Projekt 25549/01

Machbarkeitsstudie zur Beurteilung der Rolle der Landwirtschaft für die Umsetzung des Projektes Das Hirschberger Tal/Kotlina Jeleniogrska (Polen) und seine Bedeutung für die europäische Kulturgeschichte – Analyse, Konzeption und modellhafte Umsetzung

Projektträger

Brandenburgische Technische Universität Cottbus Fakultät Umweltingenieurwesen und Verfahrenstechnik Lehrstuhl Umweltplanung
Erich-Weinert-Str. 1
03046 Cottbus
Telefon: +49 355/69-2454

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Ergebnisse der beantragten Machbarkeitsstudie sind Voraussetzung für das Gesamtprojekt Das Hirschberger Tal/ Kotlina Jeleniogórska (Polen) und seine Bedeutung für die europäische Kulturgeschichte - Analyse, Konzeption und modellhafte Umsetzung. Das Besondere des Hirschberger Tals/ Niederschlesien (Polen) sind jahrhundertealter Landwirtschaftsstrukturen, vereint mit den Gartenland-schaften, die der preußische Adel seit dem 18. Jahrhundert anlegen ließ.
Ziel der Machbarkeitsstudie ist die Prüfung der Rolle der Landwirtschaft im Hirschberger Tal für ein ökonomisch tragfähiges Konzept zum Aufbau der Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte mit der Maßgabe des Erhalts kleiner und mittlerer landwirtschaftlicher Betriebe. Es ist ausgehend von der aktuellen Situation der kleinbäuerlichen Betriebe im Vergleich mit dem Idealzustand der Schlösserlandschaft des Hirschberger Tals um 1900 das Potenzial einer professionellen Vermarktung der Produkte einer landschaftserhaltenden Bewirtschaftung zu ermitteln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAls Voraussetzung für die Erhaltung einer ästhetisch empfundenen Landschaftsdiversität und kulturellen Vielfalt gilt die Stärkung einer regionalen Landwirtschaft mit den Schwerpunkten
- Kulturlandschaftserhalt,
- erfolgreiche Vermarktung regionaler, qualitativ hochwertiger Produkte,
- die Identifikation der lokalen Bevölkerung mit ihrer Landschaft.
Eine landschaftserhaltende, extensive Landnutzung kann jedoch nur greifen, wenn die wirksamen landwirtschaftlichen Strukturen noch vorhanden sind und die aktuelle Situation der Landwirtschaft ein ausreichendes Potenzial zu einer ökonomischen Tragfähigkeit vorhanden ist. Kern der Machbarkeitsstudie ist die Analyse der gegenwärtigen Situation der Erzeuger, Verarbeiter und Vermarkter im Hirschberger Tal. Hierbei werden Schwachstellen aufgedeckt und Potentiale sowohl bei der Produktion, Veredelung und den Wegen zu den Kunden ermittelt. Ähnlich einer Bilanz werden sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite untersucht.


Ergebnisse und Diskussion

Die Bedingungen für die landwirtschaftliche Produktion in der Region des Hirschberger Tals (Kotlina Je-leniogórska) weisen eine große Diversität auf. In den höher gelegenen Gebieten treten schlechtere Bö-den und zugleich strenges Klima auf. In diesen Gebieten tritt als Ackerland genutzte Fläche nur unterge-ordnet auf, jedoch werden größere Flächen als Grünland genutzt. Mit der Höhe über dem Meeresniveau nimmt auch der Grad der Beforstung zu. Beste Bedingungen für die Landwirtschaft treten in den Bezirken Jawor (Jauer) und Z?otoryja (Goldberg) hervor, und die schlechteren in den Bergbezirken: Jelenia Góra (Hirschberg) tj. und Kamienna Góra (Landeshut).
Über die Hälfte der privaten landwirtschaftlichen Betrieben in Sudeten bildeten, sowohl vor dem Krieg als auch heute, kleine landwirtschaftliche Betrieben mit einer Größe von maximal 5 ha. Diese liegen haupt-sächlich in den Gebirgsregionen.
Vor dem Zweiten Weltkrieg betrieben die landwirtschaftlichen Betriebe vor allem Forstwirtschaft oder Tierzucht. Die einheimische Bevölkerung beschäftigte sich daneben mit handwerklichen Gewerben so-wie im Tourismussektor, v. a. durch die Vermietung von Privatquartieren. An Getreidearten werden aktuell vorrangig angebaut: Weizen, Gerste und Roggen. Momentan untergeordnet, allerdings für diese Region charakteristisch ist der Anbau von Hafer und Flachs. Sowohl jetzt, wie bereits vor dem Zweiten Weltkrieg besaß in der Tierproduktion die Rinderhaltung die größte Bedeutung.
Die herausragende Qualität der historischen Kulturlandschaft im Hirschberger Tal ist die Voraussetzung und Motor für die ökonomische Entwicklung der Region. Eine funktionierende Kulturlandschaft bedarf allerdings einer landschaftsgerechten Nutzung. In diesem Kontext ist es erforderlich die traditionell kleinteilige und, wo es die Umstände erlauben, sogar eine ökologisch orientierte Landwirtschaftliche Produk-tion in den kleinen und mittelgroßen Ackerwirtschaften zu fördern und zu entwickeln. Es wurde generell ein hohes Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe in der Region Kotlina Jeleniogórska (Hirschberger Tal) zur Erzeugung traditioneller und ökologischer Produkte festgestellt. In einigen Betrieben ist die Tertiarisierung bereits spürbar und findet in den Angeboten des Agrartourismus und der Pferdehaltung Nie-derschlag. Es ist empfehlenswert, das Wissen und Kompetenz der örtlichen Leader zu nutzen, um die in den anderen Regionen geprüften Lösungen und Erfahrungen zu nutzen.
Es lässt sich ein großes Interesse an regionalen, traditionell und ökologisch hergestellten Erzeugnissen unter den Touristen, der Land- und der Stadtbevölkerung feststellen. Traditionelle oder ökologische Spe-zialitäten werden nur auf den Bauernhöfen selbst angeboten. Einige Restaurants bieten zwar traditionellen Speisen an, aber sie kaufen die Rohstoffe auf dem Großmarkt, wo der Nachweis über die Produktherkunft schwierig ist. Die Untersuchung ergab, dass die große Nachfrage derzeit aufgrund unzureichender Schnittstellen zwischen den Produzenten und Konsumenten nicht befriedigt werden kann. Eingekauft wird zumeist unmittelbar auf den Bauernhöfen und den regionalen Märkten. Die regionalen Produzenten und ihre Erzeugnisse sind nicht erkennbar, weil die Marketingmaßnahmen und Werbung ungenügend sind.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Juli 2007 wurden erste Ergebnisse der Machbarkeitsstudie und das Konzept des vorliegenden Förderantrages Dr. Witte (DBU) in Breslau vorgestellt.


Fazit

Im Hirschberger Tal kann auf eine landwirtschaftliche Struktur zurückgegriffen werden, die mit Hilfe einer Vermarktungskonzeption und deren Umsetzung die Bedeutungsverschiebung von einem vorrangig pro-duzierenden Agrarsektor zu einer landschafts- und identitätsgestaltenden Dienstleistungslandwirtschaft tragen kann. Die Zukunft besteht in einer Mischung kleinerer und mittlerer Betriebe, wobei die mittleren primär markt- und produktionsorientiert ausgerichtet sind und die kleineren eine diversifizierte Struktur aufweisen.
Die Destinationsentwicklung des Hirschberger Tals auf dem Tourismusmarkt ermöglicht den Landwirten die Umstellung zur Dienstleistungslandwirtschaft aufgrund der zu erwartenden steigenden Nachfrage Angeboten, die sich den Reisethemen Landurlaub und Kulinaristik zuordnen lassen. Dringend erforderlich ist der Aufbau eines Verteilungssystems der landwirtschaftlichen Produkte, so dass auch kleinere Betriebe die Möglichkeiten der Vermarktung regionaler Produkte nutzen können. Den Landwirten müssen darüber hinaus Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie die Pflegedienstleistungen in einer Erholungs-landschaft zu ihrer ökonomischen Existenz beitragen.
Insgesamt sind während der Bearbeitung der Machbarkeitsstudie neben einem ehrlichen Interesse auch die Vorbehalte der Landwirte deutlich geworden. Wichtigste Botschaft der landwirtschaftlichen Akteure bei vorhandenem Interesse ist der Bedarf und die Unerlässlichkeit einer spürbaren Einbeziehung in den Aufbauprozess des Regionalmanagements.

Übersicht

Fördersumme

17.037,00 €

Förderzeitraum

10.05.2007 - 09.07.2007

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend