Projekt 21958/01

Eiszeitgarten – Einrichtung eines Umweltlernortes zu historisch-ökologischen Fragestellungen für Kinder und Jugendliche

Projektträger

Stadt SalzgitterDezernat für Kultur und Soziales
Joachim-Campe-Str. 6 - 8
38226 Salzgitter
Telefon: 05341/839-3655

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Arbeit mit Kindern zum Thema Steinzeit ergab meistens das Problem, dass eine geeignete Örtlichkeit fehlte, um praktische Versuche durchführen zu können. Steinzeit erleben, steinzeitliche Techniken wie Feuerstein schlagen, Feuer entfachen oder Kochen in Fellgruben auszuprobieren, lässt sich in den Ausstellungsräumen praktisch nicht durchführen. Dass sich in Salzgitter-Lebenstedt einer der wichtigsten mitteleuropäischen Fundplätze der Alt-Steinzeit befindet - die Freilandstation an der Krähenriede - führte notwendig auch dazu, sich mit Klima und Umwelt im Eiszeitalter zu beschäftigen. Theoretisch ist dies in Wort, Bild und Ton im Städtischen Museum geschehen. Die Idee war nun, den Besuchern einen realen Einblick nicht nur in die eiszeitliche Umwelt, sondern darüber hinaus auch die Möglichkeit zum kreativen Mitmachen und Ausprobieren zu geben. Grundlagen dafür bilden die Ausgrabungsergebnisse von 1952/1977, aufgrund deren die klimatischen Verhältnisse, die Flora und Fauna des Salzgittergebietes vor 50.000 Jahren rekonstruiert werden können. Pollenanalysen geben uns genaue Auskunft darüber, welche Pflanzen es gegeben hat. Geologische Analysen sowie die Auswertung zoologischer und botanischer Reste erlauben uns, die naturräumliche Situation an der Krähenriede nachzustellen. Tierknochenfunde ermöglichen Aussagen zur Tierwelt. So lässt sich die Lebenssituation von Neandertalern während der letzten Eiszeit rekonstruieren!


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAufgrund dieser Informationen möchten wir unseren Besuchern in einem musealen Außenbereich einen realen Einblick in die eiszeitliche Umwelt bieten: ein entsprechend gestalteter Landschaftsbereich von etwa 2.000 Quadratmetern ist als Lern- und Erlebnisort geplant. Hier soll die Bedeutung von Natur und Klima für die kulturelle Entwicklung des Menschen im eiszeitlichen Milieu dargestellt werden. Auf Grundlage der archäologischen Erkenntnisse aus Salzgitter-Lebenstedt, lässt sich einerseits verdeutlichen, welche Auswirkungen die geologische Vergangenheit auf unser kulturhistorisches Erbe hatte - und noch heute hat, und andererseits aufzeigen, wie der Mensch seinerseits die vorgefundene Umwelt - bis in die Gegenwart - veränderte. Mit dem Eiszeitgartens kann demnach der archäologische mit dem geologischen Aspekt verknüpft werden, indem die aufgrund der Ausgrabungsergebnisse rekonstruierbare Um-welt unter eiszeitlichen Klimabedingungen annähernd wieder hergestellt werden soll. In einem künstlich hergestellten Profilschnitt wird ein Blick in die glazial-fluvatilen Ablagerungen des Quartärs ermöglicht. Weiter wird aufzuzeigen sein, welche Rolle Salzlagerstätten für den Urmenschen in Salzgitter gehabt haben könnten.


Ergebnisse und Diskussion

Nach zweijähriger Bauzeit wurde der Eiszeitgarten am 2. Juli 2006 eröffnet. Im Anschluss daran wurden dort vom 3. - 19. Juli 2006 die Eiszeitwochen durchgeführt. Es hat sich bereits jetzt gezeigt, dass der Eiszeitgarten als eine lebendige Bereicherung unserer Dauerausstellungen Anziehungskraft für Besucher, besonders Kinder- und Schülergruppen, erreicht hat. Während der Eiszeitwochen besuchten 540 Kinder in Gruppen den Garten. Dazu kommen mehrere hundert Einzelgäste.
Es ist gelungen, Landschaft und Leben in Abhängigkeit von Klima zu zeigen. Der Besucher betritt den Eiszeitgarten durch eine Gletscherspalte und führt ihn in eine andere Umwelt. In einer baumlosen, arktischen Landschaft, die über ausgetrocknete Flussbetten zu erschließen ist, kann sich der Besucher über die Lebensbedingungen während der letzten Eiszeit informieren. Eine Pflanzinsel beherbergt eine Auswahl jener Gewächse, die pollenanalytisch für Salzgitter vor 50.000 Jahren nachgewiesen sind. Begehba-re Aktionsflächen zeigen z. Z. eine blühende Tundrenvegetation, die sich mittelfristig zu einer Grassteppe entwickeln wird. Beschriftungen geben Auskunft zu den Pflanzen. Über große Schautafeln sind darüber hinaus Informationen zu Klima und Umwelt im Eiszeitalter, den Neandertalern sowie der Tierwelt gegeben. Anhand der Mammutfalle sowie der Mammutfährte, der Steinzeithütte und -küche sowie dem Feuerstein-Schlagplatz wird das extreme Leben der Neandertaler in Salzgitter veranschaulicht. Der Besucher kann sich zur Lebensweise wie zu Jagdstrategien informieren und diese nachvollziehen, teilweise sogar selbst ausprobieren. Der Rundgang durch den Eiszeitgarten endet im Bereich eines kleines Platzes, der zukünftig einem Museums-Café angegliedert werden soll. Hier werden Informationen zur Nacheiszeit - dem Holozän- und dem Entstehen unserer Kulturlandschaft gegeben. Das Thema des aktuellen Klimawandels auf unserem Globus kann hier diskutiert werden. Es ist demnach gelungen, archäologische Inhalte aus der Frühzeit des Menschen über geologische Themen wie das Eiszeitalter und den Klimawandel mit aktuellen Fragestellungen zu verknüpfen.
Die Themenfülle, die der Eiszeitgarten bietet, wird die zukünftige Arbeit in unserem Museum stark beeinflussen. Neben den bereits bearbeiteten Aspekten sind Fragestellungen aus der Biologie, der Geologie, der Osteologie oder der Ökologie denkbar, wo es auch zur Zusammenarbeit mit anderen Institutionen kommen kann.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Eröffnung des Eiszeitgartens fand in der regionalen sowie überregionalen Presse große Beachtung. Selbst am Eröffnungstag kamen Familien aus dem weiteren Umkreis von bis zu 200 km angereist. Auch im Rundfunk (NDR 1) wurde über den Eiszeitgarten berichtet. Der Regionalsender TV 38 - Fernsehen zwischen Harz und Heide, sendete einen ausführlichen Bericht anlässlich der Eröffnung des Eiszeitgartens. Am 31.Juli 2006 wird direkt aus dem Eiszeitgarten im Rahmen der Fernsehsendung Hallo Niedersachsen gesendet. Die Stadt Salzgitter informiert über den Eiszeitgarten auf der Homepage im Internet. Schulen in Salzgitter und den angrenzenden Landkreisen Wolfenbüttel, Peine, Goslar und Hildesheim wurden bereits im Februar 2006 über unser Vorhaben informiert. Termine für unser Projekt Eiszeitwochen waren innerhalb kürzester ausgebucht. In der Zeit vom 3. -19. Juli 2006 besuchten 21 Schülergruppen den Eiszeitgarten zu den Themen Leben in der Steinzeit sowie Klima und Wetter. Für die Sommerferien sind weitere Gruppen im Rahmen von Ferien-Aktionen angemeldet. Es ist auf diese Weise gelungen, den Eiszeitgarten frühzeitig bekannt zu machen und aktuell zu beleben. Er ist dadurch fester Bestandteil im außerschulischen Lernprogramm, was Anfragen für das neue Schuljahr zeigen. Auch im Angebot der Junior-Universität Calbecht wird der Eiszeitgarten in den kommenden Semestern berücksichtigt. Ein Film über die Entstehungsgeschichte des Eiszeitgartens ist derzeit im Medienzentrum der Stadt Salzgitter in Arbeit.


Fazit

Das Projekt Eiszeitgarten kann in jeder Hinsicht als Erfolg gewertet werden. Nicht nur durch seine inhaltlichen Möglichkeiten für unsere museumspädagogische Arbeit, sondern auch als überregionales Aushängeschild bereichert der Garten unser Museum und darüber hinaus die Museumslandschaft im Braunschweiger Land. Als Teil des Geoparks Harz - Braunschweiger Land - Ostfalen ist er zudem in ein Netz historisch-geologischer Projekte eingebunden. Dem Städtischen Museum Schloß Salder ist es damit gelungen, einen besonderen Beitrag für die so vielfältige Geschichte der Region zu leisten. Im Hinblick auf Wissenschaft und Forschung, Museumspräsentation sowie Museumspädagogik behauptet das Museum seinen festen Platz neben den großen Landesmuseen in Braunschweig (Braunschweigisches Landesmuseum, Staatliches Naturhistorisches Museum Braunschweig).

Übersicht

Fördersumme

85.000,00 €

Förderzeitraum

19.05.2004 - 19.05.2006

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation