Projekt 20244/01

Internationale Fachtagung und Publikation zu Historischen Gärten und ihrer Bedeutung für den Umwelt- und Kulturgüterschutz

Projektträger

Universität HannoverInstitut für Grünplanung und Gartenarchitektur
Am Grünen Gitter 7
14469 Potsdam
Telefon: 0511/762 26 91

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Veranstaltung soll die Bedeutung der historischen Gärten, also ihre Nutzungs- und Gestaltungsvielfalt, ihre Formen und Typen als - z.T. pädagogisch beabsichtigte - Informations- und Bedeutungsträger oder ihre Bedeutung als Qualitätsaspekt und Ressourcenquelle unserer Umwelt im Sinne einer Reflexion über den Umgang des Menschen mit der Natur aktuell beleuchten. Innovativ ist die Erweiterung des Betrachtungshorizonts, indem sich Fachleute aus den unterschiedlichsten Disziplinen bis hin zu Vertretern aus Gesellschaft und Politik zu diesen Fragen äußern werden.
Die Fachtagung wird in diesem konzeptionellen Rahmen zugleich Konsequenzen, Forderungen und Forschungen und möglicherweise neue Dimensionen, z. B. hinsichtlich der aktuellen Methoden und Zusammenwirken gartendenkmalpflegerisches Handelns, anmahnen. Die Bedeutung und Erhaltung historischer Gärten als gesellschaftliches Anliegen soll befördert werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Konzept der Fachtagung sieht 15 Referenten für fünf Themenblöcken vor, aus den Bereichen a) Gartenkunstgeschichte, b) Stadtgrün, c) Denkmalpflege, d) Umwelt- und Naturschutz sowie f) Forschung, Ausbildung & Perspektiven. In den jeweiligen Diskussionsrunden sollen Impulse für weitere Forschungen, Methoden und interdisziplinäres Handeln erarbeitet werden, um die nachhaltige Bewahrung historischer Gärten und ihre Bedeutung für den Umwelt- und Kulturgüterschutz zu verbessern.
Das zugehörige Fachbuch Historische Gärten heute wird die Bedeutung der historischen Gärten durch 47 Autoren aus zehn Ländern aktuell und erstmals aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln behandeln und zwar aus Sicht der Gartenkunstgeschichte und der Denkmalpflege, der Kunstgeschichte und der Geisteswissenschaft, der Garten- und Landschaftsarchitektur, der Umwelt- und Naturwissenschaften und schließlich aus dem Bereich von Gesellschaft und Politik. Unter anderen werden folgende Themen diskutiert: Städtisches Grün in Geschichte, Gegenwart und Zukunft; Gefährdung der Gärten durch Umwelteinflüsse; Fachliche Anforderungen an die Pflege und Fragen des Nutzungswandels; Historische Gärten im Spannungsfeld der Fachplanungen Naturschutz, Bau- oder Verkehrsplanung; Ausbildungsanforderungen und Berufsverantwortung; Der Umgang mit historischen Gärten vor dem Hintergrund der Charta von Venedig (1964), die Internationale Charta über die Konservierung und Restaurierung von Denkmälern und Ensembles (Denkmalbereiche).


Ergebnisse und Diskussion

Die internationale Fachtagung Historische Gärten in Gegenwart & Zukunft - Bedeutung & Konsequenzen für den Umwelt- und Kulturgüterschutz fand am 19. und 20. Oktober 2003 aus Anlass des 80. Geburtstages von Prof. Dr. Hennebo - Nestor der Gartenkunstgeschichte und Gartendenkmalpflege in Deutschland - bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt in Osnabrück statt. Sie wurde vielfach beachtet und schließlich von rund 200 Teilnehmern besucht. Schirmherr der Veranstaltung war Prof. Dr. Klaus Töpfer, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und Träger des Deutschen Umweltpreises der DBU für das Jahr 2003. Er sah in einem Vortrag vor Ort die Gärten in ihrem kulturgeschichtlichen Kontext als unersetzlich, wichtige Teile der kulturellen Identität, die mehr denn je in der dramatischen Globalisierung dieser Welt gesichert werden müssten. Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der DBU, forderte dafür ein Miteinander von Umweltschutz, Denkmalschutz, Gartengeschichte sowie Landschafts- und Stadtplanung, um Kulturlandschaften, historische Parks und Gärten, städtisches Grün als Teil der grünen Umwelt des Menschen zu bewahren.
Um die Relevanz und Dringlichkeit übergreifender Forschungen aktuell zu beleuchten, ist zur Fachtagung das Buch Historische Gärten heute erarbeitet worden, in dem in 44 internationalen Fachbeiträgen unterschiedlicher Disziplinen aus zehn Ländern etliche Forderungen niedergelegt worden sind. Zur Tagung wurden davon 15 ausgewählte Fachvorträge diskutiert. Das spezielle Fachgebiet von Gartenkunstgeschichte und Gartendenkmalpflege wird seit einiger Zeit in seiner Bedeutung öffentlich weitgehend wahrgenommen und steht zunehmend gleichberechtigt neben den anderen bildenden Künsten und Fachbelangen. Die Tagung hat jedoch gezeigt, dass die Verantwortung für diese Anlagen nicht mehr Anliegen des eigenen Berufsstandes der Garten- und Landschaftsarchitekten allein ist, sondern es aufgrund des komplexen Gegenstandes dieser lebenden Kunstwerke ein größeres Engagement vieler Fachdisziplinen sowie der Akzeptanz und der Unterstützung aus Gesellschaft und Politik bedarf.
Es werden zum Beispiel zusätzliche Untersuchungen aus dem Bereich der Kunstgeschichte und Geisteswissenschaften benötigt, um Gärten, Parks und Landschaften erneut beschreiben, Gemälde interpretieren oder ikonologische Zusammenhänge verstehen zu lernen. Ebenso sollten neue Technologien und Erkenntnisse aus den Umwelt- und Naturwissenschaften genutzt werden, um die historischen Freiräume angemessen zu schützen. So entwickeln Biologen, Chemiker oder Forstwissenschaftler immer wieder neue Methoden und Verfahren, um Boden- und Luftentwicklungsprozesse zu analysieren und schädlichen Umwelteinflüssen auf vegetabile und architektonische Elemente zu begegnen.
Forderungen ergaben sich auch auf dem Gebiet der Ausbildungsfragen an Hochschulen. Die Positionen um künftig notwendige theoretische und praktische Methoden der Gartendenkmalpflege durch europäische Vergleiche bis hin zu Ansätzen einer universellen Denkmalpflege wurden kontrovers diskutiert. In diesem Zusammenhang ist auch deutlich geworden, dass der Informationsaustausch zwischen Gartendenkmalpflegern und Naturschützern zwar seit einigen Jahren vorangekommen ist, jedoch in bestimmten Aspekten verbessert fortgesetzt werden muss. Ebenso müssen Möglichkeiten für neue, zeitgenössische Park- und Gartenanlagen als potentiell zu schützende Anlagen eröffnet werden. Auch wenn vorhandene, historische Parkanlagen in Mode sind und entsprechend vermarktet werden, so werden ihre eigentlichen Werte als Kulturdenkmal wie auch ihre Umweltpotentiale, u.a. ihre Nutzungs- und Gestaltungsfülle oder ihre Formen als Informationsträger, insgesamt also ihre unterschiedlichen Werte in Gesellschaft und Politik noch immer unzureichend wahrgenommen, was oftmals zu einem nachteiligen Umgang führt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die DBU hat in Schriften und Internetseiten auf die Tagung und das Buch hingewiesen, außerdem 1.000 als sog. Jahresgabe an Experten vergeben. Das Buch war in der 1. Auflage 3.000 Stück nach fünf Monaten vergriffen. Im Frühjahr 2004 ist eine 2. Auflage mit 2.000 Stück (davon bereits 500 Stück verkauft) wie auch eine englische Ausgabe Historic Gardens Today (500 Stück, davon die Hälfte verkauft) erschienen. Das Buch ist vielfach und gut rezensiert, vorgestellt und zitiert worden, u. a. in: Stadt & Grün 6/03 und 8/03, Garten und Landschaft 10/03, Monumente 9/10 03, grün Forum LA 10/03, Fraunhofer Infozentrum Raum und Bau, 11/03, Die ZEIT 12/03, Grüner Anzeiger 1/04, Süddeutsche Zeitung 11.2.04, Gartenpraxis Nr.3/04, Kunsthist. Arbeitsblätter Nr. 1/04, Bund Dt. LaArch. 5/04, auch in ausländ. Schriften, z. B. in: topiaria helvetica Jahrbuch 03 oder Mitt.Blatt d. Österreichischen Ges. für historische Gärten 04. Zur vollständigen Liste siehe Verlag Seemann & Henschel in Leipzig.


Fazit

Die Tagung und die zugehörige Publikation hat aktuelle Beiträge und Forderungen zum Thema der historische Gärten erbracht und viele benachbarte Fachdisziplinen mit Zukunftsfragen konfrontiert.

Übersicht

Fördersumme

68.467,00 €

Förderzeitraum

02.01.2003 - 02.07.2004

Internet

www.spsg.de

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Kulturgüter
Naturschutz
Umweltkommunikation