Projekt 19109/01

Erhöhung der Biodiversität in einer intensiv genutzten Bördelandschaft Westfalens mit Hilfe von extensivierten Ackerstreifen

Projektträger

Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e. V. Biologische Station (ABU)
Teichstr. 19
59505 Bad Sassendorf
Telefon: 0291/52830

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Gegenstand und Ziel des Projekts war die ökologische Anreicherung der überwiegend intensiv ackerbaulich genutzten Hellwegbörde im Kreis Soest durch extensivierte Ackerstreifen. Selten gewordene und typische Tier- und Pflanzenarten sollen gemäß ihrem Vorkommen räumlich differenziert gefördert und allgemein die Biodiversität erhöht werden. Modellhaft sollen Lösungswege aufgezeigt werden, wie Naturschutzmaßnahmen in einem Ackerbaugebiet umgesetzt und betrieblich sinnvoll integriert werden können. Die bestehenden Ackerextensivierungsprogramme des Landes NRW sollen hierdurch optimiert werden, um die Verbreitung und Akzeptanz neuer Naturschutz-Maßnahmen landesweit zu verbessern.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas zwischen Lippe und Ruhr bzw. Möhne gelegene Projektgebiet ist ca. 930 km² groß. In den vier Vertragsjahren 2002/03 bis 2005/06 wurden den Landwirten sieben verschiedene streifenförmige Extensivierungs-Maßnahmen für Ackerflächen angeboten. Die sieben Typen extensivierte Ackerstreifen waren: 1. Extensiviertes Getreide im doppelten Reihenabstand; 2. Brache (im März eine Bodenbearbeitung); 3. Wildkrauteinsaat (jeweils ca. 20 Wild- und Kulturarten); 4. Überjähriges Getreide, nachfolgend extensiver Sommergetreideanbau; 5. Überjähriges Getreide, nachfolgend Schwarzbrache; 6. Überjährige Wildkräu-ter, nachfolgend Schwarzbrache; 7. Überjährige Wildkräuter- Fortführung. Für alle extensivierten Ackerstreifen galten der Verzicht von Dünger, Bioziden, mechanischer Beikrautregulierung sowie Abstandsauflagen zu Siedlungen, Wäldern, Straßen. Für die Einwerbung von Verträgen mit Landwirten waren persönliche Beratungsgespräche in Verbindung mit Informationen in einem Projektfaltblatt und im Pflanzenbaufax der Landwirtschaftskammer besonders effektiv. Die Auswirkungen der extensivierten Ackerstreifen wurden im Rahmen von Effizienzkontrollen von Herbst 2002 bis Januar 2006 geprüft. Ackerwildkräuter, Schwebfliegen, Tagfalter, Heuschrecken, Laufkäfer, Vögel sowie der Feldhase wurden sowohl in den extensivierten Ackerstreifen als auch in nah gelegenen Referenzflächen im konventionell angebauten Getreide erfasst. Die Auswirkungen auf Bestände einiger Vogelarten konnten auch großflächig von 2002 bis 2005 untersucht werden.


Ergebnisse und Diskussion

Insgesamt legten 79 Landwirte im Projektgebiet 491 Ackerstreifen an, die im Durchschnitt etwa 0,4 ha groß waren. Am häufigsten wurden Getreidestreifen der Typen 1 und 4 mit 49 % gewählt, gefolgt von Wildkrautstreifen der Typen 3 und 7 mit 38 % und Brachestreifen der Typen 2 und 5 mit 13 % (Typ 6 wurde nicht realisiert). Die Fläche der Vertragsflächen konnte wie geplant von anfangs 23 ha kontinuierlich auf 70 ha im vierten Jahr gesteigert werden.
In den Untersuchungsflächen sämtlicher Streifentypen wurden im Mittel - zum Teil sehr starke - Steigerungen der Arten- bzw. Individuenzahlen im Vergleich zu den Referenzflächen nachgewiesen, wobei es je nach Organismengruppe, Streifentyp und Jahreszeit Differenzierungen gab. Positive Wirkungen wurden auch bei den meisten Zielvogelarten des Projektes wie Feldlerche, Rebhuhn, Kiebitz und Goldammer festgestellt. Alle Streifentypen wurden naturschutzfachlich als gut bis sehr gut bewertet. Bei den großflächig untersuchten Vogelarten (Kiebitz, Grauammer, Rastvögel) waren bei einem Flächenanteil der extensivierten Ackerstreifen von weniger als 1 % an den untersuchten Räumen keine positiven Auswirkungen der Maßnahmen auf die Vogelbestände nachweisbar.
Ein weiterer Schwerpunkt waren Untersuchungen zu Praktikabilität und Akzeptanz der Maßnahmen bei den Landwirten. Zwei Telefonbefragungen von Landwirten ergaben, dass bestimmte Ackerstreifentypen bevorzugt wurden. Wichtige Kriterien waren für die Bewirtschafter u. a. der befürchtete Befall mit Problemkräutern, die Integrierbarkeit der Maßnahmen in den Betriebsablauf und die Entschädigungshöhe. Die zusammenfassende Bewertung der Streifentypen aus landwirtschaftlicher Sicht ergab für die Getreide- und Wildkrautstreifen eine gute bis sehr gute, für die Brachestreifen nur eine mäßig gute bis schlechte Bewertung. Die Befragungsergebnisse und eigene Beobachtungen führten zu leichten Modifikationen der extensivierten Ackerstreifen, z. B. wurde die ursprüngliche Obergrenze der Streifenbreiten von 15 m erhöht oder die Wildkrautmischung in Anpassung an Körner fressende Singvögel verändert.
Die Ergebnisse des Projektes wurden in einem breiten Kreis kommuniziert und waren auch eine wichtige Grundlage für Extensivierungs-Maßnahmen im Rahmen der Hellwegbörde-Vereinbarung (Schutz der Wiesenweihe und anderer Offenlandarten im Kreis Soest innerhalb des inzwischen ausgewiesenen EU-Vogelschutzgebietes Hellwegbörde).


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Teilnahme an jährlichen Verbund-Workshops diente der Darstellung und Diskussion der Ergebnisse und dem Informationsaustausch. Mit gleicher Zielsetzung wurden Fachtagungen und vergleichbare Projekte besucht und fachkundige Referenten eingeladen. Für die Vertragseinwerbung wurden vielfältige Kommunikationsmittel eingesetzt: u. a. Presseartikel, Vorträge auf Hegerings- bzw. Landwirte-Versammlungen (mehr als 30), Exkursionen, Gestaltung von Radiosendungen und Erstellung einer eigenen Website. Darüber hinaus wurden die Projektergebnisse auch überregional auf mehreren Fachtagungen und den DLG-Feldtagen vorgestellt. Näheres zur Öffentlichkeitsarbeit findet sich im ausführlichen Anhangsteil des Abschlussberichtes.


Fazit

Das Projekt konnte wie geplant durchgeführt werden. Die Umsetzung der Projektes zusammen mit den Landwirten und Kooperationspartnern war erfolgreich. Aus den Ergebnissen und Erfahrungen des Projektes wurden Vorschläge für die Neugestaltung bzw. Erweiterung der Angebote der Agrarumweltmaßnah-men und des Vertragsnaturschutzes in Nordrhein-Westfalen abgeleitet. Drei Vertragsvarianten für jeweils fünfjährige Vertragslaufzeiten wurden dem Umweltministerium von NRW vorgeschlagen. Bei der Auswahl der Streifentypen war eine möglichst hohe ökologische Effizienz in Verbindung mit einer ausreichenden landwirtschaftlichen Praktikabilität von ausschlaggebender Bedeutung. Zusätzlich wurden Vorschläge für sinnvolle Streifenbreiten bzw. -flächengrößen, für praktikable Abstandsauflagen aus vogelkundlicher Sicht und für die Berücksichtigung von Vorbelastungen mit Problemkräutern gemacht. Auch wurde die Produktion von authochtonem Saatgut für Wildkrautflächen angeregt. Die Einbeziehung von einigen Streifentypen, z. B. dem Getreidestreifen im doppelten Reihenabstand, in die Vertragsnaturschutzpakete wurde vom Umweltministerium für die Förderperiode 2007 bis 2015 in Aussicht gestellt.

Übersicht

Fördersumme

415.002,00 €

Förderzeitraum

08.05.2002 - 31.10.2006

Internet

www.abu-naturschutz.de

Bundesland

Nordrhein-Westfalen

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Umweltkommunikation