Projekt 21687/01

Beispielhafter Erhalt von Putzoberflächen zur Wiederverwendung der historischen Flughafengebäude Köln-Butzweilerhof im Sinne von Ressourcenschonung

Projektträger

Stiftung Butzweilerhof Köln
Butzweilerstr. 35 - 39
50829 Köln
Telefon: 0221/593538

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der frühere Reichsluftschiffhafen Coeln wurde 1909 auf dem Gelände des Butzweilerhofs gegründet. Die heute noch erhaltene Baugruppe entstand 1936 und ist ein wichtiges Architektur-Dokument für Bauwerke im Bauhaus-Stil und Neuer Sachlichkeit. Es wurde 1988 in die Denkmalliste aufgenommen. Neben großen Teilen der Baustrukturen sind auch noch originale Putze aus der Entstehungszeit erhalten. Das Interesse des Forschungsvorhabens galt den Außenputzen. Der lange Bewitterungszeitraum in der belasteten Kölner Umweltsituation zeigt sich heute in Form von vielen Schäden. Ziel des Projektes war es, ein Erhaltungskonzept für die Originalputze zu erarbeiten, das eine Konservierung sowohl im Sinne der Ressourcenschonung als auch der Denkmalpflege ermöglicht.
Dieses Konzept wurde an zwei Musterflächen angewandt und überprüft und erlaubte einen abschließen-den Konservierungsvorschlag.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDie Arbeiten begannen mit einer detaillierten Dokumentation und Kartierung des Bestandes und seiner Schäden. Als Objekt für die Untersuchungen diente das Gebäude mit der Empfangshalle. Die Putze wurden beprobt und ihre Zusammensetzung untersucht. Der mehrschichtige Putzaufbau und die Verarbeitungstechnik wurden erfasst. Die Putze sind mit mehreren Farbschichten überstrichen. Zu ihrer schonenden Entfernung wurden Testreihen durchgeführt.
Ein prominentes Schadensbild ist das Ablösen ganzer Putzschalen von der Wand und der Einzellagen voneinander. Zur Stabilisierung der Schalen mittels Hinterfüllung und Wiederanbindung und zur Festigung mürber Putzoberflächen wurden intensive Untersuchungen durchgeführt. Ein angepasstes Farbsystem zur Homogenisierung des Fassadeneindrucks und zum Oberflächenschutz der Putze wurde ausgewählt.
Alle Untersuchungen fanden in enger Zusammenarbeit von restauratorischer Praxis und naturwissenschaftlichen Verfahren statt. Sowohl die materialkundliche Seite als auch die Verarbeitungstechniken und die größtmögliche Schonung von Ressourcen spielten die maßgebliche Rolle.
Alle Schritte wurden mit Vertretern der Denkmalpflegebehörde und anderen zuständigen städtischen Be-hörden abgestimmt.


Ergebnisse und Diskussion

Anhand von Archivstudien wurden das Objekt und seine Putzfassaden in einen geschichtlichen und technologischen Zusammenhang gestellt.
Die nachfolgende Vorgehensweise entsprach den Regeln einer wissenschaftlich basierten Erhaltungsarbeit. Als Vorarbeiten wurden am Objekt detaillierte Aufnahmen und Untersuchungen der Putze und ihrer Schäden durchgeführt und die Applikationstechnik studiert. Der Putz ist ein zweilagig aufgebauter Spezialputz mit Glimmerzuschlägen und war ursprünglich materialsichtig. Es handelt sich um einen Kratzputz.
Kartierungen des Bestandes und seiner Erhaltung dienten zur Planung des Konservierungskonzeptes. Das vorherrschende Schadensbild ist eine großflächige Ablösung der Putze vom Mauerwerk und eine Trennung der Putzlagen. Auch wirken sich die vielen unangepassten Ergänzungen und die ungeeigneten Anstriche beeinträchtigend auf den Originalbestand aus. Putzuntersuchungen im Labor bildeten die Basis zur Nachstellung der Putze für die notwendigen Putzergänzungen. Putzprobekörper wurden angefertigt und auf ihre Eignung untersucht. Notwendige Eingriffe wie Entfernung der Anstrichsysteme, Hinterfüllung abgelöster Schalen, Festigung des Putzgefüges und Verschließen von Rissen wurden an Probematerial durchgeführt und optimiert. Da die Materialsichtigkeit des Originalputzes nicht wiederhergestellt werden konnte, wurde ein geeignetes Anstrichsystem ermittelt.
Kleine Musterflächen am Objekt und deren Überprüfung führten zur Festlegung des Konservierungskonzeptes. Die beiden Schaufassaden des Hauptgebäudes wurden als repräsentative Musterflächen ausgewählt. Durch diese Beispielkonservierung konnten 81 bzw. 95 % der noch vorhandenen Originalputze gesichert und erhalten werden. Eine Gegenüberstellung der durchgeführten Konservierung mit einer herkömmlichen Neuverputzung erbrachte eine deutliche Überlegenheit des konservatorischen Vorgehens im Sinne der Ressourcenschonung.
Alle im Projekt verfolgten Ziele wurden erreicht. Es hat sich gezeigt, dass die Richtlinien der wissenschaftlichen Konservierung auch auf Putze des letzten Jahrhunderts anwendbar sind. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Vorgehensweise modifiziert nach den Gesichtspunkten der Baustellentauglichkeit eine Erfolg versprechende Alternative zu dem herkömmlichen Verfahren der Putzerneuerung darstellt. Das Konzept ist flexibel und lässt eine individuelle Anpassung auf andere Objekte und Putzsysteme zu.
Die Musterfassaden zeigen ein stabiles und einheitlich schönes Erscheinungsbild.
Die Ergebnisse des Projektes wurden nicht nur von der Denkmalpflege sehr positiv aufgenommen, die nun neben der denkmalpflegerischen Notwendigkeit solche Spezialputze als Zeitzeugen zu erhalten auch noch das Argument der nachgewiesenen Ressourcenschonung für ihre Arbeit nutzen kann. Aber auch der Objekteigentümer hat sein ursprüngliches Renovierungskonzept mit einer bereits fest geplanten Neu-verputzung fallen gelassen und wird nun das im Projekt entwickelte Konservierungskonzept anwenden.
Anfragen für andere Objekte liegen bereits vor.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Öffentlichkeitsarbeit ist weitgefächert. Neben einem Abschlusskolloquium zu dem Projekt, finden die Ergebnisse Eingang in die Restauratorenausbildung an der FH Köln. Die häufigen Führungen am Butzweilerhof mit Hinweis auf die Beteiligung der DBU erreichen einen größeren Kreis interessierter Bürger. Während der voranschreitenden Erhaltungsarbeiten am Butzweilerhof wird das entwickelte Konzept von der ausführenden Firma übernommen und die Qualitätskontrolle liegt in den Händen eines Projekt-bearbeiters. Es gab auch bereits mehrere Nachfragen von Denkmaleigentümern, die an einer Umsetzung des Konzeptes interessiert sind. Schließlich sind weitere Vorträge und Publikationen in Fachzeitschriften geplant.


Fazit

Es hat sich gezeigt, dass auch bei neuzeitlichen Putzen eine gut vorbereitete Maßnahme unter der Berücksichtigung der konservatorischen Vorgehensweisen eine kostengünstige und ressourcenschonende Alternative zur herkömmlichen Handwerkspraxis sein kann. Die Vorgehensweise ist ein gutes Beispiel für ähnliche Objekte und stößt bereits auf Interesse und Anerkennung bei Objektverantwortlichen, sodass jetzt Nachahmaktionen starten.

Übersicht

Fördersumme

45.837,00 €

Förderzeitraum

04.06.2004 - 04.12.2005

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik