorschutz (DSS-WAMOS) ist hierfür ein Instrument entwickelt worden, das einen wesentlichen Fortschritt bei der Umsetzung von Renaturierungsvorhaben in Waldmooren erwarten lässt.
Mit dem beantragten Vorhaben soll das DSS-WAMOS am Beispiel nordwestdeutscher Waldmoore evaluiert und darauf aufbauend Anregungen für die weitere Optimierung des Instruments gegeben werden. In Beispielgebieten sollen Revitalisierungsmaßnahmen eingeleitet, durchgeführt und durch das DSS-WAMOS begleitet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls Testgebiete wurden drei Waldmoore im Solling und ein Beispielgebiet im niedersächsischen Tiefland ausgewählt.
Im Solling handelt es sich um soli-ombrogene Hangmoore, die in unterschiedlichem Ausmaß durch Entwässerungsmaßnahmen degradiert worden sind. Hier kam erstmals in Deutschland ein Komplettverschluss der Entwässerungsgräben mit Sägespänen in den zwei Teilgebieten Teichwiesen und Heidelbeerbruch zum Einsatz. Zusätzlich wurde die Fichtenbestockung ganz oder teilweise entfernt.
Beim Hörsten Bruch, dem Beispielgebiet im niedersächsischen Tiefland, handelt es sich um ein Niedermoor mit Resten von Erlenbruchwäldern und einem Nasswiesenbereich entlang von zwei Fließgewässern. Erste Renaturierungsmaßnahmen wurden bereits 2003 durch den Einbau von 25-30 cm hohen Sohlschwellen durchgeführt. Zudem wurde die aktive Gewässerunterhaltung seit Ende der 1990er Jahren ausgesetzt.
Gegenstand der Evaluation des DSS-WAMOS waren zum einen der Kartierbogen des DSS-WAMOS (Waldmoor-Kartierbogen) und zum anderen das Entscheidungsunterstützungssystem selbst. Die Evaluation wurde weiterhin in einen Nutzertest und die Prüfung der Übertragbarkeit auf Nordwestdeutschland aufgeteilt.
Insgesamt 7 Personen haben eine Pilotfassung des DSS-WAMOS in 5 Gebieten getestet. Die Evaluation erfolgte nach einem standardisierten Bewertungsbogen. Zusätzlich bestand die Möglichkeit der freien Kommentierung. Standardbewertung und Kommentare wurden von der Entwicklergruppe des DSS-WAMOS zur Optimierung des Systems vor dessen Freischaltung im Internet im Oktober 2009 genutzt.
Die Frage der Übertragbarkeit auf die moorkundlichen Verhältnisse Nordwestdeutschlands wurde in einem gesonderten Expertengutachten bearbeitet.


Ergebnisse und Diskussion

Die ersten Ergebnisse der Erfolgskontrolle im Solling deuten auf eine hohe Wirksamkeit der Renaturierungsmaßnahmen hin. Im Hörsten Bruch zeigen die Ergebnisse der Erfolgskontrolle jedoch, dass weder durch die eigendynamische Renaturierung der Gewässer noch durch den Einbau der Sohlschwellen die Degradation des Niedermoores aufgehalten werden konnte. Der formalrechtliche Zielkonflikt zwischen Gewässerschutz und Moorrenaturierung bedarf einer weiteren komplexen Planung, die durch das Projekt vorbereitet, jedoch nicht abgeschlossen werden konnte.
Die Evaluation des DSS-WAMOS ergab, dass der Waldmoor-Kartierbogen hinsichtlich Verständlichkeit, Zielgenauigkeit und Praxistauglichkeit gut bis befriedigend abschneidet. Die Nutzung des Bogens setzt einschlägige Kartiererfahrung bzw. eine entsprechende Schulung voraus. Als Zielgruppen werden die forst- und naturschutzfachliche Planungsebene und die Wissenschaft identifiziert. Das DSS-WAMOS selbst wird hinsichtlich der Eignung für die Gebietsauswahl und die Planung der Renaturierungsmaßnahmen insgesamt gut bewertet. Die Beurteilung von Handhabbarkeit und Effizienz fällt ebenso positiv aus wie die Beurteilung der Übertragbarkeit und des Beitrags zur Lösung von Zielkonflikten.
Im Zuge des Gutachtens zur weiteren Klärung der Übertragbarkeit auf Nordwestdeutschland wurden die Unterschiede zwischen nordost- und nordwestdeutschen Waldmooren deutlich. Diese stehen jedoch der Übertragbarkeit des auf den moorkundlichen Verhältnissen Nordostdeutschlands basierenden DSS-WMOS nicht grundsätzlich entgegen. Bestätigt wird, dass die Anwendung des Kartierbogens Grundkenntnisse auf den Gebieten Moor-, Torf- und Vegetationskunde sowie Hydrologie voraussetzt, sodass eine Schulung der Kartierer erfolgen sollte.
Eine Bearbeitung der vier Testgebiete mit der optimierten Version des DSS-WAMOS zeigte, dass zum einen die Handhabbarkeit entscheidend verbessert worden ist und zum anderen die Gebietsanalyse und die Maßnahmenvorschläge sehr treffend waren. Die weitere Erprobung und Optimierung des DSS-WAMOS sollte im Zuge der laufenden Weiterentwicklung des Systems erfolgen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt und die Renaturierungsmaßnahmen im Solling wurden im Rahmen einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit durch Artikel in der Lokal- und Fachpresse, Präsentationen, Radiobeiträge und eine Broschüre sowohl regional wie überregional bekannt. Dauerhafte Einrichtungen vor Ort machen auf das Projekt aufmerksam und informieren die Besucher. So werden in einem Info-Pavillon am Heidelbeerbruch die dort durchgeführten Maßnahmen erläutert. Eine interaktive Station an den Teichwiesen bringt den Besuchern das Thema Moor-Renaturierung nahe.
Auf der gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Moor- und Torfkunde ausgerichteten Abschlussveranstaltung wurden die Projektergebnisse im Expertenkreis diskutiert und vor Ort vorgestellt.


Fazit

Insgesamt kann das DSS-WAMOS als eine wichtige Unterstützung zur zielgerichteten Renaturierung von Waldmooren in Nordwestdeutschland empfohlen werden. Mit dem DSS-WAMOS lassen sich geeignete Gebiete für Revitalisierungsmaßnahmen effektiv und auf einer soliden fachlichen Grundlage identifizieren. Das DSS weist den Nutzer auf die entscheidenden Vorbedingungen für den Erfolg einer Maßnahme hin, hilft bei der Entwicklung von Leitbildern und der Ableitung von geeigneten Renaturierungsmaßnahmen. Zudem erleichtert es durch zahlreiche Erläuterungen und Literaturhinweise die Einarbeitung in das Themenfeld Moor-Renaturierung. Mit dem abschließenden Ergebnisbogen erhält der Nutzer eine prägnante Dokumentation der Hauptergebnisse.
Eine weitere Anpassung des Instruments an die nordwestdeutschen moorkundlichen Verhältnisse ist jedoch ebenso Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung in Nordwestdeutschland wie eine spezifische Schulung der Anwender.

Übersicht

Fördersumme

123.000,00 €

Förderzeitraum

01.01.2008 - 31.12.2009

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz