Projekt 25151/01

Otterbahnen nach Oberfranken – ein verbindliches Gewässernetz als Ausbreitungskorridor für den Fischotter zwischen Tschechien und Bayern für Mensch und Natur

Projektträger

Ökologische Bildungsstätte Oberfranken Naturschutzzentrum Wasserschloss Mitwitz e. V.
Unteres Schloss
96268 Mitwitz
Telefon: 09266-8252

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Eurasische Otter (Lutra lutra) gehört zu den bedrohten Arten in Europa. Durch das einst von Otter vollständig besiedelte Europa klafft eine Lücke, welche die Population in eine östliche und eine westliche trennt. Diese Lücke läuft auch durch Deutschland. Während sich der hoch bedrohte Fischotter aber im Norden Deutschlands wieder stetig ausbreitet, schreitet die Wiederbesiedlung im Süden sehr langsam voran. In Nordbayern belegen Nachweise eine vereinzelte Einwanderung in Oberfranken. Dem Otter werden bei der Ausbreitung viele Hindernisse in den Weg gelegt, wie z.B. das Fehlen intakter Gewässerabschnitte oder der Straßenverkehr. Ein weiteres Problem bei der Wiederbesiedlung ist seine Vorliebe für Fisch, welche ihn schon früher zum Feind der Fischwirtschaft gemacht hat.
Das Projektziel von Otterfranken ist deshalb die Förderung der Otterpopulation in Oberfranken über die Planung von Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes und zur Verminderung von Ausbreitungshindernissen, durch ein frühzeitiges Entgegenwirken des Aufbrechens des Konfliktes Otter - Fischerei sowie durch die Förderung der Zusammenarbeit und des Erfahrungsaustausches länderübergreifend zwischen Deutschland und Tschechien. Hierdurch soll die Ausbreitung der Population in Richtung Westen unterstützt werden, um damit langfristig die Wiedervernetzung der getrennten Otterpopulationen in Europa zu erreichen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUm die Otterpopulation in Oberfranken zu fördern, erfolgte eine Bewertung oberfränkischer Gewässer als Lebensraum für den Fischotter. Für diese wurde ein Aktionsplan mit lebensraumverbessernden Maßnahmen erarbeitet.
Eine große Gefahr für den Otter stellt der Straßenverkehr in Oberfranken dar. Otter haben die Angewohnheit, Brücken über Gewässern trockenen Fußes durchqueren zu wollen, was beim Fehlen von Uferrandstreifen zu der oft tödlich endenden Überquerung der Straße führt. Deshalb wurden im Projekt Gefahrenstellen kartiert und bewertet sowie ein Prioritätenkatalog und ein Maßnahmenplan zur Entschärfung der Barrieren erstellt.
In Hinblick auf das Konfliktfeld Otter-Teichwirtschaft gibt es in Tschechien langjährige Erfahrung. Um von den Nachbarn zu lernen, arbeitete das Projekt eng mit dem tschechischen Otter Stiftungsfonds (COFF) und der Agentur für Natur- und Landschaftsschutz der Tschechischen Republik (AOPK) zusammen. Mit diesen erfolgte auch die Plattformbildung zur Förderung der Vernetzung der beiden Länder. Gemeinsam mit den Fischereiverbänden wurde das Konfliktfeld Otter-Fischerei in einem Arbeitskreis und mit Hilfe gemeinsamer Veranstaltungen und Informationsmaterial angegangen.


Ergebnisse und Diskussion

Als Hauptproblem der oberfränkischen Gewässer stellte sich in vielen Bereichen die geringe Fischbiomasse heraus, gefolgt vom Faktor des ökologischen Zustandes der Gewässer. Einer der Hauptfaktoren für den Fischotter ist das Vorhandensein von Fisch, von welchem er sich im Durchschnitt zu 80% (Studien aus Deutschland herangezogen) ernährt. Ein Fehlen des Fisches wird u.a. durch Defizite im Gewässer und im Flussbereich ausgelöst, wie z.B. durch fehlende Durchgängigkeit und durch Strukturdefizite. Im Bereich Eger-Röslau könnte es durch Schwermetallbelastungen zur Beeinträchtigung der Otterpopulation kommen.
Durch die Kartierung von 333 Kreuzungsbauwerken entlang von oberfränkischen Gewässern 1. und 2. Ordnung stellte sich heraus, dass etwa die Hälfte schlecht durchgängig für Wildtiere ist. Dies liegt an den fehlenden Uferstreifen unter den Brücken, welche ein Passieren unter der Brücke trockenen Fußes unmöglich machen. Verschiedene Varianten der nachträglichen Einbringung von Bermen (nachträglich einbaubare Uferstreifen) werden vorgestellt sowie flankierende Maßnahmen zur Erhöhung der Annahme solcher Maßnahmen durch Wildtiere.
Im Hinblick auf das Konfliktfeld Otter-Fischerei und speziell für die Teichwirtschaft wurde in Oberfranken durch das Projekt eine gute Gesprächsbasis gefunden. Durch die Bildung einer Arbeitsgruppe mit den Interessensvertretern, die Durchführung von gemeinsamen Veranstaltungen und durch eine abgestimmte gezielte Informationsarbeit konnte ein Aufbrechen des Konfliktfeldes vermieden werden. Der Wissenstransfer von Ost nach West war in diesem Bereich sehr hilfreich. Die Beratung der tschechischen Kollegen bei den Problemstellungen Otter und Fischerei unterstütze maßgeblich beim Aufbau der Konfliktmanagementarbeit in Bayern.
Die Förderung der Vernetzung und des Erfahrungsaustausches zwischen Bayern und Tschechien über die Landesgrenzen hinweg ist durch die enge Zusammenarbeit mit den tschechischen Kooperationspartnern erfolgreich verlaufen. Die gemeinsam durchgeführten Tagungen fanden viel Zuspruch sowohl bei Behörden als auch bei Nichtregierungsorganisationen in beiden Ländern. Die Veranstaltungen wurden neben dem fachlichen Austausch als Plattform zur Vernetzung untereinander genutzt. Auch die weiteren Tools wie die Ausstellung und der Flyer fanden in Tschechien außerordentlichen Zuspruch.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Projekt wurde auf eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit gesetzt. Neben einer Projektwebsite und einem Flyer wurde eine Wanderausstellung und Newsletter erstellt. Die Einbeziehung der Presse erfolgte durch mehrere Medien (TV Beiträge, Radiobeiträge und Printmedien). Das Projekt war auf Großveranstaltungen mit einem Otterpavillion vertreten und führte Tagungen, kleine Informationsveranstaltungen und Vortragsabende durch.

Die Ergebnisse des Projektes werden auf Fachtagungen vorgestellt. Die Maßnahmenplanungen wurden benutzerfreundlich aufbereitet als elektronisches Handbuch veröffentlicht, um eine möglichst hohe Anwendungsquote bei der Zielgruppe zu erreichen.


Fazit

Rückblickend konnte durch die Umsetzung des Projektes Otterfranken für den Otter in Oberfranken ein gutes Stück Wegstrecke geplant und auch vorbereitet werden. Durch eine zukünftige Umsetzung der Maßnahmenpläne wird sich die Situation der Gewässer, der Fischfauna und dadurch letztendlich der Otterpopulation in Oberfranken verbessern. Hierdurch wird sich der Fischotter in Oberfranken besser etablieren können, um langfristig eine Verbreitung Richtung Westen Deutschlands zu erreichen.

Übersicht

Fördersumme

121.000,00 €

Förderzeitraum

01.09.2007 - 31.08.2010

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik