Projekt 19429/01

Randstreifen als Strukturelemente in der intensiv genutzten Agrarlandschaft

Projektträger

Georg-August-Universität Göttingen Zentrum für Biodiversität und Nachhaltige Landnutzung Sektion Landwirtschaft und Umwelt
Grisebachstr. 6
37077 Göttingen
Telefon: 0551/39-5538

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Saumstrukturen (Feldränder, Raine, Hecken) sind in der Agrarlandschaft in einem dramatischen Rückgang begriffen. Nach Schätzungen beträgt der Anteil von Säumen an der Fläche der Bundesrepublik Deutschland ca. 1,7 %. Im südlichen niedersächsischen Tiefland entfallen auf jeden Hektar Ackerfläche 113 lfd. m Säume; in der Börderegion Sachsen-Anhalts sind es mit 60 m nur knapp halb so viel. Aber auch Niedersachsen verfügt über Börderegionen, die von der Landschaftsstruktur eher mit dem Magdeburger Gebiet zu vergleichen sind. Der Landkreis Wolfenbüttel umfasst ein solches Gebiet.
Ziel des Vorhabens ist es, im Landkreis Wolfenbüttel die wirtschaftenden Landwirte zur Anlage von neuen Randstreifen zu gewinnen. Dazu soll die Akzeptanz bestehender Umweltprogramme erhöht und die Auflage neuer Stilllegungsprogramme unterstützt werden.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAufgabe des Partners Landschaftspflegeverband Wolfenbüttel ist es, die Gesamtheit der Landwirte in der Region anzusprechen und unter Mitwirkung des Verbandnaturschutzes und der Naturschutzverwaltung Konzepte für streifenförmige Stilllegungsvarianten aufzustellen. Die Landwirte sind zu informieren und im günstigsten Falle zu Vertragsabschlüssen mit entsprechenden Mittelgebern zu führen. Eine hohe Zahl von teilnehmenden Landwirten mit einer großen räumlichen Verteilung im Zielgebiet wird angestrebt.
Aufgabe der Arbeitsgruppe der Universität Göttingen ist es, den in der Region ablaufenden Prozess mit ökonomischen, sozio-ökonomischen und polit-ökonomischen Kriterien zu analysieren, um die Erfolgs- und Hemmfaktoren herauszuarbeiten. Hierzu sind Analysen der Akteurskonstellationen sowie der etablierten Netzwerke erforderlich.
Die Verknüpfung von Aktions- und Strategieaspekten ist unter ressourcen- und umweltökonomischen Gesichtspunkten relevant. Bei einem erfolgreichen Handeln der Akteure können die Erfolgsfaktoren in die künftige Ausgestaltung und Umsetzung von Umweltprogrammen mit einfließen.


Ergebnisse und Diskussion

Im Rahmen des Projektes wurde zusammen mit den regionalen Partnern aus Landwirtschaft, Naturschutz und Verwaltung/Politik eine kooperative, auf Freiwilligkeit beruhende und auf die regionalen Bedürfnisse der intensiv genutzten Ackerbörde abgestimmte Entwicklung und Erprobung von Naturschutzvorhaben und Agrarumweltmaßnahmen umgesetzt. Um die Ausstattung mit naturnahen Lebensräumen zu verbessern und ausreichend Refugien für wildlebende Tiere und Pflanzen in der Kulturlandschaft bereitzustellen, aber gleichzeitig den landwirtschaftlichen Betrieben nicht die wirtschaftlichen Entwicklungs-möglichkeiten zu nehmen, wurden einerseits streifenförmige Extensivierungsstrukturen eingesetzt und andererseits Konzepte zur angemessenen finanziellen Kompensation entwickelt. So kamen einerseits heckenartige Streifen (finanziert aus der Eingriffsregelung) und Gewässerrandstreifen (Nds. Gewässerrandstreifenprogramm) dort zum Einsatz, wo Flächen längerfristig aus der Produktion genommen werden sollen. Andererseits wurde die Maßnahme Blühstreifen, in der Landwirte Streifen hochproduktiver Schläge für bis zu 5 Jahre extensivieren, entwickelt, erprobt und mit Hilfe des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums erfolgreich ins Niedersächsische Agrarumweltprogramm (NAU) integriert.
Insgesamt wurden in der Projektlaufzeit ca. 250 km Rand- und Blühstreifen in der Region angelegt. Durch das Niedersächsische Agrarumweltprogramm, das aus dem Vorhaben heraus initiiert wurde, entstanden im Landkreis Wolfenbüttel 127 ha Blühstreifen, in ganz Niedersachsen waren es ca. 4000 ha. Neben den Landes-Fördermitteln (Agrarumweltprogramme) wurden auch gezielte projektinterne Maßnahmen entwickelt. Neuartige Förderinstrumente wie Wettbewerbe und Betriebsentwicklungspläne (Hof-Naturschutzpläne) wurden erprobt.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Das Vorhaben wurde auf wissenschaftlichen Tagungen, vornehmlich aus dem Bereich der Ressourcenökonomie und der Politischen Ökonomie diskutiert. Seminare zu Naturschutz und Naturschutzberatung wurden abgehalten und unterstützt. Es erfolgten Publikationen in Zeitschriften und Sammelwerken. Populäre Darstellungen erfolgten in der Regionalpresse. Regionale Messen (Harz und Heide, BS) und Fachausstellungen (DLG-Feldtage) dienten ebenfalls als Multiplikationsplattformen. Regionale Akteure aus Landwirtschaft und Naturschutz waren durch Feldveranstaltungen eingebunden.


Fazit

Es hat sich gezeigt, dass Landwirte auch in Intensiv-Agrarregionen für das Anlegen von Saumstrukturen gewonnen werden können. Als hilfreich erwies sich die vermittelnde Tätigkeit einer intermediären Organi-sation, hier in Gestalt eines Landschaftspflegeverbandes. Wenn es gelingt, Fördermittel zielgerichtet an-zubieten und auf produktionstechnische Aspekte abzustimmen, stellt sich eine verbesserte Akzeptanz ein.
Blühstreifen sind eine wirksame Einstiegsmaßnahme, die zwar naturschutzfachlich nicht allen Anforderungen gerecht wird; sie kann aber allein aufgrund der Masse erwünschte Nebeneffekte erbringen. Aus der Teilnehmerschaft der Landwirte können aufgeschlossene Partner für weitergehende höherwertige Maßnahmen gewonnen werden

Übersicht

Fördersumme

418.494,00 €

Förderzeitraum

01.07.2002 - 30.03.2007

Internet

www.uni-goettingen.de/ZLU

Bundesland

Niedersachsen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz