Projekt 21919/01

Veranstaltung: Ökologische Generationengerechtigkeit in der Verfassung? Ökologische Weichenstellung Europas im 21. Jahrhundert

Projektträger

Stiftung für die Rechte zukünftigerGenerationen (SRzG)
Julius-Hölder-Str. 48
70597 Stuttgart
Telefon: 06171/982367

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Unsere Gesellschaft lebt vor allem im ökologischen Bereich auf Kosten zukünftiger Generationen. Ein struktureller Grund dafür ist, dass zukünftige Individuen heute keine Wähler sind und deshalb ökologische Lasten relativ einfach in die Zukunft verschoben werden können. Deshalb setzt sich die SRzG im nationalen Maßstab seit geraumer Zeit für die institutionelle Verankerung ökologischer Generationengerechtigkeit ein. Die Erfahrungen der nationalen Kampagne für eine Verfassungsänderung werden durch das Projekt an Jungpolitiker und High Potentials aus zahlreichen europäischen Ländern weitergegeben. Umweltprobleme enden nicht an Grenzen, daher wäre es ein kaum zu überschätzender Gewinn für die Umwelt, wenn Jungpolitiker und NGOs Initiativen für die Verankerung ökologischer Generationengerechtigkeit in mehreren europäischen Länder und der EU starten würden. Die Teilnehmer wurden umfassend über unterschiedliche Ansätze zur Verminderung von political short termism infomiert.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenWährend des fünftägigen Kongresses in Berlin (22.-26.6.2005) entwickelten die Teilnehmer gemeinsam mit renommierten Referenten, Modelle, wie ökologische Generationengerechtigkeit in den europäischen Nationalstaaten und in der EU selbst institutionell verankert werden kann. Um den Teilnehmern bereits vor dem Kongress einen gleichen Wissenstand zu vermitteln, wurden sie ausführlich mit Hilfe einer Internet-Universität und eines Informationsmagazins vorbereitet. Das Gesamtziel der Veranstaltung wurde in mehreren Arbeitsschritten realisiert. Analyseelemente bildeten Vorträge und Podiumsdiskussionen. Die Workshops, als angewandte Arbeitsmethode, ermöglichten Diskussionen und die Entwicklung von konkreten Problemlösungsvorschlägen in kleinem Kreis. Diese Diskussionen setzten sich fort in selbstorganisierten Teambesprechungen, die von den Referenten unterstützt wurden. Die Konzeption des Kongresses sah vor, dass zunächst der ökologische Ist-Zustand in Europa analysiert wurde, darauf aufbauend Konzepte zur Verbesserung vorgestellt wurden, die dann von den Teilnehmern in eigens entwickelten Modellen aufgegriffen wurden. Die Kooperationspartner AEGEE Europe und YOIS Europe halfen bei der Teilnehmerrekrutierung und achteten dabei vor allem auf Ausgewogenheit hinsichtlich Geschlecht, Alter und sozialer und geographischer Herkunft. Die Evangelische Akademie zu Berlin unterstützte den Kongress durch organisatorische Aufgaben vor Ort, das IZT bei der Referentenauswahl.


Ergebnisse und Diskussion

Die gesetzten Ziele wurden vor allem durch die Workshops und die Präsentationen der Teilnehmer erreicht. Der Vortrag von Ernst-Ulrich von Weizsäcker Ökologie als Luxus - eine gute Initiative zur falschen Zeit? und die darauf folgende Debatte zum Thema 13 Jahre nach Rio - inwiefern haben wir öko-logische Generationengerechtigkeit in Europa erreicht? am 24. 6.05 zeigten vor allem die aktuellen Probleme in der europäischen Umweltpolitik und schufen so die Grundlage, um in den unterschiedlichen Workshops gemeinsam zu überlegen, welches Modell zur Verankerung von Generationengerechtigkeit, zum einen am wirkungsvollsten, zum anderen am realistischsten zu verwirklichen ist. So befasste sich eine Gruppe mit dem Thema Ombudsmann für zukünftige Generationen und entwickelte länderbezogene Implementierungsstrategien. Der Workshop mit dem Titel Verfassungsänderung hingegen setzte sich mit der momentanen rechtlichen Situation auseinander und analysierte zunächst, inwiefern die Verfassungen verschiedener Länder Aspekte der ökologischen Generationengerechtigkeit und Nachhaltigkeit bereits beinhalten. Daraufhin wurden gemeinsam Mängel und Verbesserungsvorschläge erarbeitet und mit Hinblick auf die tatsächliche Realisierbarkeit auch konkrete Formulierungen entwickelt. In selbstorganisierten Arbeitsgruppen beschäftigten sich die Teilnehmer mit nationalen Lösungen für ihr eigenes Herkunftsland bzw. mit einem gesamteuropäischen Lösungsvorschlag im Rahmen der EU. Die anschließende Vorstellung der Ergebnisse lieferte ein äußerst breit gefächertes Spektrum an Visionen und Initiativen, die von jeweils zwei Vertretern der Gruppe mit Hilfe von flip charts, vorgestellt und erläutert wurden. Dabei erklärten die Teilnehmer, weshalb sie diese Institutionalisierungsstrategie für das jeweilige Land gewählt hatten, aber auch auf welchem Weg sie diese realisieren wollen. Zum Beispiel beinhaltete die Idee für eine Reform der europäischen Strukturen den bestehenden Ombudsmann durch einen gewählten guardian speziell für zukünftige Generationen zu entlasten. Dieser sollte darüber hinaus mit nationalen Vertretern in Kontakt stehen, um so eine gesamteuropäische Strategie für ökologische Generationengerechtigkeit zu verwirklichen. Eine Alternatividee war die Einrichtung einer Kammer für zukünftige Generationen innerhalb des europäischen Parlaments. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Teilnehmer sowohl top-down als auch bottom up Initiativen planen. Das Ergebnis der Abschlussdiskussion, u. a. mit Timo Mäkelä, Director Sustainable der EU, zeigte, dass für die europäische Union gerade eine Doppelstrategie, das heißt sowohl öffentliches Bewusstsein durch Agenda setting wecken, als auch die Entscheidungsträger direkt zu überzeugen, am Erfolg versprechendsten scheint. So plant die SRzG bereits als nächsten Schritt eine Buchpräsentation mit dem Inhalt Institutionalisierungsmöglichkeiten von Generationengerechtigkeit im europäischen Parlament.
Nicht nur unser subjektiver Eindruck des gesamten Kongresses, sondern auch die Auswertung der Feedbackbögen fiel sehr positiv aus. Die Teilnehmer waren besonders von den kompetenten Referenten und der außerordentlich guten Organisation begeistert. Der Kongress lieferte darüber hinaus eine Kommunikationsplattform auf der internationale Kontakte zwischen jungen engagierten Menschen und Entscheidungsträgern aus Umwelt, Politik, Medien und Wirtschaft geknüpft wurden. 90 Prozent der Young Leaders würde gerne an einer zukünftigen Veranstaltung mit ähnlicher Intention teilnehmen und sind darüber hinaus auch bereit eine eigene Kampagne für ihr Land oder der EU zu initiieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die erarbeiteten Ergebnisse werden als Special Edition des Magazins Generational Justice Review, mit einer Auflage von 12500 Exemplaren veröffentlicht und an EU-Parlamentarier, Parlamentarier aus 16 europäischen Nationalstaaten, sowie nationale und internationale NGOs versendet. Darüber hinaus nutzen wir unsere Kooperationspartner als Multiplikatoren, um eine noch größere Zielgruppe zu erreichen. So wird beispielsweise AEGEE Europe die Dokumentation und Auswertung des Kongresses an eigene Mitglieder weitergeben. Für die Zukunft ist ein Post-Event vorstellbar, bei welchem ein Austausch stattfindet, in wieweit die geplanten Kampagnen realisiert werden konnten. Darüber hinaus ist geplant, das Netzwerk zwischen allen beteiligten Organisationen wie z.B. AEGEE Europe, Lisbon Council und Protect the Future zu festigen und auszuweiten. Um auch den Kontakt mit den Teilnehmern weiterhin zu gewährleisten, wurde auch eine yahoogroup eingerichtet.


Fazit

Durch den Kongress sind wir dem Ziel, ökologische Gerechtigkeit institutionell zu verankern, einen Schritt näher gekommen. Wir sind mit unserem Ergebnis absolut zufrieden. Die Feedbackbögen der Teilnehmer zeigten ein hohes Maß an Zufriedenheit und auch von den Referenten haben wir nur freundliche Rückmeldungen erhalten. Die Teilnehmer waren über unsere Erwartungen hinaus engagiert und die Arbeit in den Workshops und den Gruppen war vor allem durch die Eigeninitiative der Teilnehmern geprägt.

Übersicht

Fördersumme

45.000,00 €

Förderzeitraum

02.08.2004 - 02.10.2005

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation