Projekt 20902/02

Beseitigung der Hochwasserschäden an der St. Johanniskirche in Bad Schandau (Teil des Soforthilfeprogramms zur Beseitigung von Hochwasserschäden an national wertvollen Kulturgütern), Sachsen

Projektträger

Ev.-Luth. Kirchengemeinde Bad SchandauKirchenvorstand
Dampfschiffstr. 1
01814 Bad Schandau
Telefon: 035022/42396

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die St. Johanniskirche zu Bad Schandau war während der Jahrhundertflut im August 2002 mehrere Tage überflutet. Das einem Chemie-Cocktail gleichende, ölverschmutzte Elbwasser stand bis in Höhe der Emporen ca. 3,40 m hoch im Kirchenschiff. Infolge dessen kam es zu gravierenden Schäden an den sandsteinernen Kunstwerken der Kirche. Altar, Kanzel, Taufstein und Sandsteinfußboden sowie Sandsteinwandverkleidung wurden geschädigt (Salzausblühungen, Substanzlockerung und -verluste, Verunreinigungen der Steinsubstanz bis in die Tiefe des Materials, Schimmelerscheinungen).
Die Beseitigung der Hochwasserschäden im Rahmen des durch die DBU geförderten Vorhabens hatte zum Ziel, durch genaue Analysierung der Schadstoffe ein detailliertes Sanierungskonzept für die historisch bedeutsamen Kunstwerke der Kirche aufzustellen.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Landesamt für Denkmalpflege Sachsen und das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen-Anhalt e. V. ( IDK) wurden in das Projekt einbezogen.
Altar und Kanzel wurden im Auftrag des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen vom IDK untersucht. Es wurden Probeentnahmestellen für Tiefenprofile festgelegt, um Art, Menge und Verteilung der substanzschädigenden Salze zu analysieren.
Anhand der Ergebnisse wurde vom LAfD Sachsen, Dipl. Rest. Dr. Arndt Kiesewetter, ein präzises Konzept für die erforderlichen Restaurierungsmaßnahmen erarbeitet und vom Restaurierungsatelier Andreas Muth umgesetzt.
Im Labor für naturwissenschaftliche Kunstgutuntersuchungen, Prof. Dr. habil H. P. Schramm sind Rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen von Probematerialen angefertigt worden.
Es wurden Mörtelanalysen zur Bestimmung der Verfugungen an Altar und Kanzel durchgeführt, die zum Ziel hatten, die Notwendigkeit der Entfernung des Mörtels zu begründen und einen genau abgestimmten Ergänzungsmörtel zu erlangen.


Ergebnisse und Diskussion

Die Salzuntersuchungen an Kanzel und Altar der Kirche St. Johannis zu Bad Schandau haben hohe Belastungen durch Sulfate und mittlere Belastungen durch Chloride und Nitrate im oberflächennahen Bereich ergeben.
Weiterhin wurde das aufgelegte Kompressenmaterial auf die aufgenommene Salzmenge hin untersucht, um weitere notwendige Entsalzungszyklen festlegen zu können.
Durch die vom Restaurator Andreas Muth durchgeführten Entsalzungsmaßnahmen mit Kompressen konnten bauschädliche Salze mit sehr gutem Erfolg reduziert werden.
Mit einer Mörtelanalyse wurde die Verwendung eines Hüttensandzementes im Ergänzungsmörtel nachgewiesen und es konnte auf eine Entfernung des Mörtel verzichtet werden. Ein erheblicher Eingriff in wertvolle Substanz des Abendmahl-Relief am Altar von Johannes Walther konnte somit vermieden werden.
Während der Entsalzungsmaßnahmen am Altar wurden vom ausführenden Restaurator Andreas Muth, Atelier für Steinrestaurierung, Trillerstr. 4, 08066 Zwickau, teilweise sehr starke, lokal begrenzte braune Verfärbungen des Arbocel- Kompressenmaterials festgestellt. Die braunen Verfärbungen waren in abgeschwächter Form auch nach mehreren Kompressenzyklen noch feststellbar. Die Untersuchung durch das Institut für Diagnostik und Konservierung an Denkmalen in Sachsen und Sachsen - Anhalt und eine Recherche zu einer bereits vorliegenden Untersuchung von Frau Prof. Dr. Elisabeth Jägers, Mikroanalytisches Labor Dr. Jägers, Bornheim zu der Problematik Braune Verfärbungen an Steinoberflächen - Naturwissenschaftliche Untersuchung an Materialproben- ergaben, dass es sich hierbei um ein Gemisch von stark polaren niedermolekularen organischen Verbindungen handelt, mit hoher Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen, das es sich um Abbauprodukte von Ölen handelt, als wichtigste Abbaureaktion ist eine Pyrolyse anzunehmen.
Mit Rasterelektronenmikroskopischen Untersuchungen konnten Schichten eines früheren Ölfarbenanstriches am Altares nachgewiesen werden.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Methodik und die Ergebnisse wurden der interessierten Öffentlichkeit im Rahmen von Baustellenführungen durch den Restaurator Andreas Muth vor Ort dargestellt.
Die Schlussdokumentation wird im Rahmen des Tag des Denkmals zur Einsicht in der Kirche ausgelegt.


Fazit

Mit Hilfe der finanziellen Unterstützung durch Fördermittel der DBU war es möglich, tiefergehende naturwissenschaftliche Analysen am Schadensobjekt durch das IDK durchführen zu lassen.
Das präzise Auswerten der Ergebnisse, das vom Landesamt für Denkmalpflege Sachsen erarbeitete restauratorische Maßnahmenkonzept und die gewissenhafte Umsetzung durch den Restaurator Andreas Muth haben im Ergebnis zu einer behutsamen, wissenschaftlich fundierten Restaurierung der wertvollen Sandsteinkunstwerke geführt.

Übersicht

Fördersumme

80.000,00 €

Förderzeitraum

13.11.2002 - 13.05.2004

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik