Projekt 21401/01

Natur- und Hochwasserschutz durch Revitalisierung des Kinzig-Fließgewässersystems (Main-Kinzig-Kreis/Hessen)

Projektträger

Gesellschaft für Naturschutz und Auenentwicklung (GNA) e. V.
Buchbergstr. 6
63517 Rodenbach
Telefon: 06184 / 99 33 797

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In den Auen der Kinzig treten regelmäßig gravierende Hochwasser-Ereignisse auf, die immer wieder Siedlungsgebiete betreffen und finanzielle Schäden in Millionenhöhe verursachen. Das Gewässersystem der Kinzig (1.200 Fließgewässer - km) weist im Gegensatz zu vielen anderen Einzugsgebieten in Hessen noch zahlreiche naturnahe Bachläufe, reich strukturierte Uferbereiche und unversiegelte Überschwemmungsflächen auf. Auch wenn in den vergangenen Jahrzehnten Ausbaumaßnahmen und Veränderungen in den Auen stattfanden, bietet es sich gerade für dieses Fließgewässersystem an, durch gezielte Erweiterung und Vernetzung noch vorhandener naturnaher Bereiche eine hohe Effizienz von Renaturierungsmaßnahmen und eine möglichst weitgehende Wiederherstellung der ökologischen Funktion der Fließgewässer zu erreichen. Dabei werden die Erfordernisse des Naturschutzes mit denen des Hochwasserschutzes verknüpft.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf der Pilotstudie RAHMENKONZEPT KINZIGRENATURIERUNG (1998) beruhend werden zunächst für fünf bereits vorbereitete Städte bzw. Gemeinden Renaturierungsmaßnahmen konkretisiert, so dass unmittelbar nach Projektstart mit der Umsetzung begonnen werden kann. Parallel dazu findet ein Moderations- und Mediationsprozess statt (im Projektbeirat und auf lokaler Ebene), um mit einem verbesserten Informationsfluss, Transparenz und Beteiligungsmöglichkeiten das Einvernehmen aller Beteiligten (v. a. Kommunen und Landwirte) herzustellen. An erster Stelle steht die Realisierung von Naturschutzmaßnahmen wie: Altgewässer-Revitalisierungen, Verbesserung des Gewässerquer- und -längsprofils, Ent-wicklung von Uferrandstreifen, Schaffung von Feuchtgebieten, Nutzungsänderungen (Aue und Gewässer) sowie die Besucherlenkung. Hier stehen die langjährigen Erfahrungen der Kooperationspartner ZGF e.V. und HGON e.V. (Arbeitskreis Main-Kinzig) in vergleichbaren Projekten zur Verfügung. Ein enger Kontakt zur Öffentlichkeit soll die Akzeptanz des Projektes und die Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung fördern. Wichtig ist auch die Umweltbildung. Der Projekterfolg wird anhand von Effizienzkontrollen überprüft.


Ergebnisse und Diskussion

Es hat sich gezeigt, dass eine Projektlaufzeit von zunächst 42 Monaten - von der DBU und für die DBU kostenneutral bis zum 31. März 2008 um 9 Monate verlängert -, für die Umsetzung von Natur- und Hoch-wasserschutzmaßnahmen in einem Fließgewässer - Einzugsgebiet von 1.223 km² mit 30 Zuflüssen, 38 Altgewässern und einer Länge von über 1.200 km zu kurz bemessen ist. Vorbereitende Arbeiten, wie Abstimmungsgespräche mit Kommunen, Landwirten, Anglern, gestalteten sich oft sehr langwierig. Die Planungen nahmen daher oft mehr Zeit in Anspruch, als zunächst veranschlagt. Nicht direkt projektbezogene Arbeiten, wie die Berichterstattung an Geldgeber, Verwendungsnachweise und Abrechnungen, aber auch die Öffentlichkeitsarbeit wie Presse, TV und Rundfunk und das Fundraising sowie die Antragstellungen für eine von der DBU gewünschten Anschlussfinanzierung, beanspruchten einen zu großen Teil der Arbeitszeit. Die Abstimmung von Planungen gestaltete sich mit den zuständigen Wasserbehörden als sehr schwierig, sehr zeitaufwendig und ist für einige Projekte bis heute nicht abgeschlossen, während die Zusammenarbeit mit der UNB der Stadt Hanau und des MKK sowie der ONB ausgesprochen konstruktiv war. Als wirklicher Hemmschuh stellten sich die zum Teil sehr langen, nicht nachvollziehbaren Bearbeitungszeiten der genehmigenden Behörden dar. Das Gleiche gilt für Gremien wie Umweltbeiräte der Ge-meinden, die in ihrer lediglich beratenden Funktion das ein oder andere Projekt zu be- bzw. auch ganz zu verhindern wussten.
Der von der Europäischen Wasserrahmen-Richtlinie (EU-WRRL) erhoffte Anschub für das Fließgewässer- Projekt blieb vollständig aus. Vielmehr zeigte sich, dass die Anforderungen der WRRL behördlicherseits oft zum Vorwand wurden, um Renaturierungsmaßnahmen zu verzögern und oder gleich ganz zu verhindern. Die vom Land Hessen bei Antragstellung zugesagte Co-Finanzierung des Projektes - einzig und allein durch die sowieso zur Verfügung stehenden Finanzmittel der Abwasserabgabe gedeckt - kam nicht zum Tragen. Vielmehr werden die nach dem Landesprogramm Naturnahe Gewässer eigentlich für Renaturierungsmaßnahmen zugedachten Finanzmittel für andere Zwecke (u. a. Personal!) eingesetzt. Für das immer wieder von der DBU zu Recht geforderte Biomonitoring als Effizienzkontrolle durchgeführter Maßnahmen steht im Rahmen der Projektförderung kein Geld zur Verfügung. Ebenso wenig sind andere Sponsoren, wie Stiftungen oder Wirtschaftsunternehmen bzw. potentielle Geldgeber wie das Land Hessen und die Regierungspräsidien, bereit, für das Segment Biomonitoring die erforderlichen Mittel be-reit zu stellen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt konzentrierte sich auf Wunsch der Deutschen Bundesstiftung Umwelt auf die Umsetzung konkreter Revitalisierungsmaßnahmen. Dessen ungeachtet wurde und wird großer Wert auf die öffentlichkeitswirksame Darstellung des Gesamtvorhabens, des jeweiligen Einzelprojektes und aller Beteiligten gelegt. Dazu zählten die jeweilige Stadt oder Gemeinde, die örtlichen Naturschutzgruppen, die Geldgeber und Genehmigungsbehörden ebenso wie die Eigentümer, Pächter und Ortslandwirte. Hinweise auf die Unterstützung durch die DBU, ZGF, HGON und DUH fanden sich in allen Veröffentlichungen. Die Einladung der regionalen Presse zu sogenannten Spatenstichterminen oder nach abgeschlossenen Maßnahmen war obligatorisch, ebenso die Veröffentlichung von Pressemitteilungen. Außerdem verfügte das Projekt über die projekteigene, während der Projektlaufzeit regelmäßig aktualisierte Homepage www.gna-ev.de. Nach Abschluss des DBU-Projektes ist ein Webhosting derzeit aus Kostengründen nicht weiter finanzierbar.


Fazit

Die GNA verfolgt unvermindert die Ziele des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt dankenswerter Weise unterstützten Vorhabens zum Natur- und Hochwasserschutz im Main-Kinzig-Kreis. Die GNA beabsichtigt zwar, in den nächsten Jahren zusätzliche Projekte und Initiativen zum Natur- und Hochwasserschutz ins Leben zu rufen. Ohne eine über einen längeren Zeitraum gesicherte Finanzierung wird dies allerdings kaum noch möglich sein, ebenso wenig wie die Finanzierung der eigentlichen Maßnahmen, denn es fehlen zur Zeit in Hessen sowohl die finanziellen Mittel als auch der politische Wille, wirklichen ökologisch ausgerichteten Hochwasserschutz zu betreiben. So steht zu befürchten, dass über kurz oder lang die bereits mit Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt initiierten Projekte nicht zur Umsetzung kommen werden.

Übersicht

Fördersumme

350.000,00 €

Förderzeitraum

01.01.2004 - 30.03.2008

Bundesland

Hessen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umwelttechnik