Projekt 22398/01

Entwicklung von Diabetiker-Strümpfen mit antimikrobiell funktionalisierten Lyocell-Fasern

Projektträger

Strumpfwerk Lindner GmbH
Goldbachstr. 40
09337 Hohenstein-Ernstthal
Telefon: 03723/4901-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel des Vorhabens war die Entwicklung von antimikrobiell ausgerüsteten Diabetiker-Strümpfen. Bei Patienten mit diabetischem Fußsyndrom soll durch das Tragen eines solchermaßen funktionalisierten Textils eine vorbeugende Wundbehandlung erzielt werden. Die wirksame Komponente ist die vom TITK entwickelte ALCERUâ silver Faser, die mit dem umweltfreundlichen Lyocellverfahren hergestellt auf den nachwachsenden Rohstoff Cellulose zurückgreift, und bei der ein ressourcenschonender Einsatz des Wirkstoffs Silber möglich ist. Am Markt befindliche antimikrobielle, silberhaltige Fasern mit vergleichbarer Leistung greifen auf Rohstoffe fossilen Ursprungs zurück und haben verfahrensbedingt eine Überdosie-rung des Silbers zur Folge.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas TITK optimierte die Herstellung von ALCERUâ silver Fasern im Hinblick auf die ökonomische Effizienz. Dabei lag der Schwerpunkt auf einer Minimierung der Silberverluste bei der Faserproduktion. In Folge einer verbesserten Ausnutzung des Rohstoffes Silber ist dieser Aspekt auch von ökologischer Relevanz. Das TITK produzierte eine ausreichende Menge ALCERUâ silver, und stellte sie für die Projektaufgaben zur Verfügung. Die Fasern wurden von der Kulmbacher Spinnerei mit Baumwolle abgemischt und gemäß den Vorgaben von Lindner zu einem Garn verarbeitet und gefärbt. Das Garn wurde von Lindner zu Strickschläuchen und schließlich zum Finalprodukt, den Diabetikerstrümpfen verarbeitet. Im Vorfeld der Fertigung wurde eine für Diabetiker geeignete Strumpfkonstruktion entwickelt und eine entsprechende Anpassung der Maschinen vorgenommen. Die Eignung der Produkte sollte durch Tests auf antimikrobielle Wirksamkeit und durch Trageversuche an einem gemischten Probandenkollektiv belegt werden. Für den wirtschaftlichen Erfolg des Projekts war die Aufnahme von ALCERUâ silver enthaltenden Produkten in die Liste der von Öko-Tex akzeptierten biologisch aktiven Substanzen von herausragender Bedeutung. Diese Listung ist eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Vermarktung der Strümpfe im Anschluß an das Vorhaben. Aus diesem Grunde wurden im Rahmen des Projekts eine von Öko-Tex ge-forderte Studie zur Hautverträglichkeit von ALCERUâ silver enthaltenden Geweben durchgeführt, sowie weitere toxikologisch und medizinisch relevante Daten zusammengestellt. Auf Basis der Ergebnisse die-ser Studie erfolgte die Antragstellung bei Öko-Tex.


Ergebnisse und Diskussion

Dem TITK ist es gelungen, die Herstellung der ALCERUâsilver Fasern im Hinblick auf Effizienz und reproduzierbare Produktqualität zu optimieren. Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung einer neuen Variante der Färbevorbehandlung, die sowohl eine ausreichende Waschbeständigkeit als auch eine hohe antimikrobielle Aktivität über den gesamten Lebenszyklus des Produktes gewährleisten kann. Diese neue Technologie konnte in Zusammenarbeit mit der Kulmbacher Spinnerei in den industriellen Färbe- und Ausrüstungsprozess integriert werden. Die industrielle Verarbeitung der ALCERUâsilver Fasern durch die Kulmbacher Spinnerei zu einem homogenen Mischgarn erwies sich als ebenso problemlos, wie die weitere Verarbeitung der Garne zum Strumpf.
Der Firma LINDNER ist die Entwicklung einer geeigneten Strumpfkonstruktion für die besonderen Belange des Diabetikers gelungen. Dies konnte durch eine Studie zum Trageverhalten der Strümpfe belegt werden, die vom Institut ProDerm als unabhängiger Stelle durchgeführt wurde. An gleicher Stelle wurde eine zweite Studie angefertigt, welche den Nachweis einer guten Hautverträglichkeit der Produkte erbrin-gen konnte. Beide Studien haben wesentlichen Anteil daran, dass der Antrag auf Aufnahme von ALCE-RUâ silver in die Liste der von Öko-Tex akzeptierten, biologisch aktiven Substanzen positiv beschieden wurde. Damit konnte ein wesentlicher Meilenstein für eine erfolgreiche Vermarktung aller ALCERUâsilver enthaltenden Produkte gesetzt werden.
Die antimikrobielle Aktivität der Produkte konnte zum einen durch die objektiv, wissenschaftlichen Befunde des Instituts Fresenius nachgewiesen werden, zum anderen auf der subjektiven Ebene durch die beobachtete Geruchsverminderung im Rahmen der Trageversuche durch die Probanden.
Die bislang verwendeten synthetischen Fasern sind nicht atmungsaktiv, jedoch wird Diabetikern empfohlen, Strümpfe aus atmungsaktiven Stoffen zu tragen und synthetische Materialien zu vermeiden. Als cellulosische Faser besitzt ALCERUâsilver in dieser Hinsicht überlegene Eigenschaften. Weitere Vorteile der Fasern sind:
· Silbergehalt ist über Typ und Füllgrad des Ionenaustauschers in weiten Grenzen exakt einstellbar;
· Silberionen werden in geringen antimikrobioell wirksamen Dosen und über einen langen Zeitraum hinweg (40 Wäschen) freigesetzt;
· Textilphysikalische Parameter erlauben eine problemlose textile Verarbeitung;
· Fasern sind färbbar.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektergebnisse wurden im Februar 2006 im Rahmen einer Präsentation im TITK vorgestellt. Informationen zum Produkt sind auf der Internetseite der Fa. Lindner abrufbar.


Fazit

Alle ursprünglich definierten Ziele bezüglich einer gesundheitsfreundlichen Produktentwicklung konnten erreicht werden. Die neuen Diabetikerstrümpfe erfüllen die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Etablierung am Markt. Sie heben sich von den bisher unter Einsatz von vollflächig versilberten Synthesefasern produzierten Produkten sowohl durch einen schonenderen Umgang mit den Ressourcen, wie auch durch eine deutlich verbesserte textile Verarbeitbarkeit ab. Die neu entwickelten Diabetikerstrümpfe sind seit Herbst 2005 im Sanitätsfachhandel erhältlich.

Übersicht

Fördersumme

79.479,00 €

Förderzeitraum

20.09.2004 - 20.11.2005

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik