Projekt 19778/01

Bergschau Oberstdorf -Besucherlenkung und Besucherinformation im Projektgebiet Fellhorn/Kanzelwand – Hofer Ifen – Breitachklamm

Projektträger

Landratsamt Oberallgäu
Oberallgäuer Platz 2
87527 Sonthofen
Telefon: 08321/612-201

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projektgebiet Fellhorn /Kanzelwand - Hofer Ifen - Breitachklamm ist ein grenzüberschreitendes bevorzugtes Fremdenverkehrsgebiet mit hochwertiger Naturausstattung. Im viel besuchten Projektgebiet fehlte eine naturkundliche Information, die gleichzeitig die Besucherlenkung im empfindlichen Naturraum verbessern kann.
Nach der Einrichtung der beiden naturkundlichen Ausstellungsräume Bergschau 813 in Oberstdorf und Bergschau 2037 auf dem Fellhorn in den Jahren 2000/2001 sollte im Rahmen des aktuellen Projektes die Ausstellung am Fellhorn durch einen Ausstellungsraum im Erdgeschoss der Gipfelstation erweitert werden. Weiter sollt an ausgewählten Typlokalitäten im Projektgebiet draußen im Gelände im Rahmen eines Leitsystems an so genannten dezentralen Infostationen naturkundliche Zusammenhänge erklärt werden und auf bestimmte Phänomene hingewiesen werden. Ergänzt und miteinander verbunden werden die Stationen durch Naturlehr- und Erlebnispfade, wobei bestehenden Naturlehrpfade in das gesamte System integriert werden.
Die einzelnen Elemente Ausstellungsraum - Informationsstationen und Wanderweg bilden ein eng aufeinander abgestimmtes Gesamtkonzept. Dieses beinhaltet die Implementierung eines hierarchisch abgestuften Informationsnetzes über das Projektgebiet. Dabei werden die zentralen Dauer-Ausstellungsräume und die dezentralen naturkundlichen Informationsstationen durch die Natur- und Erlebnispfade entlang der Wanderwege gleichermaßen miteinander verbunden und stellen so eine netzartige Struktur dar. Die einzelnen Bestandteile der naturkundlichen Information ergänzen sich in inhaltlicher Form und zeigen dies durch ein einheitliches Erscheinungsbild (Layout) und das Bergschau-Logo.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt wurde auf der Basis der Machbarkeitsstudie Besucherlenkung und Besucherinformation im Projektgebiet Fellhorn/Kanzelwand - Hofer Ifen - Breitachklamm durchgeführt, im Rahmen welcher die Möglichkeiten und Standorte für eine Besucherlenkung und naturkundliche Besucherinformation untersucht und dargestellt wurden.
Die Konzeption der BERGSCHAU beruht auf der Philosophie, mit der naturkundlichen Information bewusst dorthin zu gehen, wo die Menschen sind. Naturkundliche Information soll vor Ort in den Zentren der Besucherströme vermittelt werden. Der Grundgedanke des Projekts beabsichtigt, eine möglichst große Anzahl von Menschen zu erreichen und für die Belange der Ökologie und des natürlichen Umfeldes zu sensibilisieren. Besucher und Einheimische sollen durch Information für die alpine Umwelt sensibilisiert werden und durch gezielte Information zu einem bewussten und verantwortungsvollen Umfang mit ihrer Umwelt angehalten werden.
Im Rahmen der Besucherinformation werden grundlegende Informationen zu Natur und Landschaft, Pflanzen und Tieren vermittelt. Weiter wird das menschliche Wirtschaften im Projektgebiet und die daraus abzuleitenden Folgen thematisiert. Der Schwerpunkt wird hierbei auf die Verdeutlichung der Viel-fachnutzung von Natur und Landschaft durch Tourismus, Alpwirtschaft, Forstwirtschaft und Jagd - die vielfältigen Nutzungsansprüche und die sich daraus ergebenden Probleme - gelegt.
Parallel zur Besucherinformation erfolgt eine Besucherlenkung entlang der Wanderwege und auf den Natur-Erlebnispfaden.


Ergebnisse und Diskussion

§ Lehr- und Erlebnispfade
· Fellhornweg
Der erste im Jahr 2004 realisierte Lehr- und Erlebnispfad, der Fellhornweg, verläuft zwischen Fellhornbahn-Gipfelstation entlang des Fellhorngrats bis zum Gundsattel und von dort weiter über die Alpflächen der Alpe Obere Bierenwang zur Mittelstation und endet am Schlappoldsee unterhalb der Fellhornbahn Mittelstation. Er erläutert an sechs Informationspunkten in anschaulicher Art und Weise direkt vor Ort naturkundliche Themen wie Leben im Gebirge, Leben am Grat, Lebensraum Moore und Alpwiesen, Lebensraum Bergwald, Lebensraum Flyschtobel, Lebensraum Alpiner See am Schlappoldsee.
· Alpweg
Der grenzüberschreitende Alpweg zwischen Schrattenwang und Riezlern mit insgesamt fünf Stationen wurde im Herbst 2004 fertig gestellt. Hier werden sämtliche Fragen im Zusammenhang mit der alm- bzw. alpwirtschaftlichen Nutzung im Gebirge bis hin zur Produktion von Bergkäse anschaulich erläutert und gezeigt.
· Waldweg
Der dritte Lehr- und Erlebnispfad, der Waldweg mit wasserwirtschaftlichen und forstlichen Themen, verläuft von der Stillach über Freibergsee zum Söllereck mit vier Stationen. Fertigstellung war im Herbst 2005.
§ Erweiterung des Ausstellungsraumes in der Gipfelstation der Fellhornbahn Durch eine von der Fellhornbahn durchgeführte Umbaumaßnahme, bei der der gesamte Erdgeschossbereich neu gestaltet und der Ankunftsbereich der Kabinenbahn an der Gipfelstation überdacht wurde, ergab sich die Möglichkeit einer direkten Besucherlenkung vom Ankunftsbereich in den Ausstellungsraum.
Der Ausstellungsraum (ca. 80 m²), der gleichzeitig Durchgangsraum für die ankommenden Gäste der Fellhornbahn und Wartebereich für die abfahrenden Gäste ist, wurde als dunkler Ausstellungsraum gestaltet. Zentrales Element ist eine mehr als 9m lange und 2,50m hohe hinterleuchtete Glaswand mit einem spektakulären, farbigen Panorama der Allgäuer Hochalpen an der südwestlichen Wand. Die Umbaumaßnahmen erlaubte eine Freilegung des am Fellhorngrat anstehenden Flyschgesteines, das an der nordöstlichen Wand des Ausstellungsraumes von den Besuchern regelrecht befühlt werden kann (Flyschfenster). Ferner werden an dieser Seite die beiden wichtigsten anderen im Projektgebiet vorkommenden Gesteinsarten ausgestellt (Hauptdolomit und Schrattenkalk). Diese wurden als sog. Trockensteinmauern aus gesägtem Originalgestein hoch gemauert. Integriert in diese Steinmauer sind hinterleuchtete Glasbilder bzw. Text und Bildinformationen zur jeweiligen Gesteinsart. An einem Köpfhörer abrufbar erzählt jede Gesteinsart ihre Geschichte. Ergänzt werden die Exponate durch einzelne 3D-Bilder.
§ Dezentrale Info-Stationen
An dezentralen Informationsstationen im Projektgebiet soll anhand des Informationsträgers Stele direkt im Gelände auf naturkundlichen Zusammenhänge verweisen und auf Besonderheiten an Ort und Stelle aufmerksam gemacht werden.
Standorte: Freibergsee (Entstehung und Ökologie eines alpinen Sees) und Stillach (alpiner Wildfluss)


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Fertigstellung der einzelnen Stationen wurden jeweils mit einer Eröffnungsfeier eingeweiht. Dazu erfolgte jeweils eine Berichterstattung in der Presse und im lokalen Fernsehen. Als Werbemittel wurde ein Flyer sowie ein Internet-Auftritt erstellt. In Vorbereitung ist außerdem eine Info-Mappe für Schulen, Exkursionsgruppen und weitere Interessierte. Das Projekt wird vom gesamten Tourismus im Oberallgäu und Kleinwalsertal, insbes. durch die Marktgemeinde Oberstdorf und die Fellhornbahn beworben.


Fazit

Die Erfahrungen und Besucherzählungen in den bestehenden Ausstellungsräumen Altes Rathaus und Fellhorn erwiesen sich bereits als überaus positiv. Die Besucherzahlen dort sind nach wie vor auf hohem Niveau. Auf den neu installierten Lehrpfaden sind die Besucher zahlenmäßig nicht zu erfassen. Die eingerichteten Informationsstationen stoßen aber bei den Besuchern / Wanderern auf großes Interesse, wie immer wieder beobachtet werden kann.
Als Erfolg des Konzeptes kann auch gewertet werden, dass sich weitere Institutionen in der Region dem Konzept anschließen wollen und ihre naturkundliche Information nach dem Konzept der Bergschau vermitteln wollen. Somit wird das Gesamtsystem BERGSCHAU weiter fortgeführt und sinnvoll ergänzt (Bsp. Gemeinde Mittelberg, Breitachklamm, Fellhornbahn).

Übersicht

Fördersumme

125.000,00 €

Förderzeitraum

02.01.2003 - 02.09.2004

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation