Projekt 25746/01

Nachhaltige Optimierung der Bekämpfung von Blattläusen (Phorodon humuli) im Hopfen (Humulus lupulus) durch Bekämpfungsschwellen und Züchtung Blattlaus toleranter Hopfensorten

Projektträger

Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung Arbeitsbereich Hopfen
Hüll 5 1/3
85283 Wolnzach
Telefon: 08442/9257-13

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Hopfenblattlaus ist ein regelmäßig vorkommender Schädling in allen Hopfengärten. Um vermarktungsfähigen Hopfen produzieren zu können sind Bekämpfungsmaßnahmen notwendig. Ziel des Projektes ist die Erarbeitung einer mit wissenschaftlichen Methoden abgesicherte Bekämpfungsschwelle. Es ist dazu zu prüfen, ob und wenn ja, unter welchen Voraussetzungen (z.B. Sorte, Wachstumsstadium, Zeit bis zur Ernte) eine bestimmte Anzahl Blattläuse pro Blatt bzw. Dolde geduldet werden kann, ohne dass zum Zeitpunkt der Ernte die Dolden qualitativ und quantitativ negativ beeinflusst werden.
Im zweiten Teil des Projektes soll ein vielversprechender Labortest standardisiert werden. Bereits an Sämlingen sollen genetisch festgelegte Resistenzen gegen die Hopfenblattlaus festgestellt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Erarbeitung der Bekämpfungsschwelle erfolgt in Freilandversuchen. In vier unterschiedlich anfälligen Sorten wird an jeweils 15 Standorten die Populationsentwicklung der Blattlaus im 10 - 14 -tägigen Rhythmus beobachtet. Dazu wird in den ausgesuchten Hopfengärten bei der ersten Spritzung eine Parzelle mit ca. 300 m² nicht behandelt. Bei einer in der Regel notwendigen zweiten Spritzung bleibt zusätzlich eine weitere Parzelle von ebenfalls ca. 300 m² unbehandelt. Zum Zeitpunkt der Doldenbildung ist die Anzahl an Blattläusen von entscheidender Bedeutung, da diese später in die Dolden abwandern und dann nicht mehr bekämpft werden können. Die Erfassung der Blattläuse in den Dolden erfolgt im Labor mit einer Berlese-Apparatur. Über eine Wärmequelle wird versucht, die Tiere aus den Dolden zu vertreiben und in einem Gefäß zu sammeln. Zur Ernte werden aus allen Parzellen Doldenproben entnommen und auf Befall bonitiert, sowie die wertbestimmenden Inhaltsstoffe analysiert (Bittersäuren, Ätherisch Öle, Polyphenole). Zusätzlich werden von jeder Sorte in drei bis vier Hopfengärten die Erträge in den verschiedenen Varianten ermittelt.
Testgrundlage zur Ermittlung der Resistenz sind Blätter verschiedener Hopfensorten bzw. von Zuchtstämmen. In Blattlauskäfigen auf den Blättern werden ausgehend von einer Junglarve über drei Wochen verschiedene Daten dreimal pro Woche erhoben; z.B. die Entwicklungsdauer von der Larve bis zum adulten Tier und die Gesamtzahl der abgesetzten Larven. Der Test wird insgesamt positiv bewertet, wenn die Reproduzierbarkeit über verschiedene Blattlauspopulationen und weiteren Kriterien möglich ist.


Ergebnisse und Diskussion

Generell litt das Teilprojekt Erarbeitung einer Bekämpfungsschwelle darunter, dass von den drei Versuchsjahren nur 2009 auswertbare Ergebnisse erzielt werden konnten, da 2008 der hohe Blattlausbefall der Versuchsparzellen schnell komplett zusammenbrach und 2010 praktisch kein Befall zu verzeichnen war. Für eine gesicherte Aussage zu einer konkreten Bekämpfungsschwelle ist das Datenma-terial daher noch ungenügend und wurde 2011 mit geringerem Bonituraufwand durch weitere Versuchsernten ergänzt (noch nicht ausgewertet). Die Daten gestatten jedoch folgende Ergebnisse in Schlagzeilen:
- Ein standardmäßiger, alljährlicher Insektizideinsatz zur Blattlausbekämpfung auf allen Hopfenflächen ist aus fachlicher wie wirtschaftlicher Sicht unnötig bzw. bedenklich. Die Entscheidung über eine Insektizidbehandlung sollte jedes Jahr aufs Neue getroffen werden und Sortenunterschiede dabei berücksichtigt werden. Diese Forderung ist auch aus Gründen des Resistenzmanagements zukünftig von immer größerer Bedeutung (siehe neues Pflanzenschutzgesetz).
- Selbst starker Blattlausbefall früh in der Saison nach massiertem Zuflug bedeutet nicht zwangsläufig, dass es zur Ernte zu Ertrags- oder Qualitätseinbußen kommt, da gerade diese frühen Gradationen meist sehr schnell auf natürliche Weise durch Nützlinge und entomopathogene Pilze reguliert werden. Eine sofortige chemische Bekämpfung sollte allerdings dann erfolgen, wenn sich junge Blätter durch den Befall einzudrehen beginnen und Wachstumsstillstand droht, insbesondere bei der Sorte Perle. Dieses Problem erstreckte sich nach Projektende im Jahr 2011 sogar auf sehr wüchsige Hochalpha-Sorten.
- Im Gegensatz dazu sind Blattlausjahre, die durch einen verzettelten Zuflug über mehrere Wochen auf niedrigem Niveau charakterisiert sind, eher als gefährlich einzustufen. Die niedrigen Blattlauszahlen sind nicht attraktiv für Prädatoren und eine in solchen Jahren häufig zu früh gesetzte Insektizidbehandlung vor dem Ende des Blattlauszufluges ist praktisch sinnlos. Die wenigen Blattläuse wandern zudem zeitig in die Dolden ab und fallen bei Blattkontrollen kaum mehr auf, so dass es in diesen Jahren leicht zu einer Spätverlausung der Dolden kommen kann, die dann nicht nur ein hygienisches Problem darstellt, sondern auch zu signifikanten Verlusten bei Ertrag und Alpha-Säuren führt.
- Der unnötige, rein prophylaktische Einsatz eines Insektizids oder Akarizids als Bestandteil einer Tankmischung mit 4-5 Mischpartnern kann zu signifikanten Einbußen bei Ertrag und Alpha-Säuren führen.
- Aroma-Sorten sind generell wesentlich weniger blattlausanfällig als Hochalpha-Sorten. Bei der blattlaustoleranten Sorte Spalter Select ist eine Insektizidbehandlung grundsätzlich unnötig.
Die Arbeiten an einem Biotest zur Ermittlung der Blattlausresistenz von Hopfensämlingen haben zur Entwicklung eines einfachen Systems geführt, dass im Gegensatz zum ursprünglich geplanten Einzelblatt-System reproduzierbar zu sein scheint und das Projektziel somit voll erfüllt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Hopfen-Rundfahrt des bayerischen Staatsministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ilmendorf, 26.08.2008. Mit anschließenden ausführlichen Presseberichten, z. B. Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt Nr. 36 vom 05.09.2008, oder Freisinger Tagblatt vom 27.08.2008.
Aphid tolerance of different hop genotypes: First attempts to develop a simple biotest for hop breeding by the use of Phorodon humuli. 2nd ISHS International Humulus Symposium, Gent (Belgien), 03.09.2008
First steps towards a revised control threshold for the damson-hop aphid Phorodon humuli. International Hop Growers´ Convention, Scientific Commission, León (Spanien), 23.06.2009
Das DBU-Blattlausprojekt: Erste Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt zur Blattlausbekämpfung.
Arbeitsbesprechung zum Forschungsprojekt mit Kooperationsbetrieben und Verbänden, Hüll, 05.03.2010
The influence of aphid infestation during the hop growing season on the quality of harvested cones.
EBC Hop Symposium 2010, Wolnzach, 14.09.2010
Publikationen (Auswahl):
Weihrauch F. 2009. First steps towards a revised control threshold for the Damson-hop aphid Phorodon humuli. Proceedings of the Scientific Commission of the International Hop Growers´ Convention, León, Spain, 21-25 June 2009: 82-85
Weihrauch F, Baumgartner A, Felsl M, Lutz A. 2009. Aphid tolerance of different hop genotypes: First attempts to develop a simple biotest for hop breeding by the use of Phorodon humuli. Acta Horticulturae 848: 125-129
Weihrauch F, Baumgartner A, Felsl M, Kammhuber K, Lutz A. 2012. The influence of aphid infestation during the hop growing season on the quality of harvested cones. BrewingScience - Monatsschrift für Brauwissenschaft 65: [in Vorb.]

Übersicht

Fördersumme

282.282,00 €

Förderzeitraum

01.04.2008 - 31.03.2011

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung