Projekt 21345/01

Vernetzte Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an Grundschulen

Projektträger

Förderverein des RUZ Reinhausen e. V.
Kirchberg 10
37130 Gleichen
Telefon: 05592/906220

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

In den meisten Schulen findet regelmäßiger Unterricht mit Inhalten der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) nicht statt. Außerschulische Kooperationspartner wie Umweltbildungseinrichtungen, entwicklungspolitische Organisationen etc. werden nicht oder sporadisch einbezogen.
Zielsetzungen des Vorhabens sind:
Die Öffnung von Schulen durch die systematische Einbindung außerschulischer Kooperationspartner in die pädagogische Arbeit von Grundschulen und der Aufbau dauerhafter Kooperationen. Hierfür werden tragfähige Finanzierungskonzepte entwickelt.
Die Etablierung von Bildung für nachhaltige Entwicklung als expliziten Unterrichtsinhalt und -schwerpunkt an Grundschulen
Entwicklung von pädagogisch-didaktischen Leitlinien für die Umsetzung einer Bildung für nachhaltige Entwicklung an Grundschulen
Entwicklung einer übertragbaren Handreichung zur Bildung für eine nachhaltige Entwicklung an Grundschulen
Die dauerhafte Etablierung einer Koordinationsstelle Umweltbildung und Globales Lernen durch die Entwicklung eines Finanzierungskonzeptes für eine Koordinationsstelle Umweltbildung und Globales Lernen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenUnter Leitung einer Koordinationsstelle Umweltbildung und Globales Lernen (KUGL) wurde ein Modellprojekt an sechs Grundschulen im Landkreis Göttingen durchgeführt. Die Laufzeit betrug 3 1/2 Schuljahre. Beginnend mit 1. und 2. Klassen wurden kontinuierlich aufeinander aufbauende, fächer- und jahr-gangsübergreifende Unterrichtseinheiten aus den Bereichen Umweltbildung und Globales Lernen in Zusammenarbeit mit verschiedenen außerschulischen Partnern veranstaltet, die in den täglichen Unterricht eingebunden waren. Von Anfang an wurde großer Wert auf die Partizipation der Kinder an der Auswahl und Gestaltung der Projekte gelegt. In regelmäßigen Konzeptgesprächen wurde das Modellprojekt von allen Beteiligten prozessorientiert weiterentwickelt. Zu Inhalten der BNE wurden sowohl Unterrichtsmaterialien zusammengestellt als auch Lehrkräftefortbildungen durchgeführt.


Ergebnisse und Diskussion

Die sechs Modellschulen haben intensiv an verschiedenen Schwerpunkten und Thematiken gearbeitet. Es fanden ca. 300 unterrichtsergänzende Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit mehr als 110 verschiedenen außerschulischen Partnern und Lernorten statt.
Aus der abschließenden Befragung der beteiligten Lehrkräfte lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen:
Am Ende des Modellprojektes hat sich in den Modellschulen auf verschiedenen Ebenen viel verändert:
Die Schulen haben sich systematisch nach außen geöffnet und arbeiten regelmäßig mit verschiedenen außerschulischen Partnern zusammen.
Die Schulen begreifen sich mehr und mehr als Lebensort für SchülerInnen und Lehrkräfte.
Der Begriff und die Inhalte der Bildung für nachhaltige Entwicklung sind in den Schulen bekannt geworden und finden Einlass bei der Entwicklung von Schulprogrammen und Schulprofilen.
Unterrichtsthemen der Bildung für nachhaltige Entwicklung werden vernetzt und fächer- und jahrgangsübergreifend aufgegriffen.
Die Zusammenarbeit der Lehrkräfte im Team und an gemeinsamen Themen hat sich verstärkt.
Lehr- und Lernmethoden bei denen Partizipation integriert ist, haben verstärkt Einzug in den Unterrichtsalltag genommen.
Zum Teil sind Netzwerke und Kooperationen zwischen Schulen und zwischen Schulen und außerschulischen Partnern entstanden.
Die Koordinationsstelle führte verschiedene Fortbildungen durch und initiierte und betreute Netzwerke mit Schulen und außerschulischen Partnern. Es fand eine intensive regionale und überregionale Zusammenarbeit mit Schulbehörden, Universitäten und anderen Akteuren der BNE statt.
Von KUGL wurde eine Handreichung in Form von acht Flyern entwickelt, die verschiedene Aspekte von BNE und deren Umsetzung in Grundschulen darstellen.
Kritische Anmerkungen und Entwicklungspotentiale
Bildung für nachhaltige Entwicklung und außerschulische Partner
Außerschulische Partner, die regelmäßig in Schulen Projekte rund um BNE anbieten, sollten in Zukunft zu Inhalten und Methoden der BNE intensiv fortgebildet werden, da hier oft noch Wissenslücken bestehen.
Lehrerkollegien und Teamarbeit
Die Arbeit der Lehrkräfte im Team war in den Modellschulen sehr unterschiedlich ausgeprägt. Um BNE in der Schule lebendig werden zu lassen, ist Teamarbeit ein wichtiges Element. Dem Aspekt der Entwicklung von Teamarbeit in den Schulen konnte im Modellprojekt nicht ausführlich nachgegangen werden.
Kooperationen und Netzwerke mit anderen Schulen
Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern war ein Schwerpunkt im Rahmen des Modellprojektes. Hierdurch sind Kooperationen mit den Schulen entstanden. Als Entwicklungspotential kann die Zu-sammenarbeit mit anderen Schulen gesehen werden. Es sind zum Teil für einzelne Bereiche schulübergreifende Teams entstanden, die in der Regel als sehr bereichernd und inspirierend erlebt wurden. Gerade für neue Inhalte und Methoden sind Netzwerke und schulübergreifende Teams auch in Zukunft wünschenswert.
Bildung für nachhaltige Entwicklung und Elternarbeit
Die Kinder haben im Rahmen des Modellprojektes sowohl inhaltlich als auch methodisch viel gelernt und sich in ihrer Persönlichkeit stark entwickelt, was sie gerne ebenfalls in ihren Familien umsetzen und leben möchten. Daher wäre es in Zukunft sinnvoll, die Eltern regelmäßig über BNE und die damit einhergehen-den Entwicklungen der Kinder zu informieren und auch fortzubilden. Dies war kein Schwerpunkt des Modellprojektes, wäre aber sicherlich für eine tiefgreifende und dauerhafte Verankerung des Gelernten notwendig.
Finanzierung von Projekten mit außerschulischen Partnern
Da die Budgets der Schulen, Eltern und Fördervereine nicht ausreichen, um in größerem Umfang und dauerhaft Projekte mit außerschulischen Partnern zu finanzieren, wurden während des Modellprojektes die Schulen von der Koordinationsstelle rund um deren Finanzierung unterstützt. Es wäre sinnvoll in Zu-kunft gezielte Beratungen und Fortbildungen zu diesem Bereich anzubieten, auch in Hinblick auf die Einführung der Eigenverantwortlichen Schule, da die Schulen meistens selbst nicht aktiv Finanzen aquirie-ren.
Finanzierung von Beratung
Während des Modellprojektes konnten die beteiligten Schulen die intensive Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle kostenlos in Anspruch nehmen. Eine adäquate Bezahlung dieser umfangreichen Bera-tung wäre diesen kleinen Schulen nicht möglich gewesen. Um eine zukünftige Beratungstätigkeit gerade auch für kleine Schulen weiter zu gewährleisten, bemüht sich KUGL in ein niedersächsisches Beratungsnetzwerk aufgenommen zu werden, das sich zur Zeit im Aufbau befindet.
Weiterführung der BNE-Projekte nach Beendigung des Modellprojektes
Aus den Erfahrungen während des Modellprojektes lässt sich ableiten, dass in den Schulen eine Tendenz besteht, ohne regelmäßige Planungsgespräche mit einer außerschulischen Instanz Projekte langsam einschlafen zu lassen. Oft wurden durch die Planungsgespräche während des Modellprojektes Moti-vation und Anregungen zur Weiterführung gegeben, neue Akzente gesetzt oder Vernetzungen hergestellt. Die bereits angesprochenen Probleme der Finanzierung erschweren ebenfalls eine Weiterführung von Projekten zusammen mit außerschulischen Partnern.
Weitere Themenkomplexe (Mobilität, Artenvielfalt, Konsum und fairer Handel)
Drei große Komplexe, die die Koordinationsstelle gerne mit den Schulen bearbeitet hätte, wurden während des Modellprojektes nicht realisiert:
- Mobilität wird von vielen als ein Gegenstand gesehen, der vor allem die Menschen in den Städten betrifft. Hier hätten jedoch gerade das Leben im ländlichen Raum, Wege zur Schule und in die Stadt und Urlaubsreisen gute Anknüpfungspunkte geboten.
- Artenvielfalt ist als eigenständiges Thema scheinbar für viele Lehrkräfte in Grundschulen noch nicht greifbar genug. Projekte rund um die heimische Fauna und Flora hätten hier einen wunderbaren Einstieg liefern können.
- Konsum und fairer Handel wurden ebenfalls nur indirekt durch die Bearbeitung von Fragen der gesunden Ernährung, der Landwirtschaft und tropischer Nutzpflanzen berührt.
Alle drei Bereiche bieten in Grundschulen vielfältige Berührungspunkte im Lebensumfeld der Kinder und die Möglichkeit mit außerschulischen Partnern zu kooperieren.
Übergang weiterführende Schulen
Die Kinder, die zum Teil ihre gesamte Grundschulzeit im Rahmen des Modellprojektes gelernt haben, haben Eigenverantwortlichkeit gelernt. Sie haben mit Engagement und Kreativität in den verschiedenen Projekten selbständig gearbeitet und Lernen gelernt. Der Übergang in die weiterführenden Schulen unterbricht diese Entwicklung. Eine Zusammenarbeit zwischen den Grundschulen und weiterführenden Schulen würde die Chance bieten, an den Konzepten und Methoden anzuknüpfen und die Weiterentwick-lung der Kinder zu fördern. Hier sollten in Zukunft von allen Akteuren in der Region gemeinsame Konzep-te entwickelt werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Koordinationsstelle Umweltbildung und Globales Lernen (KUGL)
erstellte einen Flyer und Visitenkarten
konzipierte eine Homepage (www.goettingerland.de/bildung)
entwickelte eine Handreichung, die in Zukunft auch überregional eingesetzt werden kann
wurde in verschiedenen regionalen und überregionalen Presseartikeln vorgestellt
stellte sich auf diversen Homepages vor
wurde in einem Flyer der DBU mit dem Schwerpunkt Globales Lernen dargestellt.
In den regionalen Zeitungen erschienen ca. 50 Artikel, in denen über Projekte in den Modellschulen berichtet wurde.


Fazit

Die Zielsetzungen des Modellprojektes wurden zum großen Teil erreicht:
Vor allem die Einbindung außerschulischer Partner als Hauptziel ist in allen Bereich sehr gut gelungen und wird von allen Beteiligten als große Bereicherung des Schullebens bewertet.
Die Modellschulen, die bereits ihr Schulprogramm oder -profil entwickelt haben, nahmen BNE oder die zusammen mit KUGL entwickelten Konzepte darin auf.
Gemeinsam mit den Schulen wurden Konzepte entwickelt, die sowohl inhaltlich als auch methodisch den Ansprüchen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung genügen.
Aus den Erfahrungen im Modellprojekt wurde eine Handreichung entwickelt, die anderen Grundschulen (auch überregional) dazu dienen kann, selbst aktiv zu werden.
In der Zeit bis August 2008 werden einzelne Schwerpunktthemen aus dem Modellprojekt in niedersachsenweiten Lehrkräftefortbildungen zusammen mit Modellschulen und außerschulischen Partnern in Form von Lehrkräftefortbildungen vorgestellt.
Die Beratung und Unterstützung durch die Koordinationsstelle Umweltbildung und Globales Lernen wird von allen Modellschulen als große Bereicherung erlebt und eine Fortsetzung dieser Möglichkeit ge-wünscht. An der Realisierung dieses Wunsches wird intensiv gearbeitet.

Übersicht

Fördersumme

112.980,00 €

Förderzeitraum

01.09.2003 - 01.09.2007

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Umweltkommunikation