Projekt 22718/01

Aktionsplan für Wiesenvögel und Feuchtwiesen

Projektträger

Naturschutzbund Deutschland (NABU) Michael-Otto-Institut im NABU (MOIN) Forschungs- und Bildungszentrum für Feuchtgebiete und Vogelschutz
Goosstroot 1
24861 Bergenhusen
Telefon: 04885/570

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Feuchtgrünland in Mittel- und Westeuropa ist Lebensraum für eine Reihe gefährdeter Vogelarten und Pflanzengesellschaften. Trotz erheblicher Schutzbemühungen zeigen fast alle dort vorkommenden Vogelarten und viele weitere Organismen deutliche Bestandsrückgänge. Der prognostizierte weitere Rückgang des Feuchtgrünlandes und der zu seinem Schutz zur Verfügung stehenden Finanzen erfordern einen besonders effizienten und zielgerichteten Einsatz der Mittel. Hierzu soll das Projekt wissen-schaftliche Grundlagen erarbeiten und einen Aktionsplan für Wiesenvögel und Feuchtwiesen entwickeln.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projektziel soll durch die Nutzung der beim Schutz von Feuchtwiesen gewonnenen nationalen und internationalen Erfahrungen erreicht werden. Diese werden durch Literaturrecherchen und durch Befragungen der Beteiligten zusammengetragen. Die vielen, bisher weitgehend isoliert durchgeführten Studien werden in einer Datenbank gebündelt und hinsichtlich verschiedener Fragestellungen ausgewertet. Es sollen dafür auch Faktoren berücksichtigt werden, die bisher in der Diskussion weniger stark beachtet wurden wie die Bodenqualität und die räumliche Isolation von Feuchtwiesengebieten. Als Indikatoren dienen Wiesenvögel und bestimmte Pflanzengesellschaften. Die Effizienz der Schutzmaßnahmen wird so-wohl hinsichtlich ihres naturschutzfachlichen Erfolgs (u. a. Bestandsentwicklungen und Reproduktionser-folg) als auch hinsichtlich ihrer Kosten beurteilt. Die Studien aus dem nordwesteuropäischen Raum werden durch eine Detailuntersuchung in verschiedenen Gebieten in Schleswig-Holstein ergänzt und vali-diert. Wegen der immer größer werdenden Schwierigkeiten, Feuchtwiesen als landwirtschaftliche Nutzflächen zu erhalten, sollen alternative Bewirtschaftungen wie zum Beispiel die Reetgewinnung dargestellt und aus der Sicht des Naturschutzes bewertet werden. Die Ergebnisse sollen schließlich in einen mit internationalen Experten abgestimmten Aktionsplan zum Schutz von Wiesenvögeln und Feuchtwiesen münden.


Ergebnisse und Diskussion

Die Recherche von Literaturangaben und unveröffentlichten Daten ergab, dass die Rückgänge fast aller Wiesenvogelarten in Deutschland anhalten. Die bisherigen Schutzbemühungen konnten bisher noch keine Trendwende bewirken. Lediglich für die Bestände von Brachvögeln und die Reproduktionsleistungen von Uferschnepfen und Brachvögeln konnten signifikant positive Effekte von Schutzgebieten nachgewiesen werden. Die Bestandsrückgänge der Watvögel wurden offensichtlich durch mangelnde Reprodukti-onserfolge und nicht durch zu geringe Überlebensraten verursacht. Auch die für niedrigwüchsige Feuchtgrünlandbestände typischen Pflanzenarten und -gesellschaften des nordwestdeutschen Tieflandes Calthion (verschiedene Ausprägungen) und Scheuchcerio-Caricetea sind in Abnahme begriffen.
Die Wirksamkeit unterschiedlicher Schutzmaßnahmen konnte an insgesamt 90 Fällen aus verschiedenen europäischen Ländern überprüft werden. Die Ergebnisse waren sehr unterschiedlich. Grundsätzlich zeigten sich positive Auswirkungen auf Wiesenvogelbestände vor allem in den Jahren unmittelbar nach der Umsetzung der Maßnahmen. In kleineren Gebieten schien eine höhere Wirksamkeit erzielt werden zu können als in größeren. Es gab keine Hinweise darauf, dass die räumliche Isolierung von Brutgebieten einen Einfluss auf die Bestandsentwicklung oder die Wirksamkeit von Schutzaktionen hatte. Gelegeschutzprogramme und Lebensraumverbesserungen auf staatseigenen Flächen im Bereich des Wattenmeeres (sogenannte Naturschutzköge) stellten sich als sehr erfolgreich heraus. Der Erfolg von Flächenankauf auf der einen und Vertragsnaturschutz auf Privatflächen auf der anderen Seite war je noch Vogelart und Bodenbeschaffenheit unterschiedlich zu bewerten. Tendenziell waren auf Mineralböden Projekte mit Flächenerwerb und auf organischen Böden Projekte des Vertragsnaturschutzes erfolgreicher. Auch für die Einzelmaßnahmen ergaben sich nach Vogelart und Bodentyp differenzierte Ergebnisse. So wirkten sich in den Küstenkögen und in den übrigen Gebieten auf Mineralböden Vernässungsmaßnahmen positiv auf die Bestandsentwicklung aus, während dies auf organischen Böden seltener der Fall war. Die Schutzansprüche der bedrohten Feuchtwiesen-Pflanzengesellschaften unterschieden sich dabei nicht stärker von den Erfordernissen einzelner Vogelarten als die Vogelarten untereinander. Extensive Grünlandnutzung (Verzicht auf zusätzliche Düngung und Aushagerung durch Mahd) zeigte sich als entscheidend für die Etablierung und den Erhalt der aus Sicht des botanischen Artenschutzes wertvollen Pflan-zenarten und Gesellschaften.
Für insgesamt 23 Schutzprojekte konnten die Ausgaben ermittelt und auf jährliche Kosten pro Hektar umgerechnet werden. Um eine Vorstellung über die Ausgabeneffizienz der Maßnahmen zu erhalten, wurden die unterschiedlichen Siedlungsdichten und Bestandsentwicklungen der Vögel in den Gebieten berücksichtigt und die Ausgaben pro Revierpaar bzw. pro zusätzlich angesiedeltem Revierpaar abgeschätzt. Es zeigte sich, dass für alle Arten außer dem Brachvogel, der offensichtlich am besten durch Vertragsnaturschutzmodelle auf organischen Böden zu fördern war, Maßnahmen in den Küstenköge am kosteneffizientesten waren. Der Flächenkauf in Gebieten mit Mineralböden war für die meisten Arten e-benfalls sehr effizient - gegebenenfalls in Verbindung mit Vertragsnaturschutzangeboten. Der direkte Schutz von Gelegen und Bruten war bei den Arten, für die entsprechende Daten vorlagen, ebenfalls kos-tengünstig.
Für den Fall, dass keine Möglichkeiten bestehen, einzelne Feuchtwiesengebiete als solche zu erhalten, wurde kurz der Naturschutzwert alternativer Nutzungen betrachtet. Dabei wurden nur Nutzungen berück-sichtigt, die den Grundwasserstand nicht absenken und somit eine rasche Remineralisierung der Torfbestandteile des Bodens und damit einen erhöhten CO2-Ausstoß verhindern. Es zeigte sich, dass dort, wo noch Brutbestände bedrohter Watvogelarten und Vorkommen bedrohter Feuchtwiesen-Pflanzengesellschaften existieren, aus Naturschutzsicht keine Verbesserung der Situation durch eine alternative Nut-zung zu erwarten war.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die wichtigsten Ergebnisse des Projekts wurden auf einem internationalen Workshop im Michael-Otto-Institut am 16.1.2007 diskutiert. Aufbauend darauf wurde eine 18-seitige Broschüre Aktionsplan Feucht-wiesen publiziert. Im Abschlussbericht sind die im Projekt erarbeiteten Materialien im Detail dokumen-tiert. Broschüre und Abschlussbericht sind unter http://bergenhusen.nabu.de/m04/m04_02/ als PDF im Internet verfügbar.


Fazit

Aus den Ergebnissen der Untersuchungen wurden Empfehlungen für den Feuchtwiesenschutz abgeleitet, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:
Stärkeres Engagement für den Feuchtwiesenschutz, damit die negativen Bestandstrends umgekehrt werden können.
Stärkere Ausrichtung des Managements an konkreten Zielen.
Stärkere Differenzierung des Managements je nach örtlichen Gegebenheiten.
Verbesserung der Kooperation Landwirtschaft - Naturschutz.
Intensivere Begleituntersuchungen und Betreuung mit Effizienzkontrolle.

Übersicht

Fördersumme

120.989,00 €

Förderzeitraum

17.02.2005 - 31.07.2007

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz