Projekt 24323/01

Erlebnisausstellung Bodentiere-Bodenschutz als Verbindung zwischen Zoo und Museum Natur und Umwelt

Projektträger

Zoo Osnabrück gGmbH
Am Waldzoo 2/3
49082 Osnabrück
Telefon: 0541/95105-11

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bodenschutz ist in den letzten Jahren vermehrt in den Fokus der fachwissenschaftlichen Diskussionen gelangt. Dennoch ist es nicht gelungen, eine breite Öffentlichkeit für dieses Thema zu interessieren und zu sensibilisieren. Hier gibt es einen großen Nachholbedarf gegenüber den klassischen Bereichen Wasser und Luft. Durch den Bau einer inhaltlich und gestalterisch attraktiven Ausstellung, die den Zoo Osnabrück in Form einer Höhlenlandschaft mit dem benachbarten Naturkundemuseum verbindet, sollte der Großteil der ca. 750.000 jährlichen Zoobesucher in erlebnisorientierter Form an das Thema Boden und die bestehende Dauerausstellung unter.Welten des Museums herangeführt werden. Weitere Ziele: Erlebnisorientierte Darstellung des Themas Boden durch eine informativ, medial und phantasievoll gestaltete Ausstellung im Verbindungstunnel zwischen Zoo und Museum, Aufhebung von räumlichen Institutionengrenzen und Nutzung von Synergieeffekten, Erzielung eines weiteren Attraktivitätsschubes für den Zoo durch neuartige Präsentationsformen und Vermittlungsmethoden, Erzielung eines höheren Maßes an Witterungsunabhängigkeit für die Zoobesucher durch die Verbindung mit dem Museum.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenNoch vor Start des eigentlichen Projekts wurde wegen vieler offener Fragen eine Machbarkeitsstudie, gefördert von der DBU, durchgeführt. Hieraus ergaben sich viele nützliche und wichtige Vorabinformationen. Nach den eingegangenen Bewilligungsbescheiden des Hauptförderers DBU sowie der Komplementärförderer Allianz Umweltstiftung und Niedersächsische Lottostiftung konnte im April 2006 mit dem Projekt begonnen werden. Der Bau des Unterirdischen Zoos sollte dabei im Rahmen eines Projektmanagements mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Zoo, Museum und Stadt sowie der Ausstellungsmacherin Monika Weyer realisiert werden. Im ersten Schritt wurde ein Rohbau ähnlich einer Tiefgarage angelegt, der anschließend einem Stollenlabyrinth gleich verkleidet wurde. Die Gestaltung war besonders wichtig, da der Besucher das Gefühl haben sollte, unter der Erde zu sein, um ihn so für die dort lebende Tierwelt zu begeistern. Zeitgleich starteten die Tierbeschaffung sowie die Überlegungen zur Tierhaltung. Auch hier sollte durch einsehbare Gänge und Höhlen das Gefühl, zu Besuch bei den Tieren zu sein, verstärkt werden. Für das Informationssystem wurden Texte für Tafeln, Hörstationen und Computerterminals mit Touch-Screens erstellt. Abschließend wurde die sogenannte Maulwurfshöhle konzipiert, ein von Ausstellungselementen dominierter Raum ohne Tierbesatz. Der Maulwurf sollte später einziehen.


Ergebnisse und Diskussion

In der Höhlenlandschaft des Unterirdischen Zoos werden seit der Eröffnung im März 2009 verschiedene heimische und exotische Tierarten (Bodenbewohner) naturnah in ihren Gangsystemen, Höhlen und Nestern präsentiert. Mit multimedialen Inszenierungen und Ausstellungselementen wird der Besucher über das Leben unter Tage informiert und gleichzeitig wird über den Unterirdischen Zoo eine ideale Überleitung vom Zoo in das Museum und umgekehrt hergestellt. Die bauliche und inhaltliche Verbindung zwischen einem Zoo und einem Naturkundemuseum ist in Deutschland - im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern - dabei ein Novum. Auch die Besucher waren begeistert (s.u.). Der Zoo Osnabrück erlebte einen riesigen Besucheransturm. Dieser zeigte jedoch auch, wo erste Anpassungen nötig waren: Um den Besucherfluss auch an stark frequentierten Tagen zu optimieren, wurde beispielsweise vor dem unterirdischen Zoo ein Parkplatz für Buggys und Bollerwagen eingerichtet. Spezielle Servicekräfte für den Unterirdischen Zoo, die primär die Besuchsberechtigung des oberirdischen Zoos prüfen sollten (Museumsgäste dürfen mit ihrem Ticket den unterirdischen, aber nicht den oberirdischen Teil des Zoos besuchen), wurden instruiert, die Besucher auf das Lichtklima und die notwendige, ca. 30sekündige Adaptionsphase aufmerksam zu machen. Um die Adaptionsphase im Eingangsbereich des unterirdischen Zoos zu verkürzen, wurden weitere Grubenlampen zur Optimierung des Lichtklimas in diesem Bereich installiert. Zudem konnte schnell erkannt werden, dass die in Erdhöhlen integrierten Hörstationen für Kinder nicht genutzt wurden, da sie nicht hinreichend ausgeleuchtet waren. Hier konnte durch eine dezente Beleuchtung schnell eine bessere Akzeptanz erzielt werden. Zudem entschloss man sich dazu, bei sehr starkem Besuch den Unterirdischen Zoo zeitweise zu schließen, um den Besuchern auch an Spitzentagen trotzdem einen Wohlfühleffekt beim Besuch zu vermitteln. Die Servicekräfte steuern diesen Prozess mit dem Hinweis, dass dadurch für alle Besucher bessere Tiererlebnisse bei besserer Luftqualität garantiert werden. Um die Meinungen der Besucher herauszufinden sowie um zu überprüfen, ob die gesteckten Ziele erreicht wurden, wurde im Spätsommer eine Evaluation durchgeführt. Insgesamt bewerteten 85% der Besucher den Unterirdischen Zoo mit der Schulnote 1 oder 2; 94% der Befragten fanden ihn außergewöhnlich, 93% sagten, es mache Spaß, die Tiere zu entdecken und finden den Unterirdischen Zoo informativ. Als Höhepunkt werden die präsentierten Tiere (62%), die Gestaltung (21%) und die Vermittlung (20%) genannt. Allerdings gab es von 41% der Befragten auch Kritik wie schlechte Orientierung (34%), Enge, Andrang und Luftqualität (32%) und das gedämpfte Licht (25%). In der ruhigen Winterzeit werden die Ergebnisse nun weiter diskutiert und mögliche Verbesserungen angegangen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Am 26. März 2009 wurde der Unterirdische Zoo im Beisein von über 300 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung eröffnet. Aufgrund gezielter Pressearbeit vorab (Making-of-Stories) sowie aufgrund der einmaligen Idee, war das mediale Interesse riesengroß. Die Eröffnung wurde von über 30 Journalisten von insgesamt 21 Medien besucht. Regionale wie auch überregionale Zeitungen berichteten, darunter Welt, Bild (Region Münster), Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, TAZ, Thüringer Allgemeine, Weser-Kurier oder Hannoversche Allgemeine. Ein besonderes Highlight war die Kinderzeitung der Neuen Osnabrücker Zeitung, die die neuen unterirdischen Stars von Osnabrück vorstellte. Auch zahlreiche Fernsehsender, Hörfunkjournalisten und Presseagenturen berichteten. Selbst im Londoner Guardian und in der New York Times fand die neue Osnabrücker Attraktion, der Underground Zoo redaktionelle Berücksichtigung. Ein nachträgliches Highlight war die Veröffentlichung im AIR-Berlin Magazin, das in allen Air-Berlin Flügen an jedem Sitz ausliegt. Noch heute treffen regelmäßig Presseanfragen ein, um über den Unterirdischen Zoo und seine besondere Tierwelt zu berichten.


Fazit

Mit 750.000 Besuchern gehörte der Zoo bereits vor Eröffnung des Unterirdischen Zoos zu den meist frequentierten Freizeiteinrichtungen der Region. Doch nicht zuletzt aufgrund des großen Medieninteresses, aber auch aufgrund einer intensiven, überregionalen Werbekampagne, erfuhr der Osnabrücker Zoo 2009 ein bis dahin noch nicht gekanntes Publikumsinteresse. Unmittelbar nach Eröffnung des Unterirdischen Zoos schnellten die Besuchszahlen in bislang unbekannte Höhen. Im April und Juni konnten die Spitzenwerte aus den jeweils besucherstärksten Jahren um knapp 40 Prozent gesteigert werden. Insgesamt konnte im Jahr 2009 mit über 850.000 Besuchern ein eindrucksvoller neuer Besuchsrekord verzeichnet werden. Ohne die Unterstützung der DBU sowie der Komplementärförderer Allianz Umweltstiftung und Niedersächsische Lottostiftung wäre die Realisierung des Unterirdischen Zoos nicht möglich gewesen. Die beeindruckende Presse- und Besucherresonanz nach der Eröffnung und die positiven Ergebnisse der summativen Evaluation zeigen deutlich, dass nicht nur die Ziele der Projektpartner, des Zoos Osnabrück und des Naturkundemuseum, sondern auch die Ziele der Förderer erreicht werden konnten. Trotzdem wird das Projektteam, das die Idee des Unterirdischen Zoos so überzeugend umgesetzt hat, die Ausstellung im Rahmen eines dauerhaften Optimierungsprozesses weiter entwickeln. Das ist man sowohl den Förderern, als auch den Besuchern gegenüber schuldig.

Übersicht

Fördersumme

542.000,00 €

Förderzeitraum

20.03.2006 - 30.11.2009

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation