Projekt 22941/01

Nachhaltiges Bergwiesenmanagement im Zittauer und Lausitzer Gebirge (Machbarkeitsstudie)

Projektträger

Günter Vallentin
02899 Ostritz

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Zittauer und Lausitzer Gebirge weisen eine einzigartige Wiesenlandschaft mit hoher Biodiversität auf. Diese wertvolle Landschaftsstruktur mit ihrer Artenvielfalt soll durch wirtschaftlich tragfähige, ökologisch verträgliche und sozial ausgewogene Bewirtschaftungsformen erhalten werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs erfolgte eine Bestandsaufnahme zum Istzustand des Gebietes bezüglich Flächennutzung und Bewirtschaftung mit anschließender Kartendarstellung. Dafür wurde das Geoinformationssystem ARC GIS eingesetzt. Es wurden Flächen mit besonderem Status ausgewiesen (z. B. naturschutzfachlich wertvolle). Für die Ausweisung der Flächen mit schnellen Abflusskomponenten wurde das Wissensbasierte System FLAB eingesetzt. Für diese Flächen ist künftig eine besondere ertragsunabhängige Bewirtschaftung notwendig.
Zur Ausweisung von Wiesen mit gleichem Produktionsniveau war eine Erfassung flächenabhängiger Ertragswerte notwendig. Dies wurde sowohl durch experimentelle Ertragsbestimmung auf ausgewählten Wiesen als auch durch die Nutzung von Ertragsdaten landwirtschaftlicher Betriebe in der Region realisiert. Auf der Grundlage dieser Datenbasis und der geomorphologischen und pedologischen Informatio-nen zum Gebiet wurde ein empirisches regelbasiertes Modell (Expertensystem) abgeleitet, das eine Ertragsabschätzung für alle Flächen als wesentliche Eingangsgröße für die betriebswirtschaftliche Bewertung erlaubt.
Aus ökonomischer Sicht erfolgte eine Analyse des Angebots- und Nachfragepotenzials für Bergwiesenprodukte. Diese Daten wurden in Clustern zusammengefasst und ebenfalls visualisiert. Es wurden Nachhaltigkeitsindikatoren und -parameter für die betriebswirtschaftlichen Modellrechnungen ermittelt.
Aus dem naturwissenschaftlichen Wissen zur flächendetaillierten Ertragsbildung einerseits und den ökonomischen Analysen andererseits wurden Konzepte zur nachhaltigen Nutzung der Bergwiesen abgeleitet.


Ergebnisse und Diskussion

Sowohl die positive Reaktion der meisten Landwirte aus dem deutschen und dem tschechischen Teil des Untersuchungsgebietes als auch das Interesse seitens potenzieller Abnehmer der Substrate verdeutlichten die Aktualität dieser Untersuchungen. Die Berechnungen besitzen Modellcharakter und sind auf andere Rahmenbedingungen anwendbar. Durch die rasterbasierte Arbeitsweise konnten potentielle Erträge ermittelt und je nach Bedarf unterschiedlich aggregiert werden: betriebsspezifisch, feldblockspezifisch, oder es wurden Flächen bezüglich betriebswirtschaftlicher Kenngrößen zusammengefasst (Clusterbil-dung). Diese flossen in die betriebswirtschaftliche Analyse ein.
Das Ertragspotenzial und die Auswertung der Fragebögen zeigten, dass 81 % (22 von 27) der ausgewerteten Landwirtschaftsbetriebe (79 % der Dauergrünlandfläche dieser Betriebe) über eine Offene Reserve, d. h. einen potenziellen Überschuss an Biomasse verfügen. Dieses bisher ungenutzte Potenzial beläuft sich auf 4.375 t TS/a, d. h. auf ca. 50 % der theoretisch verfügbaren Biomasse. Es wird gegenwärtig ent-weder als Silage bzw. Heu gelagert, bleibt auf den Flächen in Form von Mulch oder die Wiesen und Weiden werden nicht vollständig genutzt. Mittels Clusterbildung wurden die Flächen, die über ähnliche Eigen-schaften (Flächengröße, Schnitthäufigkeit) verfügen, zu sog. Clustern zusammengefasst und für diese eine betriebswirtschaftliche Rechnung durchgeführt. Die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen sowie betriebswirtschaftlichen Analyse wurden in verdichteter Form, d. h. mittels Clustern, in einer Karte dargestellt. Alle Informationen sind digitalisiert und den Flächen sind in der Attributtabelle alle vorhandenen Kenngrößen zugeordnet, so dass diese je nach Bedarf grafisch dargestellt werden können.
Der größte Überschuss an Biomasse war der Clustergruppe 80ha_2X CZ (Flächengröße 80 ha, zwei Schnitte pro Jahr, tschechisches Gebiet) zuzuordnen. Diese Clustergruppe umfasste 47 % der Gesamtfläche und 75 % der gesamten Offenen Reserve im Untersuchungsgebiet. Die Berechnung der kritischen Mengen sowie der Deckungsbeiträge wurden für diese Clustergruppe durchgeführt. Im Fall der Silageerzeugung waren die Grenzpreise, die aus dem Verkauf der Silage zu erwirtschaften sind, sehr niedrig, d. h. um einen Gewinn zu erwirtschaften, musste mindestens ein Preis in Höhe von 95 EUR/t TS (31 EUR/t TS nach Berücksichtigung der neuen Fördermittel (FM II)) erzielt werden. Bei der Heuerzeu-gung gestaltete sich die Situation sehr ähnlich, mit dem Unterschied, dass die Bewirtschaftungskosten pro Hektar und demzufolge die Stückkosten sowie die kritischen Preise und Mengen höher ausfielen als bei der Silageerzeugung. Deshalb war der Silageerzeugung der Vorzug zu geben.
Für diese Clustergruppe mit der höchsten Offenen Reserve wäre es wirtschaftlich sinnvoll, die überschüssige Biomasse zu verkaufen. In fast allen Fällen bei sämtlichen Clustergruppen überschritten die Stückkosten nicht den höchst möglichen Preis. Eine Ausnahme waren die Sonderfälle mit 4-maligem Schnitt, d. h. kleine Gemeindeflächen, Flächen des Landschaftspflegeverbandes oder des Naturschutzzentrums Zittauer Gebirge, die mit sehr hohen Bearbeitungskosten bewirtschaftet werden müssten.
Die Rechnungen zeigen deutlich, dass eine hohe Qualität des Substrates sowie die Fördermittel für die Landwirtschaft wichtige Faktoren sind, die zur Wirtschaftlichkeit der Silageerzeugung beitragen. Je besser die Qualität des Substrates ist, desto höhere Preise für Silage können erzielt werden. Demzufolge sind die Landwirte aus ökonomischer Sicht bei ungenügender Qualität und damit verringerten Preisen weniger bereit, Biomasse in den niedrigen Preisintervallen zur Verfügung zu stellen. Die positiven Stück-deckungsbeiträge bei der Clustergruppe 80ha_2X CZ bei jeder Preisvariante bedeuteten, dass die Produktion zur Gewinnerzielung vorteilhaft wäre. Damit lohnte es sich kurzfristig, d. h. solange die Fixkosten nicht abgebaut werden, Silage zu erzeugen und zu vermarkten. Ohne den Silageverkauf wäre das Betriebsergebnis um die Deckungsbeiträge niedriger.
Unter der Annahme, dass die Fördermittel II zur Verfügung stehen, kann von einem positiven Jahresergebnis bei jeder Preisvariante im Falle der Silageerzeugung sowie in fast allen Fällen bei der Heuerzeugung ausgegangen werden. Demzufolge wäre es in jedem Fall ökonomisch sinnvoll, die Flächen zu bewirtschaften und die Biomasse als Silage oder Heu zur Verfügung zu stellen.
Eine intensive Bewirtschaftung ist wegen der häufigeren Schnitte mit höheren Bewirtschaftungskosten pro Hektar und im weiteren mit höheren Stückkosten verbunden. Demzufolge ist beim Silageverkauf im Fall einer extensiven Bewirtschaftung mit einem höheren Jahresergebnis zu rechnen. Der späte Schnitt stellt ein Problem wegen der ungenügenden Grüngutqualität dar. Die Eignung der Biomasse aus der extensiven Nutzung zur stofflichen und/oder energetischen Verwertung ist noch zu prüfen.
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zeigen, dass das vorhandene Potenzial an Biomasse ökonomisch und ökologisch sinnvoll verwertet werden kann. Durch eine regelmäßige Mahd (2x jährlich) tragen die Landwirte zum Erhalt des Offenlandes und der Kulturlandschaft und damit zum Erhalt der Biodiversität in der Region bei. Gleichzeitig besteht durch den Verkauf der Biomasse die Möglichkeit, diese Bewirt-schaftung attraktiver für die Landwirte zu gestalten und einen ökonomischen Nutzen zu erzielen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die aktive grenzüberschreitende Zusammenarbeit aller Projektpartner war die Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Realisierung des Projektes. Ein wesentliches Anliegen des Projekts war eine umfangreiche Information der Landwirte auf deutscher und tschechischer Seite. Einbezogen in die Arbeit wurden auch das Staatliche Amt für Landwirtschaft, der Landschaftspflegeverband sowie biomasseverarbeitende Betriebe. Auf tschechischer Seite waren es insbesondere die Tschechische Gesellschaft für Naturschutz sowie der Verein Freunde des Lausitzer Gebirges (OSPLH). Im Rahmen eines Workshops in He?manice (CZ) wurden die tschechischen Landwirte ausführlich über die Zielstellung des Projektes informiert. In der anschließenden Diskussion wurden ihre Fragen beantwortet und außerdem die Fragebögen verteilt. Für weitere Fragen in Bezug auf die ausgefüllten Fragebögen sowie zum Thema der neuen Fördermittel in der Landwirtschaft standen die tschechischen Partner immer gern zur Verfügung.

Bisher wurden das Projekt und die Ergebnisse im Rahmen der folgenden Veranstaltungen bzw. Publikationen der Öffentlichkeit vorgestellt:

- 2. sächsisch-nordböhmisches Arbeitstreffen Zusammenarbeit in der Umweltbildung in Bad Schandau am 14.12.2006, Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt www.lanu.de;
- Workshop am 15.02.07 in He?manice (CZ), Diskussion und Feedback von tschechischen Landwirten Vortrag und Publikation auf dem Internet-Portal Haus der Wirtschaft Zittau, http://www.wirtschafts3eck.de/wirtschaft-zi.php?lg=de&whl=11000000;
- V. Interregionaler REGIOSUSTAIN - Workshop am 23./24. März 2007 im Kleinen Dreieck, mit dem Fokus Zukunft der Erneuerbaren Energien in Deutschland, Polen und Tschechien - Vorstellung des Bergwiesenprojektes und erster Ergebnisse;
- Publikation im Landkreis Journal Löbau-Zittau Ausgabe Nr. 265/2007;
- Publikation im Wirtschaftsdienst Ausgabe Nr. 4/07 www.dresden.ihk.de , S. 24;
- Publikation in der Sächsischen Zeitung am 26.06.07 sowie am 20.09.07;
- Abschlussworkshop am 27.09.07 in Oybin;
- Naturschutzhelfertagung am 10.11.07 in Ebersbach.

Geplant sind weitere Veröffentlichungen u. a. im ACC-Journal, einer Plattform der Universitäten und Hochschulen im Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechien. Die Publikation soll dreisprachig erfolgen, so dass die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie auch in den Nachbarländern zugänglich sind. Erste Kontakte zu den Herausgebern sind eingeleitet.


Fazit

Die praktische Umsetzung der Ergebnisse ist auf Grund der Erkenntnisse aus den ökologischen und ökonomischen Analysen anzustreben. Dabei ist eine extensive Nutzung der Flächen vorzuziehen, um die Biodiversität zu erhalten und den Schutz des Bodens und der Wasserressourcen zu gewährleisten

Übersicht

Fördersumme

97.532,00 €

Förderzeitraum

01.05.2006 - 30.09.2007

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Landnutzung
Naturschutz