Projekt 23555/01

Integration vergleichender Nachhaltigkeitskennwerte von Baumaterialen nach Bauteilschichten in einen Baustoffatlas der DETAIL Altlantenserie

Projektträger

Technische Universität DarmstadtFB Architektur- Entwerfen undEnergieeffizientes Bauen
El-Lissitzky-Str. 1
64287 Darmstadt
Telefon: 06151/162046

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Kaum eine Publikation bereitet das Thema Nachhaltigkeit von Baumaterialien in einer für Architekten und Ingenieure angemessene Art auf. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes soll daher ein Planungsinstrument erarbeitet werden, das zum einen alle notwendigen Materialkennwerte in komprimierter Art und Weise zur Verfügung stellt, auf der anderen Seite aber über die notwendige Flexibilität verfügt, um schnell Alternativen zu überprüfen und somit Planungs- und Entwurfsprozesse des Architekten zu unter-stützen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Vorgehensweise zur Bestimmung von Nachhaltigkeitskennwerten ist in DIN ISO 14042 (LCA- impact assessment) beschrieben. Zusätzlich sollen die Dauerhaftigkeit der Baumaterialien sowie deren Recyc-lingfähigkeit qualifiziert bzw. quantifiziert werden. Somit soll dem Benutzer dieses Buches ein umfassender Datensatz über den Lebenszyklus des Baumaterials zur Verfügung gestellt werden.
Die Bereitstellung der Daten für Architekten und Ingenieure erfolgt auf drei Ebenen. Zunächst werden Baumaterialien in ihren spezifischen Eigenschaften beschrieben. Darauf aufbauend erfolgt der Vergleich technisch und ökonomisch gleichwertig erscheinender Materialien in Anwendungszusammenhängen, z. B. Dämmstoffe, Dichtungsbahnen oder Beschichtungsstoffe. Planende verwenden diese Materialien häufig, ohne Planungsentscheidungen auf Ihre Nachhaltigkeit hin überprüfen zu können. Im dritten Schritt werden zu Bauelementen aggregierte Materialien verglichen, die in Zusammenhang mit architektoni-schen Gestaltungsentscheidungen stehen, wie z. B. Fassadenmaterialien, Dachdeckungen oder Fußbodenbeläge.
Um die Arbeit von Architekten und Ingenieuren zu erleichtern, wird in der Aufbereitung der Daten auf eine gestaffelt organisierte Beschäftigungstiefe Wert gelegt. Dies bedeutet, zum einen den schnellen Überblick über die Gesamtmaterie geben zu können, zum anderen bei einer konkretisierten Materialauswahl vertiefende Analyseparameter bereitzustellen.
Die Errechnung der Kennwerte für die Baustoffe und Bauteilschichten erfolgt mit zwei anerkannten LCA-Softwaretools. Diese beiden Programme verfolgen dabei jeweils unterschiedliche Strategien zur Generierung der Nachhaltigkeitsdaten. Im Rahmen des Vorhabens wird ein Abgleich zwischen den Ergebnissen und damit eine Aussage darüber möglich werden, welche Genauigkeiten und welche Potenziale zurzeit in der LCA- Bilanzierung liegen und an welcher Stelle noch weiterer Forschungsbedarf besteht.


Ergebnisse und Diskussion

Mit dem Projekt entstehen praktisch und wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse in den Bereichen Bauwesen, Bauingenieurwesen, Architektur und Umweltplanung. Nachhaltigkeitserwägungen und entsprechende Kennwerte werden mit dem Mittel des Materialatlas zum ersten Mal einem größeren Fachpublikum in einem unmittelbaren Verwertungszusammenhang nahe gebracht, nämlich im Prozess der vergleichenden, produktneutralen Bewertung von Baustoffen und der damit unmittelbar verknüpften Auswahlentscheidung. Dies geschah zum einen in Buchform, zum anderen über ein damit verknüpftes Symposium.
Da mit dem Materialatlas zugleich ein Grundlagenwerk der Baustoffkunde auch Studierenden zur Verfügung gestellt wird, ist eine hohe Wirksamkeit für die Ausbildung von Architekten und Bauingenieuren zu erwarten. Hier soll die Nachhaltigkeitsbewertung von Baustoffen ein neues Denken über den Einsatz von Baumaterialien in Gang setzen.
Über den vergleichenden Einsatz verschiedener Datensätze und Softwaretools soll darüber hinaus eine fachliche Diskussion in Gang gesetzt werden. Diese soll zu einer kritischen Bewertung der unterschiedlichen und konkurrierenden Bilanzierungsverfahren beitragen mit dem Ziel, mittelfristig Zugriff zu objektivierten und harmonisierten Nachhaltigkeitsdaten zu erhalten. Diese ist mittlerweile auch von der deutschen Bundesregierung angedacht, so dass das Projekt in allen seinen Punkten als Erfolg gewertet wer-den kann.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Mit einer Erstauflage von 11.000 Exemplaren (6.000 Stück Paperback, 5.000 Stück Hardcover) wird bereits zum Erscheinen des Baustoffatlas eine große Öffentlichkeit erreicht, der auch durch den hohen Bekanntheitsgrad und die Akzeptanz dieser Buchserie sichergestellt sein dürfte. Erste Verkaufszahlen belegen dies.
Weiterhin plant der Verlag kurzfristig Veröffentlichungen in weiteren Sprachen, zunächst in Englisch, Spanisch und Italienisch. Mittelfristig sind Lizenzveröffentlichungen in weiteren Sprachen (z. B. Chinesisch) vorgesehen.
Zu der Veröffentlichung des Buches hat die Technische Universität Darmstadt sowie die Edition Detail ein halbtägiges Symposium mit namhaften Rednern durchgeführt. Es wurde von mehr als 200 Personen besucht. Die Unterstützung der Veranstaltung durch die Architektenkammer Hessen, die es ermöglicht hat, Fortbildungspunkte für Architekten zu vergeben, hat dabei zu einem hohen Anteil von praktizierenden Architekten geführt. Leider war es im Rahmen der Veranstaltung, aufgrund der hohen Inputs für die Besucher sowie die geringe zur Verfügung stehende Zeit, nicht in ausreichendem Maße möglich eine Diskussion anzuregen. Dies möchte das Fachgebiet nun durch Veröffentlichungen in Fachzeitschriften nachholen.


Fazit

Die Integration der allgemeinen Nachhaltigkeitsbetrachtungen und konkreter Nachhaltigkeitskennwerte in eine Gesamtbetrachtung von Baustoffen und Bauteilen ist neuartig. Sie soll dazu dienen, die Akzeptanz dieser Betrachtungsebene und das Bewusstsein um ihre Notwendigkeit zu schärfen. Indem die Nachhaltigkeitskennwerte eingebettet sind in eine allgemeine, anwendungsorientierte Betrachtung der Baustoffe, vermittelt die gleichwertige Darstellung architektonischer, technischer, bauphysikalischer und ökologischer Aspekte und Kennwerte, wie wesentlich die Betrachtung der Nachhaltigkeitskriterien das Planen und Bauen in Zukunft beeinflussen wird. Die Anfänge des Diskurses hat das Fachgebiet mit Freude auf-genommen und soweit es ging selbst begleitet.
Die seitens des Fachgebiets Entwerfen und Energieeffizientes Bauen in das Projekt gesetzten Erwartungen sind in vollem Umfang erfüllt und teilweise übertroffen worden

Übersicht

Fördersumme

47.896,00 €

Förderzeitraum

29.03.2005 - 31.05.2005

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik