Projekt 23400/01

Ökologische Hafensanierung am Dümmer

Projektträger

SVH Seglervereinigung Hüde e. V.
Dörpel Nr. 9
49406 Eydelstedt
Telefon: 05442/2866

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Vereinshafen für Segelboote wurde in den 60er Jahren unter den damals üblichen Bedingungen (Stahlspundwände) in den Schilfgürtel des Dümmer gebaut, und zwar unmittelbar angrenzend an ein Naturschutzgebiet. Aufgrund der fortschreitenden Eutrophierung ist der Schilfgürtel inzwischen verschwunden. Durch die rechteckige Form fügt sich der Hafen wenig in den Naturraum ein, das angrenzende Naturschutzgebiet wird durch die Aktivitäten im Hafen beeinträchtigt.
Der Hafen soll nun saniert werden mit dem Ziel, eine ökologische Verbesserung der Situation zu erreichen, eine Pufferzone zum angrenzenden Naturschutzgebiet zu bilden, einen Teil des ursprünglichen Schilfgürtels wieder herzustellen und eine bessere Einbindung in den sensiblen Naturraum zu erreichen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer neue Hafen wird unter Anwendung klassischer wasserbaulicher Methoden (Stein- und Sandschüttung) als ein sich organisch in die Umgebung einfügender Nutzungsraum gestaltet, und zwar insbesondere durch weitestgehenden Verzicht auf Spundwände und unter Verwendung von sanften, naturnahen Formen und Böschungen. Sämtliche wasserseitigen Böschungen werden mit autochthonen Schilfarten bepflanzt, zusätzlich wird ein 200m langer Schilfgürtel mit Wellenbrecher entlang der Deichlinie gestaltet. Durch die Formgebung des Hafens mit mehreren Inseln, kleinen Wasserläufen, sanft ansteigenden Böschungskanten einerseits und die gezielte Bepflanzung der Böschungen und übrigen Oberflächen andererseits wird ein Naturraum geschaffen, der zu einer ökologischen Aufwertung der Gesamtsituation führt und einen sanften Übergang zum angrenzenden Naturschutzgebiet ermöglicht. Zusätzlich wird erwartet, dass die bisher regelmäßig einsetzende Verschlammung des Hafens durch Strömungs-Toträume aufgrund der gezielten Vermeidung dieser strömungsarmen Zonen deutlich verlangsamt wird. Die Umsetzung des Projektes erfolgt in zwei Phasen: Im Herbst und Winter 2005 werden die Erd- und Wasserbauarbeiten sowie der Steg- und Brückenbau durchgeführt, im Frühjahr und Sommer 2006 die Pflanzarbeiten im Hafen und an der Deichlinie.


Ergebnisse und Diskussion

Bereits vor und während der Bauphase wurden an verschiedenen Entwässerungsgräben am Rand des Dümmers und im Bereich der Baugrube Rhizome von Schilf und Röhrichtpflanzen gesammelt und vorsichtig durch Teilung vorhandener Pflanzen gewonnen. Dieses Pflanzenmaterial wurde insbesondere zur Begrünung der im Hafenbecken befindlichen Steinschüttung verwendet und durch hinzu gekaufte heimische Arten ergänzt. Im Frühjahr und Sommer 2006 haben sich diese Pflanzungen sehr gut etabliert. An der Nordseite des Hafens entwickelt sich in einem durch Steinschüttungen geschützten Bereich derzeit eine typische Spontanvegetation, die an wechselnde Wasserstände angepasst ist. Die zunächst geplante Bepflanzung eines 200 m langen Gürtels an der Nordseite parallel zum Deich wurde in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde zunächst zurückgestellt, da bisher noch nicht geklärt werden konnte, wie und wo autochtones Pflanzenmaterial für diesen Bereich gewonnen werden kann. Interessanterweise kann jedoch schon jetzt beobachtet werden, dass sich die wenigen noch vorhandenen Schilfbestände entlang des Deiches an der Nordseite, die innerhalb der gesetzten Eichenpfahlreihe wachsen und somit brandungsgeschützt sind, gut erholt haben und sich weiter ausbreiten. Am 01. Dezember 2006 fand dazu ein Kolloquium im neuen Hafen der SVH statt, an dem Vertreter der Naturschutzbehörden und Naturschutzverbände teilnahmen. Dabei wurden insbesondere die Bepflanzung und die oben beschriebenen Beo-bachtungen begutachtet und erörtert. Das Kolloquium soll in jährlichen Abständen fortgesetzt werden, um die Entwicklung des Pflanzenbestandes weiter zu beobachten und weitere Maßnahmen zu besprechen. Noch während der Bauphase und im gesamten Sommer 2006 wurden im Hafenbecken des öfteren größere und kleinere Fische beobachtet, die sich bevorzugt im Bereich der Steinschüttungen und neu gesetzten Wasserpflanzen aufhielten. Im Herbst 2006 und Winter 2006/2007 wurden größere Fischschwärme im Hafenbecken gesichtet, insbesondere nach Abschluss der Segelsaison, nachdem alle Schiffe aus dem Hafen entfernt wurden. Während des gesamten Winters 2006/2007 wurde der Hafen von mehreren Tausend Möwen bevölkert, die den ganzen Tag damit beschäftigt waren, im Hafenbecken zu fischen. Offensichtlich hatten Fische im Sommer die Steinschüttungen innerhalb des Hafens als Laichplatz entdeckt und für eine erhebliche Ausweitung des Fischbestandes im Hafenbereich gesorgt, was wiederum durchziehende Möwenbestände im Winter angelockt hat. Auch diese Beobachtung wurde von den Teilnehmern des Kolloquiums positiv bewertet. Die vielen Inseln und kleinen Buchten im neuen Hafen dienten im gesamten Winter auch als Rastplatz für verschiedene durchziehende Wasservögel. Die in der Saison 2006/2007 durchgeführten Regatten mit internationaler Beteiligung konnten diesmal ohne die früher regelmäßig zu beklagende Beeinträchtigung des angrenzenden Naturschutzgebietes durchgeführt werden, weil durch den neuen Hafen eine ausgedehnte Pufferzone zwischen dem genutzten und dem nicht genutzten Bereich mit Übergang zum Naturschutzgebiet geschaffen wurde. Der Regattabetrieb konzentriert sich damit auf die Südseite des Hafens und ist räumlich durch die Architektur des Hafens und die Bepflanzung vollkommen getrennt vom sensibleren Nordteil.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Am 22.10.2005 erfolgt der Erste Spatenstich durch Prominente Vertreter des öffentlichen Lebens unter Beteiligung der Öffentlichkeit und der Presse, im Frühling/Sommer 2006 ist die feierliche Eröffnung geplant, Im Sommer 2007 ein abschließendes Fachkolloquium mit einer ersten Bewertung des Vorhabens. Die gesamte Bauphase ist in über 1.000 Photos von Mitgliedern der SVH dokumentiert worden. Auf der Website der Seglervereinigung Hüde ist unter www.svh-duemmer.de eine ausführliche Projektbeschreibung der ökologischen Hafensanierung hinterlegt sowie die gesamte Photodokumentation, sortiert nach unterschiedlichen Bauabschnitten. Zusätzlich fand eine intensive Pressearbeit statt, die das Projekt in allen Phasen der Entstehung immer wieder durch zahlreiche Zeitungsartikel in der regionalen und überregionalen Presse bekannt machte.


Fazit

Mit der erfolgreichen Durchführung des Projektes konnte unter Beweis gestellt werden, dass die Sanierung eines Sportboothafens unter ökologischen Gesichtspunkten in einem sensiblen Naturraum möglich ist. Eine Aufwertung der ökologischen Situation konnte nicht nur rechnerisch im Rahmen des Antragverfahrens nachgewiesen werden, sondern bereits im ersten Jahr nach der Fertigstellung durch Beobachtung der Flora und Fauna im Hafenbecken und dem angrenzenden Naturschutzgebiet. Pflanzen und Tiere haben das neue Gelände sehr schnell angenommen und als Brut- und Raststätte benutzt. Durch die Verwendung von bepflanzten Steinschüttungen statt Stahlspundwänden konnte zusätzlicher Lebensraum für Fische und andere Wasserlebewesen geschaffen werden.
Gleichzeitig konnte die Eignung dieses Hafenkonzeptes für die Durchführung internationaler Regatten unter weitestgehender Schonung der natürlichen Umgebung unter Beweis gestellt werden. Die im Projektantrag beschriebenen Ziele des Vorhabens können somit als vollständig erfüllt betrachtet werden.

Übersicht

Fördersumme

124.000,00 €

Förderzeitraum

01.10.2005 - 30.09.2007

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik