Projekt 22448/01

Länderübergreifender Arten- und Biotopschutz im Spessart

Projektträger

Naturpark Spessart e. V.Geschäftsstelle Gemünden
Frankfurter Str. 4
97737 Gemünden
Telefon: 0 93 51-60 34 46

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

- Umsetzung von Zielen des Biotopverbunds im länderübergreifenden Naturraum des Spessarts
(exemplarische Realisierung der Anforderungen des § 3 Bundesnaturschutzgesetz)
- dabei Zieldefinition und Erfolgskontrolle auf der Basis von Zielarten, die stellvertretend für die
Artengemeinschaften stehen und der Öffentlichkeit plausibel erklären können, warum welche
Maßnahmen wichtig sind
- hierzu Verbesserung der Zusammenarbeit der Akteure im Naturschutz beiderseits der
Landesgrenze und Verknüpfung von Naturschutzzielen und der Regionalentwicklung


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Aufbau einer länderübergreifenden Zusammenarbeit im Spessart-Naturschutz (informelle
Arbeitsgemeinschaft)
2. Erarbeitung eines Zielartenkonzepts auf regionaler Ebene, anhand dessen exemplarisch ein
länderübergreifender Biotopverbund konzipiert, begründet, umgesetzt und hinsichtlich seines
Erfolges evaluiert werden kann
3. Umsetzung länderübergreifenden Biotopverbunds gemäß § 3 BNatSchG anhand des
Zielartenkonzepts (dieser Arbeitsschritt steht im Mittelpunkt des Projekts)
4. Konzeptentwicklung und Erprobung von Bausteinen zur Natur-Bildung
5. nachhaltige Entwicklung der Spessart-Region durch Verknüpfung von Naturschutzzielen mit
Interessen der Landnutzung im weiteren Sinne
6. Leitfaden-Entwicklung für Konzept und Umsetzung eines dynamischen, regional konzipierten
Biodiversitätsschutzes (best-practice-Beispiele)


Ergebnisse und Diskussion

1. länderübergreifende Zusammenarbeit: Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Behörden und Verbänden im Spessart wurde wesentlich gestärkt sowie die Kommunikation und Vernetzung zwischen den einzelnen Akteuren gefördert, so durch das Anstoßen gemeinsamer Projekte und die Initiierung länderübergreifender Arbeitsgruppen (z. B. AG Spessart-Naturschutz, Runder Tisch Grünland, AG Borstgras, AG Luchs etc.). Akteure wurden mittels E-Mail-Rundschreiben informiert und in projektbezogene Planungs- und Entscheidungsprozesse aktiv einbezogen.

2. Zielartenkonzept: Mit Abschluss des Projekts liegt für den Gesamt-Spessart ein systematisch hergeleitetes, abgestimmtes Zielartenkonzept für die 23 Biotoptypen und vier Landschaftsausschnittstypen mit 81 Top 3- und 263 Top 10-Zielarten vor. Für Feuchtwiesen, Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden sowie Buchenwälder besteht jeweils ein ebenso mit zahlreichen Akteuren abgestimmtes Vorrangflächen- und Verbundkonzept. Hieraus lassen sich in regionalem Maßstab Schwerpunkträume für Maßnahmen identifzieren, so dass eine begründete Priorisierung im Naturschutz erfolgen kann. Art- bzw. biotoptypenspezifische Gefährdungen sowie Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen sind in Artsteckbriefen der Zielarten und in den Vorrangflächenkonzepten beschrieben.

3. Umsetzung Biotopverbund: Maßnahmenumsetzung stand im Mittelpunkt des Projekts,
insbesondere mit Projekten in den Bereichen
- Wald-Offenland-Komplexe: Vogelschutz an Mittelspannungsfreileitungen;
- Gewässer und Auen: Renaturierung Hafenlohrtal (Entnahme von Fichten,
Auenwald-Regeneration, Beweidung), Offenhaltung des Haseltals bei Bad Orb, Aufwertung der
Aura bei Burgsinn, Erfassung von Querbauwerken in verschiedenen Spessartbächen;
- Grünland: Feruchtgrünland-Extensivierung bei Lohr, Erhalt von Borstgrasrasen und
Zwergstrauchheiden im Schlüchterner Becken, Biebergrund und Hochspessart, Entwicklung
des Grünlandprojekts Spessart;
- unzerschnittene Wälder, Buchenwald und Altholzinseln: Projektentwicklung Waldlandschaften
im Spessart, Verbund von Altholzbeständen, Luchs im Spessart.

4. Natur-Bildung: Schwerpunkt waren die Schulung von Natur- und Landschaftsführern, wobei
vorher bestehende unterschiedliche Ausbildungen zu einer einheitlichen BANU-zertifizierten
Ausbildung zusammengeführt wurden, sowie die Ausstattung zweier Infozentren der Naturparke.

5. Verknüpfung von Naturschutz und Landnutzung: Um die Bedeutung des Naturschutzes für die Wertschöpfung im ländlichen Raum zu verdeutlichen, erfolgte eine Konzentration auf die naturschutzgerechte Grünlandnutzung. Es wurde kooperativ und länderübergreifend ein Projekt zu Schutz und Entwicklung von Grünland-Lebensräumen konzipiert und dessen Umsetzung im Konsens zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Vermarktungspartnern begonnen. Wesentliche Leitlinie ist ein Vermarktungskonzept für Produkte aus naturschutzgerechter Grünlandnutzung.

6. Leitfaden: Für Schutz und Entwicklung der Biodiversität auf regionaler Ebene im Mittelgebirge wurden aus den Erfahrungen und Resultaten des Projekts übertragbare Ergebnisse zusammengefasst.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt realisierte eine intensive Partizipation und Kommunikation mit zahlreichen Veranstaltungen und Workshops. Wesentliche Beiträge wurden für die Naturpark-Infozentren im Gemündener Huttenschloss und am Schullandheim Wegscheide geleistet. Aus- und Fortbildung der Natur- und Landschaftsführer in den Naturparken wurden unterstützt, Wanderausstellung, Broschüren und Filme erstellt. Über Inhalte des Projekts wird unter www.naturpark-spessart.de/natur/projekte_massnahmen.php informiert.


Fazit

Das Projekt hat bestätigt, dass Naturparke aufgrund ihrer Repräsentanz der kommunalen Körperschaften und Landkreise hervorragend geeignet sind, um auf regionaler, naturraumbezogener Ebene Naturschutzkonzepte voran zu bringen und dabei die Funktion eines Netzwerkers zu übernehmen. Die planerischen Grundlagen mit Zielarten- und Vorrangflächenkonzept als Baukasten sind zur Prioritätensetzung und Begründung für Maßnahmen des Naturschutzes auf regionaler, aber auch lokaler Ebene langfristig verwendbar - hinsichtlich der Datenlage (Artvorkommen) aber dringend zu aktualisieren. Bewährt hat sich der partizipative und länderübergreifende Ansatz. Das Projekt hat Maßnahmen des Naturschutzes auf den Weg gebracht, die u.a. mit einem Grünlandprojekt Spessart kooperativ zwischen Landwirtschaft und Naturschutz auch längerfristig fortgesetzt werden.

Übersicht

Fördersumme

497.003,00 €

Förderzeitraum

01.06.2005 - 31.12.2009

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz