Projekt 22330/01

Integrierender Landschaftsschutz in der Umgebung des deutsch-italienischen Kulturzentrums Villa Vigoni am Comer See (Pilotstudie zur Bewahrung der historischen Kulturlandschaft durch modellhafte Umweltkommunikation)

Projektträger

Villa Vigoni Centro Italo-Tedesco Deutsch-Italienisches Zentrum
Via Giulio Vigoni, 1
I-22017 Loveno di Menaggio
Telefon: 00390344.36111

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Methode des Integrierenden Landschaftsschutzes sollte in einer Pilotstudie auf den landschaftlichen Raum der Liegenschaft des Deutsch-Italienischen Zentrums Villa Vigoni bzw. die angrenzende Umwelt angewandt werden und strebte folgende Ziele an:
Die Merkmale der Landschaft am Comer See im allgemeinen und der Liegenschaft der Villa
Vigoni im besonderen sollten inventarisiert werden;
Die festgestellten landschaftlichen Besonderheiten sollten der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht werden;
Ein Runder Tisch sollte der partizipativen Methode des Integrierenden Landschaftsschutzes
Rechnung tragen und einen Austausch zwischen Bevölkerung und Landschaftsexperten
ermöglichen, um das Erreichte zu evaluieren und über mögliche künftige Schutzziele zu
beraten.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenEs erfolgte zunächst eine informatikgestützte Katalogisierung des Botanikbestands der Liegenschaft und eine Untersuchung der Flora hinsichtlich ihrer Quantität, Seltenheit, Verteilung auf dem Gebiet und hinsichtlich ihres Auftretens in Gesellschaft mit anderen Pflanzenarten (phytosoziologischer Ansatz).
Zur Visualisierung der Ergebnisse wurde im historischen Park der Villa Vigoni eine Beschilderung des Pflanzenbestands vorgenommen, und es wurde ein Konzept für einen Lehrpfad entwickelt, der die einzelnen Elemente der Liegenschaft sinnvoll miteinander verbinden soll. Ferner wurde eine wissenschaftliche Publikation der Ergebnisse vorgelegt.
Die bereits im Vorfeld des Projekts beschlossene Restaurierung des zur Liegenschaft gehörenden historischen Schweizer Chalets oberhalb der Parkanlage der Villa Vigoni (mit finanzieller Unterstützung des italienischen Kulturministeriums, der Region Lombardei und der Stiftung Cariplo in Zusammenarbeit mit der Fondazione Comasca) wurde beratend begleitet, wobei sich die zur Wiederherstellung des Gebäudes erforderlichen Arbeiten als erheblich umfangreicher als vor Restaurierungsbeginn angenommen herausstellten. Daher haben die Arbeitsgruppen der Universitäten Ancona und Hannover im Zuge ihrer Überprüfung der Renovierungsarbeiten beschlossen, durch im Projektverlauf frei gewordene Fördermittel die optimale Vollendung der Restaurierung des Schweizer Chalets und seiner Umgebung zu unterstützen.
Schließlich wurden die einzelnen landschaftlichen Bestandteile der Liegenschaft wissenschaftlich analysiert: Dazu gehören der historische Park und sein Botanikbestand, ein durch frühere landwirtschaftliche Nutzung geprägtes Gebiet mit historischen landwirtschaftlichen Nutzgebäuden sowie ein Waldgebiet oberhalb des Parks, auf dem sich das zwischen 1830 und 1840 entstandene Schweizer Chalet befindet. Zum Abschluss des Projekts fand am 17. Februar 2008 ein Runder Tisch in der Villa Vigoni statt, an dem neben den Mitgliedern der Forschungsgruppen der Universitäten Hannover und Ancona auch Vertreter der Gemeinde Menaggio, Vertreter kultureller Vereinigungen sowie von Landschaftsschutzverbänden teilnahmen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Katalogisierung und Auswertung des Botanikbestands der Liegenschaft belegte - bezogen auf die seminatürliche Vegetation der Liegenschaft - das Auftreten von 228 verschiedenen Pflanzenarten, die zu 67 verschiedenen Pflanzenfamilien gehören. Am häufigsten vertreten sind Gräser (Graminaceae), Korbblütengewächse (Compositae), Rosengewächse (Rosaceae), Hülsenfrüchtler (Legumiosae) und Lippenblütler (Labiatae). Die Auswertung der Daten hinsichtlich der Verbreitung der Pflanzen ergab, dass die für gemäßigte Klimazonen typische eurasiatische Flora mit einem Anteil von 48,2% am meisten verbreitet ist. Auffällig ist auch der recht hohe Anteil mediterraner Pflanzen (12,7%), der auf das dank Seenähe milde Klima mit frostarmen Wintern zurückzuführen ist. Von der Zugehörigkeit des Gebiets zum alpinen Kontext zeugen circumboreale Arten (9,9%) und orophil-europäische Arten (6,6%).
Im Verlauf des Projekts entstand ein Konzept für einen Naturlehrpfad im Bereich der Liegenschaft der Villa Vigoni, das sieben verschiedene Wege vorsieht, die entweder einzeln erkundet oder miteinander verbunden werden können und die jeweils an einem Bauwerk von besonderem Interesse enden. Zudem wurde ein Faltblatt für künftige Besucher des Lehrpfades mit einer Kurzbeschreibung der einzelnen Bauwerke erarbeitet.
Die Untersuchung der Geschichte des Gebäudetypus Schweizer Chalet ergab, dass Schweizer Häuser vor allem im 18. und 19. Jahrhundert in herrschaftlichen Parks und später auch auf bürgerlichen Privatgrundstücken verbreitet waren, wo sie die Ideen von Freiheit und Ursprünglichkeit verkörperten bzw. für die landschaftliche Schönheit und Vielfalt der Schweiz standen. Das Schweizer Chalet oberhalb des Parks der Villa Vigoni wurde umfassend renoviert und bewahrt nun vorbildlich die historische Erinnerung dieses Gebäudetypus in der die Villa Vigoni umgebenden Landschaft.
Die historische Analyse des Chalets und der Parkanlage hatte zudem ergeben, dass die Kuppe, auf der das Chalet steht, ursprünglich weitgehend unbewaldet war. Um die ursprüngliche Sichtachse vom Chalet aus zum Park wiederherzustellen, muss die im Bereich des Chalets im Laufe der Jahre angewachsene Bewaldung nachhaltig zurückgedrängt werden, was künftig im Rahmen eines neuen Projektes der Villa Vigoni zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Ressourcen geschehen soll.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse des Projekts wurden im deutsch-italienischen Sammelband Il progetto di tutela integrata. Cultura, ecologia, architettura: unipotesi di gestione del paesaggio di Villa Vigoni, hg. von Giovanna Paci, Clua Edizioni, Ancona 2008 sowie auf einer dem Sammelband beiliegenden CD-Rom veröffentlicht. Dieser Sammelband wurde am 14. April 2009 anlässlich eines Festakts zum Abschluss des Projekts in der Villa Vigoni vorgestellt. Derzeit wird an einer Neuauflage der Publikation gearbeitet.


Fazit

Die Pilotstudie Integrierender Landschaftsschutz in der Umgebung des deutsch-italienischen Kulturzentrums Villa Vigoni am Comer See zeigte die vielfältigen Aspekte der Geschichte einer Landschaft auf und fand Möglichkeiten, diese Geschichte erfahrbar zu machen und dadurch deren Erinnerung zu bewahren.
Eine immerwährende Herausforderung stellt die nachhaltige Pflege der Landschaft und der in ihr enthaltenen historischen Monumente dar. Die Villa Vigoni erarbeitet derzeit ein Projekt, das die Pflege des Waldes bzw. das Offenhalten unbewaldeter Stellen mit der Energieversorgung der Liegenschaft verknüpfen soll.

Übersicht

Fördersumme

50.000,00 €

Förderzeitraum

14.12.2006 - 14.12.2008

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Landnutzung
Naturschutz