Projekt 24613/01

Zukunft selber bauen – Jugendliche erlernen ökologisches Bauen in Theorie und Praxis

Projektträger

Stadtverwaltung Markkleeberg
Rathausplatz 1
04416 Markkleeberg
Telefon: 0341/35 33-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel ist die Standortverlagerung der Ökoschule im Markkleeberger agra-Park von der Stadtgrenze in Zentrumsnähe. Jährlich nutzen 8.000 Kinder und Jugendliche die bisherige Bildungsstätte, deren Schulungsräume baulich verfallen sind. Der Neubau selbst ist ein umweltpädagogisches Projekt, bei dem 20 benachteiligte Jugendliche mittels der konkreten Baumaßnahme das ökologische Bauen in Theorie und Praxis erlernen. Das geplante Gebäude entspricht als 160 m² großes Strohballenhaus konsequent den ökologischen und ökonomischen Anforderungen für ein Bauwerk des 21. Jahrhunderts.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDurch die Standortverlagerung in Rathausnähe soll die Ökoschule als Lern- und Erlebnisfeld mit ihren Umweltbildungsangeboten ab 2009 das Stadtbild prägend auch Kinder im Vorschulalter und Erwachsene in deren alltäglichen Lern- und Lebenssituationen erreichen. Der Bau des einfach konstruierten Hauses fast vollständig aus den ökologischen Baustoffen Holz, Stroh und Lehm soll innerhalb von 12 Monaten überwiegend durch 20 langzeitarbeitslose Jugendliche in Kooperation mit regionalen Handwerksbetrieben erfolgen, was nach der ökologischen die soziale Zielstellung des Vorhabens ist. Die vermittelten Kenntnisse und Fähigkeiten im ökologischen Bauen sollen diese Jugendlichen für Umwelt und Natur in Verbindung mit traditionellem Handwerk begeistern und dazu deren Chancen auf einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz erhöhen. Auch nach Fertigstellung wird das Haus als Lernobjekt ökologischen Bauens und Denkens mit entsprechenden Bildungsangeboten für Schüler und Teilnehmer des Freiwilligen ökologischen Jahres im Sinne von Berufsvorbereitung, Berufsorientierung und Naturerfahrung dienen. Neben der ökologischen und sozialen Komponente steht die ökonomische Zielsetzung für ein Bauwerk des 21. Jahrhunderts durch niedrige Baukosten und erheblich reduzierte Folgekosten im Betrieb des Objekts. Die Außerbetriebnahme der alten Ökoschule wird die Umwelt entlasten.
Die Arbeitsteilung erfolgt zwischen der Stadt Markkleeberg (Grundstückseigentümer, Zuwendungsempfänger, Bauherr und Auftraggeber), dem Kultur- und Umweltzentrum e.V. (anerkannte Umweltbildungseinrichtung, Träger der Ökoschule) dem Architekturbüro Markurt aus Leipzig für die besondere Begleitung des Selbstbauprojekts und dem Verein Hilfe zur Sozialen Integration e.V. als Träger der Jugendbildungsmaßnahme.


Ergebnisse und Diskussion

Vom 02. Juni 2008 bis zum 30. April 2009 errichteten 16 langzeitarbeitslose Jugendliche der Altersklasse U 25 das Strohballenhaus und erlernten das ökologische Bauen während aller Errichtungsabschnitte intensiv in Theorie und Praxis mit Unterstützung regionaler Handwerksbetriebe. Der Verein Hilfen zur Sozialen Integration e.V. als Träger der Personalseite des Projekts hatte die Jugendgruppe in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit zusammengestellt und begleitete die Jugendbildungsmaßnahme handwerklich durch Fachanleiter sowie Sozialpädagogen, die jeden Jugendlichen ganzheitlich betreuten. Die vereinfachte Baukonstruktion erlaubte den Praxiseinsatz der Jugendlichen in fast allen Gewerken, jedoch war Firmenleistung in stärkerem Umfang erforderlich, als es die Planungen vorsahen; die Hauptgründe hierfür lagen in baufachlichen, arbeitsschutz- und wettbewerbsrechtlichen Auflagen des Bauordnungsamtes, der Arbeitsagentur und der Handwerkskammer.
Im Ergebnis bot die Arbeitsagentur allen 16 Jugendlichen einen Ausbildungsplatz oder eine Arbeitsstelle an, weil die wesentlich verbesserte Persönlichkeitsstruktur der Maßnahmeteilnehmer zum sozialen Ziel der Erlangung der Ausbildungsreife führte. Die intensive Heranführung der Teilnehmer an die parallel unter freiem Himmel sowie improvisierten Raumbedingungen stets fortgeführte Umweltbildungsarbeit des Kultur- und Umweltzentrums e.V. und schließlich die Arbeitsbedingungen beim Bauen in Hitze, Kälte, Wind und Wetter haben die Beziehung der Teilnehmer für Natur und Umwelt geweckt, entwickelt und gestärkt.
Die ökologischen Zielstellungen wurden erreicht; das Gebäude entstand unter fast ausschließlicher Verwendung ökologischer Baustoffe aus überwiegend regionaler Herkunft, die alte und baufällige Ökoschule wurde außer Betrieb genommen und die Standortverlagerung der Bildungseinrichtung von der Stadtgrenze in Zentrumsnähe gelang.
Am 05. Juni 2009 wurde die neue Ökoschule als Gebäude von der Stadtverwaltung Markkleeberg feierlich an den Kultur- und Umweltzentrum e.V. übergeben, der als Träger den Betrieb der Umweltbildungsstätte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene am 01. Juli 2009 eröffnete. Seither sind pro Monat etwa 1000 Nutzer der umweltpädagogischen Unterrichtsangebote und Veranstaltungen nachweisbar.
Zeitgleich begann die Gestaltung der Außenanlagen mit thematischer Bepflanzung unter fachlicher Anleitung des Kultur- und Umweltzentrums e.V., die Arbeitsagentur bewilligte hierzu 5 langzeitarbeitslose Menschen ohne fachliche Vorbildung in einer Arbeitsgelegenheit. Zum 30. September als dem geplanten Projektende sind diese Arbeiten weitgehend abgeschlossen.
Die ökonomischen Ziele wurden im Blick auf die tatsächlichen Baukosten nicht erreicht, die kalkulierten Vorgaben haben sich etwa verdoppelt. Ursächlich sind ein erhöhter Erschließungsaufwand im Parkbereich, Auflagen der Baubehörde durch die Bewertung des Vorhabens gemäß Schulbaurichtlinie, materialbedingter Zusatzaufwand bei der Konstruktion und allgemeine Baupreissteigerungen.
Vorab kaum planbar war vor allem das Verhältnis möglicher und statthafter Eigenleistung der Jugendlichen, der Übernahme von Fachanleitungen durch den Trägerverein und der sich daraus ergebende Bedarf an Fremdleistungen durch Handwerksbetriebe. Dagegen zeichnet sich ab, dass sich die Betriebskosten des Hauses und damit sein Ressourcenverbrauch auf sehr niedrigem Niveau bewegen, wenn hierbei von den Unterhaltskosten der Abwassermembranfilteranlage abgesehen wird.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Neben zahlreichen Presseberichten, einigen Fernsehbeiträgen und regelmäßigen Baustellenführungen wurde das Projekt mittels Ausstellungselementen auf dem Leipziger Hauptbahnhof und Markkleeberger Stadtfesten beworben. Alle Projektphasen und -teilnehmer wurden gefilmt und das Material zu einem Dokumentarfilm verarbeitet.


Fazit

Umweltbildung und ökologisches Bauen sind unter Beachtung der Kriterien der Nachhaltigkeit kombinierbar. Das umgesetzte Vorhaben ist grundsätzlich im In- und Ausland übertragbar, überall gibt es arbeitslose Menschen, Bedarf an öffentlichen Räumen, ökologische Baustoffe, wie Holz, Lehm und Stroh. Öffentliche Gebäude sind einfach konstruierbar. Der örtliche Erschließungsaufwand ist stark kostenrelevant.

Übersicht

Fördersumme

57.725,00 €

Förderzeitraum

03.09.2007 - 01.10.2009

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik