Projekt 19500/03

Geschenk der DBU an die Jugend: KURS 21 – Initiative zur Entwicklung eines Umweltdialogs zwischen Schulen und Unternehmen

Projektträger

Institut Unternehmen & Schule (UnS) GmbH
Dechenstr. 2
53117 Bonn

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Ziel ist es, auf der Basis von Lernpartnerschaften einen Umweltdialog zwischen Jugendlichen und Unternehmen zu initiieren und langfristig zu institutionalisieren. Das Projekt basiert auf zwei Säulen: Das Wuppertal-Institut entwickelt und erprobt didaktisch professionelle Lernbausteine zu umweltbezogenen Themen für Schulen, durch die Schülern neben sehr praxisorientierten Inhalten auch ein Überblick über das Grundlagenwissen im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit vermittelt werden soll. Das Wuppertal Insti-tut baut auf seine langjährigen Erfahrungen und seine Forschungsaktivitäten auf, welche die Entwicklung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsidee in Unternehmen und Schulen zum Inhalt hatten. Die Lernbausteine werden ergänzt durch ein Kaleidoskop von Möglichkeiten, das vom Institut Unternehmen & Schule auf der Basis der bereits bestehenden Lernpartnerschaften entwickelt wird. Die Konzeption eines weit-räumigen Transfers dieser Lernbausteine fußt auf dem KURS-Modell des Instituts Unternehmen & Schule, einer bisher regional erprobten Strategie zur Bildung und Institutionalisierung von langfristig tragfähi-gen Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen.

Das Projekt ist ein Baustein des Geschenks der DBU an die Jugend anlässlich ihres 10. Stiftungsjubiläums.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas Projekt KURS 21 versteht sich als praxisorientierter Beitrag zur Bildung für Nachhaltigkeit im Sinne der Agenda 21. Die Grundprinzipien des Kommunikationsmodells in KURS 21 sind:
(1) Antizipation: darin ist zum einen ein verbindliches ethisches Gebot zur Nachhaltigkeit integriert; zum anderen sind die ökologischen, sozialen und ökonomischen Leitplanken einer lebenswerten Zukunft an-gesprochen,
(2) Partizipation zielt auf aktive Teilhabe an nachhaltiger Entwicklung und sensibilisiert für ihren Aufforderungscharakter.
Dem integralen Blick des Leitbildes ökologischer, sozialer und ökonomischer Zukunftsfähigkeit entspricht ein pädagogisches Konzept, das der Komplexität des Vorhabens nachhaltige Entwicklung gerecht wird, und das an den aktuellen Handlungssystemen Jugendlicher ansetzt. Aus diesem Grund greift KURS 21 auf das Modell der sozio-ökologischen Umweltbildung zurück. Die Projektteilnehmer werden einerseits in vertrauten sozialen Rollen angesprochen und an die je spezifischen Themen zukunftsfähigen Entwicklung herangeführt. Andererseits eröffnet die Herausforderung Nachhaltigkeit neue Denk- und Handlungsspielräume, die von allen Beteiligten experimentierend erschlossen werden. KURS 21 zielt nicht auf die Vermittlung vorgefertigter Inhalte zum Thema, sondern auf die Eigendynamik eines lebenspraktischen Problemlösungsprozesses.
Zielgruppe von KURS 21 sind Schüler und Schülerinnen der Sekundarstufe I und II aller möglichen Schulformen sowie Unternehmen verschiedener Branchen.
Der Ablauf der Initiative KURS 21 ist wie folgt geplant:
Modellentwicklung: In den ersten Jahren (2002-2004) entwickelt eine zentrale Arbeitsgruppe (die KURS 21-Zentrale) an den Standorten Wuppertal und Köln Instrumente und didaktisch-professionelle Lernbausteine für den Umweltdialog Schule - Wirtschaft und bereitet den Transfer in andere Bundesländer vor.
Transfer in andere Bundesländer: Ab Anfang 2003 werden in drei weiteren Bundesländern KURS 21-Büros gegründet. Mit ihrer Hilfe soll versucht werden, die in Wuppertal/Köln entwickelten Lernbausteine und Kooperationserfahrungen zu transferieren, Lernpartnerschaften und Lernpartnerschaftsnetze in diesen Bundesländern aufzubauen und eine Transferlogistik zu entwickeln.
Langfristperspektive: Im Jahr 2005 reduziert sich die Förderung der DBU erheblich und endet dann. Unabhängig davon sollen die Inhalte und Zielsetzungen des Projektes über die Projektlaufzeit hinaus weiter verfolgt werden. Zum einen soll in den bis dahin erfassten Bundesländern versucht werden, Schulbehörden und Wirtschaftsorganisationen (z. B. IHKn) als Träger für die Weiterführung von KURS 21 - evtl. koordiniert mit dem umfassenderen KURS-Konzept - zu gewinnen. Zum zweiten soll das Zentralbüro mit Unterstützung der Projektpartner den bundesweiten Transfer anstoßen.


Ergebnisse und Diskussion

Bei der Darstellung der Ergebnisse nehmen wir Bezug auf die oben genannten Zielsetzungen und Arbeitsschritte der Initiative.

Zielsetzung 1: Erstellung von Materialien für einen Umweltdialog von Schülern mit Unternehmen: Im Verlaufszeitraum der Initiative 2002 bis 2005 erstellten die Projektpartner die folgenden Materialien:
Wuppertal Institut (Hrsg.): KURS 21 Lernmodule für Lernpartnerschaften Schule - Wirtschaft. Wuppertal: September 2004.
Einführung (24 S.), Lernmodul 1: Nachhaltige Entwicklung (64 S.), Lernmodul 2: Produkte, Dienstleistungen und Nachhaltigkeit (54 S.), Lernmodul 3: Unternehmen und Nachhaltigkeit (44 S.), Lernmodul 4: Unternehmen in einer globalisierten Welt (52 S.)
Institut Unternehmen & Schule GmbH (Hrsg.): KURS 21 Einstiegsmaterialien. Impulse und Anregungen zur Gestaltung gemeinsamer Aktivitäten. Bonn: Februar 2006.
Themenheft 0: Einführung (14 S.), Themenheft 1: Erste Annäherungen an das Partnerunternehmen (34 S.), Themenheft 2: Unternehmen und Faktor Energie (36 S.), Themenheft 3: Arbeit und Gesundheit (32 S.)
Institut Unternehmen & Schule GmbH (Hrsg.): Lernpartnerschaften konkret. 60 Unterrichtsbeispiele aus KURS 21 - Lernpartnerschaften. CD / Internet-Navigationssystem (ca. 500 S.)
Im Rahmen des Anschlussprojektes KURS 21 Baden-Württemberg und Thüringen wurden erstellt:
Institut Unternehmen & Schule GmbH (Hrsg.): KURS 21 Baden-Württemberg: Unterrichtsmaterialien zur Kooperation mit Unternehmen. Bonn: 1. Auflage 2007 und unter Förderung des Wirtschaftsministeriums Thüringen eine Ausgabe für den Freistaat Thüringen, Bonn 2007.
Themenheft 0: Einführung (22 S.), Themenheft 1: Energie und Klimaschutz (46 S.), Themenheft 2: Lärm (28 S.), Themenheft 3: Produkte und Produktqualität (60 S.)

Zielsetzung2: Entwicklung eines Konzeptes für den Umweltdialog von Schulen und Unternehmen auf der Basis von Lernpartnerschaften und Transfer dieses Konzeptes

Modellphase: 1.1.2002 bis 28.2.2003
Auf der Basis von ca. 300 bestehenden und von 12 in Wuppertal neu entwickelten Lernpartnerschaften sammelten die Partner Erfahrungen für einen Umweltdialog von Schulen und Unternehmen und entwickelten Instrumente für einen Transfer.
Aufbau von 12 Modellpartnerschaften im Großraum Wuppertal
Erstellung eines digitalen Kompendiums Lernpartnerschaften konkret mit 60 Best-Practice-Beispielen aus bestehenden Lernpartnerschaften (s. o.)
Aufbau einer Homepage www.KURS-21.de
Konzeption und Erstausgabe eines Newsletters
Vorbereitung des Transfers in den Ländern:
Gewinnung der IHKn als Partner der Wirtschaft für KURS 21
Schirmherrschaft der Kultusminister in den drei Transferländern
Transferphase (Hauptförderung): 1.3.2003 bis 31.12.2004
Start in den 3 Bundesländern Baden-Württemberg, Sachsen, Thüringen
Zentrale Kick-Off-Veranstaltung im ZUK in Osnabrück (10.3.2003)
Kick-Off-Veranstaltungen in Stuttgart, Leipzig und Erfurt mit Beiträgen der Kultusminister
Aufbau von jeweils mindestens 20 Lernpartnerschaften
Einrichtung eines interministeriellen Lenkungsausschusses
Entwicklung, Testung und Erstellung von Lernmodulen Nachhaltiges Wirtschaften
Schulungsveranstaltungen zu den Lernmodulen
Einführung von Lernmodulen in ausgewählten Lernpartnerschaften
Foren für Lehrer und Unternehmensvertreter
Öffentlichkeitsarbeit: 4 weitere Newsletter, Berichte in Zeitungen, Fernsehen, Berichte auf der Home-page
Arrondierungsphase: 1.1.2005 bis 31.12.2005
In den Transferländern sind im Mittel 25 Kooperationen zustande gekommen
Unterrichtsmaterialien für einen praxisnahen Einstieg in Nachhaltigkeitsthemen (Shuttlebausteine) erleichtern den Aufbau von Lernpartnerschaften

Als weitere Partner der Wirtschaft für KURS 21 werden die Handwerkskammern gewonnen
Der Kontakt mit anderen Initiativen (z. B. TeamArbeit für Deutschland) und Organisationen (z. B. den Schulämtern) führt zu gemeinsamen Aktivitäten und zum Transfer von KURS 21 - Inhalten und Zie-len
In allen drei Transferländer stellen die Ministerien ESF-Mittel zur Weiterführung von KURS 21 in Aussicht Hessen hat begonnen, KURS-21-Netze aufzubauen; Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und weitere Bundesländer sind an KURS 21 interessiert
In allen drei Transferländern und weiteren Bundesländern finden Lehrerfortbildungen zu KURS 21 statt, um das Know-How der Initiative in den regionalen Strukturen zu verankern
In NRW wird KURS 21 Wuppertal auf das Bergischen Städtedreieck (Wuppertal, Solingen, Remscheid) ausgedehnt
Abschlussveranstaltung im ZUK Osnabrück: 12. Dezember 2006
Verstetigung: ab 2006
Landesinitiative KURS 21 Baden-Württemberg: Das Wirtschaftsministerium sowie das Umwelt- und das Kultusministerium Baden-Württemberg stellen umfangreiche Mittel für eine Landesinitiative KURS 21 zur Verfügung, unterstützt durch ein Partner-Konsortium aus Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern.
Bis 31.12.2007 werden 130 Lernpartnerschaften und Netze in allen Regierungsbezirken aufge-baut
Im Auftrag des Kultusministeriums entsteht ein weiteres Unterrichtswerk KURS 21 Baden-Württemberg (s. o.)
In mehreren Regionen des Landes haben die Kammern das Konzept aufgegriffen und führen es eigenständig weiter fort
Landesinitiative KURS 21 Thüringen: Das Bildungswerk Thüringen führt KURS 21 in West- und Mittelthüringen, die IHK Gera in Ostthüringen weiter fort. Einige Landkreisen (Altenburger Land, Saal-Holzland-Kreis) übernehmen das Konzept und bauen selbsttragende Lernpartnerschaftsnetze auf.
Einfluss auf die Schule-Wirtschafts-Arbeit in anderen Bundesländern
Nordrhein-Westfalen: Das Kultusministerium fordert flächendeckend nachhaltige Lernpartnerschaften für weiterführende Schulen.
Andere Bundesländer: Hessen: KURS 21 Nordhessen wird fortgeführt. Schleswig-Holstein, Sachsen und andere Bundesländer: Lernpartnerschaften spielen unter Nutzung der KURS 21-Konzepte und -materialien als Kooperationsmodell Schule-Wirtschaft eine zunehmend wichtige Rolle.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Initiative KURS 21 kann auf ein beachtliches öffentliches Echo zurückblicken.
Ratifizierungen, Ausstellungen, Foren, die Auftaktveranstaltungen und andere besondere Events werden von der Lokalpresse aufgegriffen werden.
Überregionale Zeitungen greifen zudem grundsätzlichen Aspekte von KURS 21 oder Veranstaltungen mit bedeutenden Politikern auf - z.B. drei von Bundeswirtschaftsminister Clement begleitete Veranstaltungen zur Unterzeichnung von Kooperationsverträgen.
Zudem wurde in Radio- und Fernsehberichten auf die Initiative hingewiesen und es entstanden Filmbeiträge.
Weiterhin sorgten eigene Publikationen und Instrumente für Publizität:
Einzelergebnisse von KURS 21 sind in mehr als 150 Einzelartikeln auf der Homepage unter www.KURS-21.de dokumentiert. In Kurzform werden diese noch einmal im UnS-Newsletter unter www.unternehmen-schule.de gespiegelt.
Flyer, PowerPoint-Beiträge, Basisartikel informieren Interessenten oder auch Partner (in Ministerien, IHKn usw.) über das Konzept von KURS 21
Sechs Auflagen eines vierseitigen Newsletters (Auflage jeweils 2000) berichten in journalistischer Aufmachung über den jeweiligen Stand der Initiative
Best-Practice-Informationen und Unterrichtsmaterialien sorgen für eine inhaltliche Information und Unterstützung der Kooperationslehrer und der kooperierenden Mitarbeiter (s.o.)
Als umfassender Beitrag zum Stand des Lernpartnerschaftskonzeptes erschien im Juni 2005 als Monographie: Günter Vollmer: Unternehmen machen Schule. Mit Lernpartnerschaften zu wirtschaftsori-entierten Bildungslandschaften. Bonn 2005. 208 Seiten.
KURS 21 wurde in Vorträgen und Präsentationen auf regionalen bis hin zu bundesweiten, zumeist für Lehrer oder Multiplikatoren bestimmten Veranstaltungen, präsentiert.
Von den positiven Einschätzungen und Würdigungen des Lernpartnerschaftskonzeptes sind hervorzuhe-ben:
Erster Preis der Handwerkskammer Düsseldorf für die Lernpartnerschaft des Handwerkerpools Heiligenhaus im Rahmen des Wettbewerbs Rathaus - Partner des Handwerks (2003)
Die Verleihung des Verdienstordens des Landes Nordrhein-Westfalen an Prof. Dr. Vollmer für den Aufbau von Lernpartnerschaftsnetzen Schule-Industrie in NRW (2003)
Eine vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg beantwortete Anfrage des Landtages Baden-Württemberg zum Status und zu den Perspektiven von KURS 21 (2004) empfiehlt die Weiterführung und den Ausbau von KURS 21
Ehrung der 12 Wuppertaler Lernpartnerschaften in Wuppertal am Tag der Lebendigen Unternehmenskultur in Remscheid, NRW (2004)
Mit unterschiedlichen Lernpartnerschaftsprojekten gewinnen zwei Unternehmen in ihren Kategorien den Corporate-Citizenship-Wettbewerb Enterpreis des Ministeriums für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (2005):
Nominierung von KURS Thüringen als Best-Practice-Projekt für die UN-Dekade Bildung für nachhal-tige Entwicklung
Verschiedene KURS 21 -Schulen erhaltenden Auszeichnungen, u. a. Pack the future (2004), im Rahmen der Agenda 21 (2005), Unternehmerpreis des Landes NRW (2007) u. a. m.


Fazit

Lernpartnerschaften zwischen Schulen und Unternehmen haben sich unter unterschiedlichen bildungs- und wirtschaftspolitischen Bedingungen in zumindest 6 Bundesländern als Grundform der Kooperation Schule-Wirtschaft etabliert. Dabei zeigt sich, dass die für KURS 21 entwickelten Konzepte und Instru-mente, vor allem die Unterrichtsmaterialien inhaltlichen und methodischen Einfluss auf diese Lernpartnerschaften im Sinne eines auf Themen der Zukunftsfähigkeit ausgerichteten Kooperationsverfahrens nehmen. Die Übernahme der Konzepte durch regionale Träger in Baden-Württemberg, Thüringen und in Nordrhein-Westfalen lassen einen Trend zum Aufbau nachhaltiger, selbsttragender und flächendecken-der Kooperationsnetze erkennen

Übersicht

Fördersumme

2.556.459,41 €

Förderzeitraum

17.12.2001 - 31.10.2006

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Umweltkommunikation