Projekt 21019/01

Modellhafte Sporthallensanierung: Konzeptionelle Entwicklung einer prototypischen Sanierung und konkrete Umsetzung an der Halle des TV Bremen 1875 (Phase I)

Projektträger

Büro für Umweltprojekt-Management und Energieberatung
Pommernweg 15
28790 Schwanewede
Telefon: 0421/9885858

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Angesichts des enormen Sanierungsstaus im Sportstättenbestand in der BRD war es Ziel der Arbeiten, die Machbarkeit einer umfassenden Sanierung verbunden mit einer optimierten Energiebilanz an einer modellhaften Sporthalle darzustellen. Auf Basis einer gründlichen Bestandsaufnahme von Baukörper und technische Gebäudeausrüstung (TGA) galt es, Mängel und deren Ursachen zu analysieren. Anschließend waren am Beispiel der ausgewählten Halle grundsätzliche Möglichkeiten für Hallensanierungen zu erörtern und im konkreten Fall eine passende Sanierungsstrategie vorzuschlagen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAusgangspunkt der Arbeiten war die Festlegung auf einen Hallentyp, wie er in den Endsiebzigern in Deutschland vielfach errichtet wurde: Stahlbeton-Skelett-Bauart mit Fassadenelementen aus Stahlbeton oder Gasbeton bzw. 2-schaligem Mauerwerk, flach geneigtes Satteldach, Lichteinfall über Lichtkegel bzw. -band im Dach, einfache Stahlbetonsohle mit Schwingboden, angebaute Umkleide- und Sanitärräume, zentrale Wasserver- und Abwasserentsorgung, zentrales Heizsystem.
Im Sept. 2004 wurden Messgeräte installiert, mit denen Messdaten über die Energieströme unter Berücksichtigung von Wetterdaten und Nutzung erfasst wurden. Auf der Grundlage wurde unter Hinzuzie-hung der bauphysikalischen Untersuchungen über die Gebäudesubstanz ein energetisches Modell simuliert, das wichtige Hinweise auf Mängel und Verbesserungsmöglichkeiten gab. Durch zusätzliche Auswertung der Verbrauchsdaten für Strom, Gas und Wasser sowie eine gründliche Untersuchung der Gebäudesubstanz wurden schließlich die aktuelle bauphysikalische und energetische Situation sowie die Versorgungs- und Entsorgungsgegebenheiten beschrieben. Für die Baukonstruktion wurde ein umfassender Bauteilkatalog an grundsätzlichen und übertragbaren Modernisierungsmöglichkeiten erarbeitet und nach Dämmstandards zu übertragbaren Sanierungsmodulen geordnet. Auch die Modernisierungsoptionender TGA wurden Modulen zugeordnet und zu kompletten Sanierungsvarianten zusammengefasst.
Parallel hierzu wurde untersucht, mit welcher Art von Hemmnissen bei der Sporthallensanierung im allgemeinen zu rechnen ist, was zu deren Erleichterung getan werden kann und in welcher Beziehung Nutzerverhalten und Wirksamkeit technischer Sanierungen stehen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Standardverfahren zur Bestandsaufnahme (Inaugenscheinnahme, Verbrauchsdatenermittlung, Sichtung vorh. Unterlagen, Erstellung von Raumbüchern für Hochbau und TGA) ergaben einen kurz- bis mittelfristigen Sanierungsbedarf. Zusätzlich wurden komplexere Methoden wie Thermografie, Endoskopie und Schadstoffuntersuchungen angewandt und mit den installierten Messgeräten konnten 13 Energie-ströme erfasst und ausgewertet werden.
Erst die detaillierten Untersuchungen und die Befragung der Nutzer machten das ganze Ausmaß der Bauschäden und der damit verbundenen Einschränkungen deutlich. Hier sind besonders die eklatanten Wärmebrücken (sicherlich als bauhistorisch typisch anzusehen) und die Disfunktionalität der TGA (wahrscheinlich typisch für den Zustand im Sportstättenbestand) zu erwähnen: viele Aggregate sind nicht gewartet, überdimensioniert, die Regelung regelt nicht. Bei mehrtägiger Frostperiode ist die Halle morgens mit Temperaturen unter teilweise 14°C kaum nutzbar.
Deutlich geworden ist ebenfalls, vor welche Schwierigkeit sich die Hallenverantwortlichen gestellt sehen, eine angemessene Strategie bei Unterhaltung bzw. Modernisierung angesichts der Komplexität dieses Gebäudetyps zu finden.
Vor diesem Hintergrund kommt bei den detaillierten Sanierungsbetrachtungen der Bildung von Sanierungsmodulen besondere Bedeutung zu, mit denen Sanierungsplanungen gerade komplexer Hallen standardisiert und vereinfacht werden können. Diese Module folgen dabei folgenden Fragestellungen:
- Was ist unbedingt erforderlich, um die Bausubstanz zu erhalten und den Sportbetrieb zu gewährleisten? (realisiert in den Modulen 0)
- Wie lässt sich die Situation mit einfachen Mitteln verbessern - unter Berücksichtigung der geltenden Energieeinsparverordnung 2004 und der DIN 18032 (realisiert in den Modulen 1)
- Was ist erforderlich, um den Stand der Technik sowohl im Hochbau als auch für die technische Gebäudeausrüstung (TGA) zu erreichen? (realisiert in den Modulen 2)
- Wie ist die Energieeffizienz in konstruktiver und technischer Hinsicht zu steigern, welche nachhaltigen Lösungen sind möglich? (realisiert in den Modulen 3).
Für die komplexe Funktion einer Sporthalle scheint die getrennte Betrachtung nach Einzelgewerken nicht angemessen; zudem lassen sich nur bei einer integrierten Planung die Energiesparpotentiale wirklich ausschöpfen.
Es zeigte sich einerseits, dass die Substanzerhaltung und Anpassung an geltende gesundheitliche Standards und sicherheitsrelevante Vorschriften schon sehr umfangreiche bauliche Veränderungen und erhebliche Mittel erfordern, ohne dass die EnEV eingehalten, die Anforderung der Sporthallennorm DIN 18032 erreicht oder nennenswert Unterhaltungskosten gespart werden. Andererseits führt erst der ganzheitliche Sanierungsansatz zu erheblicher Senkung der laufenden Kosten im Betrieb: die Kombination best. Dämmstandards zusammen mit einer Gebäudetechnik, die an die Erfordernisse dieses Gebäudetyps (technisch robust und wartungsarm) angepasst ist, ist besonders unter Energieeffizienzgesichtspunkten und langfristiger wirtschaftlicher Betrachtung interessant.
Als offene Punkte der Phase I bleiben die abschließenden Beurteilungen einer optimalen Sporthallenausleuchtung, der Nutzung des Wärmespeichers im Erdreich, besonders in Hanglage und des nachhaltigen Abwassermanagements in der Praxis. Dies alles ist in Phase II zu bearbeiten.
Als Sanierungshemmnisse kommen neben der zersplitterten Verantwortlichkeit für diese Gebäude und ihre hohe Nutzerfluktuation das Fehlen eines geeigneten Förderprogramms zum Tragen. Hier könnte ein überregionales CO2-Sanierungsprogramm für Sportstätten sinnvoll sein.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Ganzheitliche Sporthallensanierung am Beispiel einer Bremer Halle - das MeTusa-lem-Projekt; er-scheint als Beitrag in Management und Modernisierung von Turn- und Sporthallen im C.F. Müller-Verlag, Hüthig 2006.
Vorträge auf der WTB-Tagung in Oberwerries 22.09.2005 und auf der Tagung des LSB 14.07.2006


Fazit

Für die drei vorgestellten Sanierungsvarianten sind erhebliche Verminderungen im Energieverbrauch zu erwarten. Diese betragen gegenüber der reinen Instandsetzung im Hochbau sowie Reparatur der TGA, Maßnahmen zur Einhaltung der geltenden sicherheitsrelevanten Vorschriften für die Variante Hochbau: EnEV-Dämmstandard / TGA: Verbesserung der vorhandenen technischen Ausstattung: 46,0% bei Gas und 28,8% bei Strom, die Variante Hochbau: Niedrig-Energie-Haus (NEH) / TGA: Stand der Technik, wassersparende Maßnahmen 67,8% bei Gas und 53,3% bei Strom sowie die Variante Hochbau: Pas-sivhaus (PH) / TGA: Energieeffizientes Heizungslüftungssystem, nachhaltiges Abwassermanagement 83,4% bei Gas und 78,8% bei Strom. Energieeffiziente Sanierungen dürften damit angesichts steigender Preise für Strom, Gas und Öl für Hallenbetreiber von größtem Interesse sein.

Übersicht

Fördersumme

90.291,00 €

Förderzeitraum

21.07.2004 - 28.02.2006

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik