Projekt 18941/01

Die Integration Zoologischer Gärten in Deutschland in den globalen Umwelt- und Biodiversitätsschutz

Projektträger

Freie Universität BerlinZI Lateinamerika-Institut
Rüdesheimer Str. 54 - 56
14197 Berlin
Telefon: (0 30) 8 38-5 30 72

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Bereits 1993 haben Zoologische Gärten in der World-Zoo-Conservation-Strategy (WZCS) dokumentiert, dass sie sich ihrer Bedeutung für den weltweiten Umwelt- und Biodiversitätsschutz bewusst sind. Trotz erheblicher Anstrengungen aller Beteiligten scheint eine zeitnahe Anpassung an die veränderten Aufgabenstellungen auf der Grundlage herkömmlicher Strategien kaum möglich. Im Mittelpunkt des Projektes steht deshalb die Analyse verschiedener Lösungsansätze und Unternehmensstrategien Zoologischer Gärten und deren Wirkungsweise auf die Gestaltungskompetenz ihrer Besucher und anderer gesellschaftlicher Gruppen zum Thema Umwelt- und Biodiversitätsschutz.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenDas hier vorgestellte Projekt basiert auf einem interdisziplinären Forschungsansatz. Die in der Auseinandersetzung mit Natur- und Sozialwissenschaftlern gewonnenen Erkenntnisse über den wissenschaftlichen Umgang mit Ökosystemen und den allgemeinen wie soziologischen Systemtheorien dienen als Grundlage für eine differenzierte Analyse der Handlungsspielräume Zoologischer Gärten in einem komplexen gesellschaftlichen Geflecht. Zur Erhebung der notwendigen Daten werden neben hypothesenprüfenden auch rekonstruktive Verfahren angewendet. Insbesondere die rekonstruktiven Erhebungsmethoden sollen eine frühzeitige Einbindung aller Beteiligten in den Forschungsprozess ermöglichen. Unter-sucht werden neben den bisherigen Handlungsstrategien auch die Schnittstellen zu anderen Akteuren des Umwelt- und Biodiversitätsschutzes wie politischen Gremien, Naturschutzorganisationen, Forschungs- und Bildungsstätten sowie Wirtschaftsunternehmen. Analysiert werden des weiteren die Um-weltbildungsbemühungen Zoologischer Gärten und deren Wirkung auf die Handlungskompetenz ihrer Besucher im Bereich Natur- und Artenschutz, die Unternehmensstrukturen Zoologischer Gärten und deren Potential für eine stärkere Einbindung in den Umwelt- und Biodiversitätsschutz, die regionalen und globalen Natur- und Artenschutzbemühungen unter Mitwirkung von Zoologischen Gärten und die multimedialen Kommunikationsstrategien Zoologischer Gärten, deren Wirkungsweise und inhaltliche Ausrichtung.


Ergebnisse und Diskussion

Die vorliegende Untersuchung bestätigt, dass die von der Mehrzahl Deutscher Zoos eingeschlagenen Strategien zur Umsetzung der in der WZCS beschriebenen Zielsetzungen kaum tauglich sind, um deren Potential für die Einbindung breiter Besuchergruppen in die Belange des nationalen und internationalen Biodiversitätsschutzes zu nutzen.
Zoologischen Gärten mangelt es an tragfähigen Grundlagenkonzepten, die eine stufenweise, aufeinander abgestimmte, am Biodiversitätsschutz ausgerichtete Umstrukturierung überhaupt erst möglich machen. Die mittel- und langfristigen Planungen Zoologischer Gärten werden weiterhin von tiergärtnerischen Überlegungen dominiert. Aspekte des Biodiversitätsschutzes spielen hierbei eine untergeordnete Rolle.
Zoologische Gärten beschränken sich in der Regel auf die Beteiligung an Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen und die finanzielle Unterstützung einzelner Artenschutzprojekte. Komplexe am Biodiversitätsschutz ausgerichtete Kommunikationsstrategien, die zugleich die besondere Stellung Zoologischer Gärten in einer sich rasant verändernden Freizeit- und Medienlandschaft berücksichtigen, sind nicht vorhanden. Die durch den Eintrittspreis abgedeckte Angebotspalette hat so gut wie keinen am Na-turschutz ausgerichteten Unterhaltungswert, die Besucher werden bis auf wenige Ausnahmen mit ihrer Tierbegegnung alleine gelassen. Präsentationskonzepte, die nicht mehr alleine das Tier in den Mittelpunkt stellen sondern dessen gesamten Lebensraum mit allen ökologischen, ökonomischen und kulturellen Bezügen thematisieren, konnten ansatzweise lediglich in zwei Zoos ermittelt werden.
In Ermangelung eigenständiger, am Biodiversitätsschutz ausgerichteter Unternehmensstrategien fällt es Zoologischen Gärten schwer, die Schnittstellen zu Mitbewerbern aus dem Kulturbereich, der Erwachsenenbildung, der Forschung, den Medien und des Naturschutzes ergebnisorientiert zu thematisieren. Längerfristige Kooperationsvereinbarungen zur Schaffung von Synergieeffekten sind deshalb die Ausnahme.
Führungskräfte deutscher Zoos greifen in der Regel auf Ausbildungsinhalte als Naturwissenschaftler zurück, Inhalte die zur Umstrukturierung traditionell geführter Zoologischer Gärten in besucherorientierte Naturschutzzentren nur eingeschränkt tauglich sind. Eine Anpassung der Anforderungs- und Leistungsprofile führender Mitarbeiter an die veränderten Aufgabenstellungen in Zoologischen Gärten konnte ge-nauso wenig festgestellt werden wie die Anpassung der Organisationsstrukturen.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

In Anbetracht der vorliegenden Untersuchungsergebnisse haben wir uns entschlossen, die gewonnenen Erkenntnisse in Form eines Ergebnisberichtes zu präsentieren, der an alle leitenden Zoomitarbeiter verschickt wird.
Ziel ist es, Zoologische Gärten in die Lage zu versetzen, ihre bisher gewählten Strategien mit den von uns gemachten Beobachtungen abzugleichen und gegebenenfalls Maßnahmen zu ergreifen, um ihre Vorgehensweise auf der Grundlage besucherorientierter, am Erhalt biologischer Vielfalt ausgerichteter, Unternehmens- und Kommunikationskonzepte zu modifizieren.
Um den Zoos eine auf ihre spezielle Situation ausgerichtete Auseinandersetzung mit dem Thema zu erleichtern, bieten wir jeder interessierten Einrichtung ein individuelles Arbeitsgespräch an. Wir erhoffen uns von diesem Zusatzangebot, leichter handlungsrelevante Impulse für eine am Ist-Zustand ausgerichtete Veränderung hin zu besucherorientierten Themenparks setzen zu können.
In einem nachfolgenden Schritt werden die Ergebnisse der Arbeit einem breiteren, an Natur- und Artenschutz interessierten Publikum im Internet präsentiert und zur Diskussion gestellt. Als Plattform hierfür sollen, wenn möglich, Webseiten von Organisationen genutzt werden, die seit längerem in der Zoowelt für ihr Engagement im Natur- und Artenschutz im Bereich Zoologischer Gärten bekannt sind.


Fazit

Die vorliegende Arbeit verdeutlicht, dass eine Reihe flankierender Maßnahmen notwendig sein werden, um Zoologische Gärten tatsächlich in die Lage zu versetzen, eine nachhaltige, am Besucher orientierte Naturschutzarbeit leisten zu können.
Es gilt, den ganzen Zoo als unterhaltsame Bühne zu entdecken, als Bühne für ein auf Verständnis basierendes, um Interessensausgleich bemühtes Miteinander verschiedener Kulturen und Lebenswelten.
Wir halten es deshalb für hilfreich, in Kooperation mit ausgewählten Zoos, Botanischen Gärten, Naturschutzorganisationen und anderen Kultur- und Medienschaffenden modellhaft geeignete Grundlagenkon-zepte und Kommunikationsstrategien zu entwickeln und deren stufenweise Integration in den Zooalltag zu betreiben.

Übersicht

Fördersumme

95.703,61 €

Förderzeitraum

01.08.2001 - 28.02.2004

Internet

www.fu-berlin.de/lai

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Naturschutz
Umweltkommunikation