Projekt 20575/01

Beispielhafte Erhaltung umweltgeschädigter spätbarocker Putze an historischen Funktionsgebäuden des Klosters Marienthal/Sachsen unter Anwendung hydraulischer Kalke und alter Handwerkstechniken

Projektträger

Zisterzienserinnenabtei Klosterstift St. MarienthalKörperschaft des öffentlichen Rechts
St. Marienthal 1
02899 Ostritz
Telefon: 035823/77-369

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Es ist die Zielsetzung des Vorhabens ,die historischen, wertvollen ,noch erhaltenen, spätbarocken Putze zu reinigen, zu festigen, ihre Hohlstellen zu sichern und somit diese weitestgehend zu erhalten. Anlass des Vorhabens ist die Unterbindung der fortschreitenden Zerstörung der historischen Putzsubstanz, durch Salze und andere schädigende Umweltprodukte, die im Laufe der Jahrhunderte, durch Bewitterung , Hochwasserschäden und in den letzten Jahrzehnten durch die Braunkohlenindustrie, entstanden und in die Putze eingetragen wurden. Der Wegfall eines Teiles der Braunkohlenkraftwerke und den neuen Hochwasserschutz mindert diese Gefahren jetzt. Die im Mauerwerk verbleibenden Salze sorgen jedoch, durch ihre Hygroskopie, weiter für Putzschädigungen. Im Interesse der Erhaltung der historischen Bausubstanz, werden durch die Anwendung handwerklich- restauratorische Techniken und den Einsatz hydraulischer Kalke die Fehlstellen ersetzt, die Fassade in ihrer Oberfläche wieder geschlossen und nach Befund gefasst und geschützt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDurch diplomierte Restauratoren wurde eine fotogrammetrische Aufnahme, entsprechend dem neuesten Stand der Technik erstellt. Es erfolgt eine Bestands- und Schadensanalyse, eine Salzanalyse, Materialanalyse mit Putzuntersuchungen. Entsprechend der vor Beginn vorgestellten Probleme, wurde eine Bestandsdokumentation, und Farbarchäologie zu den Südfassaden des Konventes, wie dem Bäckereian-bau, Bäckereiflügel, Refektorium und dem Refektoriummittelrisalit, als Grundlage für die Fassadenrestaurierung, in schriftlicher Form erstellt. Bei den Farbbefunduntersuchungen nach restauratorischen Gesichtspunkten. wurden schichten weise Suchgräben durchgängig zu den einzelnen Fassungen gelegt. Nach der Überarbeitung des Maßnahmenkonzeptes erfolgte, nach Erkenntnissen der Befunduntersuchung, eine Verdichtung der gewonnen Erkenntnisse und deren Einarbeitung in den Restaurierungsplan. Die Putzflächen wurden in haltbare und nicht haltbare historische Putze, sowie in jüngere haltbare und nicht haltbare Putze unterschieden. Dann wurde wie folgt verfahren: Nicht mehr haltbare Putze wurden restlos abgenommen, das darunter liegende Fugenwerk und das schon freiliegende Fugenwerk, muss bis zu 3 cm tief ausgeräumt werden. Da ein Opferputz nur geringe Chancen in diesem Bereich hat, wurde ein Sanierputzsystem bis 4 mm unter das historische Putzniveau vorgelegt. Darauf folgte eine Reinkalkputzschicht, im Duktus der historischen Putzoberfläche, identisch in Körnung und Zusammensetzung mit der historischen Oberputzausführung unter strenger Einhaltung der Siebkurve. Die restauratorisch haltbaren Putze werden wie folgt behandelt: Abtasten und Absuchen der Putzflächen auf Hohlstellenquartiere, vorsichtiges Öffnen derselben, Feinstaub und lose Putzpartikel aussaugen, einspritzen von Festigungsmitteln, nach einer Abdunstung der im Festigungsmittel enthaltenen leicht flüchtigen Verdünner (ca. 20 Tage) werden die Hohlräume mit Klebemörtel injiziert, der im Bindemittel die gleichen Spannungseigenschaften hat, wie der Originalputz. Nach der Hohlstellenfestigung, wurden die jüngeren zementhaltigen Reparaturputzplomben entfernt, da diese im historischen Putzumfeld falsche Spannungen aufbauen. Die gehaltenen Putzoberfläche wurden vorsichtig gereinigt und gefestigt. Die Fehlstellen werden mit einem auf der Baustelle, nach historischen Rezepten hergestellten Reinkalkputz nach Befund ergänzt. Es folgt die Kittung kleiner Fehlstellen mit Löschkalkmörtel und größerer mit Rein-kalkmörtel unter Zusatz von Trasskalk. Haltbare Fassungsreste wurden entsprechend konserviert mit einem Vlies reversibel abgedeckt und mit einem Gesamtanstrich mineralisch überfasst und dauerhaft geschützt. Die Farbtonwahl erfolgte entsprechend den ermittelten Befunden. Alle Leistungen wurden in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege - Kirchenmalerfirma Heinz Rentsch und ABM - Beschäftigten ausgeführt. Die Arbeiten werden im Restaurierungsbericht ausführlich beschrieben.


Ergebnisse und Diskussion

Der vorgesehene Bauabschnitt konnte zur Zufriedenheit des Klosters und der Denkmalpflegeorgane, entsprechend den vorgegebenen Maßgaben und den vorgesehenen Terminen fertiggestellt werden. Alle Bauschritte wurden durch die Denkmalfachbehörde verfolgt. Der Denkmalbetrieb war ständig mitarbeitend und anleitend vor Ort. Die Untersuchungsergebnisse der Restauratoren des Büros für Bauforschung und Denkmalpflege bildeten die Grundlage der Arbeiten. Diese wurden in kleineren Bauberatun-gen im 14-tägigen Rhythmus diskutiert und alle 4 Wochen mit der Denkmalfachbehörde abgestimmt. Weiterführende Diskussionen über diesen Rahmen hinaus gab es noch nicht.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Da die Gebäude im Klausurbereich des Klosters liegen, sind die zu bearbeitenden Fassadenteile nicht jederzeit zugängig. Durch gezielte Führungen konnten jedoch interessierten Besucherkreisen, aber auch insbesondere dem Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Herrn Dr. Brickwedde, und Herrn Dr. Weinmann anlässlich der internationalen Sommerakademie, die vom 13.07. bis 18.07.2003 in Marienthal stattfand, Arbeitsstand und Ergebnisse entsprechend präsentiert werden. Dabei wurde der Stand der Arbeiten, deren Verlauf und die erzielten Ergebnisse erläutert. Für weitere Präsentationen und Veröffentlichungen bestand bisher noch keine Gelegenheit, da die Umgebung der restaurierten Fassaden weiterhin im Sichtbereich der sich anbindenden Restaurierung des Küchenhofes liegt. Der beigefügte Bericht geht näher auf die Gesamtleistung ein .


Fazit

Die Arbeiten wurden nach den Kriterien der Charta von Venedig durchgeführt. Sie sind eine Gemein-schaftsarbeit mit Restauratoren, aus gebildeten Denkmalpflege - Kirchenmalern und Restauratoren im Handwerk sowie ABM - Arbeitern. Die Besonderheit der Maßnahme bestand darin, dass arbeitslose Handwerker, in Zusammenarbeit mit obengenannten Fachleuten, eine Erweiterung ihres fachprakti-schen und fachtheoretischen Kenntnisstandes erhielten, die es Ihnen wieder ermöglicht, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt entsprechend zu präsentieren und bewerben zu können. Aus diesem Grunde war die ABM in eine zusätzliche Bildungsmaßnahme eingebunden. Das vom Arbeitsamt zugewiesene Arbeitskräftepotenzial hatte einen sehr unterschiedlichen Qualifizierungsstand und nicht mit allen konnte man das gesteckte Ausbildungsziel erreichen bzw. die geplanten Leistungen erbringen. Wie vorgesehen, konnte jedoch die Gesamtmaßnahme aus dem Lehrcharakter profitieren, der die besondere Akribie in der Ausführung schulte und anerzog. Handwerker, die vorher nie mit der Denkmalpflege Kontakt hatten, wurden zu einem gefühlvollen Umgang mit der Denkmalsubstanz erzogen. Sie wurden im Umgang mit historischen Rezepturen, handwerklichen Techniken und Fähigkeiten vertraut gemacht. Dabei war natürlich viel von der Bereitschaft des Einzelnen, etwas hinzulernen zu wollen, abhängig. Diese Bereitschaft war unterschiedlich und auch dem entsprechenden Bildungsgrad des Einzelnen geschuldet. Aber auch für die weniger Begabten konnte ein Programm für Vorarbeiten erstellt werden. Trotz der Unterschiedlichkeit des heranzubildenden Arbeitskräftepotenziales wurden alle Leistungen in geforderter restauratorischen Qualität erbracht. Aufgrund der Grundberufe der ABM musste die Aufteilung der Arbeit und die Verteilung der Einsparungen gegenüber der Planung verändert werden. Im Verhältnis zur Gesamtleitung wurde das Kloster finanziell geringfügig mehr belastet. Für das Kloster wurde jedoch die einmalige Möglichkeit geschaffen, die durch die Umwelt geschädigten, historischen Fassaden im Sinne des Denkmalschutzes beispielgebend zu erhalten. Aus handwerklicher Sicht kann als positiv bewertet werden, dass handwerkliche Techniken, die schon fast in Vergessenheit geraten sind, an einen weiteren Personenkreis vermittelt werden konnten. Das Kloster St. Marienthal kann sich zugute schreiben, mit Hilfe eines Denkmalpflegebetriebes, seiner angestammten Aufgabe, der Bildungsvermittlung gerecht ge-worden zu sein. Die Deutsche Bundesstiftung hat mit ihrer finanziellen Hilfe erheblich dazu beigetragen, dass diese Maßnahme überhaupt durchführbar wurde. Ohne die Hilfe der Stiftung wäre diese Bausubstanz dem weiteren Verfall ausgesetzt.

Übersicht

Fördersumme

124.055,00 €

Förderzeitraum

11.09.2002 - 11.09.2003

Internet

www.kloster-marienthal.de/Wirtschaft/wirtschaft.ht

Bundesland

Sachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Umwelttechnik