Projekt 23740/01

Ökokonto im Wald als zielgenaues Instrument des Naturschutzes – Exemplarische Umsetzung im Staats-, Körperschafts- und Privatwald Hessens

Projektträger

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. Landesverband Hessen e. V.
Geleitsstr. 14
60599 Frankfurt
Telefon: 069/677376-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Aus den Vorgaben zur Eingriffsregelung in den §§ 18 und 19 BNatSchG heraus ergibt sich ein zwingender Bedarf die Eingriffswirkungen von Vorhaben durch Kompensationsmaßnahmen auszugleichen. Aufgrund ständig wachsender Konflikte bezüglich der Flächenverfügbarkeit gestaltet sich die praktische Umsetzung dieser Vorgaben zunehmend schwierig. Insbesondere die oft vorgetragene Doppelbelastung landwirtschaftlich genutzter Flächen durch einerseits die Eingriffsvorhaben und andererseits die dazu notwendigen Kompensationsmaßnahmen hat dazu geführt, dass die naturschutzrechtliche Kompensation vermehrt in den Wald verlagert werden soll. Aufgrund ihres Potenzials, Win-Win-Situationen für Planungsträger, Forstwirtschaft und Naturschutz zu generieren, finden hierbei zunehmend vorgezogene Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen statt, die in so genannten Ökokonten gebucht werden. Die entsprechenden Verfahren befinden sich allerdings in vielen Bundesländern noch in der Erprobung oder im Umbruch. Am Beispiel Hessens - hier wurde im Jahr 2005 die bisher gültige Ausgleichsabgabenverordnung durch die Kompensationsverordnung ersetzt - sollen exemplarisch Defizite der Umsetzungspraxis analysiert und in einem auf Partizipation aller Akteure aufbauenden Projekt Konsens orientiert neue Lösungen erarbeitet werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMit dem Projekt wurde das Ziel verfolgt einen Beitrag zur Klärung verschiedener offener Fragen rund um das Ökokonto im Wald zu leisten. In drei Modulen wurde folgenden Fragestellungen nachgegangen:
Modul A - Anerkennung und Bewertung
Da die Abgrenzung naturschutzfachlicher Basisleistungen der Forstwirtschaft bzw. nach verschiedenen Rechtsquellen (z. B. FFH-Richtlinie, artenschutzrechtliche Bestimmungen) geforderter Leistungen von zu honorierenden, freiwilligen Zusatzleistungen Überschneidungen aufweist, wurde gemeinsam mit allen Akteuren der Frage nachgegangen, welche Maßnahmen über diese naturschutzfachlichen Basisleistungen hinausgehen und darüber hinaus die formalen Anforderungen an Ökokonto-Maßnahmen erfüllen. Darüber hinaus war die aktuelle Bewertungspraxis Gegenstand der Diskussionen.
Modul B - Flächen- und Maßnahmenwahl
Da sich bezüglich der Planung von Ökokonto-Maßnahmen im Wald noch keine naturschutzfachlichen Qualitätsstandards herausgebildet haben und häufig ökonomischen Kriterien Vorrang gewährt wird, wurde im Rahmen des Moduls B der Frage nachgegangen, welche Verfahren eine naturschutzfachlich abgesicherte und effiziente Auswahl geeigneter Ökokonto-Flächen und -Maßnahmen ermöglichen.
Modul C - Sicherung und Erfolgskontrolle
Im Rahmen des Moduls C stand zur Diskussion, welche Instrumente zur Sicherung der durch Ökokonto-Maßnahmen erzielten Aufwertungen geeignet sind und welche Verfahren für die Erfolgskontrolle Anwendung finden sollen.
Die Projektarbeit gliederte sich in einen theoretischen und in einen praktischen Teil. Der Theorieteil umfasste Literaturrecherchen und Umfragen unter den hessischen Unteren Naturschutzbehörden und unter den für Naturschutz zuständigen Ministerien der Länder. Ziel des Projektes war es konsensorientiert Lösungen zu erarbeiten, um die Partizipation der verschiedenen Akteure zu unterstützen wurden sechs Workshops zu den verschiedenen offenen Fragen veranstaltet.
Im Praxisteil wurden Maßnahmen konzipiert und die Umsetzung unterschiedlicher Ökokonto-Maßnahmen im Wald dokumentiert. Dies geschah in Kooperation mit folgenden Projektpartnern: Landesbetrieb Hessen-Forst, Landeshauptstadt Wiesbaden, Stadt Bad Homburg vor der Höhe, Stadt Rüsselsheim und Gemeinde Nauheim. Auf den Maßnahmen-Flächen wurden darüber hinaus verschiedene Monitoringverfahren zur Erfolgskontrolle erprobt.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen der Projektkooperationen mit der Stadt Wiesbaden, der Gemeinde Nauheim und Hessen-Forst wurden 14 Ökokonto-Maßnahmen dokumentiert. Dabei handelt es sich um Nutzungsverzichte, Bestandsumbauten (überwiegend auf Sonderstandorten), eine Fließgewässerrenaturierung und eine Wiederherstellung und Erhaltung eines Mittelwaldes. Für den Bad Homburger Stadtwald wurde ein 75 ha umfassendes Ökokonto-Konzept erstellt.
Die Ergebnisse der drei Projektmodule lauten:
Modul A - Anerkennung und Bewertung
Ergebnis des Moduls A ist Katalog von naturschutzrechtlich und naturschutzfachlich abgesicherten Maßnahmen, die sich für Ökokonten im Wald eignen. Darüber hinaus wurden einige der bisher anerkennungsfähigen Maßnahmentypen als ungeeignet erkannt. Weiterhin wurden Empfehlungen für die Bewertung von Ökokonto-Maßnahmen im Wald erarbeitet.
Modul B - Flächen- und Maßnahmenwahl
Als Beitrag zur Konfliktminimierung bei der Planung von Ökokontomaßnahmen im Wald wurde aufbauend auf dem Maßnahmenkatalog eine Entscheidungshilfe zur Flächen- und Maßnahmenwahl erarbeitet, in der Empfehlungen für Qualitätsstandards der verschiedenen Maßnahmentypen gegeben werden. Die Entscheidungshilfe wurde bei der Erarbeitung eines Ökokonto-Konzeptes für den Bad Homburger Stadtwald erprobt.
Modul C - Sicherung und Monitoring
Bestehende Unklarheiten zur rechtlichen Sicherung wurden ausgeräumt und Empfehlungen für eine vollzugsfähige Praxis für die Naturschutzbehörden wurden erarbeitet. Gemeinsam mit den Akteuren wurde bestimmt, welche Parameter im Rahmen der Funktionssicherung und Erfolgskontrolle verschiedener Kompensationsmaßnahmen zu berücksichtigen sind.

Modulthemenübergreifend wurden auf Grundlage der Länderumfrage sowie der Workshops Empfehlungen bezüglich der Ökokonto-Regelungen der Länder formuliert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektwebsite (www.oekokonto-im-wald.de) stellt den zentralen Baustein der Öffentlichkeitsarbeit des Projektes dar. Sie wurde allein im Jahr 2010 von über 17.000 Besuchern aufgerufen.
Neben der virtuellen Präsentation wurden die (Zwischen-) Ergebnisse bei folgenden Veranstaltungen vorgestellt:
o 23.10.2007 -Fachtagung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) zur Kompensation im Wald in Bonn
o 24.11.2008 - Veranstaltung Kompensationsmaßnahmen im Wald der Hessischen Vereinigung für Naturschutz und Landschaftspflege (HVNL) in Frankfurt am Main
o Herbst 2009 - Zwei Veranstaltungen der Naturschutz-Akademie Hessen (NAH) zur Kompensation und zum Ökokonto im Wald in Wetzlar
o 12.05.2010 - Abschlussseminar in Kooperation mit der Naturschutz-Akademie Hessen in Frankfurt am Main


Fazit

Wie sich im Rahmen der Projektworkshops zeigte, bestand ein sehr großer Bedarf des Austausches zwischen den Akteuren. Das Projekt konnte dazu einen Beitrag leisten. Die Projektergebnisse können einen Beitrag zur Konfliktminimierung bei der Planung, Umsetzung und Erfolgskontrolle von Ökokonto-Maßnahmen und Kompensationsmaßnahmen im Wald leisten.

Übersicht

Fördersumme

365.090,00 €

Förderzeitraum

01.03.2006 - 31.03.2011

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz