Projekt 23813/01

Einfache dezentrale Abwasserreinigung über Strohgroßballen mit landwirtschaftlicher Verwertung der Reststoffe im Hinblick auf die Anwendung in osteuropäischen EU-Beitrittsländern

Projektträger

iaks GmbH
Hindelanger Str. 35
87527 Sonthofen
Telefon: 08321-78085-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die dezentrale Abwasserentsorgung kleinerer Ortschaften oder von Einzelanwesen stellt in Deutschland inzwischen eine dynamische, wirtschaftlich und technisch akzeptierte Verfahrensweise dar. Diese Art der Abwasserentsorgung muss für Länder, die über weniger technische und infrastrukturelle Ressourcen verfügen, in lokal angepasster Form implementiert werden - ohne dass hierbei das Hauptziel, nämlich eine deutliche Verbesserung der abwassertechnischen Situation, aus den Augen verloren wird. Eine Verknüpfung mit Nutzungsformen innerhalb der Landwirtschaft ist zudem wünschenswert, weil - insbesondere in den Beitrittsländern der EU - weite Bereich ausgesprochen landwirtschaftlich geprägt sind.
Vorgesehen war die Konzeption eines Verfahrens, bei dem mechanisch vorgereinigtes Abwasser, ähnlich einer Tropfkörpertechnik, über Großstrohballen (Rundballen) flächig verrieselt und im Naturluftzug belüftet wird. Es wurde davon ausgegangen, dass die spezifische Struktur der Strohballen eine Ansiedlung kohlenstoffabbauender Mikroorganismen und damit einen biologischen Abbau der Substrate im Abwasser nachhaltig unterstützt. Bedingt durch die Struktur des Biofilms wurden auch nitrifizierende und denitrifizierende Vorgänge vermutet.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Projektvorbereitung
2. Aufbau der Anlagentechnik und der Steuerung
3. Stilllegen der bisher betriebenen Belebungsanlage und Nutzen als Vorreinigung und Anbindung der häuslichen Entwässerung des Anwesens
4. Inbetriebnahme und Betrieb
5. Beprobung der Abwässer gemäß Untersuchungsplan
6. Untersuchungen zur Dimensionierung und unterschiedlichen Strohmaterialien
7. Untersuchung zur Standzeit und zum Ausbringverhalten
8. Abschlußbericht


Ergebnisse und Diskussion

Projektvorbereitung

Ausgesucht für den Bau der Testanlage wurde das Anwesen der Firma Amann in Wahlberg bei Nattheim/Landkreis Heidenheim (Schwäbische Alb, Standort etwa auf 650 m ü. NN). Die vorhandene Kleinkläranlage hielt die Ablaufwerte vor Projektbeginn nicht ein. Das Objekt war technisch geeignet, weil die auf dem Grundstück vorhandene Belebtschlammanlage als Vorreinigung genutzt werden konnte.

Aufbau der Anlagentechnik

Der Aufbau der Anlage erfolgte im August 2005 entsprechend der Planungen. Es zeigte sich, dass der Strohballen nahezu keine Retentionskapazität aufweist. Auffällig war von vorne herein eine deutliche Braunfärbung. Die ersten Stichproben zeigten, dass der Ablauf der Vorklärung etwa 700 mg/l CSB auf-wies und etwa 400 mg BSB5 (= Zulauf Strohballen) mit fäkalem bis dumpfem Geruch und intensiver Braunfärbung. Der Ablauf der Strohballen war immer noch braun gefärbt, allerdings fehlte der fäkale Geruch. Stichprobenanalysen zeigten, dass die Ablaufwerte nicht wesentlich reduziert werden konnten. Die entsorgten Ballen zeigten eine klare Struktur. In der Mitte ein durchweichter Kern mit bräunlicher Färbung und außen ein nahezu unbehelligter, etwa 20 cm breiter Rand. Es gab keinen unangenehmen Geruch, im Randbereich zeigte sich eine Besiedlung mit höheren Tieren (Schwebefliegen, Kleinmilben etc ohne näheren Nachweis).

Atypische Belastung

Bedingt durch Baumaßnahmen am Jauchebehälter unter der Festmistplatte waren Undichtigkeiten aufgetreten. Sickerwasser war aus dem Festmist in die Kläranlage eingedrungen. Weitere Untersuchungen ergaben, dass seit geraumer Zeit Sickerwasser aus der Dunglege in die Kleinkläranlage eingedrungen war. Nach Dichtung der Dunglege und Optimierung der Zulaufleitung als Eigenleistung des Betreibers wurde am 2. Juni 2006 die Versuchsanlage mit vier neuen Strohballen angefahren. Obwohl der Zulauf danach häuslichem Abwasser mit gräulicher Farbe und fäkalem Geruch glich, zeigten die Ablaufwerte erneut die Braunfärbung. Die Beprobung des Ablaufs ergab nur eine geringe Abbaukapazität innerhalb der Strohballen, die Ablaufwerte waren nicht zufrieden stellend. Im August zeigte sich wiederum die mangelnde Standfestigkeit der Strohballen. Die Ballen sanken durch ihr Eigengewicht zusammen. Eine gerichtete Durchströmung war nicht mehr gegeben. Daraufhin wurde der Versuch bzw. das Projekt abgebrochen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Aufgrund des erforderlich gewordenen Projektabbruchs sind keine gesonderten Veröffentlichungen und Präsentationen durchgeführt worden. Die Aufstellung der Versuchsanlage war in einem Gebiet, das häufig von Wanderern begangen wird. Da die Anlage sichtbar war, wurden an zwei Stellen Informationsplakate ausgehängt. Bei einer politischen Diskussion des CDU-Ortsverbandes Ulm mit der Landesministerin für Umwelt Baden-Württemberg Tanja Gönner wurde unter anderem auch dieses Projekt als besondere Innovation vorgestellt.


Fazit

Das Ziel der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur dezentralen Abwasserreinigung über Strohgroßballen mit landwirtschaftlicher Verwertung der Reststoffe konnte nicht erreicht werden. Eine Übertragung des Verfahrens in Länder Mittel- und Osteuropas ist nicht möglich. Trotz längerer Inbetriebnah-me /Einarbeitungszeit der Strohballen stellte sich keine nennenswerte Reinigungsleistung bzw. Reduzierung der Ablaufwerte ein. Vermutlich bildeten sich in den Ballen schwer abbaubare Huminsäuren, die im Durchlauf durch die Anlage hohe CSB-Konzentrationen erzeugten. Eine dauerhafte mikrobiologische Aufwuchsfläche für die Abwasserreinigung entsteht auf dem Stroh nicht.

Übersicht

Fördersumme

19.693,00 €

Förderzeitraum

23.08.2005 - 23.03.2006

Internet

www. iaks.de

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Ressourcenschonung
Umwelttechnik