Projekt 22982/01

Nachhaltige und modellhafte Pflege der national bedeutenden Wandmalereien der Kirche in Pilsum durch Klimamonitoring und Entwicklung von individuellen, angepassten Lösungsstrategien

Projektträger

Evangelisch-reformierte KircheKirchenamt
Saarstr. 6
26789 Leer
Telefon: 0491/9198-201

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projektziel war die Entwicklung und Erprobung einer langfristigen Erhaltungsstrategie für die Kirche in Pilsum. Dabei handelt es sich um eine Klimaregulierung des Kircheninnenraums und ein Monitoring der beschädigten Raumschale. Der Zustand der Kirche ist durch Feuchte-, biologische und vor allem auch standortbedingte Salzschäden so geschädigt, dass eine grundlegende Schadensbeobachtung zur Einleitung nachhaltiger Therapien dringend erforderlich ist.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDa eine dauerhafte Entsalzung des Backsteinmauerwerks mit den herkömmlichen Verfahren nicht möglich ist, wurde im Rahmen der bestandssichernden Kontrollen versucht, die bauschädliche Wirkung der Salze durch eine Stabilisierung des Raumklimas mit einer speicherprogrammierbaren Regelungsanlage einzuschränken bzw. zu verhindern. Flankierend wurde im interdisziplinären Verbund die Zustandserfassung der Raumschale an ausgewählten Teilbereichen halbjährlich wiederholt, um dadurch systematische strukturierte Korrekturen des Raumklimas zu ermöglichen (Referenzflächen-Monitoring). Dabei kamen restauratorische Schadensdokumentationen in Korrelation mit klimatologischen, bauphysikalischen und - technischen Untersuchungen, unter Anwendung innovativer Verfahren und Methoden, zum Einsatz.


Ergebnisse und Diskussion

Bauliche Maßnahmen
Es konnten in einem ersten Bauabschnitt die südliche und westliche Turmseite, die innenliegende Turmdachrinne hinter dem Attikagesims des Turmes sowie Dachanschlüsse repariert werden.
Regulierung des Raumklimas
Im Jahre 2008 wurde eine neue Brennwert-Heizanlage installiert, deren Steuerung eine ebenfalls erneuerte Regelungsanlage übernommen hat. Sie hat dafür gesorgt, dass sich das Raumklima hinsichtlich des für die Wandmalereischadensentwicklung bedeutenden Parameters Luftfeuchtigkeit im Vergleich zum Jahr 2007 bereits verbessert hat. Dabei ist ein Wert von 65% relativer Luftfeuchte festgelegt worden.
Die aufgezeichneten Anlagewerte belegen, dass die Regelung mit den ihr zur Verfügung stehenden Eingangsparametern das vorgegebene Regelschema grundsätzlich korrekt umsetzt.
Einschränkend ist anzumerken, dass während der Heizperiode aufgrund des Nutzerwunschs bei Veranstaltungen nach behaglichen Innentemperaturen eine Unterschreitung der oben genannten Luftfeuchte nicht zu vermeiden ist.
Monitoring an fotografisch erstellten Referenzflächen durch die Amtsrestauratoren
In Pilsum konnte bestätigt werden, dass mit dem Verfahren des Fotovergleichs gute Ergebnisse erzielt werden können. Die Methode ist einfach zu handhaben, preiswert und alltagstauglich, da unter anderem der Geräteaufwand sehr gering ist. Um Aussagen über den Zustand der Raumschale treffen zu können, ist es immer erforderlich, das Objekt direkt durch einen Restaurator in Augenschein nehmen zu lassen. Wichtig ist vor allem, das Objekt ganzheitlich zu betrachten, um gegebenenfalls Veränderungen zu bewerten und entsprechend eingreifen zu können.
Im Ergebnis hat sich der Rückgang der Substanzverluste nicht bestätigt. Zwar ist an den Referenzbereichen die Situation nahezu unverändert. Dagegen haben sich an den bisher schon von Substanzverlusten betroffenen Bereichen umfangreiche Neuschäden eingestellt. Der Zustand der Raumausmalung verschlechtert sich weiter.
Monitoring mit Differenzfotografien
Das Verfahren wurde im Deutschen Bergbaumuseum entwickelt und in Zusammenarbeit mit dem NLD praxistauglich erprobt. An den gemeinsam bestimmten Referenzflächen wurden im Rahmen der Projektlaufzeit Veränderungen festgestellt, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Diese werden als Indikatoren betrachtet, deren Relevanz hinsichtlich der zerstörungsfreien Zustandserfassung bzw. der Schadensdiagnose allerdings noch nicht geklärt werden konnten. Für die Interpretation der Differenzbilddaten ist insbesondere die restauratorische Untersuchung am Objekt unverzichtbar. Das Wandmalerei-Referenzflächen-Monitoring mittels Multispektralfotografie und Differenzbildtechnik bildet eine methodische Ergänzung der bewährten Verfahren. Ihre besondere Bedeutung wird zukünftig vermutlich in der Früherkennung von Schadensprozessen und in der Schadensvorsorge liegen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Publikation über das Vorhaben, Zwischen- und Endergebnisse in der Fachliteratur und im Internet schon erfolgt bzw. noch geplant, z. B. Homepage und Schriftenreihe des NLD.


Fazit

Das Projekt diente zur Entwicklung und Erprobung einer langfristigen Erhaltungsstrategie im Sinne der Qualitätssicherung. Dies beinhaltet die erforderliche Klimasteuerung in der Kirche von Pilsum in Verbindung mit einem Referenzflächenmonitoring.
Hinsichtlich der Klimasteuerung ist grundsätzlich festzustellen, dass Verbesserungen an der Raumschale durch eine Klimaregulierung erst sehr langsam eintreten werden. Sorge bereitet, dass sich trotz der Erneuerung der Heizungsanlage und -steuerung weiterhin Schäden an der Raumausmalung eintreten. Hier ist - in Abstimmung mit der Kirchengemeinde - eine deutliche Verstetigung des Raumklimas erforderlich.
Hinsichtlich des Monitorings hat sich gezeigt, dass das bewährte Verfahren der restauratorischen Objektuntersuchung unverzichtbar ist. Das Monitoring mittels Multispektralfotografie und Differenzbildtechnik bildet eine methodische Ergänzung und Erweiterung. Die Ergebnisse dieses Verfahrens bedürfen einer sorgfältigen Überprüfung in Bezug auf die diagnostische Bedeutung bzw. die Schadensrelevanz der festgestellten Veränderungen.

Um der Kirche eine langfristige Erhaltungsperspektive zu bieten, sollte die Außeninstandsetzung insbesondere an den noch ausstehenden Turmfassaden fortgeführt werden. Innen sollten einer nachhaltigen Instandsetzung der Raumschale Tests geeigneter Putzschlämmen vorgeschaltet werden.

Übersicht

Fördersumme

56.500,00 €

Förderzeitraum

30.11.2005 - 31.12.2009

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Umweltforschung