Projekt 20582/01

Handlungsorientierte Umweltbildung bei Heizungssanierungen von Schulen und Energiesparprogrammen für Schüler

Projektträger

Förderverein desBertha-von-Suttner-Gymnasiums Neu-Ulm
Kugelbergstr. 21
89290 Buch
Telefon: 07343/922890

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Energie-AG des BvSG hat durch eine Bayernweite Umfrage an Gymnasien nachgewiesen, dass an 60% der Schulen der gesetzlich vorgeschriebene hydraulische Abgleich fehlt, was zu Energieverschwendung zwischen 10 und 30 % führt. Sie hat aus dem daraus ablesbaren hohen Prozentsatz energetisch misslungener Heizungssanierungen auf ein tieferliegendes Strukturproblem in der Sanierungspraxis geschlossen und einen Lösungsvorschlag dafür erarbeitet. Ziel ihrer Arbeit ist seither, durch qualifizierte Öffentlichkeitsarbeit zur Lösung des Problems beizutragen
Die Energie-AG hat außerdem durch Berechnungen abgeschätzt, dass bei fehlendem hydraulischen Abgleich die Energieeinsparung durch reine Verhaltensänderung der Schüler nicht aus der Jahresenergiekostenabrechnung herausgefiltert werden kann. Da diese Hypothese wegen der großen Zahl von Schulen mit fehlendem Abgleich z. T. die gängige Energiesparphilosophie (handlungsorientierte Umwelterziehung durch prompte Belohnung von Verhaltensverbesserung) in Frage stellt, soll sie durch ei-nen breit angelegten Erfahrungsaustausch mit Schulen überprüft werden, die Erfahrungen mit Energiesparprojekten haben.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden- Öffentlichkeitsarbeit der Energie-AG in der Schule, um Akzeptanz für ihre Arbeit herzustellen (Ausstellung; Vorträge vor Lehrern und Schülern; Berichte in den Publikationsorganen der Schule)
- Öffentlichkeitsarbeit der AG außerhalb der Schule (Podiumsveranstaltung auf der Tagung für Lehrer von Energiesparschulen; Präsentationen, Vortrag; Pressearbeit)
- Vorbereitung und Initiierung einer Netzwerkbildung mit anderen Energiesparschulen durch Umgestaltung der Homepage www.energieteam-bvsg.de zur Informations- und Diskussionsplattform
- Gemeinsam mit der Lehrerbildungsakademie: Planung und Mitgestaltung einer dreitägigen Tagung für Lehrer von Energiespargruppen; Erarbeitung und Herausgabe des offiziellen Tagungsbandes
- Neuauflage der Umfrage zum Problem der heißen und kalten Räume
- Nutzung von Fragebögen und Homepage als aufeinander bezogene Informationsmedien


Ergebnisse und Diskussion

- Die Energie-AG konnte durch die statistische Absicherung ihrer ersten Umfrage (60 % der Schulen haben trotz Sanierung keine funktionierende Temperaturregelung) ihre Hypothese des Marktversagens bei Heizungssanierungen von Schulen erhärten und damit ihre Forderung begründen, den behaupteten Misstand durch Messungen in einer Feldstudie zum Sanierungszustand von Schu-len zu verifizieren.
- Der Energie-AG gelang es, durch die eingangs geschilderten Arbeitsschritte diese bisher nur in der Fachwelt bekannte Misere bei Heizungssanierungen in die Öffentlichkeit zu tragen (7 Zeitungsartikel, davon einer auf der ersten Seite der SWP im politischen Teil, sowie ein Rundfunkinterview) und nachweisbar bei politischen Entscheidungsträgern und bei Lehrern zu einem wachsenden Be-wusstsein für die Sanierungsproblematik beizutragen. Dies ist z. B. ablesbar an dem Beschluss des Kreistages Neu-Ulm, alle Schulen des Landkreises mit Einsparcontracting zu sanieren und dabei dem geplanten Forschungsvorhaben des B.A.U.M Nachhaltige Heizungssanierung durch Erfolgscontracting ein Gebäude für die Erprobung der von der Energie-AG propagierten Contractingvariante zu Verfügung zu stellen. Eine entsprechende Absichtserklärung kam auch von Neu-Ulmer Stadträten. Über 100 Lehrer erbaten auf den Umfragebögen nähere Informationen zum geplanten Forschungsvorhaben des B.A.U.M Energieeinsparung an Schulen. Die Energie-AG hat an diese Lehrer ein Informationsschreiben verschickt und ein ähnliches auf ihrer Homepage veröffentlicht
- Die hohe Qualität ihrer von einem Kommunikationsdesigner unterstützten Öffentlichkeitsarbeit (Energiefachtagung in Roggenburg, Erstellen des Tagungsbandes, Dokumentationsband der fünfeinhalbjährigen Arbeit, Homepage, Pressearbeit) sowie ihre methodisch sorgfältig durchgeführte Umfrage an allen bayerischen Gymnasien hat der Energie-AG und ihrem Anliegen weitere Ressourcen in Form von Geld und Bundesgenossen mit Fachverstand und Einfluss erschlossen.
- Der Erfahrungsaustausch mit den Lehrern anderer Energiesparschulen auf der von der Energie-AG mitgestalteten Tagung Stoßen wir an Grenzen des Energiesparens? hat erste Erkenntnisse über die Problematik nicht investiver Energiesparprojekte gebracht: In der Open Space- Konferenz zeichnete sich ab, dass nicht eine falsche Philosophie (Verhaltensverbesserung durch prompte Be-lohnung in Form des ersparten Geldes) das eigentliche Problem ist, sondern die sich daraus ergebende Motivationskrise, weil nach einer i.d.R. erfolgreichen Startphase für die Energiespargruppe kein motivierendes Ziel mehr erkennbar ist, das am Ende des Schuljahres erreicht sein sollte. Dauerhafte Überwachungsaufgaben (Licht aus?, Fenster zu?) motivieren niemanden.
- Es wurden sehr unterschiedliche Ansichten geäußert, zu welchen Anteilen die reine Verhaltensänderung von Schülern und die sonstigen nichtinvestiven Energiesparmaßnahmen (verbesserte Wartung, Regelung, Organisation, etc.) für die Einsparungen verantwortlich zeichnen, was die pädagogische Diskussion über Ziele von Energiesparprojekten schnell an Grenzen stoßen ließ.Zielsetzung und ZielerreichungDie Zielsetzung, die Philosophie von Fifty-Fifty-Projekten (bleibende Verhaltensänderung durch prompte Belohnung mit den eingesparten Energiekosten erzielen zu können) zu hinterfragen, wurde fallen gelassen, da das eigentliche Problem von Fifty-Fifty-Projekten anderswo liegt (siehe oben). Das Ziel der E-nergie-AG, durch ihre Arbeit zur Lösung des von ihr entdeckten Sanierungsproblems beizutragen, wurde sehr gut erreicht. Die pädagogischen Ziele (Stärkung der Sachkompetenz, der Ich-Kompetenz, der Sozialkompetenz) wurden ebenfalls sehr gut erreicht, was sich ohne Worte erschließt, wenn man sich den Filmmitschnitt von der Podiumsveranstaltung auf der Tagung Stoßen wir an Grenzen des Energiesparens? ansieht. Man merkt es den Schülern an.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Öffentlichkeitsarbeit war nicht eigens nötig, da sie der wesentlich Projektinhalt war. Es werden folgende Publikationen gefertigt: Tagungsband mit CD (Filmmitschnitt des diskursiven Referats der Energie-AG), Homepage www.energieteam-bvsg.de, Dokumentation der fünfeinhalbjährigen Arbeit der Energie-AG (30-fach), Pressemappe mit 46 Zeitungsberichten (30-fach)


Fazit

Das Projekt hat Forschungsbedarf aufgezeigt: Zum Sanierungszustand von Schulheizungsanlagen (Feldstudie) und zur Art der Energieeinsparung bei nichtinvestiven Projekten (Evaluationsstudie).
Energiesparprojekte sind dann pädagogisch ergiebig und bildungswirksam, wenn sie fruchtbare Aufgabenstellungen bieten als Kristallisationskerne für entsprechende soziale Prozesse. Wie das Projekt gezeigt hat, fördert das Sachkompetenz, Ich-Kompetenz und Sozialkompetenz. Außerdem ist es nur bei solchen Aufgabenstellungen möglich, die für das Fortkommen nötigen Ressourcen in das Projekt zu holen: Bundesgenossen mit Fachverstand, Geld, Einfluss und Zugang zur Öffentlichkeit.

Übersicht

Fördersumme

59.000,00 €

Förderzeitraum

16.09.2002 - 01.02.2004

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Umweltkommunikation