Projekt 22497/01

Umsetzung eines ganzheitlichen Ver- und Entsorgungskonzeptes am Seehaus im Fichtelgebirge als Grundlage für Umweltbildung

Projektträger

Fichtelgebirgsverein e. V.
Theresienstr. 2
95632 Wunsiedel
Telefon: 09232/700755

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Rahmen des Aufbaus eines ganzheitlichen Ver- und Entsorgungskonzeptes am Seehaus soll ein Hybridenergiesystem aus einem Pflanzenöl- BHKW und einer Photovoltaikanlage errichtet werden. Ziel ist die vollständige Substitution von Dieselkraftstoff als Energieträger. Das Vorhaben wird messtechnisch von der Fachhochschule-Amberg-Weiden betreut. Die Messdatenerfassung dient als Grundlage für unterschiedliche Umweltbildungsaktivitäten und Technologietransfer.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIn einem ersten Schritt wurde die Umsetzung des Hybridenergiesystems mit Installation von Messtechnik und Energieeinsparmaßnahmen durch Fachbüros geplant. Darauf aufbauend wurden gezielte Wärmedämmmaßnahmen, die Installation einer Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung sowie Warmwasseranschluss von Spül- und Waschmaschinen zur Energieeinsparung und rationellen Energienutzung umgesetzt. Als zentrale Einheit wurde ein pflanzenölbetriebenes BHKW- System mit Peripherie (Erdtank, Zentralheizung, Notkühler, Regelungstechnik) mit 10 kW elektrischer Leistung und 21 kW thermischer Leistung installiert. Drei bidirektionale Sunny- Island Wechselrichter mit jeweils 4,1 kVA elektrischer Leistung bilden das Hüttennetz und synchronisieren den BHKW- Generator bzw. einen PV- Wechselrichter, der über eine PV- Anlage mit 2,1 kWp versorgt wird. Das BHKW- Modul kann somit wärme- bzw. stromgeführt zu- und abgesetzt werden. In der Gaststube bleibt die Holzfeuerung, in der Küche der Flüssiggasbetrieb erhalten. Während der Installationsphase wurden Messgeräte zur Erfassung sämtlicher BHKW- Betriebsdaten, der thermischen Energieumsätze sowie elektrische Energieumsätze installiert. Die Messdaten bilden die Grundlage für umfangreiche Umweltbildungsaktivitäten am Seehaus. Im Technikkeller wurde ein Besichtigungsraum mit Dokumentationswand bzw. einem technischen Schaubild installiert. Im Eingangsbereich zeigt ein Anlagenschema die Energieumsätze des BHKW- Systems und. der PV- Anlage bzw. die entsprechenden aktuellen Leistungen. Für alle Besucher liegt zudem ein Informationsflyer aus. Die umliegenden Schulen sind aktiv in das Vorhaben eingebunden und nutzen das Seehaus für Projekttage, Facharbeiten und als Exkursionsobjekt.


Ergebnisse und Diskussion

Das ganzheitliche Ver- und Entsorgungskonzept wurde am 23. Mai 2006 vollständig in Betrieb genommen. Während im ursprünglichen Zustand jährlich 12.000 Liter Dieselkraftstoff, 10.900 Liter Flüssiggas und 70 Ster Holz umgesetzt wurden, werden künftig jährlich 14.000 Liter Rapsöl, 3.900 Liter Flüssiggas in der Küche und 50 Ster Holz umgesetzt. In Summe werden somit 65 % CO2 eingespart. Die Energieeffizienz wurde beispielsweise durch Wärmedämmmaßnahmen bzw. den Einsatz eines BHKW- Systems erheblich verbessert. Im Ausgangszustand wurden in Summe 374,7 kWh/m²a an fossiler Primärenergie eingesetzt. Aufgrund der konsequenten Effizienzsteigerung und des Einsatzes erneuerbarer Energien wurde der fossile Primärenergieeinsatz auf 3,1 kWh/m²a gesenkt.
Die Abwasserentsorgung bzw. die Trinkwasserversorgung war im Ausgangszustand beanstandungsfrei und wurde mit Verbesserung der Druckerhöhung in das neue Konzept eingebunden. Die Abfallentsorgung war über den Forstweg ebenso problemlos und wurde lediglich durch die Erstellung eines Abfallleitfadens verbessert.
Das Seehaus dient seitdem als Exkursions- und Praxisbeispiel für Projekt- und Studientage der umliegenden Schulen bzw. als Arbeitsprojekt für Facharbeiten und Diplomarbeiten in den Themenfeldern Abfall, Wasser und Energie.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Vorhaben bzw. die gesamte Baumaßnahme wurde in einem Dokumentarfilm Umweltprojekt Seehaus von Gerhard Bäumler umfassend präsentiert. Die Einweihung erfolgte unter Beteiligung der Lokalpresse. Des weiteren wurde das Vorhaben über den Verteiler der Fachhochschule-Amberg-Weiden publiziert.


Fazit

Die Umsetzung eines ganzheitlichen Ver- und Entsorgungskonzeptes am Seehaus zeigt modellhaft wie durch spezielle Handlungskonzepte, den Einsatz effizienter Energiesysteme und Energieeinsparmaßnahmen sowie durch Nutzung erneuerbarer Energien die Versorgungssicherheit gewahrt bleibt, sich der Betrieb jedoch optimal an die sensible Ökosphäre des Fichtelgebirges anpasst.
Die methodisch-didaktische Aufbereitung der Inhalte bzw. die wissenschaftliche Betreuung und Messdatenerfassung eröffnet die Nutzung des Seehauses als Umweltbildungs- und Kommunikationsstätte für Schulklassen, Umweltverbände und Studenten im Rahmen von grenzüberschreitenden Veranstaltungen. Die kontinuierliche wissenschaftliche Betreuung aller technischen Anlagen durch den Technologietransferverbund aus mittelständischen Firmen aus der Region und der Fachhochschule-Amberg-Weiden eröffnet die Visualisierung sämtlicher Energie- und Stoffströme bzw. die Einbindung des Seehauses in Demonstrations-, Forschung- und Entwicklungsaufgaben.
Durch das hautnahe Technik- und Naturerlebnis wird ein Umweltbewusstsein bei Schülern, Studenten und Besuchern geschaffen und eine nachhaltige Verhaltensänderung bewirkt.
Das Vorhaben hätte ohne die Förderung der DBU nicht umgesetzt werden können.

Übersicht

Fördersumme

67.500,00 €

Förderzeitraum

12.07.2005 - 12.07.2006

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik