Projekt 23875/01

Ersatz von allergenen Nickelbeschichtungen durch ein hochwertiges Verzinkungsverfahren

ProjekttrÀger

Metallveredelungswerk Sulz GmbH
Bahnhofstr. 82
72172 Sulz
Telefon: 07454/92577

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In der Möbelindustrie werden vernickelte BeschlĂ€ge, Griffe und Scharniere aufgrund ihres hochwertigen, edelstahlĂ€hnlichen Aussehens sehr geschĂ€tzt. Da Nickel jedoch ein Allergen ist, das die sog. Nickelallergie in Form von roter HautfĂ€rbung, Jucken, BlĂ€schenbildung und NĂ€ssen auslöst, soll die Vernickelung durch eine vertrĂ€glichere OberflĂ€chenbeschichtung ersetzt werden. Aus QualitĂ€ts- und MarketinggrĂŒnden muss dabei ein Ă€hnlich hochwertiges Aussehen erzielt werden.
Das umweltrelevante Entwicklungsziel besteht im Ersatz von allergenen Nickelbeschichtungen, die insbesondere in der Möbelindustrie zu ĂŒber 90% auf Metallteilen angewandet werden, durch eine Beschichtung auf Zinkbasis mit Ă€hnlich hochwertigem Aussehen (Nickel-Look), was bisher durch keine Verzinkung gelingt. Die wirtschaftliche Zielsetzung ist eine deutliche Preisreduzierung der Beschichtung von annĂ€hernd 50% gegenĂŒber dem Vernickeln. Als technisches Ziel soll das Beschichtungssystem eine OberflĂ€chenkorrosion bis zu 500 Stunden bei SalzsprĂŒhtests gemĂ€ĂŸ DIN 50021 in der Salznebelkammer verhindern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer Lösungsansatz besteht darin, die Optik der ZinkoberflĂ€che mittels einer geeigneten, noch zu entwickelnden Passivierung (chrom(VI)-frei) soweit zu verĂ€ndern, dass sie von Nickel nicht zu unterscheiden ist. Konkret soll ein Beschichtungssystem entwickelt werden, das aus einer Zinkschicht mit geeigneter Struktur und einer sehr dicken Passivschicht besteht. Diese muss deutlich dicker sein, als die heute be-kannt erzeugbaren Schichten, um spĂ€ter noch geeignete, dem Nickel optisch sehr Ă€hnliche Farbpigmente aufnehmen zu können. Die dann in Erscheinung tretenden natĂŒrlichen Spektralfarben mĂŒssen durch die VerĂ€nderung der Lichtbrechung mittels eines Topcoats unterdrĂŒckt werden.
Das Vorhaben soll aus einer Laborphase und einer Umsetzungsphase bestehen. In der Laborphase sollen völlig neue Rezepturen fĂŒr Zinkelektrolyte und fĂŒr Passivierungen entwickelt und an kleinen PrĂŒfkörpern getestet werden. In der Umsetzungsphase soll in der Herstellung von Nullserien durch Optimierung des Verfahrens eine hohe Prozesssicherheit erreicht werden, so dass die neue Beschichtung auf Zinkbasis auch im großtechnischen Maßstab mit hohen StĂŒckzahlen reproduzierbar und mit hoher QualitĂ€t durchfĂŒhrbar ist.
Eine Erstbemusterung der neu entwickelten OberflÀche soll durch einen Pilotkunden vorgenommen werden.


Ergebnisse und Diskussion

Das wichtigste Vorhabensergebnis besteht darin, dass eine Beschichtung auf Zinkbasis mit Ă€hnlich hochwertigem Aussehen wie Nickel (Nickel-Look) erreicht wurde. Sehr wichtig ist auch das Fehlen jeglicher irisierender Effekte, wĂ€hrend verzinkte Teile sonst einen grĂŒn-blĂ€ulichen Schimmer zeigen. Damit können Allergien, die durch vernickelte MöbelbeschlĂ€ge ausgelöst werden, in Zukunft vermieden werden. Die Beschichtung besteht aus einer speziellen Verzinkung mit gleichmĂ€ĂŸig kristallinem Schichtaufbau, einer Chrom(VI)-freien Heißdickschichtpassivierung und einer transparenten Versiegelung.

Mit der neuen Beschichtung wird ein Korrosionsschutz von 500 Stunden auf Rotrost erreicht. Damit wurden die Vorhabensziele des Ersatzes von allergenen Nickelbeschichtungen durch ein kostengĂŒnstiges Verfahren mit hohem Korrosionsschutz vollstĂ€ndig erreicht.

Aus technologischer Sicht wurden die fĂŒr eine OberflĂ€che von BeschlĂ€gen maßgeblichen Eigenschaften TemperaturbestĂ€ndigkeit, GriffbestĂ€ndigkeit (ausreichend fĂŒr BeschlĂ€ge, nicht aber fĂŒr TĂŒrklinken aufgrund des sauren Milieus durch Handschweiß), Reibfestigkeit, UV-BestĂ€ndigkeit und Farbresistenz allesamt erreicht.


Öffentlichkeitsarbeit und PrĂ€sentation

Derzeit lĂ€uft eine Bemusterungsphase der neuen OberflĂ€che bei mehreren potenziellen Kunden und Anwendern aus den Bereichen BeschlĂ€ge, Griffe, Scharniere und Verbindungsteile fĂŒr Möbel sowie BeschlĂ€ge (ohne Klinken) fĂŒr Fenster und TĂŒren.

Als nĂ€chste Schritte wird das neue Verfahren mit reproduzierbarer Farbgebung großtechnisch umgesetzt und direkt den Kunden des Metallveredelungswerkes Sulz angeboten. (Direktakquisition). Unter diesen Kunden befinden sich auch MarktfĂŒhrer fĂŒr MöbelbeschlĂ€ge und Verbindungselemente. Zur weiteren Vermarktung werden ab Herbst 2007 die Internetseite des Metallveredelungswerks ergĂ€nzt und Fachartikel bzw. Anzeigen in einschlĂ€gigen Zeitschriften geschaltet.


Fazit

Die Vorhabensziele wurden vollstĂ€ndig erreicht. Die neue hochwertige Verzinkung verbraucht gegenĂŒber dem Vernickeln weniger Energie, ist kostengĂŒnstiger hinsichtlich der Rohstoffbeschaffung und besitzt den wesentlichen Vorteil, dass sie keine Allergien ausgelöst. Die Reduzierung der Quellen fĂŒr die Zinkallergie ist auch von volkswirtschaftlichem Nutzen, wenn zunĂ€chst MöbelbeschlĂ€ge, -griffe und -scharniere und spĂ€ter auch andere WerkstĂŒcke, wie z. B. Schrauben oder Elektroarmaturen, nicht mehr vernickelt zu werden brauchen. Wenn weniger Menschen an Nickelallergie erkranken, wird das einen Beitrag zur Reduzierung der Kosten im Gesundheitswesen leisten.

Im Vorhaben wurde fĂŒr die neue Beschichtung annĂ€hernd Prozesssicherheit erreicht. Diese ist fĂŒr die Serienfertigung insbesondere bei Trommelware noch zu verbessern. Die FĂ€rbung muss unter Produktionsbedingungen vollstĂ€ndig reproduzierbar sein. Denn spĂ€tere Chargen mĂŒssen genau den gleichen Farbton treffen, wie frĂŒhere Chargen, denkt man z. B. an den teilweisen Ersatz oder Austausch von MöbelbeschlĂ€gen.

Das neue Verfahren kann als eine strategische OberflÀche betrachtet werden, die nicht nur von unseren Kunden stark nachgefragt werden wird, sondern die auch von den Anbietern von MöbelbeschlÀgen und verbindern als gesundheitsfreundlich und umweltschonend vermarktet werden kann.

Übersicht

Fördersumme

77.811,00 €

Förderzeitraum

20.03.2006 - 20.06.2007

Bundesland

Baden-WĂŒrttemberg

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik