Projekt 19112/01

Erprobung von wirksamen Verfahren zur Vereinbarkeit von Klimaschutzverordnung (Wärmeschutzverordnung) und Erhaltung historischer Wand- und Deckenmalereien in Bürgerhäusern des UNESCO-Weltkulturerbes Altstadt Lübeck

Projektträger

Bereich Denkmalpflegeder Hansestadt Lübeck
Moislinger Allee 3
23558 Lübeck
Telefon: 0451/122-4809

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Der europaweit quantitativ und qualitativ einmalige Bestand an mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Wand- und Deckenmalereien in den Bürgerhäusern der Weltkulturerbestadt Lübeck ist in der Mehrzahl nutzungsbedingt und bauphysikalisch schwierigen klimatischen Bedingungen ausgesetzt. Besonders die Veränderung des Raumklimas durch moderne Heizsysteme und Wärmedämmmaßnahmen gemäß Klimaschutzverordnung stellen die Ursache verschiedener typischer Schadensbilder, insbesondere Salzausblühungen an den Wänden, Schwund- und Dehnungsrissen an den Holzdecken dar. Entsprechende Beobachtungen in den vergangenen Jahren waren Anlass, anhand von 4 Haupt- und 3 Referenzobjekten (Wandmalereien) eine wissenschaftliche Untersuchung zu Möglichkeiten einer klimatischen Abtrennung der empfindlichen historisch wertvollen Ausstattungen vom Raumklima z. B. durch Einhausung durchzuführen. Die Kürze des Beobachtungszeitraums und die geringe Zahl der Testobjekte konnte realistischerweise noch nicht zur Formulierung allgemeingültiger Empfehlungen für Eigentümer und Denkmalpfleger im Umgang mit Wand- und Deckenmalereien im bewohnten Raum führen. Ziel im Rahmen des Vorprojektes war deshalb zunächst, anhand der Erfahrungen und Ergebnisse die Forschungsdesiderate aufzuzeigen und die Fragestellungen für weiterführende Forschungen zu präzisieren.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenAnamnese der Objekte und ihrer Umgebung restauratorisch, naturwissenschaftlich, bauhistorisch:
- restauratorische Schadensbilder (Restaurator)
- darauf bauend Salz-, Feuchte-, Bindemittel-, Pigment- und Pilzanalysen (ZMK und FH Hildesheim)
Klimamessungen vor und hinter der Einhausung (ZMK/Restaurator)
- Formulierung der klimatischen Idealumgebung und Einhausung bzw. Verbesserung vorhandener Einhausungen (Restaurator, FH Hildesheim, ZMK, Denkmalpflege, Eigentümer)
Dokumentation und Bericht (Denkmalpflege in Kooperation mit Projektpartnern und Restaurator)


Ergebnisse und Diskussion

Das Vorprojekt hat die Grundlagen geschaffen, um gezielte Forschung zu ermöglichen. Es wurde erarbeitet, welche Parameter zur Beurteilung der bestehenden bzw. neu konzipierten Einhausungen abgefragt werden müssen und wie die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen und konservatorischen Untersuchungen in Beziehung zu einander gebracht werden können.
Die sehr komplexen und unterschiedlichen bauphysikalischen Einflussfaktoren bei den verschiedenen Objekten wurden im Zuge der Untersuchungen definiert, jedoch erst ansatzweise erfasst. Da während der Projektlaufzeit sowohl die Restaurierung als auch teilweise einschneidende bauliche Veränderungen im Umfeld einzelner Malereien durchgeführt wurden, dokumentieren die erhobenen Klimadaten bisher noch nicht den endgültigen Klimastatus. Entsprechend sind die Ergebnisse zur Schutzwirkung der ver-schiedenen Einhausungen noch vorläufig. Ein längerer Beobachtungszeitraum und der Einbezug weiterer bauphysikalischer Parameter ist für definitive Aussagen notwendig. Unter diesem Vorbehalt lassen sich folgende Aussagen treffen: einfaches Glas, Holz, Rigips und Stoff reichen in der Regel nicht aus, die Malereien vor den Klimaschwankungen im bewohnten Raum zu schützen. Für definitive Aussagen ist jedoch eine Fortsetzung der Beobachtung der Objekte unter Einbezug weiterer Einflussfaktoren zwingend erforderlich.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

- 20.5.02 Pressekonferenz und Information der Eigentümer
- 18.2.03 Zwischenbericht
- 28.6.04 Vortrag Hochschule für Bildende Künste Dresden von Dr. Hans-Jürgen Schwarz, ZMK: Ergebnisse des DBU-geförderten Projektes zum Erhalt von Wandmalereien in Lübecker Bürgerhäusern durch vorgebaute Einhausungen
- Projektbegleitend fortlaufende Dokumentation der naturwissenschaftlichen Berichte unter archaeo-metrielabor.com- Online-Publikation des Projektes unter hericare.de
- Lübeck
- Klimaschutz und Wandmalerei


Fazit

Das hiermit abgeschlossene Vorprojekt stellt einen unverzichtbaren und wichtigen Baustein zur Erhaltung des gefährdeten Bestandes an wertvollen historischen Wandmalereien in Lübecker Altstadthäusern dar. Es konnten erste wichtige Erkenntnisse zur Wirksamkeit und Qualität verschiedener Konstruktionen und Materialien zur Abdeckung von Wandmalerei, sowie wichtige methodische Erkenntnisse gewonnen werden.
Der Konflikt zwischen den gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen zum Schutz des Klimas und dem ebenfalls gesetzlich verankerten Schutz des kulturellen Erbes wird meist zu Ungunsten der architektur-gebundenen Wandmalereien ausgetragen. Für die denkmalpflegerische Praxis ist deshalb die Entwicklung eines praktikablen und kostengünstigen Verfahrens, die Malereien zu schützen, von größter Dringlichkeit. Hier stellt die Einhausung einen vielbegangenen, jedoch bisher kaum wissenschaftlich hinterfragten Weg dar. Das Vorprojekt ist ein erster Schritt, diese Lücke zu schließen. Gleichzeitig stellt das Projekt den ersten Ansatz zur Erforschung einer Fragestellung dar, zu der bisher noch keinerlei Untersuchungen vorliegen.
An vier Haupt- und drei Referenzobjekten in verschiedenen Lübecker Altstadthäusern wurden Einhausungen aus Glas (verglaste Wandnische), Holz (mit Holzklappen verschlossene Nische), Kalkputzwand (verputzte Reetmatten auf Fichtenbretterwand), Stoff (Leinwand, rückseitig kaschiert und einfach), und Gipskarton, sowie ohne Verkleidung (wenig genutzter Raum, Kastenfenster 19. Jd.) hergestellt oder bestehende verbessert und hinsichtlich ihrer klimatisierenden Wirkung beobachtet. Dazu wurden die Mauersalze bestimmt und die Entwicklung der Mikrobiologie an den einzelnen Objekten beobachtet. Ziel war es, ein Idealklima zu definieren und innerhalb der Einhausung herzustellen, bei dem die jeweils vorhandenen Salze in Lösung bleiben bzw. möglichst nicht umkristallisieren und gleichzeitig ein mikrobiologisches Wachstum verhindert wird.
Der zeitliche Rahmen des Projektes ermöglichte nicht die Überprüfung der Nachhaltigkeit der Maßnahmen unter Berücksichtigung der komplexen und z.T. noch während der Projektlaufzeit veränderten baulichen und bauphysikalischen Bedingungen der einzelnen Untersuchungsobjekte. Für allgemeingültige Aussagen zur Nachhaltigkeit der verschiedenen Einhausungsvarianten ist eine Fortsetzung der Untersuchungen unter Einbezug weiterer Parameter und Objekte unbedingt geboten. Es ist deshalb zu hoffen, dass es gelingt, ein solches Folgeprojekt anzustoßen

Übersicht

Fördersumme

100.000,00 €

Förderzeitraum

30.11.2001 - 31.07.2004

Bundesland

Schleswig-Holstein

Schlagwörter

Klimaschutz
Kulturgüter
Ressourcenschonung
Umweltforschung
Umwelttechnik