Projekt 24055/01

Nachhaltiges modellhaftes Sanitär- und Abwasserkonzept im dezentralen Raum am Beispiel des Dorfes Hosman/Rumänien (dt. Gemeinde Holzmengen/Siebenbürgen)

Projektträger

Büro Holzapfel
Braugasse 1
99425 Weimar
Telefon: +49 3643 495517

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Dörfer Fofeldea und Hosman liegen in Rumänien, Gemeinde Nocrich/Siebenbürgen, nordöstlich von Sibiu. Die Siedlungsstruktur ist ausgeprägt ländlich mit etwa 250 bzw. 800 Einwohnern. Die Wasserversorgung erfolgt über Hausbrunnen und mehrere öffentliche Wasserstellen. Keine der Wasserstellen hat Trinkwasserqualität.
Das Abwasser wird unbehandelt versickert bzw. in die Bäche abgeleitet. Als Toiletten werden Trockentoiletten in Form der klassischen Plumpsklos über ungedichteten Erdgruben genutzt. Die Ausscheidungen gelangen in das Grundwasser.
Grundlage des Sanitärkonzeptes ist die getrennte Erfassung, Behandlung und Verwertung der Abfall- und Abwasserteilströme mit dem Ziel der vollständigen Verwertung und der Rückführung in den Naturkreislauf, entsprechend dem Prinzip ecosan - ecological sanitation und NASS - Neuartige Sanitärsysteme.
Zielsetzung war die Verbesserung der Sanitärsituation durch 1. Trockentrenntoiletten (TTC) und
2. grundstücksbezogene Pflanzenkläranlagen zur Grauwasserbehandlung (PkaGW).
Um alle Beteiligten in die Lage zu versetzen, über das Konzept entscheiden zu können, sollten in dem Förderprojekt Beispielanlagen installiert werden. Ein positiver Abschluss dieses als Vorprojekt für ein Hauptprojekt geplanten Vorhabens war die Voraussetzung für die Verwirklichung des Konzeptes für eine gesamte Gemeinde im Hauptprojekt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Vorbereitung: Information, Anträge, Beispielstandorte, Wasserqualität, Bürgerbeteiligung, erste Einwohnerversammlung
2. Bau und Installation: Errichten von Beispielanlagen, um das Verfahren zu demonstrieren, mit dem Ziel der Akzeptanzerhöhung in der Bevölkerung
3. Auswertung: zweite Einwohnerversammlung, Diskussion - breite Akzeptanz wurde erreicht
4. Vorbereitung: Hauptprojekt, Willenserklärungen Bürger/Gemeinde, Klärung Verwertung Fäkalien; Klärung der Genehmigungsfähigkeit, Zusammenstellung Antragsunterlagen; Suche nach einheimi-schen Lieferanten und Betrieben; Klärung Finanzbedarf, Festlegung der Gemeinde zur Installation dieses Systems
5. Abschluss: Abschlussbericht, Projektkontrolle, Endbericht


Ergebnisse und Diskussion

In einem Treffen zum Auftakt des Projektes im Sommer 2008 wurde allen Projektpartnern das Vorhaben vorgestellt, das im Dorf Holzmengen geplant war. Auf Grund eines gleichzeitigen Förderantrags der Gemeinde für eine zentrale Wasser- und Abwasserinvestition wurde das Projekt einvernehmlich in das kleinere Nachbardorf Fofeldea verlegt. Dadurch wurde das Projekt mit Verzögerung fortgesetzt. Die erste. Bürgerversammlung fand im Frühjahr 2009 in Fofeldea statt. Im Ergebnis waren spontan 8 - 10 Bürger (Haushalte) daran interessiert, Modellstandort zu werden. Nach Besichtigung der Standorte konnten in Fofeldea nur drei der zehn für die Installation von TTC, davon einer ergänzt mit PkaGW, ausgewählt werden. Gründe dafür waren veränderte Positionen der Interessenten, baulicher oder sozio-ökonomischer Art. Wiederholt standen Absichten für den Bau einer zentralen Infrastruktur (Wasser, Abwasser), jetzt in Fofeldea, im Raum. Ein weiterer Umzug des Projekts wurde von Projektleitung und -partnern abgelehnt. Das Projekt wurde in den Teil des Dorfes ohne zentrale Investitionsabsichten gelegt.
Die Installation der TTC in den Häusern und der Bau der PkaGW erfolgten in einem konzentrierten Zeitraum Sommer/Herbst 2009. Die Bewohner führten die geplanten und notwendigen Eigenleistungen an zwei Standorten gut, an den zwei weiteren nur erheblich eingeschränkt durch. Um die Funktion zu gewährleisten, wurden die offenen Arbeiten durch regionale Handwerker erledigt. Normale Schwierigkeiten zu Beginn der Benutzung oder im technischen Betrieb wurden überwunden, die Bewohner der Modellstandorte waren zufrieden und wollten das System TTC + PkaGW dauerhaft nutzen. Teilweise wurden die alten Gruben-Latrinen parallel benutzt.
Im Sommer/Herbst 2010 wurden am Tag der offenen Toilette und in der zweiten Bürgerversammlung über das Projekt informiert, Erfahrungen ausgetauscht sowie die Meinungen von Politikern und Bürgern eingeholt. Beinahe alle zur Versammlung Anwesenden, etwa 50 % der Haushalte Fofeldeas, bekundeten Interesse an diesem Sanitärsystem für ihr Grundstück und haben sich eindeutig für die Fortsetzung des Projektes (Hauptprojekt) ausgesprochen. Auch der Bürgermeister vertrat diese Position und brachte seine Hoffnungen in das Projekt zum Ausdruck. Eine ähnliche, sehr positive Position des Landrates unterstützt das Ergebnis insgesamt. Mit den praktischen Erfahrungen und dem Votum der Bürger im Hintergrund erfolgte ein Beschluss im Gemeinderat von Nocrich, in dem TTCs und PkaGWs für Fofeldea als vorrangige und damit auch politische Zielstellung erklärt wurden. Ergänzend dazu wurden die Versorgung mit Trinkwasser und die Nutzung der Stoffströme als Aufgaben definiert.
Mit den zuständigen Behörden bestand und besteht Einigkeit über den Pilotcharakter des Projektes und des Hauptprojektes und dass die Ziele in Fofeldea erreicht werden können. Eine verbindliche schriftliche Stellungnahme der Behörden zum Hauptprojekt konnte nicht erreicht werden, wobei Defizite in der Kommunikation und die komplexe fachliche und rechtliche Fragestellung als Gründe gesehen werden.
Insgesamt muss ein höherer Grad an Verbindlichkeit der Beteiligten erreicht werden - durch eine enge Kooperation mit der Gemeinde, dem Landkreis und den Behörden - und durch eine finanzielle Beteiligung am Hauptprojekt mit rumänischen Anteilen.
Die Akzeptanz moderner Trockentrenntoiletten in der Bevölkerung Fofeldeas und darüber hinaus wurde als wichtigste Grundlage und Ziel dieses Projektes erreicht; die grundlegende fachlich-politische Arbeit wurde geleistet.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Gemeinde und Behörden wurden regelmäßig informiert und eine aktive Zusammenarbeit angeregt. Im Verlaufe des Projekts wurden mit Veröffentlichungen im Ort, in persönlichen Gesprächen und einem breiten Verteiler via Post bzw. E-Mail an Bürger, Räte / Politiker / Behörden in Gemeinde und Kreis sowie Initiativen der Region über das Projekt öffentlich informiert. Bei den Bürgerversammlungen wurden Präsentationen als Informationen zum Projekt und komplexe Zusammenhänge einfach und verständlich dargestellt.
Darüber hinaus ist das Projekt u. a. in den Artikeln der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (Alles fließt - in den Kreislauf zurück, 10.07.2011), in den Deutsch Rumänischen Heften (Insel des Gelingens, 02/2011) und mit Informationstafeln bei verschiedenen Messebeteiligungen präsentiert worden.


Fazit

Das Vorhaben wurde in seiner geplanten Stufe als Vorprojekt erfolgreich realisiert. Die gesetzten Ziele zur modellhaften Einführung von neuartiger Sanitärtechnik zur Verbesserung der Umweltsituation, bezogen auf den Umgang mit Fäkalien- und Grauwasser im Dorf Fofeldea, wurden erreicht. Ein Folgeprojekt wird durch den erheblich größeren Umfang einen hohen umweltrelevanten Effekt haben. Mit den Maßnahmen zur Sicherung lokaler Trinkwasserressourcen und der Wertschöpfung aus anfallenden Stoffströmen werden langfristig Umwelt- und Naturschutz sowie eine nachhaltige Regionalentwicklung befördert.

Übersicht

Fördersumme

117.232,00 €

Förderzeitraum

02.07.2008 - 30.06.2011

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Ressourcenschonung
Umwelttechnik