Projekt 20903/02

Vorbeugender Hochwasserschutz: Bestands- und Schadensanalysen nach dem Hochwasser des Sommers 2002 und Alternativplanung zum Wiederaufbau und zur landschafts- und denkmalverträglichen Neuentwicklung am Beispiel von Weesenstein im Müglitztal

Projektträger

Technische Universität DresdenFakultät ArchitekturProfessur für Denkmalpflege u. Entwerfen
Zellescher Weg 17 B
01069 Dresden
Telefon: 0351/4633-2588

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Hochwasser des Sommers 2002 hat im Osterzgebirge sehr starke Schäden verursacht, die einen Wiederaufbau ganzer Tallandschaften erforderlich machen. Für die historischen Ortslagen stellt sich dabei das Problem, dass aufgrund der möglicherweise wiederkehrenden Naturereignisse ein exakter Wiederaufbau am selben Standort nur in besonders begründeten Fällen und im Zusammenhang mit präventiven Schutzmaßnahmen vertretbar sein wird. Während nach dem Bau- und Planungsrecht die Fragen der Ortsentwicklung (Bauleitplanung: Freiraum, Architektur, Denkmalschutz u. a.) von den Gemeinden individuell zu lösen sind, finden die Fachplanungen für die Infrastrukturen Wasser, Schiene und Straße auf übergeordneter Ebene statt. Das stellt die kleinen Gemeinden vor das Problem, bei der Suche nach Wiederherstellung und Neudefinition ihrer überlieferten Standorte weitgehend von den Ergebnissen der Ingenieurfachsparten abhängig zu sein.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenMit der interdisziplinären Studie zum verwüsteten Ort Weesenstein sollte versucht werden, das aktuelle Problem des Wiederaufbaus als Teil einer denkmal- und umweltverträglichen Entwicklung des Müglitztales anzugehen und neue Perspektiven zu entwickeln. In einer vorgeschalteten Phase wurden zunächst Semesterprojekte an beiden Lehrstühlen erarbeitet. Diese und der bis dahin vorliegende Stand der technischen Planungen wurden der Projektausarbeitung zugrundegelegt. Ziel des Projekts war, die Chancen einer ökologisch und kulturhistorisch verträglichen Neubebauung zu prüfen und anschauliche Grundlagen zur öffentlichen Diskussion schwieriger Abwägungsprozesse zu liefern (Denkmal-/Naturschutz versus Hochwasserschutz, langfristige Vorsorgekonzepte und ggf. Rückbaustrategien/Ersatzstandorte, verträgliche Einbindung des Tourismus etc.). Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde hat die hohe Praxisrelevanz eines solchen Projekts gezeigt. Gleichzeitig können die lokalen Planungsansätze modellhaft für ähnliche Situationen wirken.


Ergebnisse und Diskussion

Die vorrangigen Erfordernisse des Hochwasserschutzes haben zu einer Konzentration auf den Ortskern und die Frage der Wasserführung geführt. Zur Ausführung empfohlen wird eine Synthese unterschiedlicher Ansätze, wie sie den z. T. konträren Zielvorstellungen von Gemeinde, Schutzbehörden und Fachplanern entsprechen. Deren Schlussfolgerungen sollten in eine übergreifende Konzeption für die städtebaulich-freiräumliche Entwicklung des Ortes integriert werden, insbesondere:
- Gliederung des Planungsbereichs in drei Abschnitte entsprechend den räumlichen Gegebenheiten des Ortes, Ausbildung der Normquerschnitte mit individuellem Ortsbezug;
- Übergang vom natürlichen Steilufer (Hangwald und Felsen) zum gestalteten Ingenieurbauwerk im Bereich der Eisenbahnbrücke entsprechend dem natürlichen Charakter;
- Neugestaltung des westlichen Ortsrands: die einstige Sommergaststätte wieder einrichten oder den Standort langfristig für eine andere öffentliche oder touristische Nutzung vorsehen;
- die Gemeindebrücke als Zeichen der Wiedergewinnung und Erneuerung des zerstörten Ortskerns am historischen Standort in zeitgemäßer Bauweise neu errichten (Fußgängerbrücke);
- Gestaltung und Entwicklung der Freiräume des Ortes nach dem Leitbild Wiesen und Steine - die Müglitzgärten von Weesenstein, das die freizuhaltenden flussbegleitenden Grünräume als eine Folge extensiver Gärten vorstellt, die zwischen den großen historischen Gartenanlagen am Schloss und flussabwärts (Großsedlitz) einerseits und der naturnahen Tallandschaft andererseits vermitteln.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- Diskussions- und Präsentationsrunde mit allen beteiligten Planern und Gemeindevertretern zu Zwischenergebnissen;
- öffentliche Vorstellung auf Bürgerversammlungen in Weesenstein und an der TU Dresden;
- Ausstellung der Vorstudien (Projekte, Modelle) in der Gemeinschaftsausstellung im Schloss Weesenstein;
- Berichte im Dresdner Universitätsjournal und im Jahrbuch 2003 der Fakultät Architektur der TUD;
- Präsentation der Ergebnisse und Diskussion mit den fachlich Beteiligten (Gemeinde, LTV, Projektsteuerung, SMUL, TUD, Landesamt für Denkmalpflege);
- Schlussbericht als Gesamtstudie (Ausdruck A3 und CD-ROM) an alle Beteiligten und weitere Planungs- und Entscheidungsträger im Bereich Dresden/Müglitztal/Erzgebirge;
- Präsentation der Gesamtstudie im Forschungsbericht der TU Dresden (CD-ROM Transfer-Direct 2003/04, Auflage 4500, Netzversion über die TU-Homepage).


Fazit

Der Wiederaufbau Weesensteins ist nicht allein als technische, ökonomische oder ökologische Fragestellung zu verstehen. Es geht vielmehr um die Bewahrung und Neugewinnung eines Teils der überlieferten Kulturlandschaft, die einigen Heimat, anderen attraktives Besuchs- und Erholungsziel ist. Es ist deutlich geworden, dass gegenüber den überörtlichen Belangen diejenigen der lokalen Ortsentwicklung und Freiraumplanung zu wenig Aufmerksamkeit und Förderung genießen. Gerade für ein in erster Linie touristisch interessantes Gebiet wie das Müglitztal sind zeitgemäße Entwicklungspläne vonnöten, die einen gewässerökologisch orientierten Hochwasserschutz mit einer landschaftsverträglichen Freiraum- und Ortsplanung verbinden. Diesem Ziel sollen die vorgelegten Untersuchungen und Planungsvorschlä-ge dienen.

Übersicht

Fördersumme

35.860,00 €

Förderzeitraum

04.04.2003 - 04.03.2004

Internet

www.arch.tu-dresden.de/ibad

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Naturschutz
Umwelttechnik