Projekt 18665/01

Einrichtung eines deutsch-polnisch-tschechischen Netzwerkes für eine nachhaltige Regionalentwicklung im Einzugsgebiet der Oder (Oder-Forum)

Projektträger

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland-BUND e. V. Landesverband Berlin
Crellestr. 35
10827 Berlin
Telefon: 030/787900-19

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Das Projekt Nachhaltige Regionalentwicklung im Einzugsgebiet der Oder (Oder-Forum) hatte die Etablierung eines Netzwerkes deutscher, polnischer und tschechischer Nichtregierungsorganisationen, Experten und interessierter Laien zum Ziel. Die Kontakte der Verbände sollten intensiviert, koordiniert, optimiert und unterstützt werden. Durch die Vernetzung der verschiedenen Gruppen in den drei Anrainerstaaten sollten Sprachbarrieren überwunden, Know-how-Potenziale genutzt, der Informationsaustausch verbessert und Synergieeffekte für gemeinsame Projekte erreicht werden. Dazu dienten verschiedene Aktivitäten und Veranstaltungen, wie nationale und internationale Arbeitstreffen, Workshops, Fachexkursionen und eine umfassende Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Das internationale Netzwerk sollte über den Förderzeitraum hinaus eine dauerhafte, effiziente Struktur entwickelt haben, innerhalb derer weitere Projekte zur nachhaltigen Regionalentwicklung des Odereinzugsgebietes erarbeitet, unterstützt und begleitet werden können.
Anlass des Projektes war die zunehmende Verschlechterung der ökologischen Gesamtsituation im Odereinzugsgebiet u. a. durch den erhöhten Flächenverbrauch, den geplanten Ausbau der Oder für die Schifffahrt, veränderte Bedingungen in der Land- und Forstwirtschaft. Die in den vergangenen Jahren geschaffenen Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung in der Oderregion sowie beispielhafte Modellprojekte dienten als Basis für das Projekt.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten MethodenIm Rahmen des Oder-Forums wurde eine internationale Servicestelle eingerichtet, die vor allem für die Entwicklung, Organisation und Koordination von Maßnahmen sowie die überregionale Vernetzung verantwortlich war. Durch regelmäßige, inhaltlich fokussierte Netzwerktreffen, Workshops und Fachtagun-gen wurden Kompetenzen vermittelt, lokale und regionale Partnerschaften sowie Projekte initiiert und gefördert. Um eine optimale Kommunikation zu gewährleisten, wurde das Projekt zweisprachig (Deutsch und Polnisch) durchgeführt und die im Rahmen des Projektes publizierten Materialien überwiegend in beiden Sprachen veröffentlicht.
Die Öffentlichkeitsarbeit wurde als eine der Hauptaufgaben der Servicestelle angesehen, um die Anliegen des internationalen Netzwerkes zu vermitteln. Dazu fanden eine Auftaktpressekonferenz sowie mehrere (internationale) Pressekonferenzen statt. Zudem wurde die Präsenz im Internet erhöht und mit Faltblättern sowie vier Oder-Rundbriefen auf das Oder-Forum und seine Arbeit aufmerksam gemacht. Lobbygespräche, verschiedene grenzüberschreitende Veranstaltungen sowie drei mehrtägige internati-onale Radtouren steigerten ebenfalls den Bekanntheitsgrad des Netzwerks und der Oderregion. Zum Ende der Projektperiode fand eine internationale Konferenz mit übergreifendem Themeninhalt zu Flüsse in Mittel- und Osteuropa - ökologische Perspektiven für das Trans Europäische Verkehrsnetzwerk statt.


Ergebnisse und Diskussion

Die internationale Servicestelle des Oder-Forums hat maßgeblich zur Vernetzung der Umweltverbände in der Oderregion beigetragen. Das internationale Bündnis umfasst zu Projektende 33 Nichtregierungs-organisationen. Die Arbeitskontakte untereinander sind deutlich besser geworden und werden intensiver als vor zwei Jahren gepflegt. Zudem hat die fachliche Kompetenz der Partner erheblich zugenommen.
Die Netzwerkpartner haben sich zu Projektbeginn auf 7 inhaltliche Hauptziele festgelegt (vgl. Endbericht, Kap. 2) und zu folgenden Themen internationale Konferenzen veranstaltet: Hochwasserschutz, Wasserrahmenrichtlinie, Nachhaltige Regionalentwicklung sowie Flüsse in Mittel- und Osteuropa. Darüber hinaus wurden nationale Tagungen bzw. Workshops zu weiteren Oder-relevanten Themen, wie Natura 2000, Grenzübergänge zwischen Polen und Deutschland organisiert. Mehrere Fachexkursionen haben ebenfalls wesentlich zum Know-How-Transfer zwischen den Organisationen bzw. Ländern und Regionen beigetragen. Außerdem wurde ein enger Austausch mit anderen Flussnetzwerken in Deutschland unterhalten.
Obwohl die fachliche Qualifizierung der teilnehmenden Gruppen im Bündnis und die Vernetzung der Verbände Hauptziele des Projektes waren, konnten auch konkrete inhaltliche Ergebnisse für den Schutz der Oderregion erreicht werden. So haben beispielsweise Einwände des Oder-Forums zu einer erneuten Überprüfung eines Planungsvorhabens zum Ausbau des Grenzübergangs Mescherin/Gryfino beigetragen - ein Bauvorhaben, das direkt durch den Nationalpark Unteres Odertal führt und der Einhaltung von europäischen Gesetzesvorgaben widersprechen würde.
Ein weiterer großer Erfolg war das Erreichen des Beobachterstatus bei der Internationalen Kommission zum Schutz der Oder vor Verunreinigung (IKSO).
Mehrere Umweltverbände aus den drei Oder-Anrainerstaaten haben mittlerweile neue grenzüberschreitende Kooperationen begonnen, aus denen sich qualifizierte Folgeprojekte ergeben werden. Dies deutet auf eine langfristige, über die Förderperiode hinausgehende Zusammenarbeit hin.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit wurden mehrere Pressekonferenzen durchgeführt sowie bestehende Internetseiten aktualisiert und erweitert. Mit Faltblättern, einer Serie von 6 Poster in Deutsch/Polnisch und Polnisch/Tschechisch sowie vier Ausgaben des Oder-Rundbriefs wurde auf das Netzwerk und seine Arbeitsinhalte aufmerksam gemacht. Darüber hinaus präsentierte sich das Projekt auf Konferenzen, Messen und Treffen anderer Flussnetzwerke.
Eine mehrsprachige Publikation mit Beispielen nachhaltiger Regionalentwicklung in der Oder-Region trug ebenfalls zur Intensivierung der Kontakte der Verbände in der Oderregion bei.


Fazit

Innerhalb der Projektperiode konnte ein funktionierendes Netzwerk aus 33 Organisationen der drei Anrainerstaaten der Oder aufgebaut werden. Die Arbeit der internationalen Servicestelle hat wesentlich dazu beigetragen.
Der Kenntnisstand der Organisationen konnte durch die vielen unterschiedlichen Aktivitäten, wie Konferenzen, Workshops und Fachexkursionen deutlich verbessert werden. In diesen Veranstaltungen wurden auch die inhaltlichen Themenschwerpunkte des Netzwerkes behandelt.
Neben der Organisation von Veranstaltungen hat sich das Oder-Forum auch politisch engagiert und auf unterschiedlichen Ebenen Lobby-Arbeit geleistet. Dadurch konnten wichtige Grundvoraussetzungen, wie die Akzeptanz in der Bevölkerung oder Expertenkontakte, geschaffen werden. Auf dieser Basis lassen sich in Zukunft weiterführende konkrete Projekte zur nachhaltigen Regionalentwicklung umsetzen. Erste Konzepte und Projektanträge wurden schon während der Projektperiode gestellt.
Langfristig, v. a. durch den Beitritt Polens und der Tschechischen Republik in die Europäische Union werden sich die Regionen immer weiter annähern. Dadurch wird der Druck besonders auf die noch naturnahen, ländlichen Gebiete wachsen. Der Ausbau von Straßen und Schifffahrtswegen sowie europäische Gesetzesvorgaben u. a. im Naturschutz, in der Landwirtschaft und Wasserwirtschaft stellen die Umweltorganisationen in den Anrainerstaaten vor neue Herausforderungen.
Durch die zweijährige Anschubfinanzierung konnten dazu erste Schritte im Vorfeld realisiert werden, um so die Oderregion für die Zukunft als ein Fluss in Mitteleuropa fit zu machen. Die internationale Servicestelle hat dafür eine Plattform geschaffen, die über den Projektzeitraum hinaus den Informations- und Wissensaustausch sowie ein Denken in internationalen Strukturen möglich macht.

Übersicht

Fördersumme

94.384,48 €

Förderzeitraum

09.11.2001 - 29.02.2004

Bundesland

Berlin

Schlagwörter

Landnutzung
Naturschutz
Ressourcenschonung
Umweltkommunikation
Umwelttechnik