Projekt 19566/01

Optimierung eines Passivhaus-Systems anhand eines Kindergartenneubaus

Projektträger

Gemeinde Dörpen
Hauptstr. 25
26892 Dörpen
Telefon: 04963/402-21

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Im Rahmen des Projektes soll ein Kindergartenneubau in Passivhausbauweise errichtet werden. Dabei sollen insbesondere folgende Ziele erreicht werden:
· Exemplarische Errichtung eines öffentlich Gebäudes in Passivhausbauweise
· Optimierung des Passivhausbausystem der Fa. ÖkoTec im Hinblick auf große Gebäude
· Vermittlung des Basiswissens zum Thema Passivhaus an einen großen Teil der Bevölkerung
· Erhöhung des Akzeptanz der Passivhausbauweise in der Bevölkerung


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDer vorliegende Architekten-Entwurf wurde mittels des Passivhaus-Projektierungspaketes beurteilt und im Hinblick auf den Energieverbrauch optimiert.
Der Kindergarten wurde komplett in Holzrahmenbauweise unter Einbeziehung des Trus-Joist-Framework-System errichtet. Die Anschlussdetails der einzelnen Elemente (Wand-Wand, Wand-Dach, ..) wurden hinsichtlich der Wärmebrückenfreiheit untersucht und optimiert. Die Glasfassaden wurden mit einem Holz-Aluminium-System der Firma RAICO umgesetzt. Die Zulufterwärmung wurde über einzelne Heizelemente in den Gruppenräumen umgesetzt. Hierdurch sollte eine der Nutzung entsprechende Beheizung ermöglicht werden.
Während der Bauphase wurden die Dämmung und die Dichtigkeit der Gebäudehülle durch Blower-Door-Messungen sowie Thermografie-Aufnahmen überprüft.
Nach Fertigstellung und Inbetriebnahme des Kindergartens wurde über einen Zeitraum von 12 Monaten eine energetische Vermessung vorgenommen.In mehreren Gesprächen wurden die Nutzer des Gebäudes über dessen Funktionsweise und die Benutzung der einzelnen Systeme (Nachheizung, Verschattung) informiert.


Ergebnisse und Diskussion

Eine Umsetzung des vorliegenden Gebäudeentwurfs als Passivhaus war problemlos möglich, da von vornherein eine gute Südausrichtung des Gebäudes vorlag. Lediglich der Bewegungsraum hatte hinsichtlich der großen Fensterfläche eine West-Ausrichtung, aufgrund der dort gewünschten etwas geringeren Raumtemperatur war dies jedoch akzeptabel.
Die Regelung der Temperatur in den einzelnen Gruppenräumen über Einzelraumregelungen und dezentrale Zulufterwärmung erwies sich als zu aufwändig für die Bedienung durch die Mitarbeiter. Die einge-setzte relativ umfangreiche Regelung wurde meist nicht richtig bedient. Vor allem weil eine Änderung der Einstellung ja mit relativ großer zeitlicher Verzögerung umgesetzt wird. Besser wäre eine zentrale Steue-rung mit wenigen Funktionen.
Die Errichtung des Holzrahmenbaus mit dem Trus-Joist-System war ohne Probleme möglich. Obwohl es sich bei diesem Kindergarten um ein großes Gebäude mit einem komplizierten statischen System handelte, konnten alle Gebäudeteile mit den im System verfügbaren Elementen realisiert werden. Der angestrebte hohe Vorfertigungsgrad bei den Elementen konnte im Dach nur bedingt realisiert werden, da durch die geometrischen und statischen Vorgaben die Dach-Elemente für den Transport zu groß geworden wären und ein Spezialtransport den Kostenrahmen überschritten hätte.
Hinsichtlich der Luftdichtigkeit des Gebäudes gab es einige Probleme. In den ersten Messungen wurden zu hohe Werte ermittelt. Die Ursache hierfür lag in verschiedenen Bereichen: Bei der Elektroinstallation wurde beispielsweise an einigen Stellen die luftdichte Hülle verletzt. Ferner wurde der Kindergarten mit einer Akustikdecke versehen. Bei der Befestigung der einzelnen Elemente wurde die darunter liegende Dampfbremsfolie beschädigt. Da die einzelnen Platten in Sicht bleiben und ein Abnehmen der Platten nur sehr aufwändig möglich ist, konnte hier nur bedingt nachgearbeitet werden. Durch den Einsatz der Blower-Door in Verbindung mit Thermografie-Aufnahmen konnten die Undichtigkeiten ansonsten gut lokalisiert und beseitigt werden.
Der Energieverbrauch des Gebäudes lag mit etwa 25 kWh/m²a in der ersten Heizperiode höher als erwartet. Die Gründe hierfür lagen an verschiedenen Stellen: So wurde während der Heizperiode noch an einigen Stellen die Dichtigkeit (s.o.) nachgearbeitet. Ferner wurden von den Nutzern die Jalousien auch während der Heizperiode heruntergefahren, weil die thematische Arbeit in den Gruppenräumen dies erforderte. Somit lagen die erzielten solaren Gewinne unter den vorausgesagten Werten. Ein weiterer Grund lag in der anfangs unzureichenden Einstellung der Regelung für die einzelnen Räume.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Projekt ist als Beitrag für die Passivhaustagung 2005 angemeldet. Ferner wurden mehrere Artikel in der regionalen Presse sowie in überregionalen Zeitschriften veröffentlicht. Außerdem wird auf der Internetseite und den Produktinfos der Firma ÖkoTec GmbH über das Vorhaben berichtet.


Fazit

Im Rahmen des Projektes konnte gezeigt werden, dass auch ein Kindergarten mit einem anspruchsvollen architektonischen Konzept als Passivhaus realisiert werden kann. Das eingesetzte Bausystem in Holzrahmenbauweise aus Holzstegträgern hat sich als geeignet für die Realisierung dieser vergleichsweise aufwändigen Konstruktion erwiesen.
Wichtig für die Akzeptanz des Systems durch die Nutzer ist eine möglichst einfache Bedienung der technischen Anlagen. Außerdem ist eine ausführliche Erläuterung des Funktionsprinzips und der einzelnen Komponenten erforderlich, damit sich die Nutzer auch mit ihrem Passivhaus identifizieren.

Übersicht

Fördersumme

110.677,00 €

Förderzeitraum

16.05.2002 - 17.05.2005

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik