Projekt 21844/01

Vorplanung eines Verfahrens zur Vermeidung von Einleitungen aus der Mischkanalisation in städtische Fließgewässer am Beispiel der Berliner Stadtspree (berlinbeach)

Projektträger

ecom.AG
Maria-Hilf-Str. 17
50677 Köln
Telefon: 0221/139899-110

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Obwohl Einleitungen der Industrie in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen sind, sind Wasserverschmutzungen häufig noch so gravierend, dass z.B. Badeverbote in Gewässern notwendig sind. Eine der Hauptbelastungsquellen für stehende und fließende Gewässer sind z. B. bei Starkregenereignissen die Einleitungen aus der Mischwasserkanalisation mit relativ hohen Schmutzfrachten. Insbesondere wenn Versickerungsanlagen für Regenwasser vor Ort nicht konsequent verfolgt werden müssen diese Wässer aus Kapazitätsgründen des Leitungsnetzes ungeklärt in das Gewässer abgeschlagen werden. Zur Reduzierung dieser Belastungen und hinsichtlich der Finanzlage der Kommunen erschien es notwendig, eine neue preisgünstige Technologie zur Speicherung von Mischwasser als Alternative zu Regenüberlaufbecken zu entwickeln. Als kostengünstige Regenüberlaufspeicher werden Pontons im Vorfluter vorgeschlagen, die das Schmutzwasser direkt an den Notauslässen der Mischkanalisation auffangen. Vor einer pilothaften Realisierung sollten in einer Studie rechtliche, technische und finanzielle Fragen geklärt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Untersuchung wurde beispielhaft für das Fliesgewässer Spree durchgeführt. Zunächst wurde der Fluss in seinem Ursprung und Verlauf betrachtet. In einem zweiten Schritt wurden die Belastungsursachen der Spree detailliert dargestellt. Es folgte eine Bestandsaufnahme zum Stand der Technik mit präzisen Beschreibungen von geplanten und gebauten Mischwasserspeichern (Regenüberlaufbecken).
Im dritten Schritt wurde der geplante Ansatz im Detail ausgearbeitet, eine genaue Kostenschätzung durchgeführt, die Finanzierbarkeit erörtert und das Konzept hinsichtlich der Kosten mit konventionellen Techniken verglichen.
Schritt vier betrachtet die städtebauliche Einordnung. Unter Punkt fünf erfolgt die Einordnung in das geplante Sanierungskonzept der Stadt Berlin. Eine rechtliche Einschätzung erfolgt unter Punkt sechs.
Punkt sieben betrachtet den Nachhaltigkeitsfaktor und die Imagechancen, die in der Umsetzung des Projektes liegen und leitet zur Öffentlichkeitsarbeit unter Punkt acht über.


Ergebnisse und Diskussion

Die erarbeitete Studie hat mit den Untersuchungen zu hydrologischen Gegebenheiten der Spree, der Darstellung der Probleme von Entlastungseinleitungen aus der Mischwasserkanalisation, der Beschreibung des technischen und konstruktiven und ökonomischen Konzepts von SPREE2011, einem Abriss über die städtebauliche Einbindung des Projekts sowie der siedlungswasserwirtschaftlichen und rechtlichen Beurteilung die Grundlagen für den Beginn der konkreten Umsetzung des Projekts geschaffen. Planungen für den Bau einer Pilotanlage im Berliner Osthafen ist damit ein Weg bereitet.Über den jetzigen Stand der Forschung hinaus müssten weitere Aspekte intensiv untersucht werden, die zur Verschmutzung der Spree beitragen bzw. zur Herstellung der Badegewässerqualität nötig sind. Dazu zählen die städtebauliche Einbindung der Module, die Sanierung und die Kosten der Trennkanalisation, die Rückleitung des in den Modulen zwischengespeicherten Mischwassers, die bauliche und messtechnische Anpassung der Einleitbauwerke und eine Vorort-Kalibrierung zur Erfassung der Einleitungsmengen. Für die weitergehende Zielsetzung Badewasserqualität Berliner Stadt-Spree sind auch Voruntersuchungen zu Art und Kosten einer zusätzlichen Reinigungsstufe für das Klärwerk Münchehofe erforderlich.
Die Reinigung der Spree und die Verbesserung der Qualität anderer Gewässer durch Hochtechnologien bergen nach Einschätzung des Bewilligungsempfängers ein enormes ökologisches, ökonomisches, soziales und technisches Potential, dass bisher kaum ausgeschöpft wird.
Das Projekt SPREE2011 vermeidet einen großen Teil der auch nach einer Kanalnetzsanierung erforderlichen Mischwassereinleitungen. Gravierende Gewässerverschmutzungen entfallen. Dem stehen neue Umweltbelastungen durch Anlage und Betrieb der Module entgegen. Diese sind als vergleichsweise gering einzustufen oder können durch geeignete technische Maßnahmen vermindert werden. Besonders Geruchsemissionen erfordern bei der weiteren Projektentwicklung erhöhte Aufmerksamkeit.
Das Projekt ist nicht an den Standort Berlin gebunden, sondern gut auf andere Kommunen übertragbar. Voraussetzungen sind hydrodynamische Kanalnetzberechnungen sowie die Eignung des Gewässers.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Ergebnisse der Studie wurden einer breiten Öffentlichkeit und den Entscheidern aus der Wirtschaft, Verwaltung und Politik vorgestellt. Während der Projektlaufzeit ist insofern eine intensive Öffentlichkeitsarbeit erfolgt.
Im Jahr 2005 wurden zwei Symposien und eine Ausstellung durchgeführt. Durch über 120 Besprechungen und Meldungen in der Presse wurde es zu einem der Hauptthemen des Berliner Sommers. Die Ausstellung über das Projekt wurde von über 5.000 Besuchern besucht.
Das Projekt SPREE2011 wurde beim 1. Europäischen Flussbadetag am 17.7.2005 präsentiert und auch auf dem zehnjährigen Geburtstagsfest der arena Berlin, einem am Spreeufer ansässigen Großveranstalter, einem breiten Publikum vorgestellt, dass sich sonst weniger für die Themen Wasser und Umweltschutz interessiert.
Ein 375-seitiger Abschlußbericht SPREE2011 Baden im Fluss. Mitten in Berlin wurde von OFFSHO-RESYSTEMS, ecom.AG, herausgegeben.


Fazit

Erstes generelles Vermeidungs- und Verminderungsgebot ist die Versickerung von Regenwasser vor Ort, um möglichst wenig Regenwasser über die Kanalisation ableiten zu müssen. Diese Möglichkeiten wurden und werden vielerorts nicht ausgeschöpft. Abflusssteuerungen mit Mischwasserspeicherungen können zu einem Teil Möglichkeiten bieten, Gewässer zur Erhaltung und Verbesserung der Gewässergüte vor Mischwassereinleitungen zu schützen. Die Studie widmete sich im Einzugsgebiet der Berliner Stadt-Spree der Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Mischwasserspeicherung, die kostengünstiger ist als konventionelle Anlagentechnik, schneller einsetzbar, als Instrument der Stadt- und Regionalplanung eingesetzt werden kann und ein hohes ökologisches und ökonomisches Potenzial birgt.
Mit der Durchführung der Studie wurde ein wichtiger Schritt hinsichtlich der Gewässerreinhaltung und Erreichung der Badegewässerqualität im innerstädtischen Bereich der Berliner Spree umgesetzt.
Eine Projektfortführung mit einer ersten pilothaften Verfahrensumsetzung in der Berliner Innenstadt ist nach den Ausführungen der ecom AG vorgesehen.

Übersicht

Fördersumme

50.000,00 €

Förderzeitraum

01.02.2004 - 01.02.2006

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik