Projekt 19383/01

Forschungs- und Kommunikationsprogramm zur Verbesserung der Entscheidungsgrundlagen bezüglich Mobilfunkanlagen auf kirchlichen Gebäuden

Projektträger

FEST Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft e. V. Institut für Interdisziplinäre Forschung
Schmeilweg 5
69118 Heidelberg
Telefon: 06221/9122-34

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Es sollte versucht werden, in mehreren Schritten Voraussetzungen zu schaffen, um zukünftig die Entscheidungsgrundlagen hinsichtlich der Installation von Mobilfunksendeanlagen zunächst für kirchliche Entscheidungsträger zu verbessern. Die Ergebnisse der Arbeitsschritte können darüber hinaus auch für kommunale und private Entscheidungsträger hilfreich sein.
Das Projekt sollte aber auch dazu beitragen, die Informationslage in der Bevölkerung insgesamt zu verbessern, denn die allgemeinverständlichen Informationen über die physikalischen Grundlagen und die dargestellten Fallbeispiele sind keine kirchenspezifischen Fakten. Dies gilt ebenso für die bisher nicht sehr ausgeprägte Risikokommunikation.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden(1) Darstellung der gegenwärtigen Beschlusslage im Bereich der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Diözesen; dazu wird eine flächendeckende Umfrage durchgeführt. Für einzelne Landeskirchen und Diözesen wird eine detailliertere Bestandsaufnahme erarbeitet.
(geplant Februar bis Juli 2002).
(2) Erarbeitung einer Broschüre (Handreichung), in der auf folgende Aspekte eingegangen wird:
- die neuere technische Entwicklung;
- der derzeitige Stand der Erkenntnisse bezüglich Gesundheitsrisiken;
- die wichtigsten Argumentationslinien der ethischen, gesellschaftlichen, ökonomischen Diskussion;
- Prüfkriterien für Entscheidungsträger
(geplant April bis Oktober 2002, realisiert: April 2002 bis April 2003).
(3) Einführung der Broschüre mithilfe von Workshops mit Entscheidungsträgern, Interessierten und Betroffenen;
Erarbeitung eines Mustervortrags; teilnehmende Beobachtung und Beratung bei Entscheidungsprozessen;
Detaillierte Analysen von Konfliktfällen und Erarbeitung von Empfehlungen; Präsentation der Ergebnisse in den richtliniengebenden Gremien auf der Ebene von EKD und Deutscher Bischofskonferenz
(geplant September 2002 bis Oktober 2003), realisiert: April 2003 bis Dezember 2004).


Ergebnisse und Diskussion

(1) Die Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Beschlusslage im Bereich der evangelischen Landeskirchen und der katholischen Diözesen wurde in Form einer Landkarte dargestellt, die die unterschiedliche Haltung der Kirchen/Diözesen wiedergibt; diese Landkarte musste im Laufe des Projektes revi-diert werden, da sich die Beschlusslagen teilweise änderten.
(2) Die Broschüre wurde wie geplant erstellt; allerdings konnte sie erst zum Ökumenischen Kirchentag im Mai 2003 vorgelegt werden, da sich im Laufe der Erarbeitung der Broschüre ein erheblicher Diskussionsbedarf ergab, um die zum Teil sehr divergenten Einschätzungen der Bewertungen der Risiken der Mobilfunktechniken ins Gespräch zu bringen. Um die Broschüre möglichst gut abzusichern, was die Darstellung der technischen Zusammenhänge betrifft, wurde ein zeitaufwändiges, mehrstufiges Begutachtungsverfahren der für die Broschüre vorgesehenen Texte durchgeführt.
Bei der Erarbeitung der Broschüre wurden mehrere Problemfelder offenkundig, die in der Folge bearbeitet wurden. Dazu gehörten unter anderem
(a) Anregungen zur Überarbeitung des sogenannten Mustervertrages der EKD,
(b) die Zusammenarbeit mit der Evangelischen Fachstelle für Arbeitssicherheit (EFAS) zur Verbesserung der Kennzeichnung von Kirchtürmen mit Mobilfunkantennen und
(c) die Formulierung eines weiteres Forschungsbedarfs bezüglich der Folgen von Mobilfunkantennen auf Kirchtürmen für die Populationen von Tieren auf den Türmen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Broschüre wurde in einer Auflage von 6.500 Exemplaren gedruckt; sie ist seit September 2004 vergriffen. Um die nach wie vor bestehende Nachfrage zu decken, wurde eine CD-ROM-Version der Broschüre erstellt, die jetzt nach Bedarf gegen Erstattung der Selbstkosten abgegeben werden kann.
Auf dem Ökumenischen Kirchentag wurde das Thema am gemeinsamen Stand von DBU und ev./kath. Umweltbeauftragten behandelt. Insgesamt haben in der bis Ende 2004 verlängerten Projektlaufzeit mindestens acht ein- bis zweitägige Veranstaltungen stattgefunden, auf denen die Broschüre und die Möglichkeit, mit dieser Broschüre zu arbeiten, im Mittelpunkt standen. Eine einzige Veranstaltung- die in Verbindung mit der Kinderumwelt GmbH in Osnabrück im November 2004 vorgesehen war -musste aufgrund einer zu niedrigen Zahl von Anmeldungen abgesagt werden.
Außerdem wurden weitere Konsultationen mit Fachleuten sowie Gespräche mit Betreibern durchgeführt. Die Broschüre wurden auch, wie vorgesehen, in den richtliniengebenden Gremien auf der Ebene von EKD und Deutscher Bischofskonferenz diskutiert, für die Überarbeitung des EKD-Mustervertrages wurde sie mit herangezogen.
Seit Erscheinen der Broschüre verwenden die ev. und kath. Umweltbeauftragten die Broschüre als Unterlage in ihren Beratungen in vielen Streitschlichtungsfällen; die Verfasser der Broschüre wurden seitdem verstärkt in derartige Fälle einbezogen.
Auch die Folien Mustervortrag wurden zahlreich angefordert und kommen bei dieser Arbeit zum Einsatz.
Das Thema ist in den Fällen, in denen es zu scharfen Auseinandersetzungen in Kirchengemeinden kam, jedoch so sensibel, dass die Gemeinden es ablehnten, dass ihr Fall für eine größere Öffentlichkeit publiziert wird.


Fazit

Das Projekt konnte inhaltlich wie geplant durchgeführt werden, die Bearbeitungszeit war jedoch erheblich länger als zunächst vorgesehen. Die erarbeiteten Materialien haben eine hohe Nachfrage gefunden und sind zum Bestandteil der Arbeitsgrundlagen kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geworden; sie haben sich in einer ganzen Reihe von aktuellen Entscheidungssituationen bewährt. Allerdings zeigt sich, dass die Positionen radikaler Mobilfunkgegner auf der einen und uneingeschränkten Befürwortern moderner Technik auf der anderen Seite nicht zu versöhnen sind.
Die Aufmerksamkeit und die Intensität der öffentlichen Auseinandersetzung ist derzeit etwas niedriger, kann durch die Diskussion um UMTS aber wieder neu an Bedeutung gewinnen.
Das Projekt wird von den Beteiligten deshalb als unverändert wichtig eingeschätzt.

Übersicht

Fördersumme

102.000,00 €

Förderzeitraum

24.10.2001 - 31.05.2004

Bundesland

Baden-Württemberg

Schlagwörter

Umwelttechnik