Projekt 23208/01

Sanierung einer umweltgeschädigten bedeutsamen Kreuzwegstation aus Sandstein als modellhafte Aktion von Bürgerengagement

Projektträger

Dr. Andreas Bergrath
97076 Würzburg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Verfasser möchte sich entsprechend dem Leitgedanken der Agenda 21 global denken - lokal handeln in Würzburg vor Ort im gesellschaftspolitischen Kontext engagieren und die Denkmalpflege als kulturellen Umweltschutz entwickeln. Dabei stellte sich der Verfasser die Frage, ob nicht im Informations-zeitalter ein Bürger (hier: der Verfasser), der sich sehr gut mit den Neuen Technologien auskennt und der sehr schnell relevante Informationen im Internet und in Datenbanken finden kann, einem anderen Bürger (hier: einem Rentnerehepaar im sehr hohen Alter und mit begrenzten finanziellen Mitteln und keinem Zugang zu den Neuen Medien) zu Hilfe kommen kann, um ein sehr komplexes Problem wie beispielsweise die Restaurierung der 4. Kreuzwegstation in 97204 Höchberg zu lösen (Initiative im Sinne von Hilfe zur Selbsthilfe). Die Aufgabe des engagierten Bürgers sollte es sein, in der Art eines Informations-Brokers, ein sehr effizientes Informations- und Teilnehmernetzwerk aufzubauen, um die Restaurierung eines Kulturdenkmals zu initiieren, zu koordinieren und zu finanzieren. Die Frage ist, ob dieser innovativ gewählte Ansatz (Innovation) nicht auch für die Restaurierung anderer bedrohter Denkmäler in Deutsch-land angewendet werden kann (Modellcharakter) - zeitnah und unter marktwirtschaftlichen Konditionen sowie unter Ausnutzung von Umweltentlastungspotentialen (Umweltentlastung). Der Verfasser vertritt die Auffassung, dass dieser neue Ansatz eine Weiterentwicklung in der Denkmalpflege darstellt, als dass der engagierte Bürger Aufgaben übernehmen kann, die er noch vor wenigen Jahren nie hätte übernehmen können: früher benötigten Experten lange Jahre des Lernens und der beruflichen Praxis, um sich das Fachwissen auf dem Gebiet der Denkmalpflege anzueignen. Heutzutage ist es dem engagierten Bürger möglich innerhalb eines überschaubaren Zeitrahmens sehr tief in das Thema Denkmalpflege einzusteigen - was nicht bedeuten soll, dass auf den Rat von Experten verzichtet werden könnte. Keinesfalls, der Bürger kann heutzutage sehr schnell kompetente Ansprechpartner mittels der neuen Informationstechnologien zu sehr geringen Kosten ausfindig machen und mit ihnen in Kontakt treten. Zudem hat das Internet dem Bürger erst die Möglichkeit eröffnet sich einen Eindruck vom Umfang und der Komplexität der Denkmalpflege zu machen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem ersten Schritt ging es darum, die 4. Kreuzwegstation in ihrer Bedeutung als historisches Zeugnis zu erkennen. Hierzu war eine massive und sehr umfangreiche Archivalienauswertung erforderlich. Diese Arbeit ließ sich jedoch bequem mittels des Internets von zu Hause aus und zu jeder beliebigen Tageszeit durchführen. Das Ergebnis dieser Archivalienauswertung ist beeindruckend, denn es stellte sich heraus, dass die 4. Kreuzwegstation die einzige noch im Original erhaltene Kreuzwegstation der Sieben Fälle Christi ist, Michael Kern, der bedeutendste Würzburger Bildhauer zu Beginn des 17. Jahrhunderts, die-se 4. Station geschlagen hat, Michael Kern sich wahrscheinlich in der Art eines Selbstbildnisses in dem Relief verewigt hat, die Sieben Fälle Christi 24 % des gesamten kulturellen Erbes der Marktgemein-de Höchberg darstellen. In einem zweiten Schritt galt es den Begriff Denkmalschutz, also die rechtlichen Vorschriften des Bayerischen Gesetzes zum Schutz und zur Pflege der Denkmäler, zu eruieren. In einem dritten Schritt war es die Aufgabe des Verfassers einen fachlich qualifizierten Restaurator zu finden, der aufgrund seiner langjährigen beruflichen Praxis die 4. Kreuzwegstation wird fachgerecht restaurieren können.


Ergebnisse und Diskussion

Die Restaurierung der 4. Kreuzwegstation konnte innerhalb der Projektlaufzeit von 20 Monaten zu den ursprünglich kalkulierten Kosten durchgeführt werden. Diese Station konnte somit für kommende Generationen vor dem Verfall gerettet werden. Während der Restaurierungsarbeiten zeigte sich jedoch, dass der sog. saure Regen den weichen Sandstein viel stärker in Mitleidenschaft gezogen hatte, als ursprünglich gedacht.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Der Markt Höchberg, als auch der Verschönerungsverein Höchberg e. V., haben aufgrund der Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung sofort die Bedeutung dieses Kunstwerkes erkannt. Dies kommt nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, dass Herr Bürgermeister Peter Stichler schon im Anschluss an das erste Gespräch mit Herrn Dr. Bergrath die Restaurierung zur Chefsache erklärte. Der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann beauftragt den Bau- und Kunstreferenten der Diözese Würzburg, Herrn Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen, sich dieses bürgerschaftlichen Engagements mittels eines Artikels Zum Kreuz anzunehmen.
Mainpost (Zeitung), Samstag, 17. April 2004 - Nr. 89, WÜS - Seite C 9 (Auflagenhöhe: 100.000)
Titel: Sieben Fälle Christi angeschlagen; Mainpost (Zeitung), Montag, 30. Mai 2005 - Nr. 121, WÜS - Seite C 10 (Auflagenhöhe: 100.000); Titel: Besonderheit im Frankenland - Die vierte Kreuzwegstation müsste dringend saniert werden; Mainpost (Zeitung), Donnerstag, 9. Juni 2005 - Nr. 130, WÜS - Seite C 11 (Auflagenhöhe: 100.000); Titel: Zeugnis der Volksfrömmigkeit - Kreisheimatpfleger Hans Schmelz liegt der Kreuzweg nach Höchberg am Herzen.
02.04.2006: Vortag von Herrn Dr. Andreas Bergrath während der Jahreshauptversammlung 2006 (= 80. jähriges Bestehens des Vereines) des Verschönerungsvereins Höchberg e.V. Ca. 80 von 400 Vereinsmitgliedern konnten aus erster Hand erfahren, wie sich dieses Projekt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt entwickelt hatte. Die meist älteren Vereinsmitglieder (> 60 Jahre) waren sehr überrascht, dass sich auch jüngere Mitbürger für das kulturelle Erbe ihrer Heimatgemeinde interessieren und erhalten. Insbesondere die kulturhistorische Bedeutung des gesamten Kreuzweges, bestehend aus sieben Kreuzwegstationen und einer Kreuzigungsgruppe, war für diese Publikum von grossem Interesse (Hexenverfolgung in Würzburg). Die anwesenden Vereinsmitglieder sind Mulitplikatoren innerhalb des Marktes Höchberg und machen die Restaurierung durch Mundpropaganda im Ort bekannt. Die Vereinsmitglieder waren überrascht, welch innovativer Ansatz von Herrn Dr. Bergrath gewählt wurde, um diese Kreuzwegstation vor dem Verfall zu retten.
Ausgabe März 2006, S. 33 des Mitteilungsblattes des Marktes Höchberg (Auflagenhöhe: 5.200)
1-seitiger Beitrag Restaurierung der 4. Kreuzwegstation der `Sieben Fälle Christi´ in Höchberg. Dieser Bericht wurde auch gleichzeitig auf der Homepage des Marktes Höchberg veröffentlicht.
Vgl. http://www.hoechberg.de/profil/aktuelles/willkommen/index.htm
Ausgabe April 2006, S. 25/26 des Mitteilungsblattes des Marktes Höchberg (Auflagenhöhe: 5.200)
2-seitiger Beitrag Restaurierung der 4. Kreuzwegstation der `Sieben Fälle Christi´ in Höchberg (Teil 2) Dieser Bericht wurde auch gleichzeitig auf der Homepage des Marktes Höchberg veröffentlicht.
Vgl. http://www.hoechberg.de/profil/aktuelles/willkommen/index.htm
02.04.2006: Vortag von Herrn Dr. Andreas Bergrath während der Jahreshauptversammlung 2006 des Verschönerungsvereins Höchberg e.V. Ein 5 Seiten langes Dokument über die Restaurierung der 4. Kreuzwegstation wurde 100-fach fotokopiert und unter den Vereinsmitgliedern verteilt.
Veröffentlichung von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen (Bau- und Kunstreferent der Diözese Würzburg) vor Ostern 2006. Dieser Bericht wurde nur auf der Homepage des Marktes Höchberg veröffentlicht.
Vgl. http://www.hoechberg.de/profil/aktuelles/willkommen/index.htm
Mai 2006: 2-seitiger Beitrag Restaurierung der 4. Kreuzwegstation der `Sieben Fälle Christi´ in Höchberg (Teil 3) Dieser Bericht wurde nur auf der Homepage des Marktes Höchberg veröffentlicht.
Vgl. http://www.hoechberg.de/profil/aktuelles/willkommen/index.htm
Juli 2006: Der Würzburger Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bietet seine öffentliche Unterstützung dieses Projektes an, sofern dies von der zuständigen Pfarrei Mariä Geburt in Höchberg gewünscht ist (vgl. beigefügtes Schreiben von Dr. Martin Faatz - Sekretär des Bischofs von Würzburg.
29.10.2007: 45-minütiger Pressetermin mit Powerpointpräsentation im Sitzungssaal des Marktes Höchberg. Anwesende: 1. Bürgermeister Peter Stichler, Bezirksrat Martin Umscheid, Kreisheimatpfleger Hans Schmelz, Christoph Bergrath, Dr. Andreas Bergrath
Mainpost (Zeitung), Samstag, 3. November 2007 - Nr. 253, WÜS - Seite 27 (Auflagenhöhe: 100.000)
Titel: Kreuzwegstation ein Glücksfall - Restaurator nach der Sanierung: Einzige noch fast original erhaltene des Weges


Fazit

Ohne die finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hätte diese Restaurierung nicht durchgeführt werden können. Somit wurde diese einzigartige Kreuzwegstation vor dem sicheren Verfall gerettet. Zudem erwies sich dieser neue Ansatz in der Denkmalpflege, der sehr stark durch ein-zelne Bürger vorangetrieben wurde, als überaus erfolgreich und wurde von allen beteiligten Personen und öffentlichen Verwaltungen als exemplarisch für zukünftige Projekte angesehen.

Übersicht

Fördersumme

14.753,00 €

Förderzeitraum

10.10.2005 - 30.06.2007

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung