Projekt 24106/01

Innovations- und Umwelteffekte durch freiwillige Kooperationen im Umweltschutz am Beispiel der Umweltallianz des Freistaates Sachsen

Projektträger

Technische Universität Dresden Internationales Hochschulinstitut Zittau Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre
Markt 23 Haus IV-H 003
02763 Zittau
Telefon: 03583/619729

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zunehmend unabhängig von exogenen Faktoren, wie v. a. Märkte, werden Prozesse und Organisationen in Form von Innovations- und Kooperationsfähigkeit der Unternehmen zu wichtigen Faktoren für Wettbewerb und nachhaltiges Wachstum. Ein langfristiger Unternehmenserfolg, der sich nur über Wertschöpfung definieren kann und auf Leadership, Kommunikation und Bildung setzt, impliziert die Entwicklung und Kommerzialisierung innovativer Ideen (bei der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, Prozessabläufen und innerhalb der Organisation des Mitglieds der Umweltallianz Sachsen) über strategische Kooperationen. Zielsetzung und Anlaß des Vorhabens fokussierten auf wesentliche und verallgemeinerungsfähige Erkenntnisse über konkrete (soft/hard) Effekte der Umweltallianz Sachsen Umwelt und Wirtschaft für ihre Mitglieder.
Ziel des Projektes war die Analyse des Nutzens von Kooperationen dieser Art in Bezug auf freiwillige Umweltnetzwerke, die sich insbesondere an den unternehmerischen Mittelstand richten.
Die theoretische und empirische Relevanz des Themas wird nicht nur in der einschlägigen Fachliteratur bestätigt, sondern wurde auch durch die Bundesländerkonferenz Umweltpartnerschaften (Sept. 05, 06, 07) durch die verantwortliche Ländervertreter explizit herausgestellt. Bislang werden freiwillige Umweltkooperationen (umwelt-)ökonomietheoretisch ambivalent diskutiert bzw. bewertet; empirisch liegen vergleichsweise wenig auswertbare Untersuchungsergebnisse vor. Für die Kooperationsform der so ge-nannten Umweltallianz trifft dies in besonderem Maße zu. Im Rahmen der innovativen Zielsetzung des Projektes sollte als Pilotanwendung erstmals die Umweltallianz Sachsen Umwelt und Wirtschaft als Initialprojekt einer dementsprechenden Untersuchung unterzogen werden. Zukünftig vorgesehen ist eine bundesweite Ausdehnung auf analoge Umweltvereinbarungen. Wesentlicher Gegenstand der Analyse sollte und soll der Zusammenhang zwischen dieser Form der Umweltkooperation und Umweltinnovationen sein, der sich bestenfalls als Innovationskooperation darstellen und auf analoge Umweltvereinbarun-gen bundesweit übertragen lässt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAusgehend von der o. a. Zielstellung des Projekts, d. h. des Zusammenhangs von umweltbezogener Innovations- und Kooperationsfähigkeit als zunehmend wichtiger Wettbewerbsfaktor für mittelständische Unternehmen, entsprachen die vorgesehenen Arbeitsschritte und Methoden der Projektbearbeitung dem erzielten Ergebnis in Form der Ableitung von kurz-, mittel- und langfristigem Verbesserungspotenzialen für beteiligte (und potenzielle) Unternehmen, Dienstleister und intermediäre sowie staatliche Institutionen. Das betraf insbesondere die Realisierung von ‚best practice in Form von Benchmarks, um diese Form von Umweltpartnerschaften optimal und nachhaltig arbeitsfähig zu gestalten/erhalten.
Im Wesentlichen erfolgte die Projektbearbeitung in drei Stufen.
1. Durchführung einer Teilerhebung im Pretest
In der Pretestphase (vorgeschaltete Befragung mit deutlich geringer Stichprobe) wurde der entwickelte Fragebogen (postalisch und online versandt), incl. Interviewleitfaden, auf Handhabbarkeit sowie Aussage- und Analysefähigkeit erprobt und entsprechend überarbeitet. Der bestenfalls bereits ausgefüllte Fragebogen wurde in einem gemeinsamen Gespräch (Interview) eingehend besprochen und durch Hinter-fragungen ergänzt (Begründung, Präzisierung, Erläuterung anhand von Beispielen u. ä. m.).
2. Durchführung der Vollerhebung
In der Phase der Vollerhebung (alle Mitglieder der Umweltallianz Umwelt und Wirtschaft Sachsen) wurde der qualifizierte Fragebogen, incl. Interviewleitfaden, eingesetzt (postalisch und online versandt). In ausgewählten Einzelfällen wurde er ggf. ebenfalls durch Gespräche/Interviews ergänzt.
3. Auswertungsphase
Die Auswertung der Fragebögen, incl. Interviews, folgte chronologisch seinem inhaltlichen Aufbau. Differenzierungen, die dann letztlich auch die abzuleitenden Schlussfolgerungen betrafen, wurden v. a. in Bezug auf Branchenzugehörigkeit, Unternehmensgröße, Umweltbereiche bzw. -schwerpunkte, Dauer der Zugehörigkeit zur Umweltallianz u. ä. m. vorgenommen.
Wesentliche Analyseergebnisse wurden insbesondere auf die nachstehenden Frage- bzw. Problemstellungen erwartet:
- Umweltbezug von Innovationen,
- Relation von Kosten und Nutzen von Umweltinnovationen,
- Beförderung von Umweltinnovationen durch die Mitgliedschaft in der Umweltallianz Sachsen.
Die Auswertung der Vollerhebung erfolgte mit einer Standard-Software (SSP). Die sich nach ersten Befragungen bereits abzeichnenden Ergebnisse bezogen sich weniger auf die Ableitung bzw. das Vorgeben konkreter Handlungsempfehlungen, als vielmehr auf das Aufzeigen und Begründen von Vor- und Nachteilen einer Mitgliedschaft in der Umweltallianz.
Eine Präsentation von Eindrücken der ersten Befragungen bzw. des Pretests (7 Unternehmen, davon 2 potenzielle Mitglieder der Umweltallianz Sachsen, von den insgesamt 21 zu befragenden Unternehmen, davon 3 potenzielle Mitglieder) am 24.01. 2006 vor Projektpartnern des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft ließ Schlussfolgerungen im Hinblick auf die folgenden Aspekte zu:
- hoher Stellenwert und großes Interesse seitens der Unternehmen/Interviewpartner an dem Projekt/ der Befragung/ der Umweltallianz Sachsen,
- hohe und zunehmende Bedeutung von Umweltmanagementinstrumenten, -systemen im Unterneh-men bei allerdings nur gefühltem wirtschaftlichen Nutzen in Form von Kosteneinsparungen,
- nahezu durchgängiger Umweltbezug von Innovationen bei vergleichsweise günstigem Innovationskosten/-nutzen-Verhältnis.
Diese ersten Eindrücke deuteten daraufhin, dass das Projektziel im Projektergebnis gut realisiert werden kann, d. h. dass der Kooperationsnutzen sowie die Innovations- und Umweltwirkungen durch eine Teilnahme an der Umweltallianz Sachsen darstellbar und die diesbezüglichen Defizite und das entsprechen-de Verbesserungspotenzial ableitbar werden.


Ergebnisse und Diskussion

Nach erfolgreichem Abschluss des Pretestes und der darauf folgenden Überarbeitung der Fragebögen erfolgte die Unternehmensumfrage unter den Unternehmen im produzierenden Gewerbe, den Dienstleistern und den Schornsteinfegern als Vollerhebung, d. h. unter 434 (Stand Juli 2006) Teilneh-mern der Umweltallianz Umwelt und Wirtschaft des Freistaates Sachsen. Bei den Unternehmen han-delt es sich in Bezug auf Umsatz- und Beschäftigtengrößenklassen überwiegend um klein- und mittelständische Unternehmen, die größtenteils nach 1990 gegründet wurden. Darüber hinaus zeigte die Befragung, dass die Unternehmen i. d. R. einfachere Instrumente des Umweltmanagements (Checklisten, Umweltarbeits- und -verfahrensanweisungen) nutzen und als Umweltmanagementsysteme vorrangig ISO 14001 und EMAS anwenden. Die Auswertung ergab weiter, dass die wesentlichen umweltrelevanten Problemstellungen im Unternehmen auch positiv von der Teilnahme in der Umweltallianz beeinflusst werden. Interessant bei der Analyse der Motive für eine Teilnahme und deren Erfüllung war z. B., dass auch so genannte weiche Faktoren, wie v. a. der Nachhaltigkeitsbeitrag, für die Unternehmen von hoher Bedeutung sind.
Im Wesentlichen konzentrieren sich die Ergebnisse und die entsprechenden Schlussfolgerungen auf folgende Bereiche:
1. Der Fokus der Teilnahme in der Umweltallianz Umwelt und Wirtschaft besteht vordergründig darin, den betrieblichen Umweltschutz zu verbessern und ein Umweltmanagementsystem einzuführen, we-niger darin, Innovationen zu generieren. Hierin liegt zweifelsfrei ein hohes, noch nicht ausgeschöpftes Potenzial, weil (so zeigen es die Projektergebnisse) die Innovationen:
- zum überwiegenden Teil einen Umweltbezug haben,
- positiv von der Mitgliedschaft erwartet und beeinflusst werden können,
- einen positiven Einfluss auf die Kosten-Nutzen-Bilanz haben.
Durch best practice-Beispiele/Leitfäden kann dieses Potenzial stärker genutzt und die Mitglieder besser zu Innovationen motiviert werden.
2. Durch zielgruppenspezifische und brancheninterne Aktivitäten sowie durch geeignete Marketingmaßnahmen kann sowohl das Potenzial der Umweltallianz zur Nutzung von Netzwerkvorteilen ausgeschöpft als auch ihr Bekanntheitsgrad erhöht werden.
3. Freiwillige Kooperationen im Umweltschutz entsprechen sowohl der aktuellen umweltpolitischen Instrumentenentwicklung, die auf die neue Qualität der Umweltprobleme und den erreichten Grenzwert tradierter Instrumente zu reagieren versucht, als auch aktuellen ressourcenpolitischen Forderungen, die sich auf Nachhaltigkeit als Gebot der Ressourcenschonung und die damit verbundenen, notwendigen Innovationen und deren Synergien in Form von Wertschöpfung, Wettbewerb und Beschäftigung beziehen.
Die hohe Rücklaufquote von über 40 % bestätigt ebenso das große Interesse und Engagement im Hinblick auf die Umweltallianz und die Teilnahme wie auch der hohe Anteil der Befragten, die Interesse an einer Kommunikation der Projektergebnisse rd. (60 %) und an einem bundesweiten Erfahrungsaustausch auf Mitgliederebene (rd. 80 %) haben.

Die entwickelten Fallbeispiele vermitteln praxisnah und unternehmensbezogen, analog best practice-Beispielen/Leitfäden, gute Argumente für die aktive Teilnahme an einer Umweltkooperation. Sie beziehen sich dabei unmittelbar auf Aspekte bzw. Ergebnisse der Vollerhebung. Das betrifft im Einzelnen den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit als Ressourcenschonung, Innovation und Wirtschaftlichkeit, die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen sowie die Identifikation und Nutzung von Energie- und Kostensenkungspotenzialen durch die Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes durch die Nutzung von Umweltmanagementinstrumenten und -systemen, unterstützt v. a. durch die Teilnahme in der Umweltallianz. Darüber hinaus bestätigen sie freiwillige Kooperationen im Umweltschutz als ein eigenständiges, regionales umweltpolitisches Instrument mit zunehmender Bedeutung.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Projekts konnten auf insgesamt 7 Veranstaltungen vorgestellt und diskutiert werden. Dabei handelte es sich um die bereits erwähnte Vorstellung der Pretest-Ergebnisse (3 Teilnehmer) 1 regionalen Workshop im Rahmen der trinationalen Umweltbildungstagung der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt (ca. 50 Teilnehmer), um 2 Sitzungen der Steuerungsgruppe der sächsischen Umweltallianz Umwelt und Wirtschaft (jeweils ca. 12 Teilnehmer), um 1 Klausurtagung des Internationalen Hochschulinstituts Zittau (ca. 80 Teilnehmer) sowie um 2 Bundesländertreffen Umweltpartnerschaften (jeweils rd. 20 Teilnehmer). Die Präsentationen bestätigten das große Interesse an dem Projekt und seinen Resultaten sowie an dem geplanten bundesweiten Projekt.
Die Projektergebnisse wurden im Newsletter der Umweltallianz Umwelt und Wirtschaft des Freistaates Sachsen kommuniziert und so allen Mitgliedern bekannt gemacht. Aufgrund der positiven Ergebnisse und der positiven Resonanz, möchte die Umweltallianz das geplante bundesweite Projekt zu Innovations- und Umwelteffekte durch freiwillige Kooperationen im Umweltschutz unterstützen. Interesse und Unterstützung bekunden auch zahlreiche Vertreter der Bundesländerpartnerschaften.


Fazit

Die präsentierten und diskutierten Ergebnisse des Projekts bestätigen eindrücklich die Ausgangshypothese, dass die Teilnahme in freiwilligen Umweltkooperationen sowohl zu den so genannten hard effects (v. a. Umwelt- und Innovationseffekte) als auch zu den so genannten soft effects (v. a. Imagewirkung und Nachhaltigkeitsbeitrag) führen. Gleichfalls verdeutlichen sie das hohe und bislang noch nicht ausreichend ausgeschöpfte Potenzial, das dieses umweltpolitische Instrument für Umweltinnovationen hat. Diese, und das ist ein wesentliches Projektergebnis, erfüllen durchaus die Kosten-Nutzen-Option und zeigen die erwarteten synergetischen Effekte in Form Wertschöpfung, Wettbewerb und Beschäftigung mit hoher Re-levanz insbesondere für die klein- und mittelständischen Unternehmen. Die Teilnehmer der Umweltallianz Umwelt und Wirtschaft des Freistaates Sachsen erkennen dieses Potenzial und wollen es durch ihre Mitgliedschaft besser nutzen können. Die dafür aus dem Projekt heraus entwickelten Vorschläge beziehen sich auf best practice-Beispiele/Leitfäden, zielgruppenspezifische und brancheninterne Kooperationen, Marketingmaßnahmen sowie auf erarbeitete praxisnahe und unternehmensbezogene Fallbeispiele.

Übersicht

Fördersumme

87.858,00 €

Förderzeitraum

01.10.2005 - 30.06.2007

Internet

www.ihi-zittau.de

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter