Projekt 22697/01

Beispielhafte Sicherung umweltgeschädigter Wandmalereien in der Grablege der Familie von Galen an der Burg Dinklage als Projekt der schulischen Weiterbildung

Projektträger

Benediktinerinnenabtei St. Scholastika
Burgallee 3
49413 Dinklage
Telefon: 04443/5130

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Durch Umweltschäden und anschließend fehlerhafte Sanierung in den 1960/70-er Jahren ist der Innenputz der Burgkapelle Dinklage stark geschädigt worden. Die bedeutende neugotische Ausmalung und Fassung mit Blattgold war damals mit einer Kunststofffarbe überstrichen worden. Diese dichte Farbbeschichtung hat den Putz vollkommen abgesperrt, so dass er in großen Teilen drohte, mitsamt der Ausmalung verloren zu gehen. Um die Ausmalung zu retten, musste ein Verfahren entwickelt werden, die Kunststofffarbe abzunehmen, ohne die Putzstruktur zu zerstören und die Malerei anzugreifen.
Die bereits verlorengegangenen Putzpartien sollten ergänzt werden.
Das gesamte Restaurierungsvorgehen sollte eingehend anhand eines Lehrprojektes Schülern der Mittelstufe didaktisch vermittelt werden, um die Notwendigkeit solcher denkmalpflegerischer Maßnahmen schon früh zu vermitteln und verständlich zu machen. Hierdurch soll eine Sensibilisierung für diese kulturell wichtigen Maßnahmen geweckt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Restaurator und dem Architekten ist ein Verfahren entwickelt worden, die Kunststofffarbe ohne Verlust der Malerei zu entfernen und die Malerei im Bestand zu restaurieren. Diese Arbeitsschritte sind durch chemische Analysen des Putzes und der Malerei von einem Fachlabor unterstützt worden.
Die Arbeitsschritte zur Restaurierung der Burgkapelle Dinklage sind theoretisch und praktisch in einem Kompaktkurs, der vom Landesamt für Denkmalpflege, Frau Dipl. Restauratorin Klein, von der DBU, Herrn Töpfer, und von dem Architekten, Dipl.-Ing. Tonndorf, mit 2 Schulklassen einer Realschule, gege-ben worden ist, erläutert worden. Außerdem wurde intensiv über die Notwendigkeit, Aufgabe und Zielsetzung der denkmalpflegerischen Arbeit gesprochen.
Das Vorhaben ist in folgenden Arbeitsschritten realisiert worden:
1) Entschichten der diffusionsdichten Dispersionsfarbe mit Aufbringen von Grüneck 2000 Entschichter, Einwirkung unter Folie, danach vorsichtiges Entfernen der angelösten Dispersionsfarbe mit Spachtel und Skalpell, danach Reinigung und Neutralisation mit H²O. Die Einwirkdauer richtete sich nach der Stärke des Anstrichaufbaues und wurde jeweils so eingestellt, dass die darunter liegende Malschicht nicht angegriffen wurde.
2) Entnahme von Malschicht- und Putzproben, Untersuchung der Proben auf Bindemittel, Putzaufbau etc. durch Labor Prof. H.-P. Schramm, Dresden.
3) Feststellung der durch Bausalze und Feuchtigkeit (Feuchteeintrag war bereits im Jahre 2003-04 durch entsprechende Restaurierungsmaßnahmen an der Außenhaut beseitigt, bzw. reduziert worden) im Zusammenwirken mit dem diffusionsdichten Dispersionsanstrich im Inneren entstandenen Schädigungen des Putzes.
4) Abschlagen der nicht mehr tragfähigen Putze, Abschlagen später aufgebrachter Reparaturputze, die z. T. gipshaltig waren (im Bereich später verlegter Elektroleitungen). Die Putzflächen befinden sich im Sockelbereich des Kirchenschiffes, in den Fensterleibungen und in einigen Gewölbezwickeln des Kirchenschiffes.
5) Ausbau der inmitten der Wandmalerei eingebauten Elektroanlage, incl. des Hauptverteilungskastens, der tief im Mauerwerk im Wandmalereibereich hinter dem Altar eingelassen war. Neuverlegung der Elektroleitungen so, dass Leitungen nicht mehr im Malereibereich liegen, Verlegung der Hauptverteilung in Kommode hinter dem Altar.
6) Verlegung des Wasserhahnes, der hinter dem Altar auf der Wandmalerei montiert worden war, auf Außenwand der Kapelle (automatische Entleerung der Zapfstelle).
7) Reinigung des Mauerwerkes und Neuverputz der abgeschlagenen Bereiche mit Sanierputz der Fa. Colfirmit-Rajasil, SP 2.
8) Spachtelung der Wände mit dispergiertem Weißkalkhydrat der Fa. Calxnova.
9) Freilegung und Sichtbarmachung unter UV-Lichtlampen der Fassung mit pflanzlichen Motiven in den Gewölbezwickeln des Chorbereiches und Sternen in den Gewölben nach Farbabnahme. Diese Fassungen waren bei dem letzten Farbauftrag mit Dispersionsfarbe säuberlich abgekratzt worden, damit sie nicht durchschlagen. Unter UV-Lichtlampen waren diese Fassungen gut zu erkennen, die Konturen sind auf Pergament aufgezeichnet und übertragen worden.
10) Restaurierung der Quaderimmitation im Sockelbereich des Kirchenschiffes. Die oberen beiden Quaderreihen waren noch recht gut erhalten und konnten durch Retouchen vervollständigt werden. Die unteren Quaderreihen waren schon früher durch Neuputze und Übermalungen mit brauner Ölfarbe in ihrer Substanz so zerstört worden, dass sie nach Vorbild der erhaltenen Quader rekonstruiert werden mussten. Die Quaderimmitation ist nach Befund in magerer Ölfarbe hergestellt und mit einem Dammarfirnis mit Wachszusatz nachbehandelt worden.
11) Die Vorhangmalerei im Sockelbereich des Chores ist in Schablonentechnik hergestellt worden. Nach Freilegung der Malerei konnten große Teile durch retouchen vervollständigt, kleinere Bereiche mussten komplett rekonstruiert werden. Hier sind nach Befund celluloseleimgebundene Farben mit Leinölzusatz verwendet worden, die anschließend mit Dammarfirnis mit Wachszusatz behandelt worden sind. Die Vergoldungen im Bereich der Vorhangmalerei sind in Goldbronze ausgeführt.
12) Die Gewölbe- und Wandflächen sind in Leimfarbe gestrichen worden.
13) In den Gewölbezwickeln, den Gewölbeflächen, den Leibungsumrandungen der Fenster des Chorbereiches sowie an den Gewölberippen, den Gewölbekonsolen und den Weihekreuzen waren Blattvergoldungen durch die o. a. Laboruntersuchung und restauratorische Freilegungen gefunden worden. Diese Blattvergoldungen auf einem roten Bolus sind wieder hergestellt worden (Blatt- bzw. Rollengold, Rosenoble Gold 23,75 Karat).
14) Herausnahme des in kunststoffvergüteten Zementspachtel verlegten Teppichbodens aus Chorbereich und von Altar- und Chorstufen. Es waren umfangreiche Schleif- und Steinmetzarbeiten erforderlich, um diese Spachtelmasse wieder zu entfernen.
15) Ergänzung fehlender Ornamentteile und Wiederherstellung der Fassung der wandgebundenen festen Ausstattung (Reliquienhaus, Altar, Chorschranke mit Kanzel). Hier sind fehlende Sandsteinteile nach Parallelbeispielen vor Ort abgeformt, abgegossen und bearbeitet worden. Anschließend ist wieder eine Vergoldung (s.o.) dieser Ausstattung angebracht worden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Rahmen des edukativen Programms sind die Arbeiten in einem Kompaktseminar 2 Realschulklassen erläutert und dargestellt worden. Außerdem haben mehrer Informationsveranstaltungen zur Restaurierung der Kapelle stattgefunden. Die Kapelle wird u. a. wegen der Seligsprechung des Kardinals v. Galen sehr stark von Besuchern frequentiert, es ist ein Kirchenführer erstellt worden, in dem die Arbeiten auch erläutert werden. Die Kapelle wird nach der erfolgten Restaurierung von den Nutzern und Besuchern sehr gut angenommen.


Fazit

Durch die angewandten Methoden bei der Restaurierung konnte ein Großteil der originalen Malerei nach vorsichtiger Abnahme der sehr schädlichen Dispersionsanstriche erhalten und wieder sichtbar gemacht werden. Das Restaurierungsziel und das Ziel, die Öffentlichkeit und hier speziell die heranwachsenden Schüler für die Notwendigkeit, die Aufgaben und die Zielsetzung der Denkmal- und Kulturpflege und die Wege bei der Restaurierungsausführung zu interessieren, sind erreicht worden. Der Zeitplan ist etwas überschritten worden, da die Vergoldungsarbeiten zeitlich sehr aufwändig waren. Der Gesamtkostenansatz ist gehalten worden.

Übersicht

Fördersumme

45.000,00 €

Förderzeitraum

18.05.2004 - 15.10.2005

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik