Projekt 18597/01

Modellhafte Konservierung umweltgeschädigter national bedeutender Grabdenkmäler auf dem Alten Katholischen Friedhof in Dresden (deutsch-polnisches Gemeinschaftsprojekt)

Projektträger

Katholische Kirchhofsstiftung zu Dresden
Bremer Str. 20
01067 Dresden
Telefon: 0351/4963082

Zielsetzung und Anlass des Vorhabens

Wissenschaftlich fundierte Konservierung kulturhistorisch wertvoller Grabmale polnischer Emigranten des 18. und 19. Jahrhunderts durch polnische und deutsche Restauratoren als Beispiel eines länderübergreifenden Erfahrungsaustausches zur Behebung von Umweltschäden an Naturstein und zur Förderung des völkerverbindenden Kulturaustausches. Das Vorhaben wurde angeregt vom polnischen Konsulat aufgrund des Interesses der polnischen Öffentlichkeit an der Erhaltung der wichtigen Dokumente für die Geschichte beider Länder.


Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden1. Abstimmung und Diskussion mit den polnischen und deutschen Restauratoren zu den konkreten Erhaltungsstrategien und Konservierungsmethoden der einzelnen Grabsteine (Erfahrungsaustausch).
2. Substanzielle Erhaltung der wichtigsten Grabmale in gemeinsamer Arbeit von polnischen und deutschen Restauratoren unter Anwendung innovativer Konservierungsverfahren, die in anderen DBU - Projekten entwickelt und geprüft wurden.
3. Bekanntmachung eines interessanten Kapitels deutsch - polnischer Geschichte. Im Rahmen eines deutsch - polnischen Symposiums zum Abschluss der Arbeiten soll zugleich der Umweltschutzgedanke in seiner Einheit von natürlicher und bebauter Umwelt über die Ländergrenzen transponiert werden.


Ergebnisse und Diskussion

Es wurden 24 Grabmale restauriert. Überwiegend handelte es sich um stark umweltgeschädigte Grabmale aus Cottaer Sandstein, darüber hinaus aus Granit und Marmor, teils mit Schmuckelementen aus Metall. Hauptschadensursache waren Rauchgase, und bei den Sandsteinen diffusionsdichte Ölfarbanstriche aus früherer Zeit.
Ziel der Maßnahmen war die konservierende Substanzerhaltung. Auf umfangreiche Ergänzungen sollte bewusst verzichtet werden. Es erfolgten Reinigungen, Algizidbehandlungen und Teilabnahmen der losen Ölfarbfassung. Eine konsequente Abnahme der Farbfassung wurde nicht angestrebt, da einige nachgewiesene Weiß-Gold- Fassungen zum Originalbestand gehören. Bei den meisten Sandsteingrabmalen erfolgte eine Kompressenentsalzung. In einem Fall kam es dabei zu Braunverfärbungen der Oberfläche, die durch wiederholte Kompressenauflagen mit destilliertem Wasser beseitigt werden konnte. Die Substanzfestigung und Sicherung von Schalen und Schuppen erfolgte bei den Sandsteinen mit Kieselsäureester und Kieselsäureester gebundenen Mörteln im Modulsystem der Firma Remmers. Für größere Ergänzungen wurden konfektionierte mineralische Antragmörtel und Natursteinvierungen eingesetzt. Es erfolgten Retuschen und bei den Sandsteinen eine Hydrophobierung. Bei einer für den Friedhof sehr wirksamen Sandsteinfigur fiel aufgrund des äußerst desolaten Zustandes die Entscheidung für eine Acrylharzvolltränkung. Die flankierenden restauratorischen Maßnahmen wurden im Rahmen einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Potsdam durchgeführt. Hauptthema der Diplomarbeit war die Optimierung einer mineralischen Rissverklebung mit Zementsuspensionen in Vorbereitung der Acrylharzvolltränkung. Zwei Sarkophaggrabmale zeigten so starke Schäden, dass ihre Erhaltung einen Grenzfall der Konservierung darstellte. In dem einheitlichen Friedhofsensemble sollte jedoch bewusst auf Kopien verzichtet werden. Es wurde daher versucht, lediglich die wesentlichen Umrisse und Formlinien zu ergänzen. Das ästhetische Ergebnis wird aufgrund der Schwere der Schäden immer diskussionswürdig bleiben. Von jedem Grabmal existiert im Landesamt für Denkmalpflege Sachsen eine ausführliche Dokumentation. Bei der Sandsteinkonservierung haben die polnischen Restauratoren in Deutschland entwickelte Methoden und Erfahrungen übernommen.
Bei den anderen Steinmaterialien und den Metallelementen kamen auch in Polen übliche Technologien zum Einsatz. Da die Acrylharzvolltränkung den polnischen Restauratoren unbekannt war, erfolgte eine gemeinsame Besichtigung der Anlage bei Bamberg mit einer ausgiebigen Fachdiskussion. Darüber hinaus gab es Arbeitsbesuche und Fachgespräche bei den deutschen Restauratoren und vor den Objekten.


Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation

Die Restaurierungsarbeiten wurden durch ein Team des polnischen Fernsehens begleitet. Im Sommer 2002 war das Projekt Gegenstand der Aktion Jugend recherchiert Umwelt.


Fazit

In gemeinsamer Arbeit von deutschen und polnischen Restauratoren ist es gelungen 24 der wichtigsten und am stärksten durch Umwelteinflüsse geschädigten Grabmale zu konservieren. Die dabei eingesetzten Methoden entsprechen dem neusten wissenschaftlich begründeten Erkenntnisstand. Das Projekt stellt einen wesentlichen Beitrag zur Völkerverständigung und dem Verständnis zum gemeinsamen kulturellem Erbe dar. Ingesamt muss aber auch eingeschätzt werden, dass die verwaltungsjuristischen, finanztechnischen und sprachlichen Schwierigkeiten unerwartet hoch waren. Ein zwangloser Erfahrungsaustausch zwischen den deutschen und polnischen Restauratoren durch die direkte gemeinsame Arbeit konnte dadurch nur sehr eingeschränkt zustande kommen.

Übersicht

Fördersumme

78.227,66 €

Förderzeitraum

07.06.2001 - 07.06.2004

Bundesland

Grenzüberschreitend

Schlagwörter

Grenzüberschreitend
Kulturgüter
Umwelttechnik