Projekt 21418/01

Green Goal – die Umsetzung des Umweltkonzepts für die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006

Projektträger

DFB
Otto-Fleck-Schneise 6 a
60528 Frankfurt
Telefon: 069/2006-0

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Unter dem Motto Green Goal hat es sich das Organisationskomitee der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 zur Aufgabe gemacht, die WM 2006 im Einklang mit den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung auszurichten. Nach der durch die DBU im Jahr 2002 geförderten Konzeptphase von Green Goal galt es im Rahmen der Umsetzungsphase von Green Goal in Kooperation mit dem Öko-Institut die entwickelten Ziele bis zur Austragung der WM im Jahr 2006 umzusetzen und Green Goal in der Öffentlichkeit zu kommunizieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen der Konzeptphase von Green Goal wurden die Bereiche Wasser, Abfall, Energie und Mobilität sowie der Klimaschutz als Themenschwerpunkte festgelegt. Diese standen daher im Mittelpunkt bei der Umsetzung der Green-Goal-Ziele an den 12 WM-Standorten. Nachfolgend sind die wichtigsten Arbeitsschritte und Arbeitsmethoden der Umsetzungsphase aufgeführt: Standortspezifische Anpassung von Umweltmaßnahmen in den 12 WM-Stadien
Entwicklung von Umweltmanagementsystemen an den 12 WM-Stadien
Entwicklung von Maßnahmen und Finanzierungsmöglichkeiten zur Erreichung des übergeordneten Ziels der klimaneutralen WM 2006
Erarbeitung von standortübergreifenden Maßnahmen zum Handlungsfeld Mobilität
Monitoring der Aktivitäten und gegebenenfalls Anpassung zur Erreichung der Green-Goal-Ziele
Zusätzliche Aktivitäten im Bereich temporäre Bauten
Schaffung einer Plattform zum Erfahrungsaustausch zwischen den 12 WM-Standorten (Darstellung von good practice Beispielen und Übertragung auf andere Standorte)
Anregung und Unterstützung eigener Green Goal Arbeitskreise in den WM-Städten
Kooperation mit und Integration der (offiziellen) Sponsoren in das Umweltkonzept Green Goal (Unterstützung einzelner Maßnahmen und Entwicklung von Projekten mit den Sponsoren)
Kommunikation von Green Goal und Sensibilisierung für das Thema Umwelt (z. B. Internet, Kampagnen, Beispielprojekte der Standorte).


Ergebnisse und Diskussion

Dem globalen Klimaschutz kam eine besondere Bedeutung zu. Zentrales Ziel des OK und seiner Partner war es, dass die WM - bezogen auf das Gastgeberland und damit auf den Verantwortungsbereich des OK - möglichst ohne Auswirkungen auf das Klima bleibt. Dieses wohl ehrgeizigste Ziel wurde über die Kompensation der in Deutschland nicht vermeidbaren Emissionen (92.000 t CO2-Äquiv.) durch drei Klimaschutzprojekte in Indien und Südafrika erreicht. Im Rahmen von Green Goal konnten die drei größten Solaranlagen zur Stromerzeugung im Fußballbereich in Deutschland installiert werden. Bis Juni 2006 sind mit Green Goal in den WM-Stadien und WM-Städten PV-Anlagen mit einer Leistung von in Summe über 2.800 kWp errichtet worden. Das entspricht einer Fläche in der Größenordnung von über 20.000 m2 und reicht aus um rechnerisch den kompletten jährlichen Strombedarf eines Stadions zu decken.
Die Stadien, Medienzentren und Hospitality-Bereiche hatten während der vierwöchigen WM ein Strombedarf von annähernd 13 Mio. kWh, was etwa dem Jahresverbrauch von 4.000 Einfamilienhäusern entspricht. Mit einer für die WM entwickelten Substitutionslösung wurden 13 Mio. kWh zertifizierter Ökostrom aus Wasserkraftwerken in der Schweiz ins deutsche Netz eingespeist und dem Stromverbrauch für die WM zugeordnet. Damit wurde das Ziel zur Nutzung regenerativer Energien erfolgreich umgesetzt.
Schon der erste Eindruck während der WM zeigte: Für Fußballspiele und eine derartige Großveranstaltung haben sich die Stadien ausgesprochen sauber und mit vergleichsweise wenig Littering präsentiert. Garant dafür war der Mehrwegbecher, der erstmals im Rahmen von Green Goal bei einer Fußball-WM beim Getränkeausschank eingesetzt wurde. Der Mehrwegbecher war auch die wichtigste Maßnahme zur Abfallvermeidung - vor allem auch im Hinblick auf den Vorbildcharakter für den Bundesligabetrieb und andere Sportgroßveranstaltungen.
Mit dem Kombiticket konnten alle WM-Besucher am jeweiligen Spieltag kostenlos die öffentlichen Verkehrsmittel am Spielort benutzen. Ein Novum bei Fußball-Welt- und Europameisterschaften, das von weit mehr Besuchern angenommen wurde als erwartet. Nur ein Viertel der Zuschauer ist überhaupt noch mit eigenem Auto zu den Stadien gereist. Alle anderem kamen mit Bus und Bahn oder beispielsweise auch zu Fuß und haben damit zur Erreichung des Ziels von 50 % ÖPNV-Nutzung beigetragen.
In vier WM-Stadien wurden Regenwasserzisternen gebaut. Darunter in Berlin mit einem Volumen von ca. 1.400 m3 die größte Zisterne in der europäischen Fußballwelt. Zusammen mit der Oberflächenwasser- und Brunnenwassernutzung konnte so in der Hälfte aller WM-Stadien auf die Verwendung von Trinkwasser für die Spielfeldberegnung, auf die der größte Wasserbedarf der Stadien entfällt, verzichtet werden. Weiterhin haben Trockenurinale zum Wasser sparen beigetragen.
Auch über das Engagement in den Host Cities und dortiger Green Goal Arbeitskreise konnten in den WM-Städten weitere Umweltprojekte realisiert werden Hier reichte das Spektrum vom Bau von Solaranlagen bis hin zu Abfallvermeidungsmaßnahmen und öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten. Um für eine möglichst weite Verbreitung des Umweltgedankens zu sorgen, wurde Green Goal in die WM-Kampagne Klub 2006 eingebunden. Klub 2006 war eine breit angelegte Kampagne, bei der die ungefähr 27.000 Fußballvereine in Deutschland aufgerufen waren, an der Vorfreude der Fußball-WM in Form eines Wettbewerbs teilzuhaben.
Aus den Erfahrungen mit der WM in Deutschland resultiert als wichtige Empfehlung an die FIFA, zukünf-tig das Thema Umwelt bereits in den Bewerbungen der Gastgeberländer und auch im Pflichtenheft der Stadien verpflichtend zu integrieren.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Wesentlicher Baustein der Berichterstattung über Green Goal war die eigene Website (über 120.000 Besucher seit offiziellem Start im April 2005). In Presse, Fernsehen und Radio fanden die Pressekonferenzen und -mitteilungen zu Green Goal ein reges Echo. In den Printmedien erschienen zahlreiche Artikel in nationalen und internationalen Zeitungen, sowie weltweit eine Vielzahl von Meldungen im Internet. Fernsehen und Hörfunk im In- und Ausland strahlten Reportage und Interviews aus. Green Goal wurde auf wichtigen internationalen Konferenzen wie z.B. der UN-Klimakonferenz in Montreal vorgestellt.


Fazit

Die FIFA WM 2006 war die erste WM, die über anspruchsvolle Umweltziele und ein Umweltkonzept verfügte. Über ein freiwilliges Engagement des OK, der beteiligten Stadien, Städte und weiterer Partner ist es gelungen 13 von 16 Zielen erfolgreich umzusetzen. Darunter das herausragende Ziel der Klimaneutra-lität. Die nicht zu vermeidenden, in Deutschland durch die WM zusätzlich entstandenen Treibhausgasemissionen wurden kompensiert. Dafür wurden dem Gold Standard entsprechende Klimaschutzprojekte in Südostindien und Südafrika ausgewählt. Nicht erreicht wurde das Ziel 20% Energie in den Stadien ein-zusparen. Wichtig bei den umgesetzten Maßnahmen wie z.B. Solaranlagen oder Regenwasserzisternen ist, dass sie nicht nur der WM sondern vor allem dem Alltagsbetrieb in der Bundesliga zugute kommen. Durch die Kommunikation von Green Goal, die Arbeitskreise in WM-Städte, die Vereinskampagne Klub 2006 oder die Sponsorenaktivitäten wurde zur Sensibilisierung für das Thema Umwelt beigetragen. Der Vorbildcharakter wird durch die Aktivitäten der EURO 2008 und das Interesse der WM 2010 deutlich.

Übersicht

Fördersumme

300.000,00 €

Förderzeitraum

28.05.2003 - 17.03.2006

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik