Projekt 21784/01

Erhaltung der Schwarzpappel (Populus nigra) im Rahmen der Anlage von Weichholzauewäldern im Nationalpark Unteres Odertal



Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel ist die Erhaltung einer überlebungsfähigen Schwarz-Pappel-Population an der Oder. Aus den im Rahmen des Projektes gesammelten Erfahrungen sowie aus Erfahrungen europaweiter Maßnahmen zur Erhaltung der Schwarz-Pappel soll ein Leitfaden zur Auewaldinitialisierung erstellt werden. Er soll auch in anderen Flussgebieten eine Auewaldinitialisierung, unter Einbezug der Schwarz-Pappel, erfolgreich anregen.
Anlass ist die besondere Situation der europäischen Schwarz-Pappel (Populus nigra) in Deutschland, die in den Roten Listen der Farn- und Blütenpflanzen als gefährdet eingestuft ist. Der Hauptgrund liegt zum einen in der Vernichtung der natürlichen Lebensräume entlang der Flüsse und zum anderen in der künstlichen Einbringung konkurrenzstarker fremdländischer Pappelarten, die die heimische Schwarz-Pappel verdrängen. Im Nationalpark Unteres Odertal sind noch Flächen vorhanden, die für eine Wiederansiedlung der Schwarz-Pappel geeignet sind. Im Rahmen der Bemühungen des Nationalparks zur Auewaldinitialisierung sollen auf diesen Flächen verschiedene Varianten zur Etablierung der Schwarz-Pappel erprobt werden. Grundlage für die Auswahl der Flächen ist ein Gutachten von Prof. Hofmann (Waldkunde-Institut Eberswalde) auf der Grundlage vegetationskundlicher Aufnahmen und eines zur Prognose der Überflutungsdynamik erstellten Höhenprofils.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenErstellung einer Übersicht der erfassten Reliktvorkommen der Schwarz-Pappel und der bisherigen Auewaldinitialisierungsmaßnahmen mit Schwarz-Pappel an deutschen Flusssystemen nach vergleichbaren Kriterien.
Erstellung einer Konzeption zur Anlage von Erhaltungsflächen für die Schwarz-Pappel im Nationalpark auf der Grundlage der bundesweiten Übersicht und dem o. g. Gutachten von Prof. Hofmann.
Planung und Anlage der Erhaltungsflächen für die Schwarz-Pappel im Nationalpark Unteres Odertal. Dabei werden auf den vorgesehenen 6 Flächen verschiedene Varianten erprobt. Eingesetzt werden soll ausschließlich Pflanzmaterial aus der Nachkommenschaft von genetisch charakterisierten Mutterbäumen der beiden Schwarz-Pappel-Populationen an der Oder.
Kontrollaufnahmen der Demonstrationsfläche.


Ergebnisse und Diskussion

nsgesamt kann eingeschätzt werden, dass sich die verwendeten Methoden bewährt haben und die Projektziele erreicht wurden. Die Erfüllung der vier Teilziele des Projekts wird im Folgenden dargestellt:
Teilziel 1: Erstellung einer Übersicht zu bisherigen Auwaldinitiierungsmaßnahmen mit Populus nigra an europäischen Flusssystemen nach vergleichbaren Kriterien
Hierzu wurde aufgabengemäß ein Fragebogen entwickelt, an kompetente Repräsentanten der Projekte verschickt und anschließend ausgewertet. Projekte von besonderem Interesse wurden anhand der Rück-läufe ausgewählt, vor Ort begutachtet und mit den Bearbeitern diskutiert. Ergänzend wurde das zum Thema vorhandene Schrifttum ausgewertet. Für den Leitfaden wurden allgemeingültige Schlussfolgerungen gewonnen. Die Ergebnisse sind in dem Kapitel 3.4 detailliert dargestellt. Sie wurden zur Erstellung des Leitfadens zur Auwaldinitiierung mit herangezogen.
Teilziel 2: Erstellung eines Leitfadens zur Auwaldinitiierung mit Populus nigra
Aus den Ergebnissen der Übersicht über andere Projekte zur Auwaldinitiierung mit Schwarz-Pappeln (Teilziel 1), der Literaturrecherche und den eigenen Erfahrungen (Teilziel 4) war ein Leitfaden zur Auwaldinitiierung mit Schwarz-Pappeln zu erstellen. Der Leitfaden wurde entsprechend den Vorgaben der Aufgabenstellung erstellt und um einige zweckdienliche Aspekte erweitert (vgl. Kapitel 3.5). Mit dem Leitfa-den liegt eine allgemeinverständliche Anleitung vor, die dem Praktiker hilft, Auwald auch in anderen Flusssystemen und Standorten erfolgreich zu initiieren.
Teilziel 3: Konzeption zur Anlage von Erhaltungsflächen für Populus nigra im Nationalpark Unteres Odertal
Das Teilziel 3 ist eng mit dem Teilziel 4 verbunden und stellt die Voraussetzung für die Anlage der Initiierungsflächen dar. Entgegen den Ausführungen der Aufgabenstellung konnte für die Konzeption noch nicht auf die Ergebnisse der Teilziele 1 und 2 zurückgegriffen werden, da das Projektteam entschied, wegen der relativ kurzen Gesamtlaufzeit des Projektes bereits ab Frühjahr 2005 mit der Anlage der Initi-ierungsflächen im Nationalpark zu beginnen. Dies wurde für die Erfüllung des Gesamtziels des Projekts als günstiger angesehen, zumal auch die umfangreichen eigenen Erfahrungen aus der Anlage der Erhaltungsflächen (Teilziel 4) in den Leitfaden (Teilziel 2) einfließen konnten. Die positiven Ergebnisse der Auwaldinitiierung (vgl. Kapitel 3.3) bestätigen die Richtigkeit der Entscheidung.
Da das Konzept bereits auf den konkreten Erhaltungsflächen umgesetzt wurde und die verallgemeinerbaren konzeptionellen Ansätze mit dem Leitfaden vorliegen, konnte von einer gesonderten und abgeschlossenen Verfassung der Konzeption abgesehen werden. Das umgesetzte Konzept ist in Kapitel 3.2 dargestellt.
Teilziel 4: Anlage einer Erhaltungsfläche für Populus nigra im Nationalpark Unteres Odertal (Koordinierung und Anleitung bei der Umsetzung, Pilotfläche als Demonstrationsobjekt)
Für die Anlage der Erhaltungsfläche war der Einsatz der Naturwacht bei Koordinierung und Anleitung durch das Projektteam vorgesehen. Es zeigte sich sehr schnell, dass der volle Einsatz der Projektmitarbeiter sowie zahlreicher weiterer Hilfskräfte (1-€-Jobs, Praktikanten) sowie von Mitarbeitern der Landesforstanstalt Eberswalde und der Nationalparkverwaltung Unteres Odertal für die Verwirklichung dieses Teilzieles erforderlich war. Wie bereits in 3.3 beschrieben, wurde die Umsetzung des Teilziels vorgezogen, was dem Erfolg des Gesamtprojekts zugute kam.
Die in der Aufgabenstellung ausgeführten Bestandteile des Teilziels 4 wurden umgesetzt, es wurden auf insgesamt 16 ha vier Teilflächen mit über 4000 Schwarz-Pappeln unterschiedlicher Vermehrungsgutarten bepflanzt, die Pflanzungen gepflegt und deren Entwicklung kontrolliert und dokumentiert.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Auf das Projekt wurde mit Pressemitteilungen sowie Pressefahrten und Informationsveranstaltungen hin-gewiesen. Am 30.08.2005 fand eine Pressefahrt mit dem Brandenburgischen Landwirtschafts- und Umweltstaatssekretär, Dietmar Schulze, statt, ebenfalls am 31.08.2007 zum Abschluss des Projektes. Die Ausrufung der Schwarz-Pappel zum Baum des Jahres 2006, im Oktober 2005, wurde genutzt, um auf das Projekt aufmerksam zu machen (Wald in Not - Aktuell/Ausgabe 2/2006, Faltblatt zur Schwarz-Pappel). Am 11./12.05.2006 fand in Criewen eine Gemeinschaftsveranstaltung der Projektpartner mit dem Kuratorium Baum des Jahres statt. Im Rahmen der Tagung und einer Exkursion wurde das Pro-jekt, seine Ziele und bisherigen Ergebnisse vorgestellt. Dies wurde in einem Tagungsband (Eberswalder Forstliche Schriftenreihe, Bd. XXVII) veröffentlicht. Vor Ort wurde mit Informationstafeln an den Wild-schutzzäunen auf das Projekt hingewiesen. Die für die Öffentlichkeit und den Praktiker interessanten Er-gebnisse des Projektes sind im Leitfaden zur Initiierung von Auwäldern veröffentlicht worden. Auch die Nationalparkverwaltung Unteres Odertal als Projektpartner hat im Rahmen von Exkursionen und Veranstaltungen das Projekt als Musterbeispiel einer erfolgreichen Auwaldinitiierung vorgestellt.


Fazit

Mit dem Projekt ist es gelungen, die vom Aussterben bedrohte europäische Schwarz-Pappel wieder in großer Stückzahl im Nationalpark Unteres Odertal anzusiedeln. Auf einer Fläche von rd. 16 ha wurden mehr als 4000 Schwarz-Pappeln unter teilweise komplizierten Bedingungen in den Oderauen gepflanzt und gepflegt. Aus den verschiedenen Varianten der Anzucht der Pflanzung und des Schutzes konnten im Rahmen der wissenschaftlichen Auswertung der einzelnen Varianten durch die Mitarbeiter der Landes-forstanstalt Eberswalde wichtige Erkenntnisse für zukünftige Auwaldinitiierungsprojekte mit Schwarz-Pappeln gewonnen werden. Damit diese Kenntnisse nicht nur einem kleinen Kreis von Spezialisten bekannt sind, wurde der Leitfaden zur Initiierung von Auwaldflächen mit europäischer Schwarz-Pappel ge-schrieben, in dem auch Ergebnisse weiterer Projekte aus ganz Europa eingeflossen sind. Damit wird der im Rahmen des Projektes erarbeitete Leitfaden ein wichtiges praktisches Hilfsmittel zum Schutz der europäischen Schwarz-Pappel und zur Erhaltung und Initiierung von Weichholzauwäldern auch in anderen europäischen Flusssystemen

Übersicht

Fördersumme

123.815,00 €

Förderzeitraum

01.01.2005 - 30.06.2007

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation