Projekt 22560/01

Restaurierung und beispielhafte, vergleichende Sanierung von national bedeutsamen Grabmalen auf dem Bartholomäusfriedhof in Göttingen

Projektträger

Stadt Göttingen Fachbereich Stadtgrün
Gothaer Platz 2
37083 Göttingen
Telefon: 0551/400-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der Bartholomäus Friedhof in Göttingen repräsentiert ein bedeutendes europäisches Ensemble von Grabmalen und spiegelt die kulturhistorische Entwicklung der Universität Göttingen wider. Der Friedhof ist durch unzählige Grabmale und Gedenksteine berühmter Professoren gekennzeichnet. Die Denkmale bestehen vorwiegend aus Buntsandstein der Göttinger Region und weisen variable Schadensphänomene auf, die zum einen auf materialspezifische Entfestigungsprozesse und zum anderen auf umweltbedingte Salzkontamination zurückzuführen sind. Ziel des Projektes ist die Entwicklung einer materialangepassten Sanierung, die zu einem optimierten und nachhaltigen Umgang mit den wertvollen Kulturgütern aus die-sem Baustoff führen. Zu den anvisierten Optimierungen zählen die Entwicklung materialangepasster Salzminderungskonzepte, abgestimmte Konservierungsmaßnahmen sowie die optisch und materialtechnisch angepasste Entwicklung von Ergänzungsmörteln. Das Forschungsprojekt verfolgt den Aufbau ei-nes Konzepts zum denkmalgerechten Umgang für Objekte des vorliegenden Sandsteintyps.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Arbeitsprogramm untergliedert sich in vier Arbeitsschritte. In einem ersten Schritt werden der genaue Erhaltungszustand, die Materialverteilung, die einwirkenden Schadensmechanismen (vor allem die der Salzbelastung) sowie die Kontaminationspfade ermittelt. Dies wird mittels detaillierter Schadens- und Gefügekartierungen sowie umfangreicher Erfassung der Salzbelastung und Salzverteilung an den Objekten erfolgen. Parallel dazu werden die Materialeigenschaften der verwendeten Göttinger Buntsandsteine und ihre Sensibilität gegenüber den entsprechenden Umweltbelastungen im Labor analysiert. Dazu erfolgt eine genaue Bestimmung der mineralogischen, gefügekundlichen und petrophysikalischen Materialeigenschaften. Aufgrund der zumeist ausgeprägten Schichtung des vorliegenden Sandsteins ist die richtungsabhängige Erfassung der Gesteinsparameter unabdingbar. In einem dritten Schritt werden auf der Basis der gewonnenen Materialeigenschaften und der Erkenntnisse aus anderen Forschungsprojekten entsprechende Salzminderungs-, Konservierungsverfahren und Ergänzungsmassen angepasst. Eine Überprüfung zur Optimierung erfolgt durch entsprechende Salzverteilungsanalysen sowie in den beiden letzteren Fällen durch Verwitterungssimulationen. Diese umfassen sowohl Frost-Tau-Wechselversuche, Salz-sprengtests als auch thermische und hygrische Beanspruchungssimulationen. In einem finalen Schritt sollen die gewonnenen Erkenntnisse in Form modellhafter Salzminderungen, Konservierungen und Er-gänzungen an ausgewählte Objekte des Bartholomäus Friedhofs überführt werden.


Ergebnisse und Diskussion

Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass an den Grabmälern des Bartholomäus Friedhofs bei einer detaillierten Betrachtung sehr komplexe Schadensbilder auftreten. Diese gründen sich auf natürlich bedingte und anthropogen verursachte Verwitterungsprozesse. Zum einen sind diese auf Salzbelastun-gen und materialspezifische Inhomogenitäten zurückzuführen und resultieren im Wesentlichen in Materialverlust durch Absanden, Abschuppen und Abschalen. Zum anderen können die historischen restauratorischen Eingriffe zum Teil als Schadensgrund gesehen werden. Die Verwendung unverträglicher Er-satzmaterialien führt zu einem zusätzlichen Eintrag von Schadstoffen, einer Störung des natürlichen Feuchtehaushalts und lokalen Spannungskonzentrationen haben.
Die in Verbindung mit verschiedenen Göttinger Sandsteinvarietäten modellhaft angewendeten Konsolidierungsverfahren zeigen im Vergleich, dass eine Festigung dieser Materialien bei gleichzeitiger Wahrung der materiellen Eigenschaften, im Gegensatz zu Acrylharz, am besten durch ein Kieselsäureestersystem gewährleistet wird. Bei der Erstellung von Ersatzmassen auf Kieselsäureesterbasis wurde ebenfalls darauf Wert gelegt, dass diese gegenüber der Originalsubstanz keine höheren Festigkeiten aufweist und der Feuchtehaushalt nicht gestört wird.
Die angewendeten Salzminderungsmaßnahmen wurden in Abhängigkeit von der Objektgröße individuell vorgenommen. Sie umfassen neben dem Abbau und der Salzreduzierung über Wasserbäder auch die Berieselung oder Befeuchtung der Objekte über Tropftränkung und anschließendem gerichteten Abtrocknen und Salzentzug über aufgebrachte Kompressen. Überprüfende Analysen haben gezeigt, dass diese Maßnahmen den Schadstoffgehalt deutlich reduziert haben sowie die notwendigen Antragungen ideale Anpassung an die Originalsubstanz aufweisen. Die regelmäßige Prüfung der Objektzustände und akute Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen sollte mit geringem Aufwand zu einem langen Erhalt der Grabmonumente beitragen und die kulturhistorischen Werte vor einem raschen Verfall bewahren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Über das Projekt wurde in zwei Zeitungsartikeln in der lokalen Presse berichtet: Göttinger Tageblatt vom 26.08.2006: Respekt vor dem Alterswert eines Denkmals; Göttinger Tageblatt vom 26.06.2007: Bartholomäus-Friedhof: Zehn Grabmale restauriert. Des Weiteren wurde der Friedhof nach der vorgenommenen Restaurierung in einer öffentlichen Feierstunde am 27.06.2007 eingeweiht. In der folgenden Publikation werden Ergebnisse des Projekts der Öffentlichkeit vorgestellt: Kracke, T., Müller, C., Krinninger, S., Wedekind, W., Rüdrich, J. & Siegesmund, S. [im Druck]: Buntsandsteine Göttingens: Verwendung, Verwitterung und Konsolidierung am Beispiel des Bartholomäus Friedhofs. Z. dt. Ges. Geowis.


Fazit

Die Grabmonumente des Bartholomäus Friedhofs zeigen sehr multiple Schadensszenarien, die neben umweltbedingten Schadensquantitäten wesentlich auf Salzbelastungen, das Materialverhalten und in einigen Fällen auf Materialunverträglichkeiten im Zuge von Altsanierungen sowie auf Vandalismus zurückzuführen sind. Mineralogische und gesteinstechnische Untersuchungen an Göttinger Buntsandsteinen, zerstörungsfreie und zerstörungsarme Zustandsdiagnosen des Materials vor Ort, Verwitterungssimulationen, Schadenskartierungen, Salzbelastungsanalysen und -minderungsversuche als auch Konsolidierungsansätze und Ersatzmassenentwicklungen (mit Sandsteineigenschaften) belegen den dringenden Handlungsbedarf mittels materialangepasster, restauratorischer Maßnahmen.

Übersicht

Fördersumme

58.000,00 €

Förderzeitraum

14.04.2005 - 30.06.2007

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Umweltforschung