Projekt 19208/01

Energetische Gebäudesanierung mit Faktor 10

Projektträger

Schulze DarupArchitekt
90475 Nürnberg

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Die Bereitstellung von Raumwärme führt zu einem Drittel der Kohlendioxid-Emissionen in der BRD. Im Gegensatz zu den anderen Emissionssektoren stehen kostengünstige technische Lösungskonzepte zur Verfügung, um zeitnah deutliche CO2-Reduktionen durch die energetische Sanierung des Gebäudebe-standes zu erhalten. Derzeit werden jährlich 2 % der Gebäude saniert, davon nur ein geringer Anteil energetisch optimal. Ziel ist eine jährliche Sanierungsrate von 3 bis 3,5 % bei nachhaltigen energetischen Standards bis hin zum Faktor 10. Die technischen Komponenten dafür stehen im Neubaubereich vor allem durch die Passivhaus-Technik seit einigen Jahren zur Verfügung. Deren Weiterentwicklung und Anpassung an die Anforderungen der Sanierung in Verbindung mit der dazu erforderlichen Öffentlichkeits-arbeit stellte das wesentliches Ziel des Vorhabens dar.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAuf der Grundlage durchgeführter Projekte und einer Gebäudetypologie wurden Energieeffizienz, Wirtschaftlichkeit und ökologische Aspekte energetischer Sanierungsmaßnahmen überprüft. Daraus resultierend wurden Zielgrößen für die Sanierungs- und Komponentenkosten erstellt, die kurz- und mittelfristig erzielbar sind. Auf der Basis marktüblicher Finanzierungsberechnungen wurden die daraus erwachsen-den Anforderungen für zukünftige Finanzierungs- und Umsetzungsmodelle ermittelt. Vor allem wurde parallel dazu gemeinsam mit Industriepartnern zielgerichtet Entwicklung von Komponenten betrieben.
Am wichtigsten ist die Durchführung von beispielhaften Sanierungsvorhaben. Nur durch praktische Umsetzung können Erfahrungen gesammelt sowie grundlegende Impulse gegeben und Multiplikatorwirkung erzielt werden. Zu diesem Zweck wurde zielgerichtete Öffentlichkeitsarbeit durchgeführt. Ein wesentlicher Inhalt der ersten Projektphase war zudem die Erarbeitung von Strategien zur breitenwirksamen Umsetzung der Techniken.


Ergebnisse und Diskussion

Auf der Grundlage von Planungsdurchgängen für charakteristische Gebäudetypen wurden Kennwerte und Anforderungen für nachhaltige Gebäudesanierung ermittelt. Darauf basierend wurden Passivhauskomponenten aus dem Neubaubereich gemeinsam mit den Industriepartnern weiter entwickelt unter Be-rücksichtigung der spezifischen Gegebenheiten für die Sanierung und Modernisierung. Sie wurden bei ersten Projekten erfolgreich angewandt. Auswertungen zeigen Ergebnisse, die mit den Zielvorgaben des Projektes korrespondieren und sie zum Teil übertreffen. Das betrifft folgende Bereiche:
· Es wird eine hohe bauphysikalische Behaglichkeit erreicht, der Komfort für die Bewohner wird ge-genüber Standardsanierungen deutlich erhöht
· Bautenschutzaspekte konnten deutlich verbessert werden: sanierungstypische Schadensbilder wie Tauwasserausfall oder Schimmelpilzbefall treten bei Faktor-10-Sanierungen nicht mehr auf· Die Raumluftqualität wird durch die Lüftungstechnik deutlich verbessert, der Zwang zum Fensterlüften mit dem daraus resultierenden Fehlverhalten der Nutzer entfällt; durch Untersuchungen wurde im Umkehrschluss festgestellt, dass gängige Fensterlüftung die Anforderungen an Raumlufthygiene in den meisten Fällen nicht erfüllt
· Ökologische Parameter wurden in einer gesonderten Untersuchung dargestellt: Faktor-10-Technologie sorgt in allen untersuchten Bereichen für eine Verbesserung der jeweiligen Beurteilung; das gilt für Ressourcen-, Emissions- und Lebenszyklusbetrachtungen
· Für ökonomische Betrachtungen gilt die gleiche Aussage, allerdings verdeutlichen sich die positiven Argumente vor allem bei Langfristbetrachtungen· Energieeffizienz als Argument für Ressourcenschutz verknüpft sich mit der Aussage der langfristig gesicherten niedrigen Betriebskosten, selbst bei den zu erwartenden stark steigenden Energiepreisen
· Einen wichtigen Wirtschaftlichkeitsfaktor stellt der hohe Komfort von Faktor-10-Modernisierungen dar, durch den eine langfristige Vermietbarkeit mit geringer Leerstandsrate gesichert wird
· Der nachhaltige Sanierungsstandard führt zu einer langdauernden Wertbeständigkeit der hochwertig sanierten Immobilien, es sind keine weiteren Modernisierungseingriffe an der Gebäudehülle in den nächsten 40 bis 50 Jahren erforderlich.
· Hinsichtlich Klima- und Ressourcenschutz ist korrespondierend die Aussage möglich, dass absehbare Regierungsprogramme auch bei hohen Anforderungen in den nächsten 50 Jahren durch diese Art der Technologie abgedeckt sind. Insofern ist für die Eigentümer auch bei sich verschärfenden Anforderungen keine Neuinvestition vor Ablauf des (technisch bedingten) Abschreibungszeitraums zu erwarten.
Die intendierte zweite Projektphase zur bundesweiten Umsetzung der Technologie konnte durch das Zusammenwirken mit der Deutschen Energieagentur bereits deutlich früher als geplant realisiert werden. Das DBU-Projekt war mit grundlegenden Anstößen in die Konzeptphase des DENA-Vorhabens Niedrig-energiehaus im Bestand (www.neh-im-bestand.de) eingebunden, in dessen Rahmen 21 hoch energieeffiziente Wohngebäudesanierungen in allen Bundesländern durchgeführt werden. Damit wird das ur-sprüngliche DBU-Ziel von 6 bis 8 Modellprojekten in positivster Weise übertroffen. Die Fortführung mit breitenwirksamer Strategie ist seitens der DENA geplant.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Projektergebnisse werden in Form einer zusammenfassenden Broschüre übersichtlich dargestellt. Die Broschüre ist bei der DBU oder den Industriepartnern zu bestellen oder ist kostenlos per Download erhältlich. Der ausführliche Projektbericht ist kostenlos als PDF-Datei auf CD-Rom verfügbar (Bestelladresse: s. Seite 50 der Broschüre).
Eine Abschlusspräsentation erfolgte am 24.9.04 in Nürnberg in Zusammenarbeit von DBU, dem Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) und der EnergieRegion Nürnberg.
Bei zahlreichen Fachkongressen fand/findet die Darstellung der Faktor-10-Techniken statt (www.zebau.de: Faktor 10, 11.Feb.05, Hamburg; www.passivhaustagung.de 9. Intern. Passivhaustagung, Forum: Modernisierung, 29./30. April 04, Ludwigshafen)
Weitere Informationen sind bei den Projektpartnern und auf deren Homepages zu erhalten.


Fazit

Aufbauend auf dem Einsatz von Passivhauskomponenten ist bei der Sanierung hinsichtlich Energieeffi-zienz, Ressourceneinsparung und Emissionsreduktion der Faktor 10 in einem wirtschaftlich sinnvollen Rahmen zu erreichen. Entscheidend für die breitenwirksame Umsetzung ist nicht nur die weitere Verbes-serung und Markteinführung der Technologien, es sind vor allem Umsetzungsstrategien in Verbindung von Öffentlichkeitsarbeit, Fördermaßnahmen und der Schaffung eines breiten gesellschaftlichen Konsen-ses erforderlich. Nicht zuletzt entscheidet über den zukünftigen Erfolg eine Nachhaltigkeitsbetrachtung, bei der die Aspekte von Ressourceneffizienz und Wirtschaftlichkeit in sinnvoller Weise mit den weichen Faktoren von Nutzerzufriedenheit sowie den allgemeinen Anforderungen an eine lebenswerte Architektur und das Wohnumfeld verbunden werden.

Übersicht

Fördersumme

124.000,00 €

Förderzeitraum

04.11.2002 - 04.05.2004

Bundesland

Bayern

Schlagwörter

Klimaschutz
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik