Projekt 24390/01

Vergleich und Evaluierung von Regenfleckenbekämpfungsstrategien im Ökologischen Obstbau

Projektträger

Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) GmbH
Bahnhofstr. 15
27374 Visselhövede
Telefon: 04262/959375

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Regenfleckenkrankheit stellt v. a. in niederschlagreichen Obstregionen (Bodensee, Norddeutschland) ein Problem dar. Durch die Pflanzung von schorfresistenten Sorten und dem daraus resultierenden extensiven Pflanzenschutz konnte sich in ökologisch bewirtschafteten Obstanlagen über die Jahre ein Pilzbestand (Inokulum) aufbauen, der zu einem starken Auftreten von Regenflecken in den Anlagen führt. Auf Grund der Verbrauchererwartung müssen ökologisch produzierte Äpfel zunehmend makellos vermarktet werden. Zur Bekämpfung von Regenflecken wird in ökologischen Obstbaubetrieben Schwefelkalk in der Aufwandmenge 15 bis 25 l je Hektar und Anwendung eingesetzt. Auf Grund fehlender Versuchsanstellung konnte bisher das Auftreten von Regenflecken nicht prognostiziert werden. In den Betrieben wird daher eine Sicherheitsstrategie von bis zu 10 Schwefelkalkbehandlungen gefahren. Zielsetzung des Projektes ist, eine Alternative zu Schwefelkalkanwendungen zu entwickeln sowie durch eine bessere Vorhersage der Infektionen die Anzahl der Behandlungen zu minimieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenGegenstand der Förderung war die Durchführung von Versuchen zur Bekämpfung von Regenflecken im ökologischen Obstbau. Das Ziel der dreijährigen Projektarbeit war, eine praxistaugliche Strategie zur Bekämpfung von Regenflecken zu entwickeln, bei der gleichzeitig eine möglichst geringe Belastung der Umwelt erreicht wird. Dafür wurden zwei Herangehensweisen verwendet. Dies war zum einen die Testung neuer Fungizide auf der Basis von Kalium(bi)carbonaten (Armicarb, Vitisan und Ventex) als Alternative zum Schwefelkalk. Zum anderen wurde die Terminierung der Spritzungen anhand fortlaufend optimierter Behandlungskriterien erforscht.
Die Spritzversuche wurden an drei Standorten mit unterschiedlich hohem Risiko für Infektionen durch Regenflecken durchgeführt. Es wurden verschiedene Terminierungen für die Applikationen getestet. Eine Terminierungsart war die Behandlung nach dem Regenfleckenmodul Sooty Blotch der Schorfprognosesoftware RIMpro. Weitere Terminierungsparameter für eine Behandlung waren unterschiedliche Summen von Feuchtestunden (Blattnässe und relative Luftfeuchte) als vorbeugende Belagsbehandlungen sowie die Terminierung in Anlehnung an die Schorfprognose nach MILLS. Es wurde ab einem Mills-Wert von 3,0 in die Infektion und zum Teil auf das nasse Blatt gespritzt. Ein Mills-Wert von 3,0 entspricht der Aufsummierung von drei Schorfinfektionsperioden, da davon ausgegangen wird, dass die Erreger der Regenflecken eine wesentlich längere Feuchteperiode für eine Infektion benötigen als der Erreger des Apfelschorfs.


Ergebnisse und Diskussion

Bei der Mittelprüfung hatten alle kaliumcarbonathaltigen Mittel eine reduzierende Wirkung auf Regenflecken. Die beste Wirkung hatte das Versuchspräparat Ventex, gefolgt von Armicarb in der Kombination mit Netzschwefel. Diese zwei Präparate zeigten eine Wirkung, die mit der von Schwefelkalk vergleichbar oder besser ist. Beide Mittel sind in Deutschland nicht als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Vitisan, das im Vergleich zu den anderen Präparaten die schwächste Wirkung zeigte, steht als Pflanzenstärkungsmittel den Obstbauern zur Verfügung. Am Standort Jork wurde mit Vitisan keine zufriedenstellende Reduzierung der Regenflecken erreicht, am Versuchsstandort Bavendorf wurde eine gute Wirksamkeit durch die Kombination von Vitisan mit Kokosseife oder Netzschwefel erzielt.
Die Terminierung der Spritzungen nach einem Mills-Wert von 3,0 in die Infektion scheint eine gute Herangehensweise zur Regulierung der Regenflecken bei gleichzeitiger Einsparung unnötiger Applikationen zu sein. Wenn dieser Wert erreicht ist, ist die Regenperiode lang genug, um Infektionen durch Regenflecken zu ermöglichen. Das Regenfleckenmodul Sooty Blotch zeigte während des letzten Projektjahres eine Übereinstimmung der prognostizierten Infektionstermine mit den Behandlungsterminen nach Mills 3,0. In den kommenden Jahren muss die Übereinstimmung beider Prognosemodelle weiter beobachtet werden, um die Ergebnisse abzusichern. Um die Wirkung der Versuchspräparate zu optimieren, müsste bei den Behandlungen in die Infektion der Zeitrahmen festgelegt werden, innerhalb dem die Behandlungen stattfinden sollen, wenn der Mills-Wert von 3,0 erreicht ist.
Alternativ zu den Behandlungen nach Mills-Werten wurde die Terminierung nach Feuchtestunden durchgeführt. Mills-Werte von 3,0 wurden während ausdauernder Regenperioden erreicht. Zu diesem Zeitpunkt waren die Obstanlagen nur noch eingeschränkt befahrbar. Die regelmäßigen vorbeugenden Behandlungen nach einer bestimmten Summe von Feuchtestunden konnten so terminiert werden, dass sie vor Regenereignissen lagen. Eine Summe von 100 Feuchtestunden erwies sich während der drei Versuchsjahre zur Terminierung der Behandlungen als praktikabel. Ob diese Summe ausreichend ist, muss durch weiterführende Versuche noch bestätigt werden.
In Gebieten mit hohem Infektionsrisiko für Regenflecken ist die Bekämpfung von Regenflecken problematisch. Sind die Regenflecken erst einmal vorhanden, ist es sehr schwierig, sie in niederschlagsreichen Regionen mit einer geringen Anzahl an Behandlungen erfolgreich zu bekämpfen. Auf Grund dessen sollten die Behandlungen gegen Regenflecken schon ab T-Stadium stattfinden, wenn Infektionsbedingungen vorhanden sind, um so das Auftreten der 1. Symptome möglichst lange zu unterbinden. In Regionen mit mittlerem bis geringem Risiko für Infektionen durch Regenflecken waren zwei bis drei Behandlungen nach oben genannten Kriterien ausreichend, um die Regenflecken zufriedenstellend zu reduzieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse der Versuchsarbeit wurden während der gesamten Projektlaufzeit über betriebliche Beratungen in der obstbaulichen Praxis umgesetzt.
Am 12.11.2009 wurden die Ergebnisse bei einer internen Besprechung mit dem Hersteller des Produktes Ventex vorgestellt.
Am 3.12.2009 wurden die Ergebnisse den Praktikern und Beratern beim Treffen der FÖKO Süd in Bavendorf vorgestellt.
An der internationalen Wissenschaftstagung ecofruit vom 22.-24.2.2010 in Stuttgart Hohenheim werden die Ergebnisse in einem Vortag präsentiert.


Fazit

Auch wenn das angestrebte Ziel einer ausreichenden Regenfleckenbekämpfung in Gebieten mit hohem Risiko für Infektionen durch Regenflecken nicht erreicht wurde, ist ein positives Fazit zu ziehen.
Armicarb und Ventex scheinen eine wirksame Alternative zu Schwefelkalk zu sein. Beide Präparate sind bislang in Deutschland nicht zugelassen, so dass noch auf Schwefelkalk zurückgegriffen werden muss. Hier muss die Zulassung dieser Präparate angestrebt sowie weitere Alternativen erprobt werden.
Es kann davon ausgegangen werden, dass ab einem Mills-Wert von 3,0 Infektionen durch Regenflecken erfolgen. Um den Behandlungserfolg zu optimieren, müsste der zeitliche Rahmen festgelegt werden, innerhalb dem die Behandlungen erfolgen sollen, wenn der Wert erreicht ist.
Als Alternative zur Terminierung nach Mills kann die Behandlung nach einer definierten Summe von Feuchtestunden gesehen werden. Die Applikationstermine können so gewählt werden, dass die Befahrbarkeit der Obstanlage gewährleistet ist.

Übersicht

Fördersumme

123.980,00 €

Förderzeitraum

01.01.2007 - 31.12.2009

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung