Projekt 22422/02

Modellhafte energetische Sanierungsplanung zur denkmalgeschützten 50er-Jahre-Fassade des Rathauses Aschaffenburg – Nachbewilligung

Projektträger

Stadt Aschaffenburg
63701 Aschaffenburg
Telefon: 06021 / 330-744

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das sechsgeschossige Rathaus umfasst ein Raumvolumen von ca. 36.000 m³. Das Einzeldenkmal aus dem Jahr 1958 besteht aus einem Stahlbetonskelettbau, der mit Fensterelementen und Porenbeton ausgefacht ist. Die vorgehängte Natursteinfassade muss erhalten werden. Das Hauptproblem des Gebäudes sind unzumutbare Temperaturverhältnisse im Sommer und Winter durch schlechte Wärmedämmwerte und großen Fensteranteil ohne ausreichenden Sonnenschutz.
Ziel ist eine vorbildliche energieeffiziente Sanierung unter Ausschöpfung der Einsparpotenziale von Außenhülle und Energietechnik. Die hohen Energie- und Instandhaltungskosten durch Reparaturstau sollen nachhaltig reduziert werden. Eine Prämisse des Objektes ist, den sommerlichen Wärmeschutz ohne Einsatz einer primärenergieaufwendigen Klimaanlage zu erreichen. Außerdem muss ein System zur effektiven Innendämmung entwickelt und mit sinnvoller Energietechnik ergänzt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Besondere an der Sanierung ist der integrierte, ganzheitliche Planungsansatz, bei dem verschiedenste, z. T. gegenläufige Belange geprüft und abgewogen werden müssen. Die während dem Planungsablauf auftretenden Erkenntnisse, sowie Vorgaben aus den unterschiedlichsten Bereichen müssen mit den Zielvorgaben und technischen Möglichkeiten abgeglichen und auf Auswirkungen auf alle anderen Bereiche geprüft werden. So ist ein ständiger Rückkoppelungsprozess notwendig, damit sich die Einzelmaßnahmen nahtlos ins Gesamtkonzept fügen und sich dabei optimal ergänzen.
Die wesentlichen Arbeitsschritte sind:

- Bestand erfassen: Sichtung der Planunterlagen, Prüfung auf Übereinstimmung mit dem Bauwerk, Erstellung eines Raumbuchs, Aufzeichnung von Klimadaten, Hinterfragen von bestehenden Untersuchungen.

- Rahmenbedingungen festlegen: Berücksichtigung von rechtlichen Belangen (Denkmalschutz, Brandschutz, Arbeitsschutz, Wärmeschutz), Formulierung von Zielvorgaben (regenerative Energien, Verbrauchsreduktion Heizung / Strom, sommerlicher Wärmeschutz, Kühlung, Wirtschaftlichkeit).

- Mögliche Einzelmaßnahmen entwickeln: Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Gebäudehülle und Gebäudetechnik unter Gewährleistung eines guten Raumklimas bei reduziertem Energieaufwand.

- Gesamtheitliche Sanierungsstrategie erstellen: Integration der einzelnen Maßnahmen, Überprüfung der Lösungswege mittels Simulationen und Einbindung neuester technischer Erkenntnisse unter gezielter Nutzung von Synergieeffekten aus der Verbindung der Einzelmaßnahmen.

- Planerische Lösungen finden: Umsetzung der Ergebnisse in praktikable Lösungen in teilweise unüblichen Kombinationen einzelner erprobter Techniken.


Ergebnisse und Diskussion

Die erarbeiteten Lösungen zur Generalsanierung verdeutlichen, wie wichtig eine integrale Planung ist. Bei der Abklärung der Energieeinsparmöglichkeiten müssen sehr frühzeitig die damit verbundenen Anschlussprobleme erkannt und parallel bearbeitet werden, um eine praktikable Lösung zu finden. Darüber hinaus müssen insbesondere bei denkmalgeschützten Gebäuden alle Energieeinsparmöglichkeiten betrachtet werden, da z. B. die Möglichkeiten der Nachdämmung stark eingeschränkt sind, ebenso können nicht beliebig z. B. Solarkollektoren dem Denkmal aufgesetzt werden. Für die Entwicklung eines möglichst effizienten Energiemanagementsystems ist es essentiell sämtliche Energiequellen und Senken akribisch genau aufzulisten, um die Energieströme entsprechend zu lenken. Ziel hierbei ist es, dass energie- und kostenintensive Systeme wie z. B. Klimaanlagen vermieden werden sollen.

Bei einem Denkmal müssen die alten, angewandten Bautechniken erkundet werden, um die bestehende Konstruktion in ihrem Aufbau zu verstehen und möglichst mit angemessenen handwerklichen Mitteln die entsprechenden Reparaturen durchzuführen. Es ist oft nicht zielführend, aktuelle Arbeitstechniken oder auch DIN-Normen den alten Bautechniken überstülpen zu wollen.
Damit ein möglichst langer Zeitraum frei von zukünftigen Sanierungen bleibt, müssen teilweise auch entsprechende Restauratoren oder Fachleute ins integrale Planungsteam integriert werden.

Während der Planungsarbeiten sind die machbaren Lösungen so zu gestalten, dass der Baubetrieb und die Umsetzung in Bauabschnitten bei ansonsten benutzten Rathaus möglich ist. So kann z. B. keine Klimaanlage mit großen Rohrquerschnitten verwendet werden, da diese im Bestand keinen Platz findet und außerdem kein Sanieren in kleinen Bauabschnitten oder Stockwerksweise möglich wäre.

An Hand von Simulationen und Prognoseberechnungen haben sich die o. g. Kriterien als richtig erwiesen. Durch die ganzheitliche Sanierung können jährlich hohe Beträge für Energie- und Instandsetzungskosten vermieden werden, die zu einem großen Teil die zu erwartenden Zins- und Tilgungsbelastungen auffangen. Es ist sogar zu erwarten, dass nach ca. 15 Jahren das Einsparpotential höher ist, als die dann notwendigen Zins- und Tilgungskosten inkl. der Energiekosten. Dadurch ergibt sich eine gewisse Wirtschaftlichkeit für die Investition, die normalerweise bei einem zusätzlichen Neubau nicht erreicht wird. Es konnte gezeigt werden, dass eine umfassende Generalsanierung der beschriebenen Art mittelfristig zur Entlastung des kommunalen Haushaltes führen kann.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die einzelnen Erkenntnisse wurden in öffentlichen Stadtradsitzungen vorgestellt und durch die Presse sowie einer veröffentlicht. Innerhalb der Vortragstätigkeit zu energieoptimierten Sanierungen im Bestand ist durch Herrn Haase das Rathaus Aschaffenburg immer wieder beispielhaft vorgestellt worden. Dadurch, dass in einem ersten Bauabschnitt bereits das Bürger-Service-Büro seit Ende 2006 in Betrieb ist, wird auch hier der Öffentlichkeit die Sinnhaftigkeit der ganzheitlichen Sanierung dargestellt.


Fazit

Die hochwertigen Planungsergebnisse in Verbindung mit eingesparten Nachfolgekosten und der erzielbaren Nachhaltigkeit dienen in der Stadt Aschaffenburg auch bei anderen Bauvorhaben als Beispiel und haben die Planungsstandards verbessert. Die zu erwartenden Energieverbrauchskennwerte können als Anhalt für andere Sanierungen dienen. Interessant hierbei ist, dass die Sanierungskosten etwa halb so hoch sind, als ein vergleichbarer Neubau und die erzielten Nutzerqualitäten einem Neubau gleichkommen. Es ist somit eindeutig, dass eine umfassende, ganzheitliche, energetische Sanierung eines Bestandsgebäudes den Restwert des Gebäudes voll erhält, die im Gebäude gebundenen Materialien und Energien weiter nutzt und den Verbrauch an Ressourcen deutlich einschränkt.

Übersicht

Fördersumme

5.000,00 €

Förderzeitraum

13.05.2008 - 13.08.2008

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik